Buddhanussati

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Demian
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#11 Re: Buddhanussati

Beitrag von Demian » Di 23. Sep 2014, 21:07

Pluto hat geschrieben:Vor allem gefällt mir die Idee, dass Bewusstsein und Tiefschlaf Gegensätze sind, die einander ausschließen.

FRIEDEN kann ich nur erfahren, wo es BEWUSSTSEIN gibt. Ich bin der Ansicht, dass FRIEDEN die wahre Natur des BEWUSSTSEINS ist und ihm inne wohnt. Das – und nicht die Abwesenheit von BEWUSSTSEIN – erfahren wir in diesem Zustand, der deshalb so beglückend und friedvoll ist, weil keine störenden objektiven Erfahrungen mehr gegenwärtig sind (genauer gesagt: es ist absolut unmöglich etwas anderes als FRIEDEN zu erfahren, wenn keine objektiven Erfahrung diesen trüben könnten!)

Anders gesagt: „die Welt“ - die wir als störend empfinden könnten – ist als objektive Erfahrung für eine Weile verschwunden, sodass wir in der reinen Präsenz von BEWUSSTSEIN verweilen und eine enorme Entspannung erfahren, die im Wachzustand immer noch spürbar ist. Es gibt keinen Beweis dafür, dass BEWUSSTSEIN verschwindet und keinen plausiblen Grund anzunehmen, dass dies der Fall ist, denn wir erfahren FRIEDEN und GLÜCK.

FRIEDEN und GLÜCK kann ich aber nur erfahren, wenn es die PRÄSENZ von BEWUSSTSEIN gibt. Das ist ein wichtiger Hinweis, da dies darauf hindeutet, dass BEWUSSTSEIN an keine objektive Erfahrung gebunden ist, hingegen aber die objektive Erfahrung der Welt an das BEWUSSTSEIN. Oder etwas radikaler und 'unverschämter' gesprochen: möglicher Weise ist die sogenannte Welt nichts anderes, als eine Projektion (allgegenwärtigen) BEWUSSTSEINS und 'MATERIE' nichts anderes, als Wahrnehmungen, Gedanken und Empfindungen darin. Da kommt dann GOTT ins Spiel! :mrgreen:

Pluto
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#12 Re: Buddhanussati

Beitrag von Pluto » Di 23. Sep 2014, 23:01

Demian hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Vor allem gefällt mir die Idee, dass Bewusstsein und Tiefschlaf Gegensätze sind, die einander ausschließen.
FRIEDEN kann ich nur erfahren, wo es BEWUSSTSEIN gibt. Ich bin der Ansicht, dass FRIEDEN die wahre Natur des BEWUSSTSEINS ist und ihm inne wohnt.
Selbstverständlich... Aber im Tiefschlaf ist man sich seines Bewusstseins nicht bewusst (wenn du verstehst was ich meine).
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

erbreich
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#13 Re: Buddhanussati

Beitrag von erbreich » Di 23. Sep 2014, 23:14

Demian hat geschrieben:Wer oder was ist der Zeuge?
Kein Konzept, mit dem ich arbeite. Was die begriffliche (Selbst- und Welt-) Wahrnehmung angeht, arbeite ich mit den Konzepten des Palikanons. In diesem Fall konkret mit der Matrix der fünf Daseinsgruppen, welche per Definition die gesamte erfahrbare Wirklichkeit beinhalten. Wollte ich den Begriff des Zeugen mit diesem Konzept erklären, wäre er nichts anderes als Wahrnehmung und Bewusstsein. Diese aber entstehen und vergehen zusammen mit ihren Objekten.

Es gibt eine REALITÄT, die Bestand hat
Man kann schon eine beständige Realität definieren, diese ist aber nicht konkret erlebbar. Sie kann bloss definiert werden als das vollständige Fehlen von Vergänglichem. Unvergänglich kann nur etwas sein, das nie entstanden ist (anders gesagt: immer schon war). Die Wahrnehmung und das Bewusstsein von etwas Unvergänglichem (ob du das nun Gott nennst oder nibbana) sind vergänglich. Die fünf Gruppen definieren die gesamte Existenz. Das Unvergängliche besteht weder in den fünf Gruppen selber noch innerhalb oder ausserhalb von diesen. Daher meine Gegenfrage: Was ist das Unvergängliche?

Es ist sehr verlockend, das Unvergängliche irgend einem Aspekt der persönlichen Existenz zuzuschreiben und sich mit einer unvergängliche Seele oder einem unvergänglichen Geist oder Bewusstsein zu identifizieren - und so der bereits erwähnten "Ewigkeitsansicht" zu verfallen. Unsere personale Existenz und mit ihr die gesamte Erlebniswelt (der sechs Sinne), als die sie erfahren wird, ist vergänglich in all ihren körperlichen und geistigen Aspekten (nama-rupa). Was also ist das Unvergängliche?

erbreich
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#14 Re: Buddhanussati

Beitrag von erbreich » Di 23. Sep 2014, 23:38

Demian hat geschrieben:FRIEDEN kann ich nur erfahren, wo es BEWUSSTSEIN gibt. Ich bin der Ansicht, dass FRIEDEN die wahre Natur des BEWUSSTSEINS ist und ihm inne wohnt.
Was ist deine Definition von Bewusstsein? Ich unterscheide zwischen Geist und Bewusstsein. Natürlich ist im Tiefschlaf immer noch Geist, ein tief schlafender eben. Bewusstsein aber ist keines da. Andernfalls müsstest du im Tiefschlaf erkennen und dir dessen bewusst sein können, dass dein Geist sich im Tiefschlaf befindet. Das ist nicht der Fall.

Das – und nicht die Abwesenheit von BEWUSSTSEIN – erfahren wir in diesem Zustand,
Wir erfahren überhaupt nichts in diesem Zustand. Weder Glück noch Leid, weder Frieden noch Unfrieden. Nichts.

Anders gesagt: „die Welt“ - die wir als störend empfinden könnten – ist als objektive Erfahrung für eine Weile verschwunden, sodass wir in der reinen Präsenz von BEWUSSTSEIN verweilen...
"In der reinen Präsenz von Bewusstsein verweilen" - ohne sich dessen bewusst sein zu können, also eben: ohne Bewusstsein? Die Aussage klingt zwar schön, hat aber meines Erachtens keinen pragmatischen Wert.

FRIEDEN und GLÜCK kann ich aber nur erfahren, wenn es die PRÄSENZ von BEWUSSTSEIN gibt. Das ist ein wichtiger Hinweis, da dies darauf hindeutet, dass BEWUSSTSEIN an keine objektive Erfahrung gebunden ist, hingegen aber die objektive Erfahrung der Welt an das BEWUSSTSEIN.
Die "Welt" wird als die sechs Sinnesobjekte erlebt. Sinneskontakt löst Gefühl aus (die Gefühlswertung angenehm, unangenehm oder weder-noch), Gefühl führt zu Wahrnehmung (Bennen des gefühlten Sinneseindrucks), Wahrnehmung führt zu Willensregungen als Reaktion auf das Erlebte und das Bewusstsein hat die Funktion des sich all dessen bewusst seins. All dies entsteht und vergeht. Und es ist keine objektive Erfahrung (eine solche ist nicht möglich), sondern vollständig subjektiv. Subjekt oder Person ist eine Bezeichnung für die fünf Gruppen einer individuellen Existenz und beinhaltet so alle körperlichen und geistigen Prozesse.

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#15 Re: Buddhanussati

Beitrag von Demian » Mi 24. Sep 2014, 12:56

Pluto hat geschrieben:
Demian hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Vor allem gefällt mir die Idee, dass Bewusstsein und Tiefschlaf Gegensätze sind, die einander ausschließen.
FRIEDEN kann ich nur erfahren, wo es BEWUSSTSEIN gibt. Ich bin der Ansicht, dass FRIEDEN die wahre Natur des BEWUSSTSEINS ist und ihm inne wohnt.
Selbstverständlich... Aber im Tiefschlaf ist man sich seines Bewusstseins nicht bewusst (wenn du verstehst was ich meine).

Das ist die übliche Interpretation, die ich für ein Vorurteil halte, wenn Du verstehst, was ich meine. ;) Ich bin der Ansicht, dass wirklich reines BEWUSSTSEIN (ohne objektive Erfahrung) erfahren wird, deswegen gibt es auch keine Erinnerung daran, nur ein subjektives Gefühl tiefen Friedens und Wohlbefindens.

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#16 Re: Buddhanussati

Beitrag von Demian » Mi 24. Sep 2014, 15:31

@erbreich: Die Natur von BEWUSSTSEIN ist, dass es gegenwärtig und seiner selbst bewusst ist. Ich bin davon überzeugt, dass BEWUSSTSEIN der allgegenwärtige, grenzenlose und empfindungsfähige 'Raum' ist, in dem alle Dinge erscheinen. In seiner reinen, leeren, lichten Präsenz. Wenn wir die Erfahrung in diesem Moment betrachten, dann können wir sehen, dass die Welt, die wir oft – ohne es zu hinterfragen – für die eigentliche Realität halten, letztlich nur aus Wahrnehmungen, Gedanken und Empfindungen besteht.

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#17 Re: Buddhanussati

Beitrag von Pluto » Mi 24. Sep 2014, 16:22

Demian hat geschrieben:@erbreich: Die Natur von BEWUSSTSEIN ist, dass es gegenwärtig und seiner selbst bewusst ist.
Bewusstsein so zu beschreiben ist ein unnötiger und sinnloser Anthropomorphismus.
Der Mensch ist im Wachzustand bewusst. Wenn er schläft, nicht.

Ich bin davon überzeugt, dass BEWUSSTSEIN der allgegenwärtige, grenzenlose und empfindungsfähige 'Raum' ist, in dem alle Dinge erscheinen.
So lange du wach bist, muss das auch so sein, schon klar. Im Tiefschlaf verschwindet dieses Bewusstsein. Wenn du noch nie einen solchen bewusstlosen tiefen Schlaf erlebt hast, solltest du vielleicht mal nach einer neuen Matratze Umschau halten.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#18 Re: Buddhanussati

Beitrag von Demian » Mi 24. Sep 2014, 18:01

Ich glaube, dass BEWUSSTSEIN die Wahrheit, die Substanz jeder Erfahrung und die Realität der Welt ist und dass im grenzenlosen, offenen und freien Raum seiner PRÄSENZ alle Dinge erscheinen. Die Welt erscheint in der Gestalt von Denken, Vorstellen, Empfinden und Wahrnehmen in ihm. Wenn wir davon ausgehen, dann ist die Welt nicht unabhängig, sondern sie wird von BEWUSSTSEIN erzeugt und projiziert. Ich interpretiere den Tiefschlaf, als die Rücknahme dieser Projektion.

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#19 Re: Buddhanussati

Beitrag von Pluto » Mi 24. Sep 2014, 20:25

Demian hat geschrieben:Ich glaube, dass BEWUSSTSEIN die Wahrheit, die Substanz jeder Erfahrung und die Realität der Welt ist und dass im grenzenlosen, offenen und freien Raum seiner PRÄSENZ alle Dinge erscheinen.
Das ist der Vorteil der Freiheit... zu denken und glauben was man möchte.

Demian hat geschrieben:Die Welt erscheint in der Gestalt von Denken, Vorstellen, Empfinden und Wahrnehmen in ihm. Wenn wir davon ausgehen, dann ist die Welt nicht unabhängig, sondern sie wird von BEWUSSTSEIN erzeugt und projiziert.
Das ist sehr nahe an der Definition des Solipsismus, der Gedanke, dass die Welt nicht existiert, wenn wir sie nicht wahnehmen. Stell dir vor, du stehst mitten in einem Wald, schließt die Augen und meinst zu dir selber, "Die Bäume sind nur Einbildung; es gibt sie nicht wirklich". Um dein Postulat zu überprüfen, läufst du nun mit geschlossenen Augen ein Stück weit in eine beliebige Richtung. Es wird nicht lange dauern, da wirst du gegen einen Baum stoßen, und merken, dass deine Einbildung, es gäbe möglicherweise keine Bäume, schmerzhaft widerlegt wurde.

Demian hat geschrieben:Ich interpretiere den Tiefschlaf, als die Rücknahme dieser Projektion.
Deine Position ist nicht wirklich nachvollziehbar.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#20 Re: Buddhanussati

Beitrag von Demian » Do 25. Sep 2014, 01:18

Die essenzielle Entdeckung aller spirituellen Traditionen, ist die Übereinstimmung von BEWUSSTSEIN/GEIST und REALITÄT. Dies wurde auf ganz verschiedene Weise ausgedrückt. „Atman (die Seele) ist eins mit Brahman (Gott)“. „Alles ist Bewusstsein“. „Nirwana ist Samsara“. „Leere ist Form“. „Ich und der Vater sind eins“ Diese Erkenntnis halte ich für richtig. Wenn wir von der „Welt“ sprechen, so meinen wir unsre Wahrnehmungen, Gedanken und Empfindungen. Wir kennen keine andere Welt. In der direkten und lebendigen Erfahrung sind SUBJEKT ('Ich' - BEWUSSTSEIN) und OBJEKT (die Welt oder das Universum) EINS.

Das ist sehr nahe an der Definition des Solipsismus
Nee. ;) Wenn ich sage, dass BEWUSSTSEIN allgegenwärtig, grenzenlos und absolut sei, dann ist damit nicht das persönliche Ich gemeint, sondern GOTT (ALLES IN EINEM!). Solipsist kann nur ein persönliches Ich sein. Ich spreche gerne vom BEWUSSTSEINSKÖRPER. Als Person bin ich ein BEWUSSTSEINSKÖRPER, der wiederum ein Teil von GOTT ist.

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