Ist der Tod eines Menschen von Gott vorherbestimmt?

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Naqual
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#111 Re: Ist der Tod eines Menschen von Gott vorherbestimmt?

Beitrag von Naqual » Fr 14. Jun 2013, 21:23

closs hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Mose handelte hierbei im Auftrag Gottes, wie sich vorher ergibt.
Dieses Problem ist imo nur dadurch lösbar, dass man die Existenz des Menschen nicht auf die Daseins-Ebene beschränkt. - Auslöschen des Daseins-Lebens durch Gott wäre in diesem Sinne ein heilsgeschichtlicher Vorgang, nach dessen Ende der Mensch "heim" in seine eigentliche geistige Existenz geht. - Nur so ist das erklärbar. - Wäre es so nicht erklärbar, müsste man die Bibel verwerfen ODER unterstellen, dass die Bibel Gott Falsches unterstellt, wenn sie Greueltaten unter seinen Namen stellt.
Wie interpretierst Du nun den zitierten Abschnitt konkret, selbst wenn ohne Beschränkung des Menschen auf die Daseinsebene? Ich kann mir offen gesagt im Moment keine sinnvolle Möglichkeit vorstellen.

closs
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#112 Re: Ist der Tod eines Menschen von Gott vorherbestimmt?

Beitrag von closs » Fr 14. Jun 2013, 21:47

Naqual hat geschrieben: Ich kann mir offen gesagt im Moment keine sinnvolle Möglichkeit vorstellen.
Da bin ich noch nicht ganz durch - im Grunde ist das auch mit der Theodizeefrage verknüpft. - Mal in Stichworten:

* Jeder Mensch lebt und stirbt nur einmal - es ist für den Menschen KEIN Unterschied, ob jemand sich an Hustensaft verschluckt oder aufgrund göttlicher Weisung (wenn es diese gibt) stirbt.
* Somit ist der Tod an sich eine autonome Größe gegenüber den Gründen des Todes - das relativiert schon mal Sprüche wie "gerechter" und "ungerechter" Tod.
* Wenn man das Daseins-Leben als heilsgeschichtliche Bühne sieht, die eh keine Gerechtigkeit kennt, ist es aus Sicht des Opfers egal, ob er (in der nachfolgender Beurteilung der "Schlauen") "gerecht" oder "ungerecht, durch Gott oder durch den Satan gestorben ist.
* Heilsgeschichtliche Bühne heißt AUCH, dass es eine Bühne ist. Nach dem Tod (ob heroisch, tragisch, gerecht, ungerecht - alles unmaßgebliches Menschengeschwätz im Nachhinein) ist für den Menschen seine heilsgeschichtliche Rolle beendet - Feierabend.
* Wo geht der Mensch nach Feierabend hin? - Richtig - heim. - Und genau das sollte man unter christlichen Gesichtspunkten annehmen.

Nun kann man dies dahingehend missbrauchen, dass man sagt: "Super - passiert ja eh nichts - können wir also jeden umbringen" - sehr naheliegend. - Und eben deshalb ist es so wichtig, dass kein Mensch auf menschliche Veranlassung hin stirbt - das Recht über Leben und Tod hat nur Gott.

Notabene: Dass manch ein Mächtiger genau dieses Gottesgnadentum als Freibrief für Mord verstanden hat, ist auch klar und satanisch. - Da bin ich mir übrigens auch nicht AT sicher, was da Gott sagt und was ihm in den Mund gelegt wird - aber das ist ein anderes Thema. - immerhin: Im Geist des NT undenkbar.

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sven23
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#113 Re: Ist der Tod eines Menschen von Gott vorherbestimmt?

Beitrag von sven23 » Sa 15. Jun 2013, 07:32

closs hat geschrieben: * Somit ist der Tod an sich eine autonome Größe gegenüber den Gründen des Todes - das relativiert schon mal Sprüche wie "gerechter" und "ungerechter" Tod.

Trotzdem wird der Tod eines 2 jährigen Kindes als ungerecht empfunden.
Wenn dieser Tod auch noch von Gott vorherbestimmt sein soll, wird das Ungerechtigkeitsempfinden nicht kleiner, im Gegenteil.
Und wenn alles voherbestimmt ist, dann hilft auch beten nicht.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#114 Re: Ist der Tod eines Menschen von Gott vorherbestimmt?

Beitrag von closs » Sa 15. Jun 2013, 08:39

sven23 hat geschrieben:Trotzdem wird der Tod eines 2 jährigen Kindes als ungerecht empfunden.
Nix dagegen. - Aber es spielt in Bezug auf die Sache spirituell keine Rolle.

sven23 hat geschrieben:Und wenn alles voherbestimmt ist, dann hilft auch beten nicht.
Beliebter Denkfehler. - Denn "Vorherbestimmung" heißt doch, dass das, was in der Zeit passiert, bereits "vorher" gewusst wird. - Konkret:

Wenn Beten hilft, dann deshalb, weil "vorher" gewusst wird, dass in der Zeit "erfolgreich" gebetet werden wird, und dieses in die Fügung eingebaut wird.

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sven23
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#115 Re: Ist der Tod eines Menschen von Gott vorherbestimmt?

Beitrag von sven23 » Sa 15. Jun 2013, 12:16

closs hat geschrieben:
Beliebter Denkfehler. - Denn "Vorherbestimmung" heißt doch, dass das, was in der Zeit passiert, bereits "vorher" gewusst wird. - Konkret:

Man muß aufpassen, daß man nicht alles durcheinander verwurstet. Wenn jemand in der Lage sein sollte, dir ein bestimmtes Schicksal vorherzubestimmen, dann weiß er es natürlich auch. Das eine bedingt das andere. Nur wenn es denn tatsächlich so vorherbestimmt ist, dann kann beten nicht helfen, weil der Vorherbestimmer seine Meinung ändern müßte. Beliebter Denkfehler. ;)

closs hat geschrieben: Wenn Beten hilft, dann deshalb, weil "vorher" gewusst wird, dass in der Zeit "erfolgreich" gebetet werden wird, und dieses in die Fügung eingebaut wird.

Du bringst Ursache und Wirkung völlig durcheinander. Du siehst nur das Endresultat und behauptest, es sei schon immer so gewollt gewesen.

Im übrigen belegen alle Studien, daß Beten keinen Effekt hat, wenn die Menschen nicht wissen, daß für sie gebetet wird. Wenn sie es wissen, dann nur im Rahmen des Placebo Effektes.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Kalea Solana
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#116 Re: Ist der Tod eines Menschen von Gott vorherbestimmt?

Beitrag von Kalea Solana » Do 20. Jun 2013, 07:05

Vielleicht aber ist es auch so dass nicht vorherbestimmt wird, w i e der Mensch sich entscheidet, nur, was geschehen wird indem, was er entscheidet?

Vorherbestimmt ist, welche Erbanlagen in welchem Maß der Mensch durch seine Vorfahren erhält. Vorherbestimmt ist - in selber Weise - welchen Blick er für Ursachen und Wirkungen hat, haben wird oder wieder verlieren kann - s. Alterungsprozess und Aktivität auch in der Zeit. Menschen neigen zur Trägheit. Je älter sie werden, desto un-wichtiger nehmen sie sich.
Die Vorsilbe "un" kennzeichnet eine Abweichung in die eine oder andere Richtung.
Wenn man also meint, Gebete hätten keine Wirkung und seien nur - dienten nur - der Selbsttäuschung, dann ist das eine un-haltbare Vermutung: die Entfernung zum Sender und Empfänger ist nicht un-wesentlich für die Qualität der Botschaft, und der kürzeste Weg ist halt der Glaube, in Form von "ich rede mit dir, weil ich weiß, du hörst mich" - und nicht: "ich versuch´s mal, ob du mich hörst, liegt an dir".
So gesehen greift der Spruch: Eltern haften für ihre Kinder!
Alles, was der Mensch aus dem Schatz seines Herzens hervorbringt, ist gleich sein Kind: Gefühle - Gedanken - Worte nicht zuletzt, die ein anderer hören kann. Wären auch die vorherbestimmt, bräuchten wir keine Bibel, um uns durch uns selbst Gott annähern zu können. Er ist da, aber wir sind immer wieder mal fern von ihm. Es liegt also an uns, nicht an ihm.
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#117 Re: Ist der Tod eines Menschen von Gott vorherbestimmt?

Beitrag von Kalea Solana » Do 20. Jun 2013, 14:39

sven23 hat geschrieben:Und wenn alles voherbestimmt ist, dann hilft auch beten nicht.
closs hat geschrieben:Beliebter Denkfehler. - Denn "Vorherbestimmung" heißt doch, dass das, was in der Zeit passiert, bereits "vorher" gewusst wird. - Konkret:

Wenn Beten hilft, dann deshalb, weil "vorher" gewusst wird, dass in der Zeit "erfolgreich" gebetet werden wird, und dieses in die Fügung eingebaut wird.

Lieber closs: aber wir sind doch keine Maschinen! Knöpfchen: jetzt betest du! Knöpfchen: jetzt guckst du weg und wirst für Momente ungläubig, damit ich dir zeigen kann, wo der Hammer hängt!
Wir reden von Gottes Liebe - und aber das hat nichts mit Liebe zu tun, allenfalls mit Eigenliebe.

Aus dem, was Du glaubst, hat der Pfarrer ein Recht, das Kreuz (das Leid und den Tod) eher anzubeten, als das Leben. Denn er sieht sich ja als ein Werkzeug Gottes; unberücksichtigt bleibt dabei die Bedeutung: hier wird "Werkzeug" -Mensch ein Gebrauchsgegenstand! Aus menschlicher Bescheidenheit heraus vor der Annahme um Gottes eigener Herrlichkeit und Größe, wird so dennoch von einer falschen Voraussetzung ausgegangen.
Ich denke dagegen, der Mensch (Priester) ist ein Werkzeug Gottes dadurch, dass er sich freiwillig der göttlichen Weisheit unterordnet, gleich ein Kind, das die Hand des Vaters ergreift, nicht geduckt umher läuft, auch mal aus der Reihe tanzt, in allem aber weiß, der Vater kennt sich aus. Irgendwann ist das Kind groß, und dann wird es -dadurch- seinem Vater sehr ähnlich, wird in dessen Fußstapfen treten und bereits bebaute Flächen weiter ausbauen, unbebautes kultivieren... Im "real life" ist es normal und immer überall so - warum nicht auch im spirituellen Leben?
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#118 Re: Ist der Tod eines Menschen von Gott vorherbestimmt?

Beitrag von sven23 » Sa 29. Jun 2013, 07:41

Kalea Solana hat geschrieben:
Und Da Ihr Vertreter der Menschenrechte Euch Humanisten nennt, sehe ich absolut überhaupt kein Problem darin, auch einem ungeborenen Kind ein würdevolles Leben zu ermöglichen. Probleme sind dazu da, bewältigt zu werden - nicht ausgeräumt und abgeschafft.

Es wäre ja schon viel gewonnen, wenn man sich um geborenes Leben kümmern würde, denn es hat noch vielmehr ein Recht auf ein würdevolles Leben.

In früheren Zeiten war die Kindersterblichkeit wesentlich höher als heute. Kann man davon ausgehen, daß Gott dies so gewollt hat?
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#119 Re: Ist der Tod eines Menschen von Gott vorherbestimmt?

Beitrag von Martinus » Sa 29. Jun 2013, 09:35

sven23 hat geschrieben: wenn man sich um geborenes Leben kümmern würde, denn es hat noch vielmehr ein Recht auf ein würdevolles Leben.

wieviel mehr Recht hat geborenes Leben gegenüber einem ungeborenen Menschen?? Ich behaupte nur das Recht des Stärkeren.
Angelas Zeugen wissen was!

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#120 Re: Ist der Tod eines Menschen von Gott vorherbestimmt?

Beitrag von sven23 » Sa 29. Jun 2013, 09:47

Martinus hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: wenn man sich um geborenes Leben kümmern würde, denn es hat noch vielmehr ein Recht auf ein würdevolles Leben.

wieviel mehr Recht hat geborenes Leben gegenüber einem ungeborenen Menschen?? Ich behaupte nur das Recht des Stärkeren.

Ich denke, hier schafft sich die normative Kraft des Faktischen ihr Recht. Man muß sich nun mal zuerst um gelegt Eier kümmern, statt um ungelegte.
Das müßte dir als Hühner-Bauer doch gelälufig sein. :lol:
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