Was ist das Böse?

[Demian]

Ja, so sagt man, aber was ist der "innere Schatten" ?

Das bezieht sich auf die Analytische Psychologie von Carl Gustav Jung und damit sind die verdrängten, unbewussten Persönlichkeitsanteile der Persona gemeint. Die Angst und die gesamte Triebnatur mit ihrer typischen Ambivalenz, alle unterdrückten Gefühle, Wünsche und Energien, die "abgespalten" oder verdrängt werden, weil sie in einen Konflikt mit der Gesellschaft (bei Freud das Über-Ich) und ihren Werten und Erwartungen geraten könnten. Die Aufgabe der Psychologie ist es für Jung darum, die Selbstwerdung oder Ganzwerdung des Menschen zu stärken und diese verdrängten Gefühlskomplexe sinnvoll zu integrieren.

Ein ganz einfaches und klares Beispiel: die Moralvorstellungen einer Religion können zu so einer Verdrängung führen. Da die Persona (das bewusste, sich für einen Glauben entscheidende Ich) diesem Glauben gemäß leben will, wird alles, was im Widerspruch damit steht, möglicher Weise einfach unterdrückt. Das ist die Quelle der Doppelmoral, der Bigotterie und der Projektion der eigenen Ängste und destruktiven Energien auf Nichtglaubende, andere Religionen oder sogar Andersdenkende INNERHALB der eigenen Religion.

Die institutionalisierte Religion hat gerne "Mystiker" angegriffen, weil sie eine eigene Sprache gesprochen haben und die herrschenden Vorstellungen ihrer Zeit in Frage stellten - Leute deren Über-Ich übermächtig bzw. sadistisch-unterdrückend auf die eigene Persona einwirkt, werden selbst zu "autoritären Persönlichkeiten" (wie Erich Fromm richtig sagte), die wiederum dazu neigen andere zu unterdrücken, die dieses Über-Ich in Frage stellen. Jesus und Buddha repräsentieren hingegen das befreite Einssein des Selbst, den Menschen in seiner potentiellen Ganzheit (das Selbst ist das Einssein des "bewussten" Ichs mit dem Unbewussten, oder mehr spirituell gesprochen: von Mensch und Gott - Selbstverwirklichung, Buddhanatur, Christusbewusstsein - "der innere Christus").

Ein solcher Mensch schafft das für den Verstand unmögliche: er lebt völlig befreit von der äußeren Welt - lebt aus der inneren Quelle des eigenen Selbst-Bewusstseins - aber nicht gegen die äußere Welt, sondern im Frieden mit allem. Das ist für den herkömmlichen Verstand eine solche Unmöglichkeit, dass wir dieses Bewusstsein berechtigter Weise die Erleuchtung oder die Liebe Gottes nennen können ...

[R.F.]

Wenn jemand “das Böse” sucht: Hier geht’s zum Bösen...

http://www.spiegel.de/politik/ausland/u ... 66120.html

Wird wahrscheinlich noch weit böser werden...

[Kingdom]

Aber letztlich sind sich alle einig: Böse = die Anderen, Gut = wir selbst.

Janina, das sehen Christen anders:

Lu 18:19 Jesus aber sprach zu ihm: Was heißest du mich gut? Niemand ist gut, als nur einer, Gott.

Wenn der Mensch Gut wäre, so brauchte es weder Busse noch Umkehr. Gut wären wir, wenn wir eins wären mit Gott, davon scheint die Menscheit defintiv noch weit davon entfernt.

LG Kingdom

[kamille]

Ja, so sagt man, aber was ist der "innere Schatten" ?

Das bezieht sich auf die Analytische Psychologie von Carl Gustav Jung und damit sind die verdrängten, unbewussten Persönlichkeitsanteile der Persona gemeint.

Ja, ich weiß das alles, aber mir geht es bei meiner Fragerei um etwas anderes, nämlich um eine persönliche Erfahrung durch Selberfinden .
Oder einer Mischung aus persönlicher Erfahrung und Vergleich mit der Lehre durch Jesus, Buddha oder C.G.Jung. Ich mag nicht immer nur über die Meinung oder den Glauben anderer Menschen reden, denn das ist mir zu theoretisch, hat bei mir nur einen halben Wert. Ich will es selber wissen, in mir finden, darum frage ich, mich selber und auch dich, oder jeden anderen.
Ich kann doch nicht mein Leben nur mit Glauben zubringen, das ist zu wenig.

[Pluto]

Was ist das Böse...?

Gut und Böse sind willkürliche Kategorien in die wir andere Menschen stecken. Dieser war gut zu mir... jener war böse. Und warum tun wir das?
Dabei verkennen wir, dass wir alle immer nur vom wirklich Kategorischen dem Eigennutz ausgehen, der unser Leben bestimmt.

[2Lena]

Demian: Weshalb du unbedingt meine und Safranskis Worte so einfach aburteilst, bleibt rätselhaft. Vermutlich aufgrund deines ... räusper ... inneren Schattens.
Ich kann nur lachen.

Peng, getroffen - aber nur halb....
Es stimmt, dass ich durch die Auslegungsarbeiten an den alten biblischen Texten über den Schatten gesprungen bin, der in der ganzen westlichen Welt die Denkweisen des "inneren Schattens" gefördert hat. Es hat sich eine ganz andere Welt aufgetan - ohne Schatten.
Das ist Punkt eins.

Safranski arbeitete an diesem Schatten - hatte aber keine Lösung dafür. Analog hatte Freud keine Lösung, obwohl er mit schönen Worten vor begeistertem Publikum seine Theorien über Psychologie vortrug. Heute wird das alles sehr kontrovers diskutiert, weil diese Methoden keinen wirklichen Erfolg brachten. Mein Maßstab geht also nicht von der Psychologie aus, sondern die wirft "Schatten" in die andere Richtung. Das ist Punkt zwei.

Der dritte Punkt ist, dass es ganz andere Lösungsansätze gibt. Nur sind sie so versteckt wie die Elektrizität vor ihrer Erfindung. Ich kann dir nicht einen Bücherstapel zwischen die Beine werfen, wie du es mit den vielen Buchzitaten machst, denn die anderen Bücher müssen erst geschrieben werden. Hier ist "dein" Schatten, weil du nicht so mithilfst, diese großen Barrieren zu überwinden.

[R.F.]

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Gut wären wir, wenn wir eins wären mit Gott, davon scheint die Menscheit defintiv noch weit davon entfernt.
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In Kürze ist es so weit, jedenfalls für einige...

[Salome23]

In Kürze ist es so weit, jedenfalls für einige...

[Demian]

Lu 18:19 Jesus aber sprach zu ihm: Was heißest du mich gut? Niemand ist gut, als nur einer, Gott.

Für einen spirituellen Menschen ist Gott die Quelle und das Eine von dem nichts mehr ein Gegenteil ist, weil es alles im Einssein umfasst. Je mehr ein Mensch dieses Einssein verkörpert, desto mehr wird er zu einer Reflexion der göttlichen Liebe. Nicht nur, weil er daran glaubt, sondern weil er sie tatsächlich ausstrahlt. Das ist aber nur möglich, wenn diese göttliche Substanz das schlummernde Potential in jedem Menschen ist. Dann ist es prinzipiell jedem Menschen möglich die Liebe Gottes oder die Erleuchtung zu erlangen.

Wenn Jesus sagt, dass nur Gott das wirkliche Gute repräsentiert, dann heißt das nicht, dass alles andere nicht gut ist. Es ist - geistlich gesehen - in meinen Augen genau anders herum: eben weil wir an Gott glauben - das vollkommene Sein, eine höchste Wahrheit - können wir sie auch in allem wiederfinden. Denn sie spiegelt sich in allem. Das was alles (seiner Essenz nach) wirklich ist. „Ich habe gesagt: Ihr seid Götter und Kinder des Höchsten“

Wenn der Mensch Gut wäre, so brauchte es weder Busse noch Umkehr. Gut wären wir, wenn wir eins wären mit Gott, davon scheint die Menscheit defintiv noch weit davon entfernt.

Auch die "Umkehr" empfehle ich nicht moralisch, sondern geistlich zu verstehen. Nämlich als die Entfaltung der göttlichen Liebe im Menschen - wir sind dazu berufen eine Verkörperung dieser machtvollsten Energie zu werden. Eben weil die Substanz von allem Gott ist, kann überhaupt diese Verwandlung geschehen. Wir sind prinzipiell alle Söhne und Töchter - dem Potential oder der Essenz nach - nur gilt es unsren wirklichen Stand zu erkennen, um diese Kraft zu aktivieren.

[Andreas]

Ich unterschreibe das mal. Mit Herzblut.

Andreas