"Only Jesus" oder: Gleichberechtigung aller Religionen?

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
Sola
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#11 Re: "Only Jesus" oder: Gleichberechtigung aller Religionen?

Beitrag von Sola » Do 4. Jul 2013, 19:08

Naqual hat geschrieben:
Wobei die Einheit von Schöpfer und Schöpfung letztlich auch im philosophischen Hinduismus gelehrt wird (Advaita).
Als eine Denkmöglichkeit. Es gibt im philosophischen Hinduismus aber auch den reinen Dualismus (zB Samkhya) oder auch Vermischungen beider Ansätze.
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closs
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#12 Re: "Only Jesus" oder: Gleichberechtigung aller Religionen?

Beitrag von closs » Do 4. Jul 2013, 19:14

Sola hat geschrieben:Wobei die Einheit von Schöpfer und Schöpfung letztlich auch im philosophischen Hinduismus gelehrt wird (Advaita).
Da wäre zu klären (bin überfragt), ob diese Einheit eine personale oder un-personale Einheit ist (so wie es beim Bhuddismus ist). - Das wäre ein wesentlicher Unterschied, weil ja im Christentum der "Geistleib" des Menschen nach seinem Tod seine Individualität erhält und ich-fähig bleibt.

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Naqual
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#13 Re: "Only Jesus" oder: Gleichberechtigung aller Religionen?

Beitrag von Naqual » Do 4. Jul 2013, 21:39

Sola hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:
Wobei die Einheit von Schöpfer und Schöpfung letztlich auch im philosophischen Hinduismus gelehrt wird (Advaita).
Als eine Denkmöglichkeit. Es gibt im philosophischen Hinduismus aber auch den reinen Dualismus (zB Samkhya) oder auch Vermischungen beider Ansätze.

Ja. Wobei es mehr ist als eine "Denkmöglichkeit" für die. Der Begriff "Hinduismus" ist eigentlich die pragmatische Bezeichnung der früheren Kolonialmacht für alle Religionen der Gegend, die nicht christlich, muslemisch, jüdisch oder buddhistisch waren. Diese Religionen haben sich allerdings in einem sehr starken Austausch miteinander befunden und sich gegenseitig teils sehr beeinflusst. So haben wir heute Hindus, die polytheistisch denken, dualistisch-theistisch, oder auch monotheistisch. Teils wird Gott personalisiert gedacht, teils unpersönlich.

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#14 Re: "Only Jesus" oder: Gleichberechtigung aller Religionen?

Beitrag von Sola » Do 4. Jul 2013, 21:57

Hier ist eine vielleicht hilfreiche, ganz knappe Zusammenstellung:

Historisch gibt es in Indien sechs große Darshanas, klassische Philosophiesysteme, welche die klassischen Schriften und die Erfahrungen des Aspiranten in unterschiedliche Begriffe brachten. Drei davon spielen im modernen Yoga eine besondere Rolle: Vedanta, Samkhya und Patanjalis Yoga. Ein viertes System, Tantra, gilt nicht als Darshana, ist aber heute ebenso von besonderer Bedeutung.

(1) Vedanta ist eine nicht-dualistische Philosophie. Gemäß Vedanta ist alles eine Manifestation des Bewusstseins (Brahman). Die Vorstellung einer separaten Welt (Jagat) ist eine Illusion (Maya). Letztlich ist das Selbst (Atman) eins mit dem Absoluten (Brahman). Um Leid zu vermeiden, gilt es, die Einheit zu erkennen und seine wahre Natur als absolutes Sein, Wissen und Glückseligkeit (Satchitananda) zu verwirklichen.

(2) Sankhya ist ein dualistisches Philosophiesystem und postuliert zwei Prinzipien, Bewusstsein, Purusa, und Natur, Prakriti, welche als ewig voneinander getrennt angesehen werden. Prakriti befindet sich in ständiger Veränderung (Parinama), ist aber für den Purusa tätig. Ursache von Leid ist Unwissenheit (Avidya); und damit die Identifikation des Purusa mit einem Teil der Prakriti, eben dem Geist-Körper-System. Das Loslösen aus dieser Identifikation führt zur Befreiung (Kaivalya).

(3) Tantra verbindet Dualismus mit Monismus. Gemäß Tantra gibt es zwei Prinzipien, Shiva (Bewusstsein) und Shakti (Energie), welche beide göttlich und in Wahrheit ewig eins sind. Auch Schöpfung und Bindung gelten als göttlich. Sich getrennt zu sehen ist Ursache von Leiden. Einheit ist das Ziel des Lebens.

(4) Das Yogasystem des Patanjali beruht philosophisch auf den Begriffen der Sankhya-Philosophie (wie Purusa, Prakriti, Parinama, Avidya, Kaivalya, s.o.). Es verbindet diese mit Elementen aus anderen Traditionen. Patanjali erkennt im Unterschied zum atheistischen Sankhya den persönlichen Gott (lsvara) an und sagt, dass Gottesverehrung schnell zur Befreiung führt. Er bezieht so die großen Bhakti-Traditionen mit ein. Patanjali beschränkt sich nicht wie Sankhya auf Viveka und Vairagya (Unterscheidungskraft und Loslösung) als Mittel zur Befreiung, sondern gibt Übungen zum Beruhigen (Nirodha) der Gedanken (Vrttis im Geist (Citta). Sind die Gedanken im Geist zur Ruhe gebracht, verwirklicht man sein wahres Wesen (II 2-3). An einigen Stellen benutzt Patanjali den Atman-(Selbst-)Begriff des Vedanta. Mehrmals, insbesondere im 3. Kapitel, greift er auf Begriffe von Tantra zurück, z. B. Nadi (Energiekanal), Chakra (feinstoffliches Energiezentrum), Udana und Samana (Lebensenergien).
http://wiki.yoga-vidya.de/Darshana
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#15 Re: "Only Jesus" oder: Gleichberechtigung aller Religionen?

Beitrag von Naqual » Do 4. Jul 2013, 21:58

closs hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Wobei die Einheit von Schöpfer und Schöpfung letztlich auch im philosophischen Hinduismus gelehrt wird (Advaita).
Da wäre zu klären (bin überfragt), ob diese Einheit eine personale oder un-personale Einheit ist (so wie es beim Bhuddismus ist). - Das wäre ein wesentlicher Unterschied, weil ja im Christentum der "Geistleib" des Menschen nach seinem Tod seine Individualität erhält und ich-fähig bleibt.
Es ist ein wenig kompliziert, da hier ein ganz anderes Denken (speziell: Advaita Vedanta) vorliegt. In Deinem Sinne ein unpersonaler Gott. Allerdings ist es auch mit der menschlichen Seele nicht sooo personal, da der tiefste Grund der zeitlosen Seele als Gott selbst existiert. Also Dauerhaftigkeit der Individualität ("Seele") wäre da eher "Täuschung", dem Zahn der Zeit, bzw. Wandel unterworfen.
Im Buddhismus gibt es keinen personalen oder unpersonalen Gott. Schlicht gar keinen. Was aber nicht ausschließt, dass jemand an einen oder mehrere Götter (dann eher vergleichbar mit Engelwesen im christlichen Denken) glaubt. Hier gibt es auch keine Seele in unserem Verständnis. Salopp formuliert: Du bist 5 Minuten später nicht mehr derselbe wie vor 5 Minuten. Oder: wenn Du einen Busch im Garten bis auf einen Stummel am Boden abschneidest und der wächst wieder nach, hast Du noch denselben Busch? Wenn Du zwei Bilder davon machen würdest, es könnten zwei sehr verschiedene sein. :-)
Wobei ich das auch nicht so einfach "ablächeln" würde: wie unsere Individualität in z.B. 2 Mrd. Jahren ausschauen sollte (im christlichen Denken), nachdem zumindest mein Ich vor 30 Jahren schon erheblich anders denkt und funktioniert wie heute, wage ich mir gar nicht vorzustellen. Abgesehen davon, dass wir unsere Individualität nur Definieren können als Reaktion auf Umweltreize, also in Abgrenzung zu anderem und anderen. Mit einem positiven Verständnis unserer Individualität (ausschließlich aus sich selbst heraus) tun wir uns extrem hart.

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#16 Re: "Only Jesus" oder: Gleichberechtigung aller Religionen?

Beitrag von closs » Do 4. Jul 2013, 22:09

Naqual hat geschrieben:Du bist 5 Minuten später nicht mehr derselbe wie vor 5 Minuten.
Da würde wieder der Begriff der "Überzeitlichkeit". - Wir können uns das nicht konkret vorstellen, aber ich glaube an einen änderungsfreien Zustand (Zeit), der gleichzeitig nicht erstarrt ist. - SChwer zu erklären. - Mit anderen Worten: Die Seele wird sicherlich gereinigt, aber sie ändert sich selbst nicht. - Ein T-Shirt ändert sich auch nicht dadurch, dass es in der Waschmaschine ist.

Ich glaube als an Zustände, die für uns nicht vorstellbar sind. - Und deshalb sollte man sich auch kein Bildnis machen.

Naqual hat geschrieben:Abgesehen davon, dass wir unsere Individualität nur Definieren können als Reaktion auf Umweltreize, also in Abgrenzung zu anderem und anderen.
Das mag sein - die Frage wird dann aber interessant sein, was Individualität "ist". Und zwar im Verhältnis zu Gott und nicht im Verhältnis zur Umwelt. - Ich bin überzeugt, dass nach dem Tod jegliche (wertende) Komparative aufhören, wirksam zu sein.

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#17 Re: "Only Jesus" oder: Gleichberechtigung aller Religionen?

Beitrag von Naqual » Do 4. Jul 2013, 22:10

Sola hat geschrieben:
Historisch gibt es in Indien sechs große Darshanas, klassische Philosophiesysteme, welche die klassischen Schriften und die Erfahrungen des Aspiranten in unterschiedliche Begriffe brachten. Drei davon spielen im modernen Yoga eine besondere Rolle: Vedanta, Samkhya und Patanjalis Yoga. Ein viertes System, Tantra, gilt nicht als Darshana, ist aber heute ebenso von besonderer Bedeutung.

(1) Vedanta ist eine nicht-dualistische Philosophie. Gemäß Vedanta ist alles eine Manifestation des Bewusstseins (Brahman). Die Vorstellung einer separaten Welt (Jagat) ist eine Illusion (Maya). Letztlich ist das Selbst (Atman) eins mit dem Absoluten (Brahman). Um Leid zu vermeiden, gilt es, die Einheit zu erkennen und seine wahre Natur als absolutes Sein, Wissen und Glückseligkeit (Satchitananda) zu verwirklichen.

(2) Sankhya ist ein dualistisches Philosophiesystem und postuliert zwei Prinzipien, Bewusstsein, Purusa, und Natur, Prakriti, welche als ewig voneinander getrennt angesehen werden. Prakriti befindet sich in ständiger Veränderung (Parinama), ist aber für den Purusa tätig. Ursache von Leid ist Unwissenheit (Avidya); und damit die Identifikation des Purusa mit einem Teil der Prakriti, eben dem Geist-Körper-System. Das Loslösen aus dieser Identifikation führt zur Befreiung (Kaivalya).

(3) Tantra verbindet Dualismus mit Monismus. Gemäß Tantra gibt es zwei Prinzipien, Shiva (Bewusstsein) und Shakti (Energie), welche beide göttlich und in Wahrheit ewig eins sind. Auch Schöpfung und Bindung gelten als göttlich. Sich getrennt zu sehen ist Ursache von Leiden. Einheit ist das Ziel des Lebens.

(4) Das Yogasystem des Patanjali beruht philosophisch auf den Begriffen der Sankhya-Philosophie (wie Purusa, Prakriti, Parinama, Avidya, Kaivalya, s.o.). Es verbindet diese mit Elementen aus anderen Traditionen. Patanjali erkennt im Unterschied zum atheistischen Sankhya den persönlichen Gott (lsvara) an und sagt, dass Gottesverehrung schnell zur Befreiung führt. Er bezieht so die großen Bhakti-Traditionen mit ein. Patanjali beschränkt sich nicht wie Sankhya auf Viveka und Vairagya (Unterscheidungskraft und Loslösung) als Mittel zur Befreiung, sondern gibt Übungen zum Beruhigen (Nirodha) der Gedanken (Vrttis im Geist (Citta). Sind die Gedanken im Geist zur Ruhe gebracht, verwirklicht man sein wahres Wesen (II 2-3). An einigen Stellen benutzt Patanjali den Atman-(Selbst-)Begriff des Vedanta. Mehrmals, insbesondere im 3. Kapitel, greift er auf Begriffe von Tantra zurück, z. B. Nadi (Energiekanal), Chakra (feinstoffliches Energiezentrum), Udana und Samana (Lebensenergien).
http://wiki.yoga-vidya.de/Darshana

Die Zusammenfassung ist ausgezeichnet im Überblick. :clap:

Allerdings gibt es kleinere Unkorrektheiten, Patanjali hat nicht auf Tantra zurückgreifen können, er lehrte ein halbes Jahrtausend vorher. Also eher umgekehrt, die anderen griffen auf Patanjali zurück. Bei Patanjali sehe ich wichtig, dass er ganz besonderen Wert auf ein tugendhaftes Leben legte, als Voraussetzung für die geistige Disziplin, da sonst letztere ins Gegenteil verkehrt wird und schädliche (bis gemeingefährliche) Folgen hat. Das ist etwas, das m.E. viele europäische "Neo-Advaitisten" völlig ignorieren, obwohl auch im Vedanta-System essentiell mit großer Wichtigkeit enthalten.
Aber das kommt wahrscheinlich dabei raus, wenn man Wellness-Einstellung mit hinduistischer Philosophie mischt.

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#18 Re: "Only Jesus" oder: Gleichberechtigung aller Religionen?

Beitrag von Schmuel » Do 4. Jul 2013, 22:11

GanzBaff hat geschrieben: Dass Ähnliches an verschiedenen Orten auftaucht ist noch kein Beweis, und dass die Bibel das Beste ist was die spirituelle Welt zu bieten hat ist auch erstmal nur eine Behauptung.
:lol: Enschuldige Ganz Baff, das ich lachen musste. Es geht ja nicht darum was die spituelle Welt zu bieten hat. Ein Mensch der nur glaubt weil in dem oder in jenem Buch etwas geschrieben sei, "muss es ja richtig sein" ist weit ab von sich selbst. Lech Lecha! Erkenne wer Du bist. Das sagte der Heilige , gelobt sei er, zu Awraham. Und das erkenne ich auch für mich in der Thora, von dem Menschen durch unwissenheit abstand nehmen, oder missbrauchgeschädigt sind durchs vielerlei religiöser Spinnereien, z.B. jener die nur nach Macht und jeglichen Vorteilen suchen. Suche Dich selbst und nicht eine Religion.
Es gibt keinen Menschen der nicht das Potenzial hat sich selbst zu erkennen. Das ist die voraussetzung G-tt zu erkennen und seinen Maschiach.

Schmuel

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#19 Re: "Only Jesus" oder: Gleichberechtigung aller Religionen?

Beitrag von Naqual » Do 4. Jul 2013, 22:16

closs hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Du bist 5 Minuten später nicht mehr derselbe wie vor 5 Minuten.
Da würde wieder der Begriff der "Überzeitlichkeit". - Wir können uns das nicht konkret vorstellen, aber ich glaube an einen änderungsfreien Zustand (Zeit), der gleichzeitig nicht erstarrt ist. - SChwer zu erklären. - Mit anderen Worten: Die Seele wird sicherlich gereinigt, aber sie ändert sich selbst nicht. - Ein T-Shirt ändert sich auch nicht dadurch, dass es in der Waschmaschine ist. Ich glaube als an Zustände, die für uns nicht vorstellbar sind. - Und deshalb sollte man sich auch kein Bildnis machen.
Für mich ist es auch eher ein nicht vorstellbarer Sachverhalt, wie das genau beschaffen sein soll. Aber, wenn man es kommt wie es ist, kann man's auch locker abwarten. :devil:

Naqual hat geschrieben:Abgesehen davon, dass wir unsere Individualität nur Definieren können als Reaktion auf Umweltreize, also in Abgrenzung zu anderem und anderen.
Das mag sein - die Frage wird dann aber interessant sein, was Individualität "ist". Und zwar im Verhältnis zu Gott und nicht im Verhältnis zur Umwelt. - Ich bin überzeugt, dass nach dem Tod jegliche (wertende) Komparative aufhören, wirksam zu sein.
Den letzten Satz habe ich nicht verstanden. Kannst Du es ein wenig anders ausdrücken?

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#20 Re: "Only Jesus" oder: Gleichberechtigung aller Religionen?

Beitrag von Pluto » Do 4. Jul 2013, 22:20

closs hat geschrieben:- Ich bin überzeugt, dass nach dem Tod jegliche (wertende) Komparative aufhören, wirksam zu sein.
Du meinst es gibt nur einen Gott, egal wecher Religion man angehört?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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