Ein offener Brief an Ben Affleck

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
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closs
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#21 Re: Ein offener Brief an Ben Affleck

Beitrag von closs » Mo 10. Nov 2014, 22:20

Pluto hat geschrieben: Aber in der politischen Praxis denken wir hier alle vllt. zu idealistisch, wenn wir meinen, veränderte Grenzziehungen würden heute sehr viel an den aktiven Bürgerkriegen ändern.
Das führt aus meiner Sicht zum entscheidenden Punkt: Wir sollten Politik und Macht nicht idealistisch/ethisch beurteilen, sondern realistisch. Dann würde auch das Gerede aufhören, der Westen sei "besser" als der Osten.

Der Anti-Amerikanismus entsteht doch nicht dadurch, dass die USA stark sind, sondern dass sie den Eindruck erwecken und am Ende sogar selber glauben, sie seien "die Besseren". - Mit Macht des Gegners kann der Islam umgehen - mit Allüren ("wir sind die besseren Menschen") nicht - denn das ist eine Beleidigung. - Umgekehrt entsteht aus diesem "Wir sind die besseren Menschen" bei uns viel Anti-Islamismus. -Wo soll da noch Platz sein für anspruchsvolle Kritik an islamischen Gesellschaften - denn berechtigt ist anspruchsvolle Kritik in der Tat.

Pluto
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#22 Re: Ein offener Brief an Ben Affleck

Beitrag von Pluto » Mo 10. Nov 2014, 22:50

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Aber in der politischen Praxis denken wir hier alle vllt. zu idealistisch, wenn wir meinen, veränderte Grenzziehungen würden heute sehr viel an den aktiven Bürgerkriegen ändern.
Das führt aus meiner Sicht zum entscheidenden Punkt: Wir sollten Politik und Macht nicht idealistisch/ethisch beurteilen, sondern realistisch. Dann würde auch das Gerede aufhören, der Westen sei "besser" als der Osten.

Der Anti-Amerikanismus entsteht doch nicht dadurch, dass die USA stark sind, sondern dass sie den Eindruck erwecken und am Ende sogar selber glauben, sie seien "die Besseren".
Das alte Sprichwort lässt grüßen:

  • Nachbars Gärten sind grüner.

Nach meinen Erfahrungen entsteht dies allein aus einer Regung, dem Neid auf die "anderen".

Genauso verhält es sich mit den Bürgerkriegen auf der Welt. Man ist neidisch auf die Position, das Land, den Reichtum, den Erfolg... des anderen. Den will *ICH* auch haben!
Eine Spielart des Neids ist auch: Die anderen haben ein anderes Weltbild, andere Wahrheiten, die falsch sein müssen, denn nur unsere ist richtig.

Kurz gesagt, der Grund für alle Kriege der Erde (ohne Ausnahme) ist Xenophobie.

- Mit Macht des Gegners kann der Islam umgehen - mit Allüren ("wir sind die besseren Menschen") nicht - denn das ist eine Beleidigung.
Auch im Verhalten der IS erkenne ich Neid als Hauptgrund für ihr Verhalten. Sie sind neidisch uf die Errungenschaften des "Westens". Und dann kommt der Stolz hinzu...
Ist es nicht schön sagen zu können, "Schaut alle her, wie groß und mächtig wir sind; wir haben den verhassten Zaun, erbaut von den verhassten (weil erfolgreichen) "Westlern", abgerissen: die verhasste Grenze gibt es nicht mehr...
... und BTW, die USA kann uns in unserem Vorhaben nicht stoppen.

Letztlich ist alles nur NEID.
Natürlich ist es nicht hilfreich, wenn einer (wie die USA) ständig sagt, Guckt alle her.... Wir haben was, was ihr nicht habt!, oder, Ätsch... Wir können was was ihr nicht könnt!

So was schürt erst recht den Neid. — Es "menschelt" eben in dieser Welt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#23 Re: Ein offener Brief an Ben Affleck

Beitrag von closs » Di 11. Nov 2014, 00:53

Pluto hat geschrieben:Nachbars Gärten sind grüner.
Würde das ein durchschnittlicher US-Bürger so sehen? - Würde das ein durchschnittlicher Saudi so sehen?

Pluto hat geschrieben:Auch im Verhalten der IS erkenne ich Neid als Hauptgrund für ihr Verhalten.
Da erkenne ich einen terroristisch erhöhten Kulturkampf - Stichwort Dekadenz. - Spontan fällt mir da Gudrun Ensslin ein, die eigentliche Führungs-Figur der Baader-Meinhof-Gruppe. - Ensslin kam aus evanglischem Elternhaus, hat das ethische Ideal mit der Realität verglichen und ihre eigene Erbostheit über Faschismus und Wirtschafts-Stalinismus transponiert in eigenen Terror - was natürlich nicht geht.

Wahrscheinlich wären alle besser bedient, wenn sie ihre eigene Kultur und ihre eigenen geistigen Ansprüche erst gar nicht mit anderen vergleichen würde - man muss nicht in dieser Welt siegen.

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#24 Re: Ein offener Brief an Ben Affleck

Beitrag von Janina » Di 11. Nov 2014, 07:01

Catholic hat geschrieben:Aber dass Muslime Polemik nicht einfach hinnehmen -- siehe die Mohammed-"Karikaturen" vor einigen Jahren --kann ich gut verstehen.
Dafür DARF es kein Verständnis geben. So ein Verhalten hat in Europa nichts verloren. Wem das nicht passt, der kann ja gehen. Nach Bangladesh zum Beispiel, da ist doch das Paradies, oder?
http://www.aljazeera.com/news/asia/2013 ... 64976.html

Pluto hat geschrieben:Käme Jemand auf die Idee eine Karikatur von Jeus zu veröffentlichen, würde dann der Papst die Schweizer Garde losschicken, um ihn aufzuspießen?
Eben. Aufregen ist ok, aber die Titanic darf das halt.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Nachbars Gärten sind grüner.
Würde das ein durchschnittlicher Saudi so sehen?
Gibts da überhaupt was grünes?

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#25 Re: Ein offener Brief an Ben Affleck

Beitrag von closs » Di 11. Nov 2014, 09:39

Janina hat geschrieben:Dafür DARF es kein Verständnis geben. So ein Verhalten hat in Europa nichts verloren.
Verstehen sollte man im Idealfall alles - man muss ja nicht zustimmen. - Mir ist bewusst, dass die Karikaturen für einen Moslem tief verletzend sind. - Und es würde auch in Europa krachen, wenn seitens der Moslems als Gegenstück Karikaturen kämen, in denen sich bspw. die Heilige Maria mit einem Dildo befriedigt.

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#26 Re: Ein offener Brief an Ben Affleck

Beitrag von Pluto » Di 11. Nov 2014, 09:58

closs hat geschrieben:Mir ist bewusst, dass die Karikaturen für einen Moslem tief verletzend sind. - Und es würde auch in Europa krachen, wenn seitens der Moslems als Gegenstück Karikaturen kämen, in denen sich bspw. die Heilige Maria mit einem Dildo befriedigt.
Der Unterschied liegt in der Reaktion der Betroffenen. Empörung ist sicher angebracht.
Andererseits sind Aufrufe zur Fahndung und Ermordung (die sog. Fatwa) eine Überreaktion, die oft bei streng religiösen Mullahs zu beobachten sind.
Was diesen Menschen fehlt, ist Weltoffenheit und ein gesundes Maß an Toleranz.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#27 Re: Ein offener Brief an Ben Affleck

Beitrag von Andreas » Di 11. Nov 2014, 10:22

Genau so wenig wie ich glaube, dass manche (!!!) Mullahs religiös sind, glaube ich das manche (!!!) Päpste religiös waren. "Religion" ist einer von vielen Wegen Menschen zu sinnloser Gewalt anzustiften. Ein amerikanischer GI erledigt halt seinen "Job" - da wird dann eben menschliche Arbeit pervertiert. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.

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#28 Re: Ein offener Brief an Ben Affleck

Beitrag von Janina » Di 11. Nov 2014, 10:25

closs hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Dafür DARF es kein Verständnis geben. So ein Verhalten hat in Europa nichts verloren.
Verstehen sollte man im Idealfall alles - man muss ja nicht zustimmen. - Mir ist bewusst, dass die Karikaturen für einen Moslem tief verletzend sind.
Noch nicht einmal das. Diese "tiefe Verletzung" ist ein Detektor für einen Extremismus, der hier nicht hingehört. Nicht für Islam an sich.

closs hat geschrieben:Und es würde auch in Europa krachen, wenn seitens der Moslems als Gegenstück Karikaturen kämen, in denen sich bspw. die Heilige Maria mit einem Dildo befriedigt.
Ha ha. Krachen würde da höchstens der Blutdruck von zwei drei bayrischen Provinzgouverneuren.

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#29 Re: Ein offener Brief an Ben Affleck

Beitrag von 2Lena » Di 11. Nov 2014, 10:45

closs: mit Allüren ("wir sind die besseren Menschen") nicht - denn das ist eine Beleidigung. - Umgekehrt entsteht aus diesem "Wir sind die besseren Menschen" bei uns viel Anti-Islamismus. -Wo soll da noch Platz sein für anspruchsvolle Kritik an islamischen Gesellschaften
.
Kritik dort - oder an der eigenen Nase?
Wer verfährt denn das ganze Benzin, verheizt das Öl, teert die Straßen ...
Amerika - das war ein großes Experiment, mit Menschen vieler Kulturen auf einem ganz neuen Boden. Da wurde schon mal Verzopftes weggelassen und es wurden große Ideen probiert zu verwirklichen. Nur wenn du die Namen der Siedlungen Amerikas vergleichst, findest du schon so manche Beziehungen.

Was schief ging, war der Kapitalismus, der mit entprechenden Firmen, Leitwährung, Handelsabkommen und (ach was, das wird viel zu umfangreich) eine Ausbeutung betrieb, die alte Kulturnationen - so nicht hinnahmen. Ein Teil profitierte vom Reichtum, drückte weiter ... und weitere Reihen vielen zum Opfer.

Jedesmal im Verlauf der Weltgeschichte kam der Umbruch bei Ungleichgewicht. Es erinnerten sich die Menschen an die gerechten, an die göttlichen Gesetze ... und dann besteht nichts mehr weiter... Schon allein deshalb, weil ein Eimer mit Loch gnadenlos untergeht.

2Lena
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#30 Re: Ein offener Brief an Ben Affleck

Beitrag von 2Lena » Di 11. Nov 2014, 10:50

Pluto: Kurz gesagt, der Grund für alle Kriege der Erde (ohne Ausnahme) ist Xenophobie.
Du unterschätzt die Not und dass es die Gattung "Nimmersatt" gibt, welche das alles auslöst.

Nicht umsonst wird in so vielen Bibelkapiteln von Größzügigkeit und Gastfreundschaft gepredigt. Das ist der Schlüssel zu allem. Ich weiß nicht mehr in welchem alten ägyptischen "Lernmärchen" ich gelesen habe, dass ein Dieb mehr nehmen musste - und auf diese Weise sehr wohl das Ungleichgewicht erfuhr, das Besitz auslöst.

Du denkst nicht an die Intrigen, die hinter den uns gezeigten Berichten sind. Warum zeigte man in Deutschland bei einer bestimmten Partei immer nur "Schnürstiefel", wenn die auftraten. Hej, was dachten da die Leute in anderen Ländern. Hast du welche hier so laufen sehen? Bei den IS-Kämpfern - imposant - schwarz vermummte Gestalten mit Fahne? Nie kommt die Bevölkerung zur Rede. Oder gar ein Politiker - hej ... was ist denn da überhaupt los? Jeder Mensch will vom Prinzip her nur sein täglich Brot. Zerbombte Wohnungen machen nicht friedlicher. Zerstörte Existenzen auch nicht.
Was will wer anders haben?

Pluto: Was diesen Menschen fehlt, ist Weltoffenheit und ein gesundes Maß an Toleranz.
Toleranz? Der Fehler an viel Toleranz ist, dass sie hinnimmt und hinnimmt - bis zur Explosion. Dann fliegen halt die Fetzen. Selber schuld, wer das Thermostat immer wieder ausschaltete oder es nicht "lesen" konnte.

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