Novalis hat geschrieben:Mirjam hat geschrieben: Was allerdings weder den Koran noch das AT davon abhält in gefühlt jedem zweiten Satz darauf hinzuweisen, wie die Ungläubigen und Gottlosen verworfen und in der Hölle schmoren werden. (demnach muss man als Christ oder Muslim gar keine Ungläubigen töten... das übernimmt Gott) Nehmt nur mal die ersten 30 Psalmen oder die Sure "al Baqara" (die Kuh)
Hallo, Mirjam. Dein Argument scheitert schon daran, dass es in der arabischen Sprache den Begriff „Ungläubiger“ nicht gibt. Das ist bereits eine Übersetzung und keine besonders gute, weil sie alle möglichen falschen Assoziationen weckt (Kerem spricht von „Ableugnern“, was schon sehr viel passender ist).
Zuerst einmal möchte mich für meine obige Bemerkung entschuldigen. Sie war eher flapsig und sarkastisch und hier unpassend.
Ich denke, im Wortsinne ist "Ungläubig" schon eine passende Übersetzung, und passt auch an den meisten Stellen gut in den Zusammenhang. Online fand ich zwar den Hinweis auf die altarabische Bedeutung der Verbwurzel "k-f-r" als "bedecken, verdecken", aber meine modernen Wörterbücher führen nur (noch) "ungläubig, undankbar, atheistisch".
Du hast aber vollkommen Recht, dass der Begriff "Ungläubiger" die falschen Assoziationen weckt. Man interpretiert das schnell so, dass da "die Muslime" als Gemeinschaft gegen "Die Ungläubigen" im Sinne anderer Gemeinschaften und Völker stehen.
Wenn ich den Koran lese gewinne ich aber vielmehr den Eindruck, dass Mohammed meist gegen seine eigenen Leute wettert, wenn er die "Kafirun" anklagt. Es geht meistens um solche Menschen, die ihn offensichtlich persönlich kennen und die mit ihm über den Sinn und Unsinn seiner Lehre diskutieren. Es geht also meist um interne Konflikte und nicht um irgendwelche fremden Völker.
Von daher trifft die Assoziation, die bei dem Wort "Ungläubiger" gleich den Kampf der Kulturen heraufbeschwört, vollkommen daneben.
Den Übersetzungsvorschlag "Ableugner" oder "Leugner" ist eine gute Alternative. Er würde jemanden bezeichnen, der die Lehre Mohammeds kennt, ihre Wahrheit aber bestreitet - also "leugnet". Das passt auch an sehr vielen Stellen gut in den Zusammenhang.
Ich frage mich aber, ob nicht zu spezifisch ist um an
allen Stellen zu passen. In der Sure "al Kafirun" würde eigentlich "Andersgläubiger" am besten passen. Dort sind denke ich auch Menschen gemeint, die den Koran gar nicht wirklich kennen und daher zum "ableugnen" noch gar keine Gelegenheit hatten.
Novalis hat geschrieben: Als der Koran vor 1400 Jahren „herabgesandt“ wurde, haben die Menschen nicht unsre heutigen Begriffe verwendet.
Ich würde das aus meiner Erfahrung nicht ganz so sehen. Ich habe in antiken Texten schon
beides entdeckt: erstaunliche Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen zu unserer modernen Denkweise an manchen Stellen, an anderen aber völlig verschiedene Konzepte und Begriffsdefinitionen.
Es gibt beides, denke ich, und man kommt um das Studium des Einzelfalls nicht herum. (aber das macht es ja auch so interessant)
Novalis hat geschrieben: „Herr mache mir Raum in meiner engen Brust!“
Der Mensch ist also das Problem, weil er zu einem engherzigen Egoismus neigt. „Allah“ hingegen ist unendlich, grenzenlos und allumfassend. Ziel des spirituellen Lebens ist es das enge Herz zu öffnen für die göttliche Barmherzigkeit und Unendlichkeit, sodass der Mensch zu einem Gefäß oder Kanal für sie wird.
Schön gesagt. Auf altägyptisch gibt es den Begriff "aw.t-ib", der gemeinhin als "Freude" übersetzt wird.
Wörtlich übersetzt steht da aber: "Weite des Herzens".
Der Begriff kommt am häufigsten in Segenswünschen vor. Gemeinsam mit "Leben", "Heil" (udjat, wörtl. "Ganz sein") und "Gesundheit" wünscht man einem Menschen auch oft "Herzensweite"
In diesem Sinne liebe Grüße
Mirjam