Verschieden

Judentum, Islam, Hinduismus, Brahmanismus, Buddhismus,
west-östliche Weisheitslehre
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Vitella
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#11 Re: Verschieden

Beitrag von Vitella » Do 26. Dez 2013, 12:21

Lena hat geschrieben:
Beim Christ-sein geht es um die Beziehung zu einem ganz bestimmten Menschen: HERR Jesus Christus.

auch Nichtchristen haben eine Beziehung zu Jesus, dazu muss man/frau nicht Christ werden.
  Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus,
der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.
1 Petrus 5:10

 

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Demian
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#12 Re: Verschieden

Beitrag von Demian » Do 26. Dez 2013, 13:05

Lena hat geschrieben:Jesus spricht zu ihm: So lange bin ich bei euch und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater! Wie sprichst du dann: Zeige uns den Vater? Joh. 14,9

Weshalb reduzierst du Gott auf Jesus? Für mich zeigt sich Gott in allem, nicht nur im Christentum. Das Universum existiert 13,7 Milliarden Jahre. Das Christentum erst seit 2. Jahrtausenden. Meiner Meinung nach, kann jeder Mensch sagen: wer mich sieht, der sieht den Vater. Denn wir sind alle dem einen Seinsgrund entsprungen, dem wir Christen den Namen Gott gegeben haben. Jeder Mensch ist eine Widerspiegelung dieses Absoluten. Der Sohn/die Tochter Gottes ist einfach ein Bild, um diese Erfahrung zu beschreiben. Ebenso die Jungfrauengeburt. Diese Ebene übersteigt alles Personale. Es gibt dann kein Christentum, Buddhismus, Islam oder Hinduismus mehr. Die Bibel, die Bhagavad Gita, der Tao te King und die Upanishaden verweisen auf dieses Geheimnis.

erbreich
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#13 Re: Verschieden

Beitrag von erbreich » Do 26. Dez 2013, 13:29

Gibt es die spirituelle Wahrheit? Die eine, die einzige höchste Wahrheit? Oder sind wir genötigt, uns damit zu begnügen, dass es bloss Wahrheiten im Sinne von Ansichten, Meinungen, Überzeugungen gibt? Wem die Wahrheit ein echtes Anliegen ist, der wird sich allerdings kaum durch Überzeugungen und Ansichten beschwichtigen lassen. Er wird nicht ruhen, bis er die Wahrheit gefunden hat. Und dass es die Wahrheit gibt, und dass sie gefunden werden kann, bestätigen uns sowohl der Buddha als auch der Christus (Pali-Kanon und Bibel):

Eins ist die Wahrheit, nicht gibt's eine zweite, -
Sie kennend, wird hierbei der Mensch nicht streiten!...
Nicht gibt es Wahrheit vielerlei, verschieden,
Von ew'ger Geltung in der Welt, es sei denn bloß im Dünken.
Doch wenn ihr Grübeln sie in Theorien festgelegt,
Dann sprechen sie vom Doppelding der Wahrheit und des Irrtums.
(Buddha: Sutta-Nipata; Verse 884 und 886)

Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen,
daß ich für die Wahrheit Zeugnis gebe.
Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.
(Christus: Joh 18,37b)


Da es für mich keinerlei Veranlassung gibt, einen dieser beiden grossen Menschheitslehrer als Lügner zu diffamieren, sehe ich in ihrer beider Leben und Lehren Zeugnisse der einen Wahrheit. Wenn wir einen der beiden als wahr, den andern aber als Lügner oder Irrlehrer hinstellen, dann haben wir uns – gemäss obigen Worten des Buddha – in unseren Theorien und Grübeleien verloren. Somit wird uns eines offensichtlich: Die Wahrheit ist nicht an Name und Form gebunden. Durch Name und Form versuchen wir uns über das jeweilige Mass unserer Erkenntnis der Wahrheit zu verständigen. Wenn wir darüber in Streit geraten, dann bezeugen wir damit nicht die Wahrheit, sondern nur unser Festhalten an unseren Ansichten und Meinungen über die Wahrheit. Daran ändert sich auch nichts, wenn wir unsere Theorien aus einem der Heiligen Bücher der Menschheit ableiten und darin begründet sehen. Wenn wir unsere Überzeugungen für die Wahrheit halten, tappen wir tief im Dunkel der Verblendung herum. Es ist eine dringliche Notwendigkeit, dass wir lernen, zwischen der Wahrheit und dem Bild, in das wir sie zu Verständniszwecken kleiden, zu unterscheiden. Auf diese Notwendigkeit weist uns auch der Apostel Paulus in einem seiner Briefe hin:

Der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig.
(Paulus: 2.Kor 3,6)


Wo immer am Buchstaben als an der Wahrheit festgehalten wird, da entstehen Zwietracht und Leiden. Wer für Überzeugungen kämpft, kämpft entgegen seiner Meinung gerade nicht für die Wahrheit. Wer die Wahrheit wirklich kennt und aus ihr lebt, der wird weder in ihrem Namen, noch für sie Streit oder Krieg anzetteln oder auch nur in Kauf nehmen. Denn wer die Wahrheit erkannt und in seiner eigenen Existenz verwirklicht hat, der lebt in der Welt und der Welt gegenüber in Freiheit:

Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.
(Christus: Joh 8,32)


Wer sich selber frei weiss, wird nicht seinen Mitmenschen der Freiheit berauben. Weder physisch, noch spirituell. Er wird ihm nicht die Wahrheit absprechen und ihn als ‚Ungläubigen’ bezeichnen, gleichzeitig jedoch sich selber eigenhändig zum ‚Gläubigen’ erhöhen – unter Berufung auf irgendeine äussere Autorität (sei diese Mensch, Gott oder Heilige Schrift). Wer sich selber frei weiss, sieht im Gegenteil die ganze Schöpfung als existenziell frei und wird jedem Mitmenschen diese Freiheit zusprechen und zugestehen. Er wird – wie es der Buddha in der Rede an die Kalamer getan hat – jeden Menschen ermutigen, nicht auf äussere Autoritäten abzustellen, sondern nur nach dem zu handeln, was er selber durchdrungen und als wahr erkannt hat:

Geht, Kālāmer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr aber, Kālāmer, selber erkennt: 'Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden', dann, o Kālāmer, möget ihr sie aufgeben. Und wenn ihr, Kālāmer, selber erkennt: 'Diese Dinge sind heilsam, sind untadelig, werden von den Verständigen gepriesen, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Segen und Wohl’, dann, o Kālāmer, möget ihr sie euch zu eigen machen.
(Buddha: Anguttara Nikaya; III.66)


Es ist damit jedes Menschen eigene Lebensgeschichte und Lebensweg, ob er die Wahrheit unter diesem oder jenem Zeichen, Symbol, Bildnis kennen und verstehen lernt. Es ist auch jedes Menschen individueller Reifegrad, wo er in der Erkenntnis und Verwirklichung der Wahrheit in seinem eigenen Leben gerade steht.

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Demian
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#14 Re: Verschieden

Beitrag von Demian » Do 26. Dez 2013, 13:43

Sehr schön, erbreich. Dem schließe ich mich gerne an. Noch eine kleine Beifügung: wenn Jesus schreibt ...“und die Wahrheit wird euch frei machen“ ... dann meint er ganz offenbar keine Wahrheit über die sich nun theoretisch streiten ließe. Sondern eine spirituelle Wahrheit, ein Eingetauchtsein in Wahrheit, eine befreiende Erfahrung. Was für eine Erfahrung ist das? Der Mystiker Kabir fand diese berührenden Worte: „O, der du mir dienst, wo suchst du mich? Ich bin bei dir. Ich bin weder im Tempel noch in der Moschee, weder in der Kaaba noch auf dem Kailash. Weder bin ich in Riten und Zeremonien noch im Yoga und in Entsagung. Wenn du ein wahrhaft Suchender bist, wirst du mich sogleich sehen, mir begegnen im gleichen Augenblick. Kabir sagt: O Sadu! Gott ist der Atem allen Atems.“ ... diese Erfahrung nannte Jesus schlicht und ergreifend Liebe - und die, die sich seine Worte zu Herzen nehmen, in dem sie sich ganz von dieser Liebe zur Wahrheit und dieser Wahrheit der Liebe durchdringen lassen ... nannte er seine Jünger/Freunde. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt. Joh 13,35

Lena
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#15 Re: Verschieden

Beitrag von Lena » Do 26. Dez 2013, 13:46

Vitella hat geschrieben: auch Nichtchristen haben eine Beziehung zu Jesus, dazu muss man/frau nicht Christ werden.
Was verstehst Du unter Christ werden?

Beziehung ist eine Sache zwischen zweien.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
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#16 Re: Verschieden

Beitrag von Vitella » Do 26. Dez 2013, 13:50

Lena hat geschrieben:
Vitella hat geschrieben: auch Nichtchristen haben eine Beziehung zu Jesus, dazu muss man/frau nicht Christ werden.
Was verstehst Du unter Christ werden?

ich meinte das was üblicherweise als Christsein mit Taufe und Dazugehörigkeit in einer christlichen Gemeinde, verstanden wird.
Das "wir Christen" und ihr Nichtchristen, das meinte ich.
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#17 Re: Verschieden

Beitrag von Demian » Do 26. Dez 2013, 13:51

Lena hat geschrieben:
Vitella hat geschrieben: auch Nichtchristen haben eine Beziehung zu Jesus, dazu muss man/frau nicht Christ werden.
Was verstehst Du unter Christ werden?

Beziehung ist eine Sache zwischen zweien.

Gibt es etwas, was nicht verbunden ist?

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#18 Re: Verschieden

Beitrag von erbreich » Do 26. Dez 2013, 13:52

Demian hat geschrieben:Meiner Meinung nach, kann jeder Mensch sagen: wer mich sieht, der sieht den Vater.
Ja, das sehe ich auch so. Ausserdem kann auch jeder Mensch mit Recht sagen: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben..." (dazu habe ich mal einen Text geschrieben). Und auch das Weitere: "...niemand kommt zum Vater ausser durch mich." Dazu eine schöne indische Parabel:

Ein Asket sass meditierend in seiner Höhle. Da huschte eine Maus herein und knabberte an seiner Sandale. Der Asket öffnete verärgert die Augen: „Warum störst du mich in meiner Andacht!“ „Ich habe Hunger“, piepste die Maus. „Geh weg, törichte Maus“, predigte der Asket, „ich suche die Einheit mit Gott, wie kannst du mich dabei stören!“ „Wie willst du dich mit Gott vereinigen“, fragte da die Maus, „wenn du nicht einmal mit mir einig wirst?“

Wie will irgend jemand ohne seinen Nächsten zum Vater kommen?

Zu deinem Zitat von Kabir passt mein verlinkter Text ebenfalls. Mit ganz ähnlichen Worten sprach Jesus (Lk 17,20-21):

Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde, wann das Reich Gottes komme, antwortete er ihnen und sprach: "Das Reich Gottes kommt nicht mit Aufsehen. Man wird nicht sagen: Siehe hier! oder: Siehe dort ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist inwendig in euch".

Ja, das Reich Gottes ist das zur Liebe befähigte Herz.

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#19 Re: Verschieden

Beitrag von Demian » Do 26. Dez 2013, 13:54

Vitella hat geschrieben:
Lena hat geschrieben:
Vitella hat geschrieben: auch Nichtchristen haben eine Beziehung zu Jesus, dazu muss man/frau nicht Christ werden.
Was verstehst Du unter Christ werden?

ich meinte das was üblicherweise als Christsein mit Taufe und Dazugehörigkeit in einer christlichen Gemeinde, verstanden wird.
Das "wir Christen" und ihr Nichtchristen, das meinte ich.

Christ ist nur ein Wort. Wie wenig das zu sagen hat, sieht man an den höchst "unchristlichen" Handlungen vieler Christen. Verzichten wir lieber auf solche Begrifflichkeiten und folgen dem lebenden Beispiel des Jesus von Nazareth. Dort, wo Worte verbinden, erfüllen sie ihren Sinn. Dort, wo sie trennen, handelt es sich eigentlich um Sprachlosigkeit. Denn Sprache ist ein Medium, um Verbundenheit und Beziehung auszudrücken. Diesen "Geist", der über das Personale hinaus weist.

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Vitella
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#20 Re: Verschieden

Beitrag von Vitella » Do 26. Dez 2013, 14:03

erbreich hat geschrieben: Ja, das Reich Gottes ist das zur Liebe befähigte Herz.

. . . . . . . . :thumbup:
  Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus,
der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.
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