Jüdische Naherwartung (Savonlinnas Fragen)

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Savonlinna
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#11 Re: Jüdische Naherwartung (Savonlinnas Fragen)

Beitrag von Savonlinna » Do 30. Apr 2015, 10:07

2Lena hat geschrieben:Aber ohne Basis hast du da nur eine Geschichte. Man hat nicht die Wertschätzung, keine Dringlichkeit, keine genaueren Inhalte.
Auch wenn ich nur ganz vage ahne, was Du meinst:

die Kunst, nicht nur die "Geschichte" zu lesen, sondern auch die "Substruktur" zu erfassen - in meiner Ausdrucksweise - und auch noch anderes, ist aber eine, die nie weg war. Auch wenn heute mehr wörtlich und rein inhaltlich gelesen wird.
Aber "lehren" kann man das nicht. Es ist eine Frage des künstlerischen Verstehens - auch jetzt nur in meiner Ausdrucksweise -, die man zwar selber in sich schulen kann, aber man muss es auch wünschen. Wenn es einem genügt, dichterische Texte wörtlich zu lesen, dann wird man andere Schichten des Textes nicht wahrnehmen.

2Lena hat geschrieben:Das NT ist nicht in der natürlichen Form zu erschließen, ohne die alte Leseweise.
Hier muss allerdings berücksichtigt werden, dass die Zusammenstellung der neutestamentlichen Bücher erst sehr spät passierte. Sie sind nicht als Einheit verfasst worden, und die einzelnen Bücher haben einen ganz unterschiedlichen ursprünglichen Zweck.

2Lena hat geschrieben:Da ist somit nur eine Predigt vom Glauben, Erwartung vom Himmel mit Jenseitssehnsüchten, aber keine Lösung mit Gewissheit, bereits auf der Welt.
So ausgedrückt gebe ich Dir Recht. Und genau das ist auch eine der Verstehensweisen, die die Forschung herausgebuddelt hat.

2Lena hat geschrieben:Mit dem Fehlen der Informationen entstand der Krieg mit dem Islam und dem Judentum.
Ich glaube, es sind nicht die "Informationen", die fehlen. Wenn Menschen Bedürfnis nach Krieg haben, werden sie sich einen Grund suchen. Und werden alte Texte für ihre Zwecke instrumentalisieren, missbrauchen.

closs
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#12 Re: Jüdische Naherwartung (Savonlinnas Fragen)

Beitrag von closs » Do 30. Apr 2015, 10:33

Savonlinna hat geschrieben:Auch wenn heute mehr wörtlich und rein inhaltlich gelesen wird.
Bingo. - Das ist der Preis der Objektivierungs-Sucht. - Lieber objektiver Schrott als subjektive Substanz.

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#13 Re: Jüdische Naherwartung (Savonlinnas Fragen)

Beitrag von 2Lena » Do 30. Apr 2015, 11:03

Savonlinna hat geschrieben:Ich glaube, es sind nicht die "Informationen", die fehlen. Wenn Menschen Bedürfnis nach Krieg haben, werden sie sich einen Grund suchen. Und werden alte Texte für ihre Zwecke instrumentalisieren, missbrauchen.
Du siehst das noch nicht ganz. Es ist richtig, dass du den "künstlerischen" Teil der Bibellektüre erahnst, aber es handelt sich dabei um eine Ausbildung.
Geschult werden Gefühl UND Verstand.

Du benutzt im Augenblick nur das Hinterfragen auf der "Gefühlsebene" um den Schleier des Dichters zu lüften. Der andere Weg - das Durcharbeiten der Texte ist wie eine Mathematikaufgabe, sicher und stabil. Da geht kein Überlegen - ob 3+4 etwa 8 ergibt.

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Savonlinna
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#14 Re: Jüdische Naherwartung (Savonlinnas Fragen)

Beitrag von Savonlinna » Do 30. Apr 2015, 11:22

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Auch wenn heute mehr wörtlich und rein inhaltlich gelesen wird.
Bingo. - Das ist der Preis der Objektivierungs-Sucht. - Lieber objektiver Schrott als subjektive Substanz.

Ich kann ja nur von meinen Beobachtungen und meinem Verstehen aus gehen.
Und ich sehe das nicht so, dass es an der Objektivierung liegt.
Sondern eher im Gegenteil.
Es ist eine Art Gegenbewegung gegen das begriffliche Geschwafel. Man wird stattdessen konkret. Man geht zurück auf die ursprünglichen sinnlichen Wahrnehmungen und aktiviert diese erneut.
Dabei geht vorübergehend etwas verloren.
Ich sehe Dinge im dialektischen Prozess. Wenn man der einen Übertreibung etwas entgegensetzt, dann verliert man vorübergehend etwas anderes aus dem Auge. Die nächste Generation aber greift das Übersehene wieder auf und integriert das in das, was die vorige Generation neu errungen hat.

So funktioniert in meinen Augen die gesamte Literaturgeschichte. Die Aufklärung hat dem Mittelalter etwas entgegenzusetzen gehabt: die Vernunft. Dann wurde diese zu einseitig, und die nächste Etappe - Sturm und Drang - setzte die Betonung auf das Naturgefühl zum Beispiel.
Das wurde dann auch wieder zu einseitig, und in der Klassik wurde eine Art Synthese gebildet. Die aber ließ auch etwas aus, das wurde dann in der Romantik aktiviert. Usw.

In dem heutigen Verlust des Wahrnehmens von doppeldeutiger und vielschichtiger Erzählweise liegt für mich im Keim schon das Heraufdämmern einer Konkretheit, die diese Doppeldeutigkeit und Vielschichtigkeit mit wird integrieren können.


2Lena hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich glaube, es sind nicht die "Informationen", die fehlen. Wenn Menschen Bedürfnis nach Krieg haben, werden sie sich einen Grund suchen. Und werden alte Texte für ihre Zwecke instrumentalisieren, missbrauchen.
Du siehst das noch nicht ganz. Es ist richtig, dass du den "künstlerischen" Teil der Bibellektüre erahnst, aber es handelt sich dabei um eine Ausbildung.
Geschult werden Gefühl UND Verstand.

Du benutzt im Augenblick nur das Hinterfragen auf der "Gefühlsebene" um den Schleier des Dichters zu lüften. Der andere Weg - das Durcharbeiten der Texte ist wie eine Mathematikaufgabe, sicher und stabil. Da geht kein Überlegen - ob 3+4 etwa 8 ergibt.
Du solltest nicht immer so vorschnell urteilen. Du klebst auch ganz schön oft am Buchstaben und kannst hinter die Buchstaben nicht gucken. Deine Meinung bildest Du Dir dann auf Grund der Buchstaben und glaubst, Du hättest was erkannt.
Du liest grob, statt auf die Nuancierungen zu achten, die ich versucht habe einzubauen.
Nimm Dir Zeit, zu verstehen, mach nicht in Minutenarbeit eine Hauruck-Interpretation und Beurteilung.

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#15 Re: Jüdische Naherwartung (Savonlinnas Fragen)

Beitrag von 2Lena » Do 30. Apr 2015, 11:36

@ Savonlinna
Deine Beschreibung der Kunstrichtungen war gut!
Du rennst hier bei mir offene Türen ein...

Savonlinna hat geschrieben: Du liest grob, statt auf die Nuancierungen zu achten, die ich versucht habe einzubauen. Nimm Dir Zeit, zu verstehen, mach nicht in Minutenarbeit eine Hauruck-Interpretation und Beurteilung.
Ich kann schwer "auf alles" gleichzeitig eingehen - zumal ich die Denkweise vermitteln will - für die es keinen (deutschen) Lehrstoff bisher gibt. Da habe ich keine "Blockbausteine", mit denen ein Einpassen so leicht funktioniert.

Halt einfach dagegen - dann kann das schon klappen mit der Feinarbeit vom "Kleinreiben".

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#16 Re: Jüdische Naherwartung (Savonlinnas Fragen)

Beitrag von Hemul » Do 30. Apr 2015, 12:31

........
Zuletzt geändert von Hemul am Do 30. Apr 2015, 16:35, insgesamt 1-mal geändert.
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#17 Re: Jüdische Naherwartung (Savonlinnas Fragen)

Beitrag von 2Lena » Do 30. Apr 2015, 14:02

Pass mal auf Hemuli, du bist von mir als "!" Feuerwehrmann engagiert (wegen "passabler" Bibelkenntnisse) und sollst in diesem Beruf ja nicht rumzündeln. Du weißt, ich kann - ganz und gar unweiblich - recht hauruck :shock: dir ebenso Steine im Weg legen, wo du mit deinem Motorrad auf dornigen Wegen - niemals hinkommst!

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#18 Re: Jüdische Naherwartung (Savonlinnas Fragen)

Beitrag von Hemul » Do 30. Apr 2015, 16:31

2Lena hat geschrieben:Pass mal auf Hemuli, du bist von mir als "!" Feuerwehrmann engagiert (wegen "passabler" Bibelkenntnisse) und sollst in diesem Beruf ja nicht rumzündeln. Du weißt, ich kann - ganz und gar unweiblich - recht hauruck :shock: dir ebenso Steine im Weg legen, wo du mit deinem Motorrad auf dornigen Wegen - niemals hinkommst!
Verzeih mir Lenchen-ich tue es nie wieder. :blumenstrauss:
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#19 Re: Jüdische Naherwartung (Savonlinnas Fragen)

Beitrag von Hemul » Do 30. Apr 2015, 16:33

Sorry!
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#20 Re: Jüdische Naherwartung (Savonlinnas Fragen)

Beitrag von Hemul » Do 30. Apr 2015, 21:42

2Lena hat geschrieben:Pass mal auf Hemuli, du bist von mir als "!" Feuerwehrmann engagiert (wegen "passabler" Bibelkenntnisse)
Danke Lenchen-womit habe ich das verdient? :oops:

passabel
pas·sa·bel
Adj. pas·sa·bel <passabler, am passabelsten>
einigermaßen ordentlich; annehmbar eine ganz passable Leistung eines ansonsten schwachen Schülers
:wave:
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