Tyrion hat geschrieben:Nimm mal an, dass Samsara nicht real ist. Wäre ja möglich. Jetzt betrachte im Geist jemanden, der von Geburt an schwer behindert ist. Liegt das dann daran, dass er im Leben davor zu viel Schlechtes getan hat und das Karma nun sein Gebrechen bedingt? Wenn man das glauben würde, fände ich das unmoralisch und unfair, denn es wäre eine reine Vermutung, die nur auf einem Glaubensinhalt beruht
Ja, nach der Lehre des Buddha haben Erfahrungen und Geschehnisse in diesem Leben ihre Ursachen nicht nur in diesem Leben, sondern auch in früheren Existenzen. Doch die passende Frage ist auch hier: wie kann der Mensch Befreiung vom Leid erlangen, was kann er hier und jetzt tun? Mit Samsara ist einfach die
bedingte Welt gemeint. Deren Bedingungen, gemäß dem Prinzip von Ursache und Wirkung, eher zu angenehmen und freudvollen oder eher unangenehmen und leidvollen Erfahrungen führt. Ziel des Buddhismus ist die Befreiung von allen leidvollen Seinszuständen.
So gesehen sitzen tatsächlich alle Menschen im selben Boot. Im Grunde kann man sogar sagen, dass wir alle mehr oder weniger behindert sind. Körperlich, weil unser physisches Dasein vergänglich ist (Sören Kierkegaard spricht ganz passend von „
der Krankheit zum Tode“) und geistig, weil Begehren, Hass, Unwissenheit und Verblendung Leid erzeugen. Davon sind wir alle mehr oder weniger betroffen. Diese Einsicht führt dann auch zu metta, liebevoller Güte und Mitleid; wir alle sind auf gegenseitige Hilfe angewiesen.
Die Lehre von Saat und Ernte soll uns dabei helfen in der Gegenwart unser Leben mit mehr Bewusstheit zu leben, in dem Wissen, dass wir unser Leben auf eine positive Bahn lenken können. Mögliche frühere Leben spielen da keine wirkliche Rolle, weil die Vergangenheit ohnehin vergangen ist. Entscheidend ist, dass zukünftiges Leid verhindert oder wenigstens verringert wird.
Die 3 Wurzeln oder Anlässe des heilsamen Handelns sind:
* Gierlosigkeit,
* Haßlosigkeit (Güte),
* Unverblendung (Einsicht);
die des unheilsamen Wirkens aber:
* Gier, Anhaften (lobha),
* Haß, Ablehnung (dosa),
* Verblendung, Unwissenheit (moha).
Dem kann ich als Christ vollkommen zustimmen. Auch im christlichen Glauben geht es um die Erlösung/Errettung von allen leidvollen Seinszuständem („Sünde“ wäre dann das unheilsame Wirken). Diskutieren könnte man hier, welche Relevanz GNADE für Buddhisten hat. Denn für Christen ist klar, dass sich der Mensch nicht am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen kann, er ist auf das Wirken der göttliche Gnade angewiesen. Der Name JESUS bedeutet übersetzt „Gott rettet“. Verdeutlicht wird das biblisch beispielsweise durch das Loblied der Maria, das Magnificat (Lk 1,46b-55):
Meine Seele preist die Größe des Herrn, / und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
Vermutlich braucht es beides: eine Mischung aus eigener Bemühung (soweit es dem Menschen eben möglich ist) und Gnade. Doch letztlich ist die Gnade entscheidend, was eine einfache Beobachtung verdeutlicht: ohne das Licht und die wärmende Ausstrahlung der Sonne würde es keinerlei Leben in unsrem Sonnensystem geben. Wir existieren
also von vornherein aus nichts als reiner Gnade. In der Bhagavad-gÄ«tÄ wird das verdeutlicht:
„Gib alle Pflichten auf und suche Zuflucht nur bei Mir alleine; Ich werde dich von allen Sünden befreien; sorge dich nicht. Fliege Ihm entgegen, um bei Ihm Zuflucht zu suchen, mit deinem ganzen Wesen, Oh Arjuna; durch Seine (GOTTES) Gnade wirst du höchsten Frieden (und) die ewige Wohnstatt erlangen.“ Kap. XVIII-66,62.
„Wenn er alle Handlungen ausführt, nachdem er zu Mir Zuflucht gesucht hat, erlangt er durch Meine (GOTTES) Gnade den ewigen unzerstörbaren Seinszustand.“ (Kap. XVIII-17,56,57,61.)
http://wiki.yoga-vidya.de/Selbstaufgabe
Ganz im Sinne der Worte Jesu im Vater Unser:
„Dein Wille geschehe!“ Oder wie es der Heilige Franz von Assisi sagte: „
Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens“ - letztlich geht es immer darum, dass wir unser Ego hingeben und uns für das Wirken der göttlichen Gnade öffnen (die für mich als Christ durch JESUS CHRISTUS offenbart, vermittelt und personifiziert wird

), sodass wir gewissermaßen zu einem Instrument oder Kanal für sie werden. In dem Moment, in dem wir das Ich loslassen, kann die Kraft der Gnade in unsrem Inneren wirken.