Geboren um zu sterben...

M.N.
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#1 Geboren um zu sterben...

Beitrag von M.N. » So 6. Dez 2020, 02:18

„Geboren um zu sterben, kann der Mensch so wenig 
den Schmerzen, als dem Tode entgehen.“

Zitat: Voltaire (1694 - 1778), eigentlich François-Marie Arouet, französischer Philosoph der Aufklärung, Historiker und Geschichts-Schriftsteller

————————

„Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag.“

Zitat: Bibel, Mose 1. Mose 1,31

————————

Ja, Ja, der Tod und Leid kam laut der Bibel angeblich vom Sündenfall.

Glaubt Ihr dass?

Sollte es einen Gott geben, findet Ihr dass Gott diese Welt wirklich sehr gut gemacht hat? Oder vollkommen versagt hat?

Wird in diesen Tagen nicht auch uns zivilisations- und wohlstandsverwöhnten und eigentlich aufgeklärten Europäern endgültig klar dass die Bibel “Makulatur“ ist und eine ähnliche Relevanz wie Grimms Märchen in unserem Leben haben sollte?

 
Wenn ein Gott diese Welt gemacht hat, so möchte ich nicht der Gott sein: ihr Jammer würde mir das Herz zerreißen.
(Arthur Schopenhauer)
(1788 - 1860), deutscher Philosoph
 

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sven23
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#2 Re: Geboren um zu sterben...

Beitrag von sven23 » So 6. Dez 2020, 08:11

M.N. hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 02:18

„Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag.“

Zitat: Bibel, Mose 1. Mose 1,31

 Na ja, so gut war es dann anscheinend doch nicht, denn der Mensch sündigte fortwährend und Gott sah sich gezwungen, seine ganze Schöpfung in einer Flut zu ersäufen.
Biblisches Waterboarding könnte man sagen. Aber es nützte nichts, die Menscheit 2.0, die sich durch Inzucht aus ein paar auserkorenen Überlebenden entwickelt hatte, sündigte weiter.
Da kam Gott eine geniale Idee. Er sagte sich, ich schicke meinen unehelichen Sohn auf die Erde und lasse ihn von den Menschen umbringen, dann ist die Menscheit erlöst.
Gesagt, getan und nach 3 Tagen durfte der Sohn von den Toten wieder auferstehen und fortan lebte die Menscheit glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage.

Gut, den Schluss habe ich erfunden.
Aber wie jeder erkennen kann, ist damit das Leid in der Welt nicht verschwunden. Man kann sogar sagen, dass Religionen zur Vergrößerung des Leids beigetragen haben, auch und vielleicht sogar besonders das Christentum.
In der Hiob-Geschichte wird das Theodizee-Problem ausführlich thematisiert. Aber auch hier kommt Gott nicht gut weg, entpuppt er sich doch auch als Mitverursacher von Leid, indem er eine Wette mit dem Teufel eingeht.
Das Revolutionäre bei der Hiob-Geschichte ist, dass Hiob, bzw. sein Schreiber es wagt, Gott anzuklagen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

JackSparrow
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#3 Re: Geboren um zu sterben...

Beitrag von JackSparrow » So 6. Dez 2020, 10:06

M.N. hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 02:18
Ja, Ja, der Tod und Leid kam laut der Bibel angeblich vom Sündenfall.
Laut der Bibel existierte der Tod schon vor dem angeblichen Sündenfall.

Dann gebot Gott, der Herr, dem Menschen: Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen, Gen2:16

Essen bewirkt den Tod zahlreicher Bakterien, Pilze, Pflanzenzellen und auch kompletter Pflanzen.

Glaubt Ihr dass?
Ich glaube nicht dass eine Bibelstelle existiert, in der drin steht, dass Leid und Tod erst durch den Sündenfall verursacht worden wären.

Sollte es einen Gott geben, findet Ihr dass Gott diese Welt wirklich sehr gut gemacht hat?
Sehr gut für wen?

SilverBullet
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#4 Re: Geboren um zu sterben...

Beitrag von SilverBullet » So 6. Dez 2020, 10:54

M.N. hat geschrieben: Ja, Ja, der Tod und Leid kam laut der Bibel angeblich vom Sündenfall.

Glaubt Ihr dass?
Nein, das Zellprinzip, also das Aufrechterhalten eines Ungleichgewichtes steht immer unter dem Risiko, dass ein Störeinfluss den Vorgang beendet.

Erstaunlicherweise gibt es tatsächlich in dieser Welt "Unsterblichkeit", zumindest prinzipiell.
Man glaubt es kaum, aber Plattwürmer sind wohl eher "nicht geboren um zu sterben".
Dennoch ist auch hier das Zellprinzip anfällig gegenüber Störung und diese Tiere können sterben ("zur Not" werden sie gefressen).
Die "Unsterblichkeit" dieser Tiere geht wohl auf Zellerneuerung zurück, ein Vorgang, den es bei uns Menschen wohl durchaus auch irgendwie geben soll, aber nicht zu einer Unsterblichkeit führt.

M.N. hat geschrieben:Sollte es einen Gott geben, findet Ihr dass Gott diese Welt wirklich sehr gut gemacht hat? Oder vollkommen versagt hat?
Ein Schöpfungsoptimum liegt eher im Nicht-Erschaffen und eine Macht mit dem geforderten Potenzial hätte dies mit einem Fingerschnipser durchschaut, so zumindest ist mein Eindruck.

M.N. hat geschrieben:Wird in diesen Tagen nicht auch uns zivilisations- und wohlstandsverwöhnten und eigentlich aufgeklärten Europäern endgültig klar dass die Bibel “Makulatur“ ist und eine ähnliche Relevanz wie Grimms Märchen in unserem Leben haben sollte?
Naja, religiöse Aspekte haben für Menschen (im privaten Bereich) durchaus eine Relevanz und können sie stabilisieren - dies sollte ich/man schon (be)achten.
Allerdings würde ich sagen "Finger weg von Organisationen"

Anthros

#5 An ein anderes

Beitrag von Anthros » So 6. Dez 2020, 12:06

Warum komme ich zur Welt, wenn ich sie doch wieder durch das Sterben verlasse? Unsere Eltern haben uns ja nicht immer per Versehen zur Welt gebracht, oft sind wir erwünscht. Dem Wunsche zu unserem irdischen Dasein steht die Trauer beim Abschied von ihr und den vertrauten Personen entgegen. Beides beißt sich, warum bedenken Eltern nicht, was sie tun? Sie erfreuen sich an einem Neugeborenen, aber bedenken sie denn auch, was da alles an Schicksalsschlägen auf es zukommen wird? Frage ich mich danach, so kann mir eine naturwissenschaftliche Evolutionstheorie darin keine befriedigende Antwort geben. Meine Frage ist eine, die sich an ein anderes wendet.

JackSparrow
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#6 Re: An ein anderes

Beitrag von JackSparrow » So 6. Dez 2020, 12:55

Anthros hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 12:06
Dem Wunsche zu unserem irdischen Dasein steht die Trauer beim Abschied von ihr und den vertrauten Personen entgegen. Beides beißt sich, warum bedenken Eltern nicht, was sie tun?
Du kannst thun was du willst: aber du kannst, in jedem gegebenen Augenblick deines Lebens, nur ein Bestimmtes wollen und schlechterdings nicht Anderes, als dieses Eine. (Schopenhauer, 1839)
https://books.google.de/books?id=2pkCAA ... frontcover

Frage ich mich danach, so kann mir eine naturwissenschaftliche Evolutionstheorie darin keine befriedigende Antwort geben.
Auch in uns wirkt der selbe Wille vielfach blind: in allen den Funktionen unseres Leibes, welche keine Erkenntniß leitet, in allen seinen vitalen und vegetativen Prozessen, Verdauung, Blutumlauf, Sekretion, Wachsthum, Reproduktion. Nicht nur die Aktionen des Leibes, sondern er selbst ganz und gar ist, wie oben nachgewiesen, Erscheinung des Willens, objektivirter Wille, konkreter Wille: alles was in ihm vorgeht, muß daher durch Wille vorgehen, obwohl hier dieser Wille nicht von Erkenntniß geleitet ist, nicht nach Motiven sich bestimmt, sondern, blind wirkend, nach Ursachen, die in diesem Fall REIZE heißen.
(Schopenhauer, 1819, "Die Welt als Wille und Vorstellung")

M.N.
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#7 Re: Geboren um zu sterben...

Beitrag von M.N. » So 6. Dez 2020, 13:09

sven23 hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 08:11
In der Hiob-Geschichte wird das Theodizee-Problem ausführlich thematisiert. Aber auch hier kommt Gott nicht gut weg, entpuppt er sich doch auch als Mitverursacher von Leid, indem er eine Wette mit dem Teufel eingeht.

Mit dem Buch Hiob ist doch eigentlich der biblische Beleg (für alle Bibel-Gläubigen) erbracht dass der Bibel-Gott entweder 

a) ein ziemlich unsympathischer, nicht menschenliebender Gott ist. (Ein Mensch der solch eine perverse Wette
abschließen täte würde zurecht als krankes Schwein bezeichnet werden).

b.) Die Idee des Sündenbocks „Satan“ in der Christenheit auch neu überdacht werden darf. Satan geht ja lt. diesem Text Ein- und Aus im Gottes-Palast und Beide Wetten miteinander. Wer ist da schlimmer von Beiden?

Für mich persönlich ist dieses Buch 100% Menschenwort und soll

a) das Theodizee-Problem lösen

und

b) die Gläubigen klein halten und klar machen dass man Gott nicht kritisieren und anklagen darf.

Der Text ging total in die Hose. Es wäre besser geworden der Schreiber hätte eine Runde mehr geschlafen und sich den Text gespart.



 
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M.N.
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#8 Re: Geboren um zu sterben...

Beitrag von M.N. » So 6. Dez 2020, 13:22

JackSparrow hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 10:06
Laut der Bibel existierte der Tod schon vor dem angeblichen Sündenfall.

Dann gebot Gott, der Herr, dem Menschen: Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen, Gen2:16

Essen bewirkt den Tod zahlreicher Bakterien, Pilze, Pflanzenzellen und auch kompletter Pflanzen.

Ja, so sehe ich das auch. Der Tod war in meine Augen schon immer da. Sollte diese Welt von einem Intelligent-Designer entworfen worden sein ist der Tod als fester Bestandteil schon immer eingeplant gewesen.

Auch die Drohung Gottes“ Wenn Ihr von dem Baum esst werdet Ihr sterben“ macht ja überhaupt keinen Sinn wenn Adam und Eva nicht gewußt hätten was der Tod ist.
 
JackSparrow hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 10:06
Ich glaube nicht dass eine Bibelstelle existiert, in der drin steht, dass Leid und Tod erst durch den Sündenfall verursacht worden wären.
Doch die gibt es. Ist aber halt wieder bibel-christliche Propaganda. Müsste ich raussuchen,
 
JackSparrow hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 10:06
Sehr gut für wen?

Für uns Menschen. Da ich Mensch bin interessiert mich nicht ob ein ein potenzieller Gott Spass an unserem Leid und Tod hat.




 
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#9 Re: Geboren um zu sterben...

Beitrag von M.N. » So 6. Dez 2020, 13:35

SilverBullet hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 10:54
Ein Schöpfungsoptimum liegt eher im Nicht-Erschaffen und eine Macht mit dem geforderten Potenzial hätte dies mit einem Fingerschnipser durchschaut, so zumindest ist mein Eindruck.

Genau.
 
SilverBullet hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 10:54
Naja, religiöse Aspekte haben für Menschen (im privaten Bereich) durchaus eine Relevanz und können sie stabilisieren - dies sollte ich/man schon (be)achten.

Ja, das stimmt (leider). Realistisch betrachtet brauchen viele Menschen offensichtlich die Droge „Glaube“ trotz aller (zum Teil tödlicher) Nebenwirkungen. Wenn Religion keinen Sinn hätte (fällt mir echt schwer dies zu schreiben) gäbe es nicht so viele Gläubige.

Vielleicht wäre es aber wieder einmal Zeit den Glauben auf eine neue, humanere Version zu heben und ein neues Mythen-Buch zu erfinden oder zu entdecken. Ich glaube nämlich nicht das Christentum und Islam noch großartig optimierbar sind. Die alten Texte geben das einfach nicht her. Und an den hängen die Gläubigen wie Schmeißfliegen an der Scheiße.


 
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#10 Re: Geboren um zu sterben...

Beitrag von M.N. » So 6. Dez 2020, 13:43

Anthros hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 12:06
Warum komme ich zur Welt, wenn ich sie doch wieder durch das Sterben verlasse? Unsere Eltern haben uns ja nicht immer per Versehen zur Welt gebracht, oft sind wir erwünscht. Dem Wunsche zu unserem irdischen Dasein steht die Trauer beim Abschied von ihr und den vertrauten Personen entgegen. Beides beißt sich, warum bedenken Eltern nicht, was sie tun? Sie erfreuen sich an einem Neugeborenen, aber bedenken sie denn auch, was da alles an Schicksalsschlägen auf es zukommen wird? Frage ich mich danach, so kann mir eine naturwissenschaftliche Evolutionstheorie darin keine befriedigende Antwort geben.
Warum bringen Menschen „Kinder“ gewollt zur Welt?

Diese Frage habe ich mir oft gestellt. Für mich selber. Weil ich keine Kinder in die Welt gesetzt habe. Bewußt.
Ich habe viel Leiden müssen in diesem Leben. Soviel dass ich meinen ungeborenen Kindern, die ich zweifellos lieben würde, dieses Leid und diese Welt ersparen wollte. Dies hat aber natürlich viel mit persönlichen Erfahrungen zu tun.

Grundsätzlich bekommen Menschen in meinen Augen aber aus „natürlichen, evolutionsbedingten“ und egoistischen und/oder religiösen Gründen gewollte Kinder. Ich kann das durchaus verstehen. Auch wenn ich mich anders entschieden habe. Eine eigene Familie wäre in einer für mich besseren Welt auch ein Traum gewesen.

Mann muss sich ja nicht gleich wie Kanickel vermehren wie es doch einige Gläubige tun und die Frauen durchgehend schwanger sind. In manchen Familien kann ich mir, kein Scherz, die Namen nicht mehr merken. Teilweise lebens dann 7-8 Personen auf 60-70 qm. Aber Gott versorgt sie ja. In Wirklichkeit ist es der Steuerzahler...
 
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