Der Gott Israels ist der Gott der Christen?

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Naqual
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#11 Der Gott Israels ist der Gott der Christen?

Beitrag von Naqual » Di 18. Mai 2021, 17:51

Ruth hat geschrieben:
Di 18. Mai 2021, 16:18
Ich habe nicht mehr die einzelnen Schlachten zwischen Israel und anderen Völkern in der Bibel genau in Erinnerung.
Ich auch nicht. Aber die Gräueltaten-Geschichten, die ich in Erinnerung habe, waren alle so, dass die Gegenseite als die Bösen dargestellt wurden (Götzendiener, KInderopferer, Volksfeinde).

Aber mir schien es insgesamt so, als wenn Gott sein Volk zielsicher zum "verheißenen Land" führte, und alle Städte, die dazwischen lagen, wurden bekämpft.. waren Feinde. Siehst du da Unterschiede zu Kämpfen, wo die Feinde "sündiger" waren, als andere. Gibt es Unterschiede zu den "Sünden" und den Kampfstrategien ? ... solche sind mir bisher nicht aufgefallen.
Naja, zielsicher zum "verheißenen Land" würde ich jetzt nicht sagen, nachdem ich mal Folgendes mitbekam: Die Gesamtentfernung für die die 40 Jahre gebraucht haben (sollen) kann man zu Fuß in wenigen Wochen zurücklegen. Selbst bei Gegenwind.
Ob es Unterschiede bei den Kampstrategien gab, je nachdem WIE "sündig" ein anderes Volk angesehen wurde, weiß ich nicht. Wäre sicher einmal interessant, das haarklein nachzuverfolgen. Kostet aber viel Arbeit. Seufz. - Mein Bauchgefühl sagt mir eher, dass man die Geschichten im Nachhinein geschrieben hatte und grausame Härte irgendwie auch legitimieren wollte. Aber nicht dass man an der Stelle "Detailarbeit in der Angemessenheit von kriegerischem Strafenverteilungen" betreiben wollte.

Die andere Frage wäre, inwieweit man den geschichtlichen Aspekt außen vorlässt und die spirituelle Ebene prüft. Also die 40 Jahre sind ja wie eine Generation oder ein Menschenleben. Zu verstehen als Symbol, also die Exodus-Geschichte als Sinnbild wie das Leben eines "Gläubenden",mit Phasen der Entwicklung die durchlaufen werden. Wie typische Probleme auftauchen, in denen man Parallelen zu einem Glaubensleben sieht. M.E. waren die antiken Autoren nicht vor allem darauf aus, ein Geschichtsbuch zu schreiben (nur "nebenher" mit den Grobfakten), sondern sie wollten das Menschliche darstellen. Und in diesem Bereich kommen viele schöne Details, wie sie nur das Leben schreibt. Man vergleiche es mit den bekannten Angaben der Pharaonen-Reiche. Wir sehen die Pyramiden und die Hieroglyphen, die im wesentlichen übersetzt wurden, haben aber keine Ahnung wie deren Alltag ausgesehen hat. Von den Gestalten des AT wissen wir das teils ausführlich, selbst mit den Missetaten.

Wobei - ergänzend zu vorhin - man beim Gott der Christen, das Problem hat, dass es in der Erstzeit (Jünger nach der Kreuzigung) nur Judenchristen gab. Keine anderen. Also deren Gottesbild war offensichtlich anders wie der Gott der Christen später (z.B. nach Einschreiten des Psychopaten Kaiser Konstantin).

Auch das NT sollte "spiritueller" gelesen und verstanden werden. Also nicht als korrekte Wiedergabe von Geschehnissen (da wurde ziemlich gehudelt, das kann man nachweisen), sondern wo in einem Text (es muss nicht überall sein) noch eine "geistige Botschaft" durchsickert. Also was ein Erleben gleichnishaft für einen Glaubenden heute bedeuten kann. Als verdeckte Hilfestellung quasi. Denn das eine oder andere der Erstzeit hat sich rübergerettet, bevor die "Institutionaliserte Religion" den ursprünglichen Faden verloren hatte. Für mich ist dies z.B. das Christus-Bewusstsein. Also ich verstehe vieles als Hinweise und Belehrungen in Richtung auf die verschiedenen Bewusstseinszustände und -stufen, mit denen wir unwissentlich konfrontiert sind. Der strukturelll ähnlich zu denken scheint, wenn ich mich nicht täusche, ist Anthros hier. Aber er hat eine andere Richtung (Rudolf Steiner) als Initiation für dieses Denken.
Für mich schneidet sich da sogar die "moderne" historisch-kritische Bibelforschung mit der Möglichkeit auf das "Spirituelle" in der Bibel zu erfahren. Denn wenn man den historischen Wahrheitsgehalt als unwichtig kennzeichnet, verbleibt ja etwas, das uns gesagt sein will (hier wurde der bekannte Theologe Bultmann früher unterschätzt, dem es nicht darum ging, die Bibel zu "zerstören", sondern zu retten für den Gläubigen).

Wenn nun der Gott Israels und der Gott der (heutigen) Christen verschiedene Gottesvorstellungen sind, müsste sich dies auch unterschiedlich äußern. Aber auch unterschiedliche Gefahren haben. z.B. beim jüdischen Gott ist die Gefahr "gruppenegoistischer Gebietsansprüche" gegen Andersgläubige. DER Gott war ein "Volksgott". Der islamische Gott genau das Gegenteil, ein explizit erklärter "internationaler Gott" ohne Beachtung des Volkes. Da interessiert nicht welches Volk oder Rasse, sondern wo das islamische Gesetz Anwendung findet und wo nicht. Der Gebietsanspruch ist die ganze Welt. Der christliche Gott hängt hier zwischen den Stühlen, einerseits soll er die jüdischen Gebietsansprüche durchsetzen und sichern, andererseits soll möglichst weltlicher Bereich und geistlicher Bereich getrennt werden, wie man die Kirche(n) im Laufe der Geschichte des Westens zu zwang (erst in der Machtkollission zwischen Fürstentümern und Klerikern, dann noch einmal unter völlig anderen Aspekten in der Neuzeit, seit der Aufklärung). Grundsätzlich hat auch der christliche Gott weltweite Gebietsansprüche ("gehet hin in alle Welt und taufet...taufet ist ja die erklärte "Unterwerfung"). Man empfindet es nur nicht so. Es ist wie auf dem Meer, die Strömung in der man treibt, merkt man am wenigsten. Man hat dabei sogar das Gefühl gar nicht zu treiben.


 

Ruth
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#12 Der Gott Israels ist der Gott der Christen?

Beitrag von Ruth » Di 18. Mai 2021, 18:30

Naqual hat geschrieben:
Di 18. Mai 2021, 17:51
Naja, zielsicher zum "verheißenen Land" würde ich jetzt nicht sagen, nachdem ich mal Folgendes mitbekam: Die Gesamtentfernung für die die 40 Jahre gebraucht haben (sollen) kann man zu Fuß in wenigen Wochen zurücklegen. Selbst bei Gegenwind.
Lustig .... mir fällt dazu gerade das Lied ein: "Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt ..." :mrgreen:

Vielleicht ging es zuerst gar nicht um ein neues Land, sondern einfach die Freiheit, die Welt kennenzulernen und darin Gott zu finden.

Naqual hat geschrieben:
Di 18. Mai 2021, 17:51
Die andere Frage wäre, inwieweit man den geschichtlichen Aspekt außen vorlässt und die spirituelle Ebene prüft. Also die 40 Jahre sind ja wie eine Generation oder ein Menschenleben. Zu verstehen als Symbol, also die Exodus-Geschichte als Sinnbild wie das Leben eines "Gläubenden",mit Phasen der Entwicklung die durchlaufen werden. Wie typische Probleme auftauchen, in denen man Parallelen zu einem Glaubensleben sieht. M.E. waren die antiken Autoren nicht vor allem darauf aus, ein Geschichtsbuch zu schreiben (nur "nebenher" mit den Grobfakten), sondern sie wollten das Menschliche darstellen. Und in diesem Bereich kommen viele schöne Details, wie sie nur das Leben schreibt. Man vergleiche es mit den bekannten Angaben der Pharaonen-Reiche. Wir sehen die Pyramiden und die Hieroglyphen, die im wesentlichen übersetzt wurden, haben aber keine Ahnung wie deren Alltag ausgesehen hat. Von den Gestalten des AT wissen wir das teils ausführlich, selbst mit den Missetaten.

Ja, ich denke auch, diese Art, die biblischen Berichte und Geschichten zu lesen ist die sinnvollere Art, als wenn man buchstäblich als „Wort Gottes“ verstehen will. Dann muss man auch nicht so viel herumdrehen und zusammensuchen aus den verschiedensten Richtungen, um ein (vielleicht) überzeugendes Ergebnis zustande zu bringen.

Naqual hat geschrieben:
Di 18. Mai 2021, 17:51
Wenn nun der Gott Israels und der Gott der (heutigen) Christen verschiedene Gottesvorstellungen sind, müsste sich dies auch unterschiedlich äußern. Aber auch unterschiedliche Gefahren haben. z.B. beim jüdischen Gott ist die Gefahr "gruppenegoistischer Gebietsansprüche" gegen Andersgläubige. DER Gott war ein "Volksgott". Der islamische Gott genau das Gegenteil, ein explizit erklärter "internationaler Gott" ohne Beachtung des Volkes. Da interessiert nicht welches Volk oder Rasse, sondern wo das islamische Gesetz Anwendung findet und wo nicht. Der Gebietsanspruch ist die ganze Welt. Der christliche Gott hängt hier zwischen den Stühlen, einerseits soll er die jüdischen Gebietsansprüche durchsetzen und sichern, andererseits soll möglichst weltlicher Bereich und geistlicher Bereich getrennt werden, wie man die Kirche(n) im Laufe der Geschichte des Westens zu zwang (erst in der Machtkollission zwischen Fürstentümern und Klerikern, dann noch einmal unter völlig anderen Aspekten in der Neuzeit, seit der Aufklärung). Grundsätzlich hat auch der christliche Gott weltweite Gebietsansprüche ("gehet hin in alle Welt und taufet...taufet ist ja die erklärte "Unterwerfung"). Man empfindet es nur nicht so. Es ist wie auf dem Meer, die Strömung in der man treibt, merkt man am wenigsten. Man hat dabei sogar das Gefühl gar nicht zu treiben.


Das ist ein guter Überblick über die Unterschiede zwischen den „Göttern. So übersichtlich habe ich das bisher noch nicht gesehen.

Mir fällt dabei auf, dass dazu die Aussage so mancher Christen passt, wenn sie sich mit anderen Konfessionen oder Religionen vergleichen. Sie sagen: „Der oder die hat einen anderen Gott“. Während ich eher dahin tendiere, dass es nur einen Gott gibt, der sich nur in den unterschiedlichsten Facetten zeigt.

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Naqual
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#13 Der Gott Israels ist der Gott der Christen?

Beitrag von Naqual » Di 18. Mai 2021, 19:02

Ruth hat geschrieben:
Di 18. Mai 2021, 18:30
Das ist ein guter Überblick über die Unterschiede zwischen den „Göttern. So übersichtlich habe ich das bisher noch nicht gesehen.
Eher ein Beispiel. Bei einem Überblick (das wäre mir zu schwer im Moment) käme sicher wesentlich mehr bei raus. Wobei man es reduzieren könnte auf das Gottesbild. Also z.B. wie wirkt ein bestimmtes Gottesbild auf die Moral?
Das ist gar nicht so einfach und meines Erachtens oftmals auch ein Zufallsprodukt. z.B. Warum darf man im christlich geprägten Westen in der Regel Alkohol trinken aber nicht kiffen, und in islamischen Ländern umgekehrt? Da kann der Zufall sein, dass aggressive Alkoholiker dem Propheten auf den Geist gegangen sind, während die im Eck liegenden breit grinsenden Kiffer ihm gar nicht so unangenehm waren. Vom Gottesbild kann ich es jedenfalls nicht ableiten.

Mir fällt dabei auf, dass dazu die Aussage so mancher Christen passt, wenn sie sich mit anderen Konfessionen oder Religionen vergleichen. Sie sagen: „Der oder die hat einen anderen Gott“. Während ich eher dahin tendiere, dass es nur einen Gott gibt, der sich nur in den unterschiedlichsten Facetten zeigt.
Hm ja, schon irgendwie. Aber: die Facetten (die erahnbaren Eigenschaften Gottes) dürfen nicht widerprüchlich sein.
Was aber, wenn ich versuchen würde Gott nicht vielfältig zu zeigen, sondern reduziert auf das Allerwesentlichste. Dann stelle z.B. ich fest, dass Gott die liebende völlige Annahme auszeichnet, die so wirkt, dass der Betroffene auch einfühlsamer und liebevoller zu anderen wird.
Und da sehe ich gar keine Unterschiede mehr z.B. von Judentum, Islam und Christentum. Der Aspekt ist in den Grundzügen immer so vorhanden, dass er gefunden werden kann, obwohl in allen drei genannten Religionen dogmatisch völlig anders überarbeitet (teilweise bis zur Lieblosigkeit). Allerdings: dieses Gemeinsame kann ich umformuliert (also ohne "Theo") auch bei Atheisten finden, z.B. bei Humanisten. Hier wird ein Ideal in den Mittelpunkt des einzelnen gestellt, bei der die Erfahrung der liebenden Selbstannahme (oder durch einen anderen) die Initialzündung ist für das Hochhalten des Ideals. Für mich ist es natürlich trotzdem noch Gott, der dies bewirkt. Das kann manche Atheisten bei mir immer etwas irritieren, weil die sind gewohnt, dass ein Theist ein Glaubensbekenntnis als heilsrelevant sieht. Ich gar nicht. Man ist Gott in dem wie man ist, nah oder nicht nah. Und das kann sogar schwanken. Für mich hat Gott mit Dogmen eigentlich nichts am Hut. Wobei ich wahnsinnig gerne darüber diskutiere, das hat was Sportliches. Aber näher kommt man Gott damit nicht.

JackSparrow
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#14 Der Gott Israels ist der Gott der Christen?

Beitrag von JackSparrow » Di 18. Mai 2021, 20:33

Naqual hat geschrieben:
Di 18. Mai 2021, 19:02
Wobei man es reduzieren könnte auf das Gottesbild. Also z.B. wie wirkt ein bestimmtes Gottesbild auf die Moral?
Überhaupt nicht, da das Gottesbild durch die Moral bestimmt wird und sich der moderne verweichlichte Mitteleuropäer natürlicherweise einen anderen Gott erschaffen wird als beispielsweise ein verarmter bronzezeitlicher Wüstenbewohner, der täglich um sein Überleben kämpfen muss.

Beziehungsweise dürften sich in unterschiedlichen Umgebungen und Lebensumständen jeweils unterschiedliche Denkweisen evolutionär durchsetzen.
https://www.dasgehirn.info/handeln/das- ... arzes-hirn

Warum darf man im christlich geprägten Westen in der Regel Alkohol trinken aber nicht kiffen, und in islamischen Ländern umgekehrt?
Fürs Kiffen wird man im industrialisierten aufgeklärten Westen in der Regel eine deutlich geringere Strafe zu erwarten haben als in islamischen Ländern.

Für mich ist es natürlich trotzdem noch Gott, der dies bewirkt.
Wenn man alternative Ursachen weder auszuschließen versuchte noch überhaupt in Betracht zog, kann logischerweise alles nur durch einen Gott bewirkt worden sein.

Helmuth
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#15 Der Gott Israels ist der Gott der Christen?

Beitrag von Helmuth » Di 18. Mai 2021, 20:46

Ruth hat geschrieben:
Di 18. Mai 2021, 14:54
Gott sei der Gott Israels, und keiner soll diese Linie beschmutzen.
Das ist Fakt. Er hat sich der Reihe nach Adam und Eva, Noah und dann später Abraham geoffenbart. Ihm gab er die Verheißung eines weltweiten Segens, Es bestand also immer schon der Vorsatz, dass Gott die ganze Menschheit segnend erreichen wollte und er wird sein Ziel auch erreichen.

Gott vorzuwerfen, dass er einen Anfgang mit Abraham und dem Volk Israel machen wollte ist unfair und auch die Basis des damit verbundenen Anitsemitismus. Vor dieser Geisteshaltung kann man nicht genug warnen.

Gott ist der Gott dieses erwählten Volkes Israels, das ist und bleibt Fakt. Wer aber die Schrift aufmerksamer studiert, erkennt schon an Abraham, dass es dabei nicht bleiben werde. So wird er von Anfang an auch als der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs angeredet und auch Jesus zitiert ihn so.

Gott war, ist und wird auch für immer und ewig der Gott Israels sein, aber dieser eine Gott ist auch heute der Gott Österreichs, der BRD und der Schweiz, um nur das Beispiel für unsere deutschsprachigen Nationen hier zu nennen. Es gibt nur einen Gott. Alle Welt gehört ihm, er hat sie auch geschaffen, und das lehrt schon das AT.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

Ruth
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#16 Der Gott Israels ist der Gott der Christen?

Beitrag von Ruth » Mi 19. Mai 2021, 09:22

Naqual hat geschrieben:
Di 18. Mai 2021, 19:02
Hm ja, schon irgendwie. Aber: die Facetten (die erahnbaren Eigenschaften Gottes) dürfen nicht widerprüchlich sein.
Was aber, wenn ich versuchen würde Gott nicht vielfältig zu zeigen, sondern reduziert auf das Allerwesentlichste. Dann stelle z.B. ich fest, dass Gott die liebende völlige Annahme auszeichnet, die so wirkt, dass der Betroffene auch einfühlsamer und liebevoller zu anderen wird.
Das ist natürlich auch eine Möglichkeit, das zu suchen und finden, was bei allen Gott-Gläubigen gleich ist.

Ich sehe da allerdings auch wieder mehr die Versuchung, dass man Andere beurteilen will, nach der eigenen Vorstellung, wie denn solch ein liebevolles Verhalten aussehen sollte. Mir gefällt da die die Variante besser, wo man die unbekannte Vielfalt auch akzeptieren kann ... ohne den Anderen zu beurteilen.

Naqual hat geschrieben:
Di 18. Mai 2021, 19:02
. Man ist Gott in dem wie man ist, nah oder nicht nah. Und das kann sogar schwanken. Für mich hat Gott mit Dogmen eigentlich nichts am Hut. Wobei ich wahnsinnig gerne darüber diskutiere, das hat was Sportliches. Aber näher kommt man Gott damit nicht.
Das sehe ich auch so. Das ist für mich die Grundlage die Freiheit, welche Gott dem Glaubenden schenkt. Ich erlebe Gott als den Rufenden mit offenen Armen: Kommt her zu mir ... oder: Gib mir dein Herz. Das ist sehr intim und geht nicht von außen zu beurteilen.

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sven23
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#17 Der Gott Israels ist der Gott der Christen?

Beitrag von sven23 » Mi 19. Mai 2021, 19:01

Naqual hat geschrieben:
Di 18. Mai 2021, 15:55
Die Juden betonen, dass Gott natürlich ein Gott aller Völker ist. Sie, die Juden haben "nur" einen besonderen Auftrag in der Welt, von Gott gegeben.
Und genau da liegt ja schon der erste Widerspruch. Wenn das "auserwählte Volk" den göttlichen Auftrag hat, den Glauben an den einzigen und wahren Gott auf der ganzen Welt zu verbreiten, dann geht das nicht ohne Missionierung. Genau das aber haben Juden nie getan. Sie vertraten immer einen jüdischen Nationalismus und religiösen Partikularismus. Als Jude wird man geboren. Konversion ist zwar möglich, aber eher die Ausnahme.
Ganz in dieser Tradition stand auch Jesus. Er sah sich nur gesandt zu den "verlorenen Schafen des Hauses Israel" und verbot seinen Jüngern ausdrücklich die Heidenmissionierung.

Erst der Evangelist Matthäus erfand den Missionsbefehl und legte damit den Grundstein für die Expansion der neuen Sekte. Er gilt deshalb auch als der Evangelist der Kirche.
Jedenfalls hat er die Lehre des Wanderpredigers damit grundlegend verändert, unabhängig davon, ob man das positiv oder negativ bewertet.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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Naqual
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#18 Der Gott Israels ist der Gott der Christen?

Beitrag von Naqual » Do 20. Mai 2021, 08:52

sven23 hat geschrieben:
Mi 19. Mai 2021, 19:01
Naqual hat geschrieben:
Di 18. Mai 2021, 15:55
Die Juden betonen, dass Gott natürlich ein Gott aller Völker ist. Sie, die Juden haben "nur" einen besonderen Auftrag in der Welt, von Gott gegeben.
Und genau da liegt ja schon der erste Widerspruch. Wenn das "auserwählte Volk" den göttlichen Auftrag hat, den Glauben an den einzigen und wahren Gott auf der ganzen Welt zu verbreiten, dann geht das nicht ohne Missionierung. Genau das aber haben Juden nie getan.

Die Bedenken teile ich, wobei ich manchmal glaube, dass der kollektive MInderwertigkeitskomplex in der christlichen Hemisphäre gefährlicher ist als der jüdische Nationalismus. Also geschichtlich gesehen.
Den Widerspruch sehe ich nicht unmittelbar, weiß zwar nicht, wie die jüdische Seite dies sieht (schade, dass kein Jude hier im Forum ist, oder doch?), aber für mich stellt sich es so dar: Unser tief in uns eingebrannte Denkfehler besteht ja darin, dass wir es so empfinden: in den Himmel kommst Du für richtigen dogmatischen Glauben (für-wahr-halten). M.E. ist dem nicht so und es ist sogar reichlich schwachsinnig bei näherer Betrachtung. Gott nähert man sich durch eine ihm gemäße Lebensführung (dieses wiederum Ergebnis des eigenen Herzens und Verstandes, also so wie man ist, nicht wie man glaubt). Das ist im jüdischen Glauben (die Bibel zugrunde gelegt) recht deutlich. Da die anderen Völker nur Gebote halten brauchen (die noachidischen), auf die der gesunde Menschenverstand von selbst kommt, bzw. sogar die Natur dies schon lehre (!) benötigt man keinen Missionar für die.
Vereinfacht: stelle es Dir so vor, dass der wesentliche Inhalt einer jetzt gerade gedachten, erfundenen "naqualistischen Religion" sei, mit dem tätigen Mitgefühl für andere den eigenen Egoismus zu beherrschen und in die Grenzen zu weisen. Dann brauchst Du logischerweise nicht unbedingt missionieren, weil es ergibt sich sogar für Nichtreligiöse, im Extremfall Atheisten mit Idealen.

Sie vertraten immer einen jüdischen Nationalismus und religiösen Partikularismus. Als Jude wird man geboren. Konversion ist zwar möglich, aber eher die Ausnahme.
Ganz in dieser Tradition stand auch Jesus. Er sah sich nur gesandt zu den "verlorenen Schafen des Hauses Israel" und verbot seinen Jüngern ausdrücklich die Heidenmissionierung.
Wo steht der Verbot der Heidenmission? Ich bin gerade am überlegen, aber kann mich nicht erinnern. MIr fällt da eher die Szene ein, in der Jesus Ausländer mit unter dem Tisch liegenden Hunden vergleicht, die manchmal auch einen Krümel abkriegen. Ist eigentlich derb und mich wundert, dass es beim Zusammnenstellen der Bibel nicht entfernt wurde. Da war man ja sonst auch nicht zimperlich.
Jüdischen Nationalismus sehe ich unterschiedlich. Da gibt es allerdings stinkkonservative Kreise bei denen Juden, da stellt es mir die Haare auf. Aber die gibts bei uns mindestens, wenn nicht noch schärfer auch. Die tragen bloß keinen fetten schwarzen Hut damit man sie auch ja erkennt (da ist schon eine äußerliche Abgrenzung für die nötig).

Erst der Evangelist Matthäus erfand den Missionsbefehl und legte damit den Grundstein für die Expansion der neuen Sekte. Er gilt deshalb auch als der Evangelist der Kirche.
Jedenfalls hat er die Lehre des Wanderpredigers damit grundlegend verändert, unabhängig davon, ob man das positiv oder negativ bewertet.
Der einzige Satz in den Evangelien mit einem Missionsbefehl von Jesus ist ein späterer Einschub. Er taucht erst in Kopien nach dem Konzil auf Nicäa im 4. Jahrhundert auf. Vorher gibt es diesen Satz in keinem einzigen bekannten Fragment.
Ja, als die Christlich-Religiösen mit dem römischen Imperialismus fusionierten. Unter Führung des zweiteren bei den Zielvorgaben. Vorher war das römische Reich in religiösen Fragen ein sehr toleranter Viel-Religionenstaat. Kaiser Konstantin war alles andere als der, wie er in der Kirchengeschichte dargestellt wird. Er ließ Münzen pressen mit der Aufschrift in lateinischer Sprache "Kaiser Konstantin, Sohn Gottes (!)", er wurde nicht am Totenbett von einem Priester der vorkatholischen Kirche getauft, sondern von der gnostischen Konkurrenz. Und gemütsmäßig hatte er durchaus auch Defizite, wenn er z.B. die Frau eines politschen Widersachers, bevor er letzteren tötete, in ihrem eigenen Bad mit heißem Wasser zu Tode sieden ließ. (Es gibt noch andere Berichte, die einem heutigen Psychiater sofort die Diagnosespule im Hirn aktiviert. Der Typ war eher mit dem vergleichbar wie man heute Nero sieht).

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#19 Der Gott Israels ist der Gott der Christen?

Beitrag von Helmuth » Do 20. Mai 2021, 09:07

Naqual hat geschrieben:
Do 20. Mai 2021, 08:52
Der einzige Satz in den Evangelien mit einem Missionsbefehl von Jesus ist ein späterer Einschub. Er taucht erst in Kopien nach dem Konzil auf Nicäa im 4. Jahrhundert auf. Vorher gibt es diesen Satz in keinem einzigen bekannten Fragment.
Das Mt-Ev hat mehrere Schwachpunkte, das ist Fakt. Aber der Missionsbefehl selbst ist kein Nachtrag. Wiewohl auch ich denke, dass die letzten Verse aus Mt ein Nachtrag sind, was wir wieder einmal gleich sehen, so ist es der Missionbefehl an sich nicht. Das sehe ich anders.

Er findet sich auch in Mk., Lk., Jh., der Apg., wenn ich in anderen Worten, so doch in demselben Sinn, und es reden auch die Apostel fortwährend davon. Darüber hinaus lebten sie es mit ihren Taten vor. Hier betreibst du keine objektive Sachverhaltdarstellung, sondern nutzt eine Schwäche, die das Mt-Ev hat, um daraus eine Generalaussage zu machen. Das nenne ich subjektiv und wird so einem Vorurteil. Streng genommen ist es Geschichtsverfälschung, da es de facto ja anders war.

Bleiben wir der der objektiven Geschichtsforschung. Darüber hinaus erlebe ich durch den HG den Befehl in mir selbst als treibendes Motiv, das aus der Liebe Gottes entspringt niemand verorengehen zu lassen als einen Auftrag, der bis zum Ende der Weltzeit zu erfüllen ist. Soweit es an mir liegt komme ich dem nach, und damit auch in diesem Forum. Der Auftrag ist erst dann abgeschlossen, wenn diese Weltzet beendet sein wird.

Und warum? Gott wollte beginnend von einem Menschen aus, und das vor nun über 4000 Jahren alle Menschen erreichen. Er macht das in Kooperation mit uns Menschen, weil das auch sein Plan ist ALLES mit uns gemeinsam zu teilen. Er ist unser Vater wir treten als seine Söhne in sein Erbe ein, und wir erben auch eines Tages alles. Also ist es ihm wichtig, alles bereits hier zu lernen und auch in seine Pläne eingeweiht zu werden.

Dass er das so und nicht anders macht, entspringt seiner göttlichen Weisheit, die der Weisheit des Menschen haushoch überlegen ist. Menschen können nur in arroganter Haltung dem etwas engegenhalten und meinen es besser zu wissen und diese sind in seine Augen Narren.

Also versuch es mal damit, auf Jesus genauer hinzuhören und nicht auf das was man dir so alles bislang eingeredet hatte. Das eine ist Wahrheit und das andere immer eine Mischung. Aus der Mischung wirst du nie schlau, denn so ist Verführung. Wäre es alle NUR Lüge, es wäre von einem Kleinkind durchschaubar, so ist es eben wahr und falsch, sodass man aber am Ende falsche Schlüüse zieht. Das ist die Aktivität des Teufel an und in uns.

Lerne daher die objektive Denkweise. Es ist dies auch die Liebe zur Wahrheit. Sie beginnt damit auf Jesus Wort für Wort zu hören. Das befreite mich, es befreit nach seinem Wort auch alle anderen Menschen und macht uns durch ihn frei, da er dazu die Vollmacht Gottes erhalten hatte. Wenn du willst bete ich dafür.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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Spice
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#20 Der Gott Israels ist der Gott der Christen?

Beitrag von Spice » Do 20. Mai 2021, 09:52

Ruth hat geschrieben:
Di 18. Mai 2021, 14:54
aus einem anderen Thread

Detlef hat geschrieben:
Di 18. Mai 2021, 14:13
Damals hat sich "Gott" ja nur seinem "auserwählten Volk" offenbart und die übrige damalige Weltbevölkerung quasi ausgegrenzt von der Chance, durch An-Ihn-glauben ins Paradies zu kommen. Was hat ihn nun dazu bewogen, dass er Gottlose und Andersgläubige auch "die Geheimnisse der Natur" entdecken lässt?

Offenbar berücksichtigen wir in unserem Denken nicht, dass alles auch eine Entwicklungsgeschichte ist. Dabei gibt es Konservative und Progressive. Wenn sich Gott, gemäß dem damaligen Entwicklungsstand, durch das Volk Israel offenbaren konnte, so eben anscheinend in den anderen Völkern nicht mehr. Dadurch wurde Israel zum auserwählten Volk. Und zur Zeit Jesu konnten viele Altgläubige nichts mehr mit dem Fortschritt der Offenbarung anfangen und verstießen Jesus. Das ist auch heute noch so.

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