Was ist das Böse?

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Demian
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#11 Re: Was ist das Böse?

Beitrag von Demian » Fr 25. Apr 2014, 10:13

Janina hat geschrieben:
kamille hat geschrieben:Ich glaube, kein Mensch kann mit Bestimmtheit sagen, was das Böse ist.
Aber letztlich sind sich alle einig: Böse = die Anderen, Gut = wir selbst.

Das ist ein weiterer, wichtiger Punkt. Der innere "Schatten" wird gerne nach außen projiziert. Nur wenn es unerlöste Seelenteile im Menschen gibt, können sie sich als "das Böse" manifestieren. Der Mensch nimmt die Welt zunächst in ihrer Polarität wahr - dualistisch - während aus einem "erweiterten" Bewusstsein die Wirklichkeit als unteilbar, eins und nondual wahrgenommen werden kann. In diesem Falle ist Gott "jenseits" von Gut und Böse.

Rembremerding
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#12 Re: Was ist das Böse?

Beitrag von Rembremerding » Fr 25. Apr 2014, 11:29

Demian hat geschrieben:
Das ist ein weiterer, wichtiger Punkt. Der innere "Schatten" wird gerne nach außen projiziert. Nur wenn es unerlöste Seelenteile im Menschen gibt, können sie sich als "das Böse" manifestieren. Der Mensch nimmt die Welt zunächst in ihrer Polarität wahr - dualistisch - während aus einem "erweiterten" Bewusstsein die Wirklichkeit als unteilbar, eins und nondual wahrgenommen werden kann. Anders gesagt: in diesem Falle ist Gott jenseits von Gut und Böse.
Dies ist eine richtige Analyse, aber eine falsche Folgerung, was Gott betrifft.
Gott ist nicht jenseits von Gut und Böse, er ist das Gute. Es gibt kein "jenseits", etwas außerhalb des Guten und damit von Gott. Es gibt aber eine Entfernung vom Guten, das nur Geschaffenes durch eigenes Wollen erreicht. Die absolute Wirklichkeit im menschlichen Bewusstsein, ja eigentlich sein wahres Selbst, wird tatsächlich durch und in Gott unteilbar und eins. Und dort ist auch die unteilbare und einzige Wahrheit, die jedoch jede Seele samt Leib einmal mit ihrer einzigartigen Eigenschaft vervollständigen wird. Der "Klebstoff" dafür ist die Liebe.
Das Böse entsteht somit durch die "Verdünnung" dieses Klebstoffes, der Liebe, durch Teilung dieser Liebe. Sie wird in die Liebe zu sich selbst und zum Nächsten geteilt. Je weiter diese Teilung nun zum Selbst fortschreitet, desto weniger Substanz der Liebe bleibt übrig und desto mehr Gottferne, das Böse, kann Einzug in das Bewusstsein halten.
Heilung für den Menschen von dem Bösen bewirkt tatsächlich das Auslöschen dieser "Schatten", wie Du es nennst @Demian, im Selbst, im Bewusstsein des Menschen. Kraft für diese Heilung entsteht durch eine Rückbindung an die Quelle des Guten und der Liebe, an Gott. Damit zieht sich die Liebe immer mehr aus dem Selbst zurück, neigt sich im Ausgleich wieder dem Nächsten zu, bis sie wieder den Punkt der Einheit in Gott erreicht, wo das Böse nicht mehr sein kann.
Ich denke, wir sind aber trotzdem nicht allzu weit voneinander in unseren Vorstellungen entfernt @Demian.

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kamille
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#13 Re: Was ist das Böse?

Beitrag von kamille » Fr 25. Apr 2014, 11:36

Janina hat geschrieben:
kamille hat geschrieben:Ich glaube, kein Mensch kann mit Bestimmtheit sagen, was das Böse ist.
Aber letztlich sind sich alle einig: Böse = die Anderen, Gut = wir selbst.
Gott sei Dank, bin ich mit dieser Milchmädchenrechnung schon lange fertig :lol:
Ob du´s glaubst oder nicht Janina, je mehr ich meine Fehler sehen darf, desto freier werde ich, und das ist ein Genuß, den ich jedem Menschen wünsche, denn den kann man nicht beschreiben.
Zuletzt geändert von kamille am Fr 25. Apr 2014, 12:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Demian
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#14 Re: Was ist das Böse?

Beitrag von Demian » Fr 25. Apr 2014, 11:43

Rembremerding hat geschrieben:Gott ist nicht jenseits von Gut und Böse, er ist das Gute. Es gibt kein "jenseits", etwas außerhalb des Guten und damit von Gott.

Jenseits des menschlichen Verständnisses von GUT - so war das gemeint. Das vorstellbare Gute ist nur das Menschlich-Gute, nicht aber das Göttlich-Gute. "Das Böse" kann jedenfalls nur dann existieren, wenn es nicht mindestens von Gott (als Teil der Schöpfungsgeschichte) akzeptiert wird. Christen verweisen da ja in der Regel auf die "Freiheit" des Menschen. Der Safranski zitiert eigentlich nur den typisch europäischen Standpunkt der vom "Individuum" her argumentiert.

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#15 Re: Was ist das Böse?

Beitrag von Rembremerding » Fr 25. Apr 2014, 11:47

Demian hat geschrieben:
Jenseits des menschlichen Verständnisses von GUT - so war das gemeint. Das vorstellbare Gute ist nur das Menschlich-Gute, nicht aber das Göttlich-Gute. "Das Böse" kann jedenfalls nur dann existieren, wenn es nicht mindestens von Gott (als Teil der Schöpfungsgeschichte) akzeptiert wird. Christen verweisen da ja in der Regel auf die "Freiheit" des Menschen.
:thumbup:
Da hätte ich mir meine Schreiberei sparen können. :lol:
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#16 Re: Was ist das Böse?

Beitrag von kamille » Fr 25. Apr 2014, 11:48

Demian hat geschrieben: Der innere "Schatten" wird gerne nach außen projiziert.
Ja, so sagt man, aber was ist der "innere Schatten" ?
Wieso hab ich den ?

Sicher, ohne ihn sind wir nicht vollständig, und ihn anschauen bringt die Freiheit, aber wieso muß ich ihn annehmen, wieso kann/darf ich mich nicht nur mit dem Guten in mir identifizieren ?
Das sind die Fragen, die mich beschäftigen. Es sind keine Zweifel, ich nehme das Dunkle an, aber warum, diese große Frage bleibt.

Ich hab schon den Gedanken gehabt, dass dieser Schatten eigentlich ein Wesen ist, das man als böse bezeichnen kann, und dieses Wesen wird durch uns, durch unser Nein zu ihm unschädlich gemacht, oder transzendiert.
Wir sind quasi Besessene, denn gegen wen kämpfen wir und warum müssen wir siegen ?

Es ist mit Sicherheit nicht die Art von Besessenheit, die man als solche bezeichnet und kennt, aber immerhin, da ist etwas in mir, das ich nicht sein soll und durch Erkenntnis und meinem Widerstand zu ihm frei werde.
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#17 Re: Was ist das Böse?

Beitrag von kamille » Fr 25. Apr 2014, 12:10

2Lena hat geschrieben:Ausnahmsweise sprichst du mir irgendwie aus der Seele, liebe Kamille.
kamille: Es ist wie ein verschleiertes Etwas, eine Ahnung, die nicht greifbar ist.
Satan, Teufel, Dämonen, alles abstrakte Begriffe.

So einfach kann man es sagen?
Es ist irgendwie treffend.
Da liest man / frau zahllose Bücher von zahllosen "Experten" mit wohlklingenden Titeln ohne dabei irgend etwas praktisch in den Griff zu bekommen. Was soll das auch helfen?
Hallo 2Lena, ganz so wertlos ist es aber nicht, denn ich sehe das so, dass Anregungen von außen eine Wahrheit beinhalten können. Ich nehme es bei Lesen auf, und fang an in mir zu suchen. Wenn es eine Wahrheit aus Gottes Weisheit ist, dann müßte ich sie auch in mir finden, und wenn das passieren sollte, dann erst ist es auch meins.
Jede Theorie sollte als Wahrheit im eigenen Inneren gesucht werden, und wenn man sie nicht findet, dann entsprang sie auch nur aus menschlichen Überlegungen, ist also als reine Kopfsache zu sehen und damit wertlos.
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

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#18 Re: Was ist das Böse?

Beitrag von Rembremerding » Fr 25. Apr 2014, 12:53

kamille hat geschrieben: Ja, so sagt man, aber was ist der "innere Schatten" ?
Wieso hab ich den ?

Sicher, ohne ihn sind wir nicht vollständig, und ihn anschauen bringt die Freiheit, aber wieso muß ich ihn annehmen, wieso kann/darf ich mich nicht nur mit dem Guten in mir identifizieren ?
Das sind die Fragen, die mich beschäftigen. Es sind keine Zweifel, ich nehme das Dunkle an, aber warum, diese große Frage bleibt.

Ich hab schon den Gedanken gehabt, dass dieser Schatten eigentlich ein Wesen ist, das man als böse bezeichnen kann, und dieses Wesen wird durch uns, durch unser Nein zu ihm unschädlich gemacht, oder transzendiert.
Wir sind quasi Besessene, denn gegen wen kämpfen wir und warum müssen wir siegen ?

Es ist mit Sicherheit nicht die Art von Besessenheit, die man als solche bezeichnet und kennt, aber immerhin, da ist etwas in mir, das ich nicht sein soll und durch Erkenntnis und meinem Widerstand zu ihm frei werde.

Eine Frage, die jeden Menschen betrifft. Jemanden, dessen Gewissen noch nicht verschleiert ist mehr, dem anderen weniger. :cry:
Ich denke, dazu könnten wir Gott durch Paulus befragen, wenn er schreibt:
Rö 7,14-25;HSK
Denn wir wissen, das Gesetz ist geistig, ich aber bin von Fleisch, verkauft unter die Sünde. Denn was ich vollbringe, verstehe ich nicht; denn nicht das [Gute], das ich will, tue ich; sondern, was ich hasse [, das Böse], das tue ich. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, stimme ich dem Gesetze zu, daß es gut ist. Dann aber vollbringe nicht mehr ich es, sondern die in mir wohnende Sünde. Ich weiß ja, daß in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; denn das Wollen liegt bei mir, das Vollbringen des Guten aber nicht. Denn nicht das Gute, das ich will, tue ich; sondern, was ich nicht will, das Böse, das vollbringe ich. Wenn ich aber das, was ich nicht will, tue, so vollbringe nicht mehr ich es, sondern die in mir wohnende Sünde. Ich finde als das Gesetz, daß mir, der ich das Gute tun will, das Böse bereitliegt. Denn ich freue mich dem inneren Menschen nach am Gesetze Gottes. Doch ich sehe ein Gesetz von anderer Art in meinen Gliedern, das dem Gesetz meiner Vernunft widerstreitet und mich gefangennimmt durch das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist. Ich unglücklicher Mensch! Wer wird mich befreien aus diesem Leib des Todes? Dank sei Gott: durch Jesus Christus unseren Herrn!
Mit "ich" meint Paulus hier den geistlichen oder verlorenen Menschen.
Die Sünde, das Böse, steckt also im Fleisch. Es widerstreitet mit dem Geist, der von Gott kommt und deshalb das Gute will. Dazu benützt er das Gewissen, welches uns das Gesetz offenbart und unser Handeln danach ermöglicht.
Doch das Fleisch vollbringt es oft nicht, weil es sündhaft ist. Damit es aber, und damit auch der Mensch, nicht endgültig verloren geht, ist Christus Jesus gekommen, der den Leib von der Sünde und damit vom Tod befreit hat.
Das ist gerade das Wunderbare:
Gott weiß von unserer fleischlichen Schwachheit zur Sünde oder vielmehr von der Stärke des Fleisches, welches nur ungern dem Geist folgt. Deshalb stärkt er einerseits unseren Geist, nimmt uns aber ebenso die Last in einem Leib des Todes verloren zu sein durch das Liebes- und Sühnewerk des Herrn. So können wir uns im Glauben an den Herrn mit Freude dem Guten im gestärkten Geist widmen und es durch das Fleisch vollbringen. Andererseits wissen wir im Glauben um unsere Errettung auch des sündigen Fleisches, was uns die Angst nimmt. Das Fleisch wird immer sündigen, aber es muss es nicht mehr. Und wenn wir sündigen, dürfen wir ehrlichen Herzens umkehren, bereuen und uns dem Herrn anvertrauen, der uns immer wieder in seine Arme aufnimmt.

Gott und das Christentum ist nicht leibfeindlich, wie etwa die Gnosis. Im Gegenteil: Gott ist der Leib so wichtig, dass er ins Fleisch kam, um auch das Fleisch vom Tod zu erretten und nicht nur den Geist. Deshalb ist auch alles, was wir mit unserem Leib nach den Geboten Gottes tun (wie etwa Sex) gut.
Dies ist auch der wesentliche Unterschied zur Gnosis und östlichen Lehren: Im Christentum wird der ganze Mensch erlöst und verherrlicht, Geist, Seele, Leib. Deshalb sollen wir im Christentum unser Sein, unsere Wünsche, nicht restlos ablegen, sondern sie veredeln in Gott, damit wir im Himmel einmal als ganzer Mensch Gott loben und preisen können und unsere höchstpersönliche Eigenschaften dort nicht fehlen dürfen zur ganzen und ewigen Einheit.

:wave: Servus
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2Lena
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#19 Re: Was ist das Böse?

Beitrag von 2Lena » Fr 25. Apr 2014, 17:28

Demian: Du sprichst mal wieder nicht direkt und klar den Inhalt eines Beitrages an. "Es ist wie ein verschleiertes Etwas, eine Ahnung" sagt noch nicht wirklich viel.
Seufz!
Dann eben scheibchenweise ....
Safranski: Das Böse ist der Preis der Freiheit,...
Vielleicht gelingt es jemand mit Hilfe der vielen Logikregeln, die Philosophen im Laufe der Jahrhunderte festgehalten haben, mit Fremdwörtern gespickten Fachausdrücken diesen unguten Satz zu "zerlegen". Ich sage nur "aus dem Bauch heraus": Eine Freiheit erarbeite ich mir mit Disziplin - und durch Einsicht, denn keiner ist "frei". Doch ich bin so frei (mit dem Sprichwort gesagt, sich etwas herausnehmen) und betrete Gebiete des Staunens, für die es (im Guten) keine Grenzen gibt.

Safranski zitiert von Demian: Kein Mensch ist reif, ist erwachsen, wenn er die Konfrontation mit dem Bösen in sich selbst, mit dem inneren Schatten, vermeidet.
Wieder so ein halber Satz, dessen Befolgung unzufrieden macht. Um "reif" zu werden nimmt ein Mensch die Konfrontation mit dem inneren Schatten auf. Er sucht ihn vergeblich, denn bei jedem Sonnenstand huscht er anderen Längen hinterher. Nicht fixiert im Satz ist "reif" und nicht fixiert ist die "Sünde".

Was "praktisch" damit passiert:
Unsicherheit tritt ein, Nabelschau, endlose Fragen und Diskussionen, die sich kaum lösen lassen, wird diesem Muster gefolgt. Man sucht noch mehr Bücher, andere Definitionen - weil man nichts in der Hand hat. Dazu sucht man die "Schatten" bei anderen, beobachtet den Zyklus von Fehlern und nicht die Reflektion eines Auswegs.

Safranski schreibt, seine Großmutter entstammt pietistischen Milieu. Er versucht es aufzuarbeiten, aber es gelingt ihm nicht ganz, da er sich dort noch immer im Kreis herumdreht und bei jeder Wendung neue Barrieren baut.

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Demian
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#20 Re: Was ist das Böse?

Beitrag von Demian » Fr 25. Apr 2014, 17:40

Diese überflüssige Bewertungsspirale des Ego-Verstandes. In der heutigen psychologischen Sprache ist der Verstand der Sitz des Teufels - denn alle Trennung ergibt sich aus den negativen Gedankenenergien. Weshalb du unbedingt meine und Safranskis Worte so einfach aburteilst, bleibt rätselhaft. Vermutlich aufgrund deines ... räusper ... inneren Schattens :lol:

Ich kann nur lachen.

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