Roland hat geschrieben:Und du meinst, wenn eine "fehlbare Kirche" sagt: "Straft Bruno nicht an Leib und Leben", hätte diese Bitte mehr Gewicht, als wenn eine "unfehlbare Kirche" diese Bitte an den weltlichen Arm richtet?
Du machst den Fehler, „weltlich“ und „Kirche“ von einander zu trennen.
Es gehört auf eine Art zusammen, die dir nicht klar zu sein scheint.
Wer hat der Kirche zu ihrer ersten Autoritätsposition verholfen? -> ein römischer Kaiser.
Wo sitzt der Papst heute? -> in Rom
Welches Gesetz hat das Christentum per Macht- und Gewaltausübung ins Zentrum gesetzt? -> das Dreikaiseredikt
Auf welcher gesetzlichen Grundlage wurde die „Inquisition“ eingerichtet und worauf beruht ihr Anspruch auf Relevanz? -> auf dem Dreikaiseredikt
Karl der Grosse hat Europa erobert
und das Christentum flächendeckend eingesetzt -> mit dem Schwert.
Religionsorganisation und Macht gehören so eng zusammen, dass kein Haar dazwischen passt.
Es ist sehr eigenartig, dass du dies übergehen möchtest.
Roland hat geschrieben:Kirchliche Gerichte, so die neuere Forschung, waren weitaus weniger grausam, als die weltliche Justiz der damaligen Zeit und sie war rechtsbewusster als sie.
Möchtest du „weitaus weniger grausam“ mit Nächstenliebe, einem Konzept, das es doch damals bestimmt schon irgendwo gegeben haben müsste, gleichsetzen?
Was genau ist eine „weniger grausame Kirche“ in Bezug auf die Liebes-Behauptungen, die man immer mal wieder von „Gläubigen“ vernehmen darf?
Die Ausbreitung des Christentums ist eine Geschichte der „grausamen Kirche“, nicht der Nächstenliebe.
=> Religion funktioniert nicht.
Roland hat geschrieben:Alle Bischöfe, die an diesem Urteil gegen Priscillian beteiligt waren, wurden von Papst Siricius exkommuniziert. Er, wie auch Ambrosius von Mailand und Martin von Tours, haben seine Hinrichtung zu verhindern versucht.
Es waren also Bischöfe beteiligt.
Möchtest du das als „nicht die Kirche“ verkaufen?
Was genau haben denn die Bischöfe gemacht, dass der Papst sich "heldenhaft" aber vergebens einsetzen wollte?
Hat die Kirche lautstark protestiert, als sie durch das Dreikaiseredikt in eine zentrale Machtposition gerückt wurde und die Auswirkungen auf Menschen, die dort nicht mitmachen wollten, auf dem Papier nachlesbar waren?
Die „heilige Inquisition“ geht nicht auf Nächstenliebe sondern auf das Gesetz eines Kaisers zurück.
Roland hat geschrieben:Jahrhundertelang hat es daraufhin durch die Kirche keine Ketzertötungen mehr gegeben.
Was genau hat man in dieser Zeit mit „Ketzern“ gemacht?
Gab es keinerlei, von der Kirche begrüsste, Machtausübung?
Roland hat geschrieben:Zu sagen, die Gemeinschaft derer, die mit ihrer Unvollkommenheit zu Gott kommen und diese bekennen, müsse alsbald gottgleich und fehlerfrei sein, ist eine völlige Verkennung dessen, was Christsein heißt.
Das Treiben rund um Ketzer, hat die Ursache nicht in der Fehlbarkeit der Menschen, die sich Christen nennen, sondern die Ursache liegt eindeutig in der Religion, denn die Leute haben sich die verrücktesten Ketzererkennungsmethoden ausgedacht:
• das Heilen einer Brandwunde
• die Wasserprüfung
• usw.
Sie wussten schlicht nicht mehr, welche Verrücktheiten sie noch ausprobieren sollten, um ihre Religion „richtig“ zu leben.
Interessanterweise war Nächstenliebe offenbar nie ein Konzept, um mit „Ketzern“ umzugehen.
Die Reformation, also die „Streitigkeiten“ (wohl eher die Brutalitäten) gab es ausschliesslich
wegen der Religion.
Ich wiederhole:
Es ist geradezu höflich, wenn man dazu sagt: Religion funktioniert nicht.
Roland hat geschrieben:Ein Leben in Rückbindung an eine höhere Instanz, die Anerkennung höherer, allgemeinverbindlicher Moralnormen.
Kennst du „das Recht des Stärkeren“?
Von Religiösen wird dies oftmals als „Gesetz der Natur“ dargestellt.
Was ihnen wohl ein wenig entgangen zu sein scheint: „das Recht des Stärkeren“ war ein Gottesgericht.
Man hat „Gott“ als die Grundlage für Gerechtigkeit verstehen wollen (du selbst stellst auch „die tägliche Vergebung“ in den Mittelpunkt - für Vergebung muss es ein Gerechtigkeitskonzept geben) und sich diese „Prüfung/Beweisführung“ einfallen lassen.
Die damaligen Leute wollten einen „korrekten Regentanz“ aufführen, weil ihnen die religiösen Behauptungen im Hirn umherschwappten.
Das, was dabei herauskam, nennt man nautisch: „das Rollen der Ladung“ -> Blubb, blubb, blubb.
Roland hat geschrieben:Jesus zwingt überhaupt niemanden. Gott ist Liebe und Liebe und Zwang schließen einander aus.
Exakt über diese Grundlage hat sich das Christentum
nirgendwo ausgebreitet -> es hat nicht funktioniert.
Zitat-Roland:
Dass dies in der langen Geschichte des Christentums an verschiedener Stelle und zu verschiedenen Zeiten missachtet worden ist, ändert nichts an der Lehre Jesu.
Es bedeutet, dass die Religion nicht funktioniert.
Das Missachten stand ja nicht neben der Religion, sondern geschah auf Basis der Religion.
„Ketzerverfolgung“ ist nicht gegen weltliche Dummschwätzer gerichtet, sondern gegen ein „sich religiös äusserndes Schurkenpack“.
Ohne die Religion und dieses eigenartige Text-Interpretations-Konzept hätte es diese Konflikte nicht gegeben.
(Fortsetzung folgt)