Geboren um zu sterben...

M.N.
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#11 Re: An ein anderes

Beitrag von M.N. » So 6. Dez 2020, 13:52

JackSparrow hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 12:55
Anthros hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 12:06
Dem Wunsche zu unserem irdischen Dasein steht die Trauer beim Abschied von ihr und den vertrauten Personen entgegen. Beides beißt sich, warum bedenken Eltern nicht, was sie tun?
Du kannst thun was du willst: aber du kannst, in jedem gegebenen Augenblick deines Lebens, nur ein Bestimmtes wollen und schlechterdings nicht Anderes, als dieses Eine. (Schopenhauer, 1839)
https://books.google.de/books?id=2pkCAA ... frontcover
Frage ich mich danach, so kann mir eine naturwissenschaftliche Evolutionstheorie darin keine befriedigende Antwort geben.
Auch in uns wirkt der selbe Wille vielfach blind: in allen den Funktionen unseres Leibes, welche keine Erkenntniß leitet, in allen seinen vitalen und vegetativen Prozessen, Verdauung, Blutumlauf, Sekretion, Wachsthum, Reproduktion. Nicht nur die Aktionen des Leibes, sondern er selbst ganz und gar ist, wie oben nachgewiesen, Erscheinung des Willens, objektivirter Wille, konkreter Wille: alles was in ihm vorgeht, muß daher durch Wille vorgehen, obwohl hier dieser Wille nicht von Erkenntniß geleitet ist, nicht nach Motiven sich bestimmt, sondern, blind wirkend, nach Ursachen, die in diesem Fall REIZE heißen.
(Schopenhauer, 1819, "Die Welt als Wille und Vorstellung")

Danke für die Zitate von Schopenhauer!
 
Wenn ein Gott diese Welt gemacht hat, so möchte ich nicht der Gott sein: ihr Jammer würde mir das Herz zerreißen.
(Arthur Schopenhauer)
(1788 - 1860), deutscher Philosoph
 

Anthros

#12 Schöpfungsakt

Beitrag von Anthros » So 6. Dez 2020, 14:55

M.N. hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 13:43
Warum bringen Menschen „Kinder“ gewollt zur Welt?

Diese Frage habe ich mir oft gestellt. Für mich selber. Weil ich keine Kinder in die Welt gesetzt habe. Bewußt.

Das ist konsequent! Doch ich beobachte, dass Eltern sich an dem Neuen, das entsteht, erfreuen, auch wenn sie sich über die Folgen bewusst sind. Es ist mehr als nur materialistische Evolution, es ist eine Art Schöpfungsakt, der dem Menschen möglich ist.

Mirjam
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#13 Re: Geboren um zu sterben...

Beitrag von Mirjam » So 6. Dez 2020, 15:19

M.N. hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 02:18
Glaubt Ihr dass?

Sollte es einen Gott geben, findet Ihr dass Gott diese Welt wirklich sehr gut gemacht hat? Oder vollkommen versagt hat?

Wird in diesen Tagen nicht auch uns zivilisations- und wohlstandsverwöhnten und eigentlich aufgeklärten Europäern endgültig klar dass die Bibel “Makulatur“ ist und eine ähnliche Relevanz wie Grimms Märchen in unserem Leben haben sollte?

Nein, das glaube ich nicht. Und auch bei mir war die Sündenfall-und-Opfertodgeschichte, gepaart mit dem Theodizee-Dilemma, der entscheidende Grund mich vom Christentum abzuwenden.

Und das ist mir nicht leicht gefallen, denn ich bin einer dieser "süchtigen" Menschen, die anscheinend eine gewisse Dosis Religiosität benötigen.

Die Bibel hat für mich in der Tat in etwa die selbe Relevanz wie Grimms Märchen. Genau wie die Bibel greifen die Märchen alte Erzählmotive auf, präsentieren typisch menschliche Probleme und Schicksale in prägnanter Form, geben uns Vorbilder für gutes Handeln (oder abschreckende Beispiele). Die Archetypen unter den Figuren können uns helfen, bestimmte reale Persönlichkeitstypen und Rollenbilder einzuordnen... und hoffentlich auch, diese kritisch zu hinterfragen.
Von da her finde ich deinen Vergleich sehr, sehr passend.


Ich glaube, dass Religion durchaus positiv wirken kann. Sogar organisierte Religion. Sie gibt Menschen Halt und Orientierung, stiftet Gemeinschaft und bietet einen rituellen Rahmen für Initiationen (Initiationenn im Sinne der typischen Lebensereignisse und Entwicklungsstufen von der Geburt bis zum Tod)
Was es aber braucht ist einer Art Grundkonsens in unserer modernen, globalisierten Welt. Eine Grundwertekanon, den man nicht mit der Entschuldigung "aber mein Gott hat gesagt..." aushebeln darf.
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte wäre da denke ich ein guter Anfang.

Und zu der Grundfrage, ob die Welt den "gut" ist? Nein. Die Welt ist komplex und Tod und Leid sind Teil von ihr. Trotzdem gibt es auch viel Gutes und viel Freude, und es liegt an uns, dass wir das beste daraus machen. Und zwar nicht "das beste" für mich als Individuum sondern für alle Menschen, inklusive der folgenden Generationen.


liebe Grüße

Mirjam

Mirjam
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#14 Re: Schöpfungsakt

Beitrag von Mirjam » So 6. Dez 2020, 15:34

Anthros hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 14:55
M.N. hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 13:43
Warum bringen Menschen „Kinder“ gewollt zur Welt?

Diese Frage habe ich mir oft gestellt. Für mich selber. Weil ich keine Kinder in die Welt gesetzt habe. Bewußt.

Das ist konsequent! Doch ich beobachte, dass Eltern sich an dem Neuen, das entsteht, erfreuen, auch wenn sie sich über die Folgen bewusst sind. Es ist mehr als nur materialistische Evolution, es ist eine Art Schöpfungsakt, der dem Menschen möglich ist.

Eine sehr egoistische Einstellung eigentlich. Man erfreut sich an der eigenen Schöpfermacht auch wenn man weiß, dass man dem Kind eine Existenz in einer leidvollen Welt zumutet. Ich glaube, dass die meisten Eltern ihren Kinderwunsch nicht wirklich kritisch reflektieren. Vielleicht liegt es daran, dass wir alle selbst Kinder sind? Und dass offensichtlich nur Wenige die Welt so unerträglich finden, dass sie ihr durch Selbsttötung entfliehen?
Ich sehe das bei Frauen mit Kinderwunsch. Manche hängen ihre ganze Identität und ihr Lebensglück ans Kinder kriegen, ohne eine einzige rationale Begründung.
Kinder zu haben ist in den meisten Kulturen eben eine Selbstverständlichkeit, unglaublich viele Narrative sind darauf ausgerichtet.
Klar, die Spezies braucht Kinder um nicht auszusterben. Aber 10 Milliarden ist dann vielleicht doch ein bisschen übertrieben...
(Ja, ich bin auch kinderlos und glücklich damit. Ich gebe Nachhilfeunterricht und engagiere mich politisch, das ist mein Beitrag für die kommenden Generationen)


liebe Grüße

Mirjam


PS: Warum steht eine so jenseitsgerichtete Religion wie das Christentum eigentlich so kritisch gegen Selbstmord? Ist doch die perfekte Lösung um dem sündhaften Fleisch zu entkommen und ab ins Himmelreich, oder nicht???

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#15 Re: Geboren um zu sterben...

Beitrag von Tree of life » So 6. Dez 2020, 16:07

Mirjam hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 15:34
Warum steht eine so jenseitsgerichtete Religion wie das Christentum eigentlich so kritisch gegen Selbstmord?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass nicht nur christlich orientierte Menschen gegen Selbstmord sind (der HERR hats gegeben, der HERR hats genommen).
Ich kenn so einige Leute die eigentlich nicht(bewusst) Gläubige sind und doch schlummert irgendwas in Ihnen, denn sie sagen: Man darf sich nicht selber das Leben nehmen.
Fragt man sie dann, wie sie denn darauf kommen- also warum- bekommt man oft unterschiedlichste Antworten.
Also irgendwie scheint da eine Angst in ihnen zu sein, dass man das nicht darf (soll) weil man ja nicht wissen kann, was danach kommt und womöglich lauert eine Strafe oder Unruhe(für die Seele)  etc., wenn jemand sich das Leben nimmt...
 

Lena
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#16 Geboren für das ewige Leben

Beitrag von Lena » So 6. Dez 2020, 16:08

Der Glaube an Gott hilft Menschen durch schreckliche Zeiten.
Schenkt Trost, Hoffnung, Stärke und Kraft. 
Gibt es eine tragbarere Alternative zum Glauben der Hoffnung?

 
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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#17 Re: Geboren um zu sterben...

Beitrag von Tree of life » So 6. Dez 2020, 16:16

Lena hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 16:08
Der Glaube an Gott hilft Menschen durch schreckliche Zeiten.
Die Hilfe mancher Mitmenschen und Freunde tun das (auch).
Die einen tun es aus Liebe, andre aus Empathie oder warum auch immer...
Jedenfalls sind die real(greifbar) und ich weiss, dass sie es getan haben.

Das ist der Unterschied zwischen WISSEN und GLAUBEN :)





 

Anthros

#18 Suizid

Beitrag von Anthros » So 6. Dez 2020, 16:19

Mirjam hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 15:34
Eine sehr egoistische Einstellung eigentlich. Man erfreut sich an der eigenen Schöpfermacht auch wenn man weiß, dass man dem Kind eine Existenz in einer leidvollen Welt zumutet.
Die Evolutionstheorie sieht eine Verbesserung der Lebensumstände ja nur für die jeweilig nächste Generation, die von der vorherigen profitiert usw. Sie sieht nicht die Veränderung und Verwandlung des Individuums.

 
Mirjam hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 15:34
Warum steht eine so jenseitsgerichtete Religion wie das Christentum eigentlich so kritisch gegen Selbstmord? Ist doch die perfekte Lösung um dem sündhaften Fleisch zu entkommen und ab ins Himmelreich, oder nicht???
Für solche simplen, ja, stupiden Auffassungen durch bloße Behauptungen dessen, was sich aufdrängt, Christentum zu sein, bin jedenfalls ich nicht zu haben. Dennoch mag es spirituell einen guten Grund geben, vor den Folgen warnen zu sollen.

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#19 Re: Suizid

Beitrag von JackSparrow » So 6. Dez 2020, 21:13

Mirjam hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 15:34
Eine sehr egoistische Einstellung eigentlich. Man erfreut sich an der eigenen Schöpfermacht auch wenn man weiß, dass man dem Kind eine Existenz in einer leidvollen Welt zumutet.
In jeder nächsten Generationen kann es immer wieder nur Menschen geben, die genauso denken.

Alle anderen pflanzen sich ja nicht fort.

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SamuelB
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#20 Re: Geboren um zu sterben...

Beitrag von SamuelB » Mo 7. Dez 2020, 08:11

M.N. hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 02:18
Wird in diesen Tagen nicht auch uns zivilisations- und wohlstandsverwöhnten und eigentlich aufgeklärten Europäern endgültig klar dass die Bibel “Makulatur“ ist und eine ähnliche Relevanz wie Grimms Märchen in unserem Leben haben sollte?
:thumbup:
Das kann ich für mich tatsächlich so in Anspruch nehmen. Eine ähnliche Relevanz wie Grimms Märchen und viele andere Mythen, in denen ich Wahres gefunden habe und die mir in meiner Entwicklung sehr geholfen haben. Menschen schreiben/erzählen aus eigener Erfahrung und offenbar gab es ganz viele, die schon mal ganz ähnliche Herausforderungen hatten wie ich. In "Schneewittchen" habe ich bspw meine Mutter gefunden.^^
M.N. hat geschrieben:
So 6. Dez 2020, 13:43
Warum bringen Menschen „Kinder“ gewollt zur Welt?
Mein Zweites ist ein Wunschkind, weil das erste nicht allein sein sollte. Der Gedanke, dass dieses Kind irgendwann ja mal sterben wird, hat mich nach der Geburt in eine heftige Depression gestürzt. Anstatt mich mit dem neuen Leben zu beschäftigen und mich zu freuen, habe ich mich leidenschaftlich, über Monate, mit dem Tod befasst. Plötzlich habe ich keinen Sinn mehr in irgendwas erkennen können. Bei meinem Ersten war das komplett anders, ich stand anderen, wichtigen Fragestellungen gegenüber. Wie geht es mit der Beziehung weiter? Was mache ich mit meiner Ausbildung (war damals im 2. Lehrjahr)? Bin ich dieser Verantwortung gewachsen? Kann ich überhaupt Mutter sein? <- Damit habe ich mich lange gar nicht identifiziert, selbst nicht, nachdem der Junge auf der Welt war.
 

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