Novalis hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Kann der Buddhismus wirklich eine Religion der Liebe sein? Ist denn Liebe nicht auch eine "Anhaftung". Ist es denn nicht das Ziel des Buddhisten, jedwede "Anhaftung" zu überwinden?
Ich würde er sagen: Buddhismus, eine Religion ohne "Ich" und ohne Leid.
Jede wahre Religion ist eine Religion der Liebe, wenn sie wahrheitsgemäß/mit rechtgesinntem Geist verstanden wird.
Ja - dieser Aussage stimme ich zu.
Es gibt ja verschiedene Arten von Liebe und in der griechischen Sprache gibt es dafür sogar verschiedene Wörter.
1. ἀγάπη (AgápÄ“): uneigennützige Liebe, Nächstenliebe
2. φιλÃα (philÃa): Freundesliebe, Zuneigung
3. á¼”Ïως (érÅs): Erotische Liebe, „Begehren“
4. στοÏγή (storgÄ“): familiäre Liebe, natürliche Zuneigung
Ist die
Liebe, von der wir hier reden die AgápÄ“? (Dein Posting legt dies ja sehr nahe. Ich möchte mich nur vergewissern.)
Die Άγάπη (AgápÄ“) wird, wie Du aufgezeigt hast, im „Hohelied der Liebe“ beschrieben. Paulus bedient sich darin eine fictio personae, um sie zu charaterisieren. Der Begriff AgápÄ“ wird steht auch in
1. Joh. 4:16.
Éros wird im NT nirgends gebraucht, verschiedene Fromen von
PhilÃa (Zuneigung) werden selten verwendet, noch seltender
StorgÄ“ (familäre Zuneigung). Am häufigsten ist der Audruck
AgápÄ“ für Liebe. Dabei handelt es sich um eine uneigennützige Liebe [s.
Mat. 5:44, dort wird das Verb ἀγαπάω (
agapáÅ) gebraucht], die nicht romantischer Natur Art ist.
Paulus glaubte an eine Auferstehung im Himmel. Wenn sich alle Hoffnungen und alles, woran geglaubt wurde erfüllt haben werden, sind
Glauben und
Hoffnung nicht mehr notwendig, doch die
Liebe zwischen Gott und seinen Geschöpften ist ewig. In diesem Sinne verstehe ich Pauli Gedanken.
Meint der Buddhismus diese Form der Liebe?
Novalis hat geschrieben:ALLE Propheten

egal wann, egal wo, egal wer. Buddhisten sprechen zwar nicht im christlichen Sinne von Gott, aber sie sprechen von den vier göttlichen Geisteshaltungen, den BrahmavihÄra (brahmÄ ist ein Name für den höchsten Schöpfergott, die Kenner von Brahman werden im Hinduismus deshalb auch Brahmanen/brÄhmaṇa (बà¥à¤°à¤¾à¤¹à¥à¤®à¤£) genannt....)
BrahmavihÄra ist ein buddhistischer Begriff und bedeutet „Die vier himmlischen Verweilzustände“ oder „Die vier Unermesslichen“ (pali: appamaññÄ, skt.: apramana). Die BrahmavihÄras sind Grundlage für Meditationsübungen (brahmavihÄra-bhÄvanÄ) im Theravada[1] wie auch im Mahayana. Sie sind Bestandteil der buddhistischen Ethik und bezeichnen vier zu kultivierende Geisteshaltungen anderen Wesen gegenüber. Weitere Übersetzungen des Begriffs sind: „Die vier unermesslichen Geisteshaltungen“, „Die vier grenzenlosen Geisteszustände“, „Die vier Wohnstätten Brahmas“ (Vihara bedeutet so viel wie „Wohnstätte“, „Ort des Verweilens“; Brahma ist eine indische Gottheit).
https://de.wikipedia.org/wiki/Brahmavihara
1. mettÄ = Liebende Güte
2. karunÄ = Mitgefühl
3. muditÄ = Mitfreude
4. upekkhÄ = Gleichmut
Mir scheint der Buddhismus eine vollkommene Gelassenheit anzustreben. Frieden durch Loslassen von Anhaftung. Ähnelt dies dem zehnten Gebot des Dekalogs, gem. dem man nichts Unrechtes begehren soll?
Brahma ist eine indische Gottheit. Allerdings hatte mir ein "Freund" aus dem SciFi-Forum vor Jahren erklärt, dass man
Brahman als
Konzept begreifen kann.
Zitat von
Agent Scullie:
wie ich schon sagte, gibt es im Hinduismus einmal das Konzept des Brahman, das man pantheistisch deuten kann, und das daran geknüpft ist, dass alle Dinge miteinander eins sind und die scheinbarer Vielheit eine Illusion ist. Brahman ist demnach das Eine, das alles ist. Jedes einzelne Ding ist Brahmnan. Das Selbst eines Menschen, Atman, ist ebenfalls Brahman. Zur Überwindung der Illusion der Vielheit muss der Mensch sein Selbst erkennen, dann erkennt er Brahman. Andererseits gibt es noch die polytheistische Seite, mit einer unüberschaubaren Vielzahl an Göttern. Zwischen diesen beiden Seiten besteht aber kein Widerspruch, denn
so wie Brahman jedes Ding ist, sind auch alle Götter Brahman.
Diese Vorstellung ist sehr verschieden von der christlichen. Zudem man hier selbst die spirituelle Reife entwickeln muss. Die Überwindung der Illusion der Vielheit wird einem m. W. nicht geschenkt, sondern muss erarbeitet werden.
Im Christentum wird einem das Heil geschenkt.
Novalis hat geschrieben:Im Laufe der Zeit bildete sich ein Kastensystem heraus und die Brahmanen gelangten zu großer Macht und Einfluss, was dann den Buddhismus inspirierte, der eine soziale und spirituelle Gegenbewegung darstellte. In „Who is a Brahmin? The politics of identity in India“ schreibt Gilles Chuyen: „Weder die Herkunft noch die Weihe und Gelehrsamkeit machen den Brahmanen aus, allein sein Lebenswandel ist der Grund.“ - ich verstehe den Buddhismus vor diesem Hintergrund, als eine Erneuerungsbewegung. Aus buddhistischer Sicht besitzt jeder Mensch das Potential ein brÄhmaṇa (bzw. erleuchteter Mensch) zu werden. Im Christentum kennen wir die Erleuchtung (illuminatio) durch den Heiligen Geist, die ebenfalls ausnahmslos jedem Menschen offen steht, wie wir wissen war der Apostel Petrus ursprünglich ein einfacher Fischer, was für sich genommen ein herrliches Sinnbild ist, da er vom „Fische-Fischer“ zum „Menschen-Fischer“ wurde.
Als Buddhist muss man aber doch die Leistung selbst erbringen durch Übung im Zazen, der Meditation (sofern ich dies recht verstehe). Im Christentum wird der Heilige Geist als freie Gabe geschenkt. Alles wird geschenkt.
Lieber Novalis,
ich danke Dir für Deine fundierte und schöne Antwort.