Buddhanussati

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
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erbreich
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#31 Re: Buddhanussati

Beitrag von erbreich » Fr 26. Sep 2014, 12:48

Demian hat geschrieben:Ohne die Fähigkeit unsre Weltbilder – und selbst die scheinbar sichersten Vorstellungen zu hinterfragen – gibt es kein echtes Verstehen.
Das ist richtig. Und gilt für jede meiner Äusserungen wie auch für diese, deine Aussage:

Es scheint zwar so zu sein, als gäbe es eine materielle Welt, aber letztlich nehmen wir nichts anderes, als Wahrnehmungen, Gedanken und Empfindungen wahr.
Die Nur-Geist-Idee ist auch ein Konzept. Was auch immer wir sprachlich äussern sind Konzepte, keine objektiven, absoluten Realitäten. "Doch wenn ihr Grübeln sie in Theorien festgelegt..." (siehe Signatur).

Realität wird subjektiv (von einem Subjekt) erlebt als unmittelbarer Kontakt an den Sinnentoren. Auslöser des Erlebens ist das Zusammentreffen (eben der Kontakt, die Berührung) körperlicher und/oder geistiger Phänomene mit den körperlichen Sinnen und/oder dem Geistsinn. Die erste Reaktion auf die Berührung ist das Gefühl. Das ist immer noch unmittelbares Erleben, frei von Konzeptualisierung. Dann folgt die Wahrnehmung. Sie ist Beschreibung und mit ihr fällt das unmittelbare Erleben (Bubers Ich-Du) weg und wird durch ein begriffliches Wahrnehmen abgelöst (Bubers Ich-Es). Und wie Buber treffend feststellt:

Das Grundwort Ich-Du kann nur mit dem ganzen Wesen gesprochen werden.
Das Grundwort Ich-Es kann nie mit dem ganzen Wesen gesprochen werden.

Und weiter:
Ohne Es kann der Mensch nicht leben.
Aber wer mit ihm allein lebt, ist nicht der Mensch.

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Demian
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#32 Re: Buddhanussati

Beitrag von Demian » Mi 22. Okt 2014, 16:14

erbreich hat geschrieben:Die Nur-Geist-Idee ist auch ein Konzept. Was auch immer wir sprachlich äussern sind Konzepte, keine objektiven, absoluten Realitäten.
Deshalb ist die Frage relevant, welche Konzepte eine authentische Wahrnehmung widerspiegeln. Die sprachliche Ebene ist nicht absolut, aber sie kann dem Erkennen der Wahrheit dienen. Worte, Begriffe und Konzepte können ebenso verschleiern und der Illusion dienen, wie sie auch offenbaren, erhellen und somit der Wahrheit dienen können. Wenn Geist-Bewusstsein alles ist, dann kann das auch erkannt werden.

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#33 Re: Buddhanussati

Beitrag von JackSparrow » Mi 22. Okt 2014, 20:14

Demian hat geschrieben:Deshalb ist die Frage relevant, welche Konzepte eine authentische Wahrnehmung widerspiegeln.
Authentizität ist beispielsweise ein Konzept. Und Relevanz. Und Wahrnehmung. Und Widerspieglung.

Die sprachliche Ebene ist nicht absolut, aber sie kann dem Erkennen der Wahrheit dienen.
Die Wahrheit muss nicht erkannt werden. Wenn ich einen Kaffee trinke und sage, dass ich einen Kaffee trinke, dann ist das die Wahrheit. Hätte ich gesagt dass ich Himbeersaft trinke, dann wäre es nicht die Wahrheit gewesen. Außer ich hielte meinen Kaffee selbst für Himbersaft. Dann wäre es wieder die Wahrheit.

Worte, Begriffe und Konzepte können ebenso verschleiern und der Illusion dienen
Ja. Wenn ich beispielsweise behaupten würde, mein Kaffee bestehe aus Geist oder mein Kaffee sei ein Teil von Gottes Geist oder mein Kaffee sei das Ergebnis eines höheren göttlichen Plans, dann wäre dies eine Verschleierung der simplen Tatsache, dass ich entweder gerade Kaffee trinke oder eben nicht.

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#34 Re: Buddhanussati

Beitrag von Demian » Mi 22. Okt 2014, 23:30

JackSparrow hat geschrieben:Authentizität ist beispielsweise ein Konzept. Und Relevanz. Und Wahrnehmung. Und Widerspieglung.
Wahrheit ist das, was wirklich ist, die Wirklichkeit. Konzepte interpretieren diese Wirklichkeit. Die Frage ist, welche Konzepte einer authentischen Wahrnehmung entspringen.

Pluto
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#35 Re: Buddhanussati

Beitrag von Pluto » Mi 22. Okt 2014, 23:38

Demian hat geschrieben:Wahrheit ist das, was wirklich ist, die Wirklichkeit.
Wir haben nur die Wahrnehmung der Wirklichkeit. Weiter ist die Wahrheit stets abhängig vom jeweiligen Wahrheitskriterium.
Demzufolge können wir nicht wissen ob das was wir wahrnehmen die Wahrheit ist.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#36 Re: Buddhanussati

Beitrag von Demian » Mi 22. Okt 2014, 23:46

Pluto hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:Wahrheit ist das, was wirklich ist, die Wirklichkeit.
Wir haben nur die Wahrnehmung der Wirklichkeit.
Richtig, wir kennen einzig und allein die wahrgenommene Wirklichkeit. In unsrer direkten Erfahrung sind Bewusstsein und Wirklichkeit immer verbunden. Spricht das nicht dafür, dass Bewusstsein alles ist, was existiert?

Weiter ist die Wahrheit stets abhängig vom jeweiligen Wahrheitskriterium. Demzufolge können wir nicht wissen ob das was wir wahrnehmen die Wahrheit ist.
Das Wahrheitskriterium ist die Entdeckung und Überprüfung durch die direkte Erfahrung.

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#37 Re: Buddhanussati

Beitrag von Pluto » Mi 22. Okt 2014, 23:59

Demian hat geschrieben:Das Wahrheitskriterium ist die Entdeckung und Überprüfung durch die direkte Erfahrung.
Was wird entdeckt?
Wie wird überprüft?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#38 Re: Buddhanussati

Beitrag von erbreich » Fr 24. Okt 2014, 08:18

Demian hat geschrieben:Wahrheit ist das, was wirklich ist, die Wirklichkeit.
Ja, ich benütze diese beiden Begriffe auch synonym.
Pluto hat geschrieben:Wir haben nur die Wahrnehmung der Wirklichkeit.
Einverstanden.
Demian hat geschrieben:Richtig, wir kennen einzig und allein die wahrgenommene Wirklichkeit.
Das ist nicht dasselbe: Wir kennen eben nur unsere Wahrnehmung. Die Wirklichkeit ist zwar eine Bedingung für das Zustandekommen unserer Wahrnehmung, aber wir kennen sie nicht. In meinem Post vom 23. Sept. schrieb ich:

Die "Welt" wird als die sechs Sinnesobjekte erlebt. Sinneskontakt löst Gefühl aus (die Gefühlswertung angenehm, unangenehm oder weder-noch), Gefühl führt zu Wahrnehmung (Bennen des gefühlten Sinneseindrucks), Wahrnehmung führt zu Willensregungen als Reaktion auf das Erlebte und das Bewusstsein hat die Funktion des sich all dessen bewusst seins. All dies entsteht und vergeht. Und es ist keine objektive Erfahrung (eine solche ist nicht möglich), sondern vollständig subjektiv.

Was wir also "haben" oder "sind" ist einzig dieser subjektive Prozess. Die Wirklichkeit ist zwar Ausgangspunkt unseres Erlebens, wir können sie aber nicht erfahren (s. Martin Buber's Unterscheidung zwischen Erleben und Erfahrung).
Demian hat geschrieben:In unsrer direkten Erfahrung sind Bewusstsein und Wirklichkeit immer verbunden. Spricht das nicht dafür, dass Bewusstsein alles ist, was existiert?
Nein, tut es nicht. Es wäre da kein Unterschied zur Behauptung Körperlichkeit oder Gefühl oder Wahrnehmung oder Wille sei alles, was existiert. Materielles und Immaterielles existiert. Beides können wir fühlen, wahrnehmen, unseren Willen darauf richten und uns dessen bewusst sein. Die dem zugrundeliegende Wirklichkeit oder Wahrheit, die dies alles möglich macht aber, die ist uns nicht erkennbar.
Pluto hat geschrieben:Demzufolge können wir nicht wissen ob das was wir wahrnehmen die Wahrheit ist.
Wir können wissen, dass dies unsere Wahrnehmung ist. Und dass es unsere Wahrnehmung ist, das ist wirklich wahr.
Demian hat geschrieben:Das Wahrheitskriterium ist die Entdeckung und Überprüfung durch die direkte Erfahrung.
Eben, und die sagt mir, dass da diese oder jene Wahrnehmung ist. Nicht mehr und nicht weniger.

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#39 Re: Buddhanussati

Beitrag von Pluto » Fr 24. Okt 2014, 11:23

erbreich hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Demzufolge können wir nicht wissen ob das was wir wahrnehmen die Wahrheit ist.
Wir können wissen, dass dies unsere Wahrnehmung ist. Und dass es unsere Wahrnehmung ist, das ist wirklich wahr.
Ich komme aus einer anderen Ecke, wo es keine echten Wahrheiten gibt. ;)
"Das Ziel der Wissenschaft ist ... die Wahrheit: Wissenschaft ist Wahrheitssuche.
Und wenn wir auch nie wissen können, ob wir dieses Ziel erreicht haben, so können wir dennoch gute Gründe für die Vermutung haben, daß wir unserem Ziel, der Wahrheit, nähergekommen sind".
Quelle: Karl R. Popper, "Auf der Suche nach einer besseren Welt" (München 1984) 51f.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#40 Re: Buddhanussati

Beitrag von erbreich » Fr 24. Okt 2014, 11:45

Pluto hat geschrieben:Ich komme aus einer anderen Ecke, wo es keine echten Wahrheiten gibt. ;)
Wir haben ja über die Wahrheit gesprochen, im Sinne von Wirklichkeit (und diese, würde ich anfügen, im Sinne der Tatsache, das etwas ist und nicht nichts).
Wahrheiten darüber, was das nun sei, das da ist, und wie das sei, dieses Seiende, sind natürlich etwas anderes. Wie Hermann Hesse sich äusserte:

Es gibt die Wirklichkeit und an ihr ist nicht zu rütteln. Wahrheiten jedoch, nämlich in Worten ausgedrückte Meinungen über das Wirkliche, gibt es unzählige, und jede ist so richtig, wie sie falsch ist.

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