Laodizea hat geschrieben: ↑Mi 18. Sep 2019, 00:37
wie geht ihr damit um?
wenn ihr euch über etwas ärgert, wie werdet ihr den Ärger los?
wenn ihr wütend seid?
was macht ihr?
und wenn der Zorn kocht?
was dann???
es gibt so viele Möglichkeiten...
welche kennt ihr oder wendet ihr an?
Den Ärger loswerden... nun, erst einmal muss man ihn bemerken.
Wenn man sich ganz im Recht wähnt, während man unbeherrscht lospoltert, das bringt nichts:
"Die Wut des Heißherzigen, sie flammt auf wie Feuer im Stroh"
Ich bemühe mich immer zu reflektieren: Ich bin wütend, ungeduldig, ungehalten. Warum? Was war der Auslöser, woran liegt das?
Und ja, meistens kann mein Gegenüber gar nicht so viel dafür, meistens ist es einfach eine Verkettung von Umständen...
Stellen wir uns vor: ich bin müde. Ich bin unzufrieden mit mir selbst, weil ich nicht so viel geschafft habe wie geplant. Ich habe noch viel zu tun... und dann kommt dieser Idiot, unterbricht mich, und stellt mir die selbe dumme Frage wie schon die vier Leute vorher... und hätte er nur meine E-Mail sorgfältig gelesen, dann wüsste er die Antwort schon!
Tja, da steht dann ein armer Mitarbeiter, dessen einziger Fehler darin liegt, die Anweisungen in der E-Mail nicht ganz verstanden zu haben - und plötzlich kocht meine Ungeduld hoch und ich habe ein Ziel für meine Wut... ein Ziel, das zu 90% völlig unschuldig ist an meiner Emotion.
Wenn man solche Mechanismen einmal durchschaut hat, dann wird vieles einfacher, finde ich. Dann fällt es leichter geistig etwas Abstand zu gewinnen. Genau, wie es in den Schriften schon gesagt wird:
"Du möchtest eine Rede mit Zorn beantworten? Wende dein Gesicht ab und beherrsche dich!"
und:
"Beuge dich vor einem Gegner, zögere vor einem Angreifer, schlafe vor dem Reden."
Nicht konfrontieren, nicht provozieren lassen - sondern deeskalieren, beruhigen, überlegt handeln: das ist der Weg des "Schweigenden", der in den Schriften das Ideal des Weisen und den Gegenentwurf zum "Heißherzigen" darstellt.
Was soll man aber tun mit seinem Zorn, was unternehmen gegen einen Gegner, einen, der dir Unrecht tut?
Auch das sagen die Schriften:
"Wende dich ab",
"Setze ihn in die Hand Gottes" oder
"melde ihn im Gebet deinem Gott".
Mir hilft es manchmal schon, wenn ich mir einfach im Gebet Luft machen kann, und meine Sorgen aussprechen und meinen Zorn darlegen kann... dann verraucht er ebenso schnell wie das Strohfeuer des Heißherzigen.
Laodizea hat geschrieben: ↑Mi 18. Sep 2019, 00:37
Doch wie räumt man den ständigen Anstoss aus dem Weg,
aus meinem Herzen, wenn der Unbeweglich ist?
Also meine eigene Unzulänglichkeit, meine Charakterschwäche...
darum geht es, wie werde ich Christus ähnlicher, letztlich!
Eine allgemeine Patentantwort habe ich nicht für dich... aber ich denke schon, dass man sich durch stetige Übung und Bemühung verändern kann.
"Siehe, der Stier tritt unter das Joch und die Gans kehrt zurück in den Stall vom kühlen Teich"
Wenn denn selbst die Tiere ihre Triebe zügeln und sich einer Regel unterordnen können, kann dann nicht auch ein Mensch Disziplin lernen, zumindest bis zu einem gewissen Grad? Wir können unsere Emotionen nicht vollkommen kontrollieren, außer wir leben in höchster Askese. Aber wir können durchaus Selbstbeherrschung lernen und uns verändern.
"Gib die Schriften in dein Herz", sei ein "Hörender":
Mir hilft das Schriftstudium sehr, ich entdecke immer wieder neue und wertvolle Ansätze.
Oft ist es auch sehr wertvoll, das Alte und das Neue zu vergleichen: Was lese ich in wissenschaftlichen Artikeln, was lehrt die moderne Psychologie und Kommunikationswissenschaft? Wie sehen im Vergleich dazu die Schriften unserer ältesten Vorfahren?
Auch da, wo ich mit dem Inhalt der alten Lehren nicht übereinstimme, da haben sie mich doch oft zum nachdenken und reflektieren gebracht.
Ja, wir Menschen sind oft schwach und unzulänglich:
"Es gibt keinen Künstler, der Vollkommenheit erworben hat, dann die Grenzen der Kunst werden nie erreicht."
Ich interpretiere diesen Spruch allgemeiner:
Es gibt keinen Mensch, der Vollkommen ist, denn die Wahrheit und das Gute sind zu groß, um von einem Menschen erreicht zu werden.
Es wir uns niemals jeder Plan gelingen, dazu sind wir den Umständen der Welt und des Schicksals viel zu sehr ausgeliefert:
"Der Strom des Wassers vom vorigen Jahr hat sich verlagert,
er bildet dieses Jahr einen anderen Wasserarm.
Große Seen werden trocken, und Ufer werden zu Tiefen.
Geht es nicht den Menschen ebenso?
Eines ist ihr Plan,
etwas anderes ist die Antwort des Herrn des Lebens "
Ist diese Schwäche aber ein Grund zum Heulen und Zähneklappern? Mitnichten.
Wir Menschen sind nicht allmächtig, aber auch nicht hilflos. Wir haben alle die Fähigkeit, das Gute zu erkennen, wenn wir nur ruhig in uns selbst hinein horchen: "Folge deinem Herzen solange zu lebst".
Wenn wir auch keine Vollkommenheit finden können, so doch zumindest ein Gleichgewicht, einen Weg der Mäßigung und des Ausgleichs.
Und das, welches nicht in unserer Macht steht, das können wir getrost in die Hand der barmherzigen Gottheit legen,
"die das Flehen dessen erhört, der in Bedrängnis ist,
wohlgeneigten Herzens gegenüber dem, der zu ihr ruft
und den Schwachen errettet aus der Hand des Gewalttätigen"
...naja, das sind nur meine persönlichen Erkenntnisse zu dem Thema...
liebe Grüße
Mirjam