kamille hat geschrieben:
Ja, so sagt man, aber was ist der "innere Schatten" ?
Wieso hab ich den ?
Sicher, ohne ihn sind wir nicht vollständig, und ihn anschauen bringt die Freiheit, aber wieso muß ich ihn annehmen, wieso kann/darf ich mich nicht nur mit dem Guten in mir identifizieren ?
Das sind die Fragen, die mich beschäftigen. Es sind keine Zweifel, ich nehme das Dunkle an, aber warum, diese große Frage bleibt.
Ich hab schon den Gedanken gehabt, dass dieser Schatten eigentlich ein Wesen ist, das man als böse bezeichnen kann, und dieses Wesen wird durch uns, durch unser Nein zu ihm unschädlich gemacht, oder transzendiert.
Wir sind quasi Besessene, denn gegen wen kämpfen wir und warum müssen wir siegen ?
Es ist mit Sicherheit nicht die Art von Besessenheit, die man als solche bezeichnet und kennt, aber immerhin, da ist etwas in mir, das ich nicht sein soll und durch Erkenntnis und meinem Widerstand zu ihm frei werde.
Eine Frage, die jeden Menschen betrifft. Jemanden, dessen Gewissen noch nicht verschleiert ist mehr, dem anderen weniger.
Ich denke, dazu könnten wir Gott durch Paulus befragen, wenn er schreibt:
Rö 7,14-25;HSK
Denn wir wissen, das Gesetz ist geistig, ich aber bin von Fleisch, verkauft unter die Sünde. Denn was ich vollbringe, verstehe ich nicht; denn nicht das [Gute], das ich will, tue ich; sondern, was ich hasse [, das Böse], das tue ich. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, stimme ich dem Gesetze zu, daß es gut ist. Dann aber vollbringe nicht mehr ich es, sondern die in mir wohnende Sünde. Ich weiß ja, daß in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; denn das Wollen liegt bei mir, das Vollbringen des Guten aber nicht. Denn nicht das Gute, das ich will, tue ich; sondern, was ich nicht will, das Böse, das vollbringe ich. Wenn ich aber das, was ich nicht will, tue, so vollbringe nicht mehr ich es, sondern die in mir wohnende Sünde. Ich finde als das Gesetz, daß mir, der ich das Gute tun will, das Böse bereitliegt. Denn ich freue mich dem inneren Menschen nach am Gesetze Gottes. Doch ich sehe ein Gesetz von anderer Art in meinen Gliedern, das dem Gesetz meiner Vernunft widerstreitet und mich gefangennimmt durch das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist. Ich unglücklicher Mensch! Wer wird mich befreien aus diesem Leib des Todes? Dank sei Gott: durch Jesus Christus unseren Herrn!
Mit "ich" meint Paulus hier den geistlichen oder verlorenen Menschen.
Die Sünde, das Böse, steckt also im Fleisch. Es widerstreitet mit dem Geist, der von Gott kommt und deshalb das Gute will. Dazu benützt er das Gewissen, welches uns das Gesetz offenbart und unser Handeln danach ermöglicht.
Doch das Fleisch vollbringt es oft nicht, weil es sündhaft ist. Damit es aber, und damit auch der Mensch, nicht endgültig verloren geht, ist Christus Jesus gekommen, der den Leib von der Sünde und damit vom Tod befreit hat.
Das ist gerade das Wunderbare:
Gott weiß von unserer fleischlichen Schwachheit zur Sünde oder vielmehr von der Stärke des Fleisches, welches nur ungern dem Geist folgt. Deshalb stärkt er einerseits unseren Geist, nimmt uns aber ebenso die Last in einem Leib des Todes verloren zu sein durch das Liebes- und Sühnewerk des Herrn. So können wir uns im Glauben an den Herrn mit Freude dem Guten im gestärkten Geist widmen und es durch das Fleisch vollbringen. Andererseits wissen wir im Glauben um unsere Errettung auch des sündigen Fleisches, was uns die Angst nimmt. Das Fleisch wird immer sündigen, aber es
muss es nicht mehr. Und wenn wir sündigen, dürfen wir ehrlichen Herzens umkehren, bereuen und uns dem Herrn anvertrauen, der uns immer wieder in seine Arme aufnimmt.
Gott und das Christentum ist
nicht leibfeindlich, wie etwa die Gnosis. Im Gegenteil: Gott ist der Leib so wichtig, dass er ins Fleisch kam, um auch das Fleisch vom Tod zu erretten und nicht nur den Geist. Deshalb ist auch alles, was wir mit unserem Leib nach den Geboten Gottes tun (wie etwa Sex) gut.
Dies ist auch der wesentliche Unterschied zur Gnosis und östlichen Lehren: Im Christentum wird der
ganze Mensch erlöst und verherrlicht, Geist, Seele, Leib. Deshalb sollen wir im Christentum unser Sein, unsere Wünsche, nicht restlos ablegen, sondern sie veredeln in Gott, damit wir im Himmel einmal als ganzer Mensch Gott loben und preisen können und unsere höchstpersönliche Eigenschaften dort nicht fehlen dürfen zur ganzen und ewigen Einheit.

Servus