Sollen Christen und Atheisten gegenseitig missionieren?

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dvdk
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#61 Re: Sollen Christen und Atheisten gegenseitig missionieren?

Beitrag von dvdk » Mo 3. Jun 2013, 17:57

R.F. hat geschrieben: Übrigens ist diese Verdrücktheit in wirtschaftlichen Dingen symptomatisch für das Verhalten der Masse in anderen Bereichen. Wenn sich die Menschen schon in lebensnahen Dingen verhalten wie dummes Vieh oder Faultiere, wie steht es erst in nicht unmittelbar den Alltag berührenden Wissensbereichen? Würden sich die Menschen die Gefahr eines falschen Weltbildes bewusst machen, die Historische Geologie oder die Evolutionsbiologie gäbe es nicht (mehr)...
:clap:
Gibt es tatsächlich noch Menschen, die sehen was los ist.

Wir sind keine Informationsgesellschaft sondern eine Desinformationsgesellschaft. Die Frage: Glaubst du alles, was die Zeitung schreibt? ist immer noch aktuell.
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Demian
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#62 Re: Sollen Christen und Atheisten gegenseitig missionieren?

Beitrag von Demian » Mo 3. Jun 2013, 18:10

Informationsgesellschaft ist ein neutraler Begriff, der aussagt, dass wir in einer auf Informations- und Kommunikationstechnologien basierenden Gesellschaft leben. Das ist objektiv richtig. In realer Praxis sind deswegen aber nicht alle Menschen informiert. Differenziert gesehen, teilt sich die heutige Gesellschaft in Einzelkörper auf, die man dann weiter unterteilen könnte, zum Beispiel kann man ebenso von einer WISSENSgesellschaft sprechen, auch wenn deswegen noch lange nicht alle Menschen WISSEN erworben haben. Das meint die Tendenz und die Möglichkeiten einer Gesellschaft.

dvdk hat geschrieben: Wir sind keine Informationsgesellschaft sondern eine Desinformationsgesellschaft. Die Frage: Glaubst du alles, was die Zeitung schreibt? ist immer noch aktuell.

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dvdk
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#63 Re: Sollen Christen und Atheisten gegenseitig missionieren?

Beitrag von dvdk » Mo 3. Jun 2013, 18:57

Demian hat geschrieben:Informationsgesellschaft ist ein neutraler Begriff, der aussagt, dass wir in einer auf Informations- und Kommunikationstechnologien basierenden Gesellschaft leben. Das ist objektiv richtig. In realer Praxis sind deswegen aber nicht alle Menschen informiert.
Sie sind schon informiert. Die Frage ist aber, was für Informationen sie bekommen. Heute wird das von großen Medienkonzernen entschieden. Journalisten sind so etwas wie die vierte Macht. Sie agieren zusammen mit Regierungen und Konzernen. Das Volk bekommt nur das serviert, was den Machern der Republik gefällt.

Schau Dir mal die Tagesschau an, besonders im Internet und beobachte, wie Nachrichten in Text und Bild aufbereitet werden. Das fängt schon bei Berichten über Naturkatastrophen an. Die Situation ist kritisch bis äußerst kritisch aber fast nie außer Kontrolle und morgen scheint wieder die Sonne. Jede Berichterstattung im öffentlich rechtlichen Fernsehen vermeidet es, die Bevölkerung in Unruhe zu versetzen nach dem Motto: Schlaft weiter Leute.
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Kalea Solana
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#64 Re: Sollen Christen und Atheisten gegenseitig missionieren?

Beitrag von Kalea Solana » Mo 3. Jun 2013, 19:34

Mia hat geschrieben:
Kalea Solana hat geschrieben:Ich mag a-ha auch ^^ -
Schön :thumbup: :D aber heute würde Magne Furuholmen auf meinem Mäppchen stehen ;)

Aber, vielleicht siehst Du es nur so: ihr Glaube hat ihr einen anderen Lebensstil beschert, da sind Wandlungen und Veränderungen unumgänglich. Das selbe wäre vielleicht auch passiert, wenn sie in der Welt von Mozart oder Chopin leben würde und Du absolut keinen Draht dazu finden wolltest... vielleicht ist sie in einer Sekte eingetreten, von der sie nichts erzählt hat?
Um sie halten zu können, brauchst Du nur ein offenes Ohr und etwas Feingefühl. Sie würde begreifen müssen, dass Du kein Kirchengänger wirst, aber dass sie Dir wichtig ist - ?

Es ist sehr sehr schwierig geworden, letztes Jahr bekam sie von Gott 2000 Euro in einem Umschlag geschenkt, damit sie in Urlaub fahren konnten und die Ferienwohnung besorgte er ihr auch noch :sick: was soll ich da sagen, es macht mich einfach nur sprachlos.
Dann haben wir ein befreundendes Ehepaar, sie ist Türkin und er deutscher, als umgekehrt wie bei mir. Als ich mich mal mit dem Mann alleine unterhalten habe, fragte er mich ob es bei mir auch so viele Schwierigkeiten gab, wie bei ihnen.
Er war in einer Religiosen Gemeinschaft von klein auf, als er seine Frau kennenlernte wurde er regelrecht rausgeekelt, er hat seinen ganzen Lebensinhalt verloren.
Wir wohnen in einem kleinen Ort, mir ist es zwar aufgefallen, dass ich zu gewissen Kreisen keinen Zugang finde und ich immer bei den, ich finde es schlimm dass ich das jetzt schreiben muss, unteren Gesellschaftsschichten stand, was mir nichts ausmachte, weil für mich alle Menschen gleich sind, er hat mir erklärt warum es so ist und warum seine Frau darunter sehr leidet. Die andern gehörten einer Religiosen Gruppe an und wenn man sich ihnen nicht anschlosst findet man auch keinen Zugang.
Ich finde es sehr schade, dass es heute immer noch so ist für mich sind und waren alle Menschen gleich und so behandele ich meine Mittmenschen und ich wurde es schön finden wenn ich auch so behandt werden würde.

LG Mia

Ich mag manche Songs der Gruppe - aber ziehe keinen einzelnen der Band vor. Vom Style her liegt mir Nightwish und Tarja Turunen ein Stück näher... Welche Art Musik ich höre, kommt auf meine Stimmung an. Ich kann auch fetzig... ;D

Naja- so traurig ich es finde, wenn einer wegen seiner Beziehung zu einem anderen Glauben, aus einer Gemeinschaft ausgeschlossen wird: eine Religion besteht aber nicht aus der Gemeinschaft der Glaubenden....
In kleinen Ortschaften ist man leider mehr von dem Sehen und Ansehen der Mitmenschen betroffen, als in einer Großstadt. Wenn Du nicht zur Salzsäule erstarren willst, sage Dir in solchen Momenten "es gibt Schlimmeres" - ein kleiner Trost nur, aber besser als gar keiner -

LG
Zuletzt geändert von Kalea Solana am Di 4. Jun 2013, 00:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Hemul
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#65 Re: Sollen Christen und Atheisten gegenseitig missionieren?

Beitrag von Hemul » Mo 3. Jun 2013, 20:15

Pluto hat geschrieben:
dvdk hat geschrieben:Somit ist bewiesen, dass auch Atheisten das Beten lernen können ...
Nein mein Freund, das beweist nichts dergleichen. :lol:

Hi Pluto, frag doch bitte einmal Deinen Vater oder Großvater. Sie werden es Dir sicherlich bestätigen können, dass es im Schützengraben wenn die Kugeln links u. rechts um die Ohren pfeifen selbst eingefleischte Atheisten anfangen zu beten.

Merke: Im Schützengraben gibt es keine Atheisten. ;)
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#66 Re: Sollen Christen und Atheisten gegenseitig missionieren?

Beitrag von Pluto » Mo 3. Jun 2013, 21:58

Hemul hat geschrieben:Merke: Im Schützengraben gibt es keine Atheisten. ;)
Mein lieber Hemul, deine Sichtweise ist verständlich, wenn auch etwas antiquiert (es gibt schon seit rund 50 Jahren keine Schützengräben mehr).
Wie ich hier in dem Thread schrieb, habe och keine Ahnung wie es bei mir sein wird...
Pluto hat geschrieben:Wie ich mich in einer Stunde der echten Not entscheiden werde, weiß ich nicht; ich hoffe allerdings, ich werde standhaft genug sein, um meinen bisher gelebten Prinzipien treu zu bleiben.
Vielleicht schaust du mal die letzten Worte des amerikanischen Vorzeige-Atheisten Christopher Hitchens an, der 2011 an Spiesröhrenkrebs verstarb. Er hat bis zuletzt, da war er schon arg von der Krankheit gezeichnet, für den Atheismus und gegen Religion gekämpft.

Ein bewegendes Videodokument, wenn auch nicht leicht zu verstehen.
Hitchens war durch und durch Mensch.

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Kalea Solana
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#67 Re: Sollen Christen und Atheisten gegenseitig missionieren?

Beitrag von Kalea Solana » Di 4. Jun 2013, 00:29

Tara hat geschrieben:Liebe Kalea dir darf ich es ja sagen du schreibst " brauchst Du nur ein offenes Ohr und etwas Feingefühl. " weisst du Kalea ich merke du kennst Mia noch nicht lange aber Mia hat Beides wirklich lese mal ihre Beiträge und wirst es auch bestätigen können Bild
" vielleicht ist sie in einer Sekte eingetreten, von der sie nichts erzählt hat? " du suggerierst hiermit dass organisierte Glaube, Religion nichts gemein hat mit Sekten, meiner Meinung nach haben die sehr vieles gemeinsam zum Bsp. hier gut beschrieben.

Bild

Liebe Tara -

da hast Du recht, ich kenne die Mitglieder dieses Forums erst seit jetzt. So auch Mia.
Mein Rat an sie - der nicht mehr, als ein solcher sein kann - beschränkt sich ja auch nur darauf, "noch ein Stück zu zulegen" - unabhängig davon, wieviel bereits gegeben wurde: anscheinend war es nicht genug -- oder die Freundin wollte gar keine Beziehung mehr zu ihr, wollte es nur nicht so abrupt-drastisch kundtun.

"Organisierter Glauben" hat mit Sekten sicher nichts gemein.
Allerdings, wenn Du von der "Gemeinschaft der Glaubenden" ausgehst, dann kann es in konservativen Kirchen in kleineren Gemeinden sicher auch zu eine Art Sektenbildung kommen. Aber ich denke, hier ist nicht der Glaube ausschlaggebend, sondern die Gemeinschaft, die auf Grund einer Abgeschiedenheit vom Rest der Welt, Hierarchien bildet, die auf den Glauben gestützt eine allgemeingültige Form des Zusammenlebens anstrebt.

Wenn Du, statt links anzubieten, deren inhaltliche Kernpunkte mitteilen möchtest, wäre ich sehr froh darum. Außer Forum und anderes hier im www hat man ja auch noch weitere Dinge, die man gerne in Angriff nehmen möchte ...

LG
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Magdalena61
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#68 Re: Sollen Christen und Atheisten gegenseitig missionieren?

Beitrag von Magdalena61 » Di 4. Jun 2013, 00:47

closs hat geschrieben:Das Goldene Kalb besteht in einer geradezu beispiellosen Obrigkeitsgläubigkeit, die sich dem Mainstream-Spektakel unterordnet - zwei willkürliche Beispiele: DSDS und die Wulff-Kampagne.
Was hat denn DSDS mit "Obrigkeitsgläubigkeit" zu tun? Verfolgst du die Sendungen?
Warum soll DSDS als Unterhaltung qualitativ schlechter sein als diese ätzenden Grillpartys, die im Sommer an jeder Ecke stattfinden und auch bei Akademikern beliebt sind? Oder sonstige Freizeitbetätigungen?
Abends möchte man halt ein wenig abspannen... und nicht ständig auf Hochtouren laufen, das Zeitgeschehen analysieren und die Welt retten müssen.
Würdest Du die Grundlage der Meinungs-Gesellschaft als Verstand bezeichnen?
Unterhältst du dich noch mit "einfachen Leuten"?
Die sind nicht so "stupide", wie sie hier teilweise gemacht werden, jedenfalls nicht alle.
Dieser Artikel Tittytainment... wirkt auf mich reichlich zynisch bis menschenverachtend.
Kritisieren ist immer leicht. Regieren.- die Geschicke eines Staates zu lenken- ist vielleicht etwas schwerer. Es allen Recht zu machen, ist unmöglich.
Das Problem: Erzeuger und Konsumer von Tittytainment würden sich beide als "aufgeklärt" bezeichnen.
Kann mir mal bitte jemand verraten, was unter "aufgeklärt" zu verstehen ist?

Die Weisheit der Alten zu verwerfen und sich im Supermarkt der Möglichkeiten ein eigenes Weltbild zusammen zu stellen, mit neuen, noch nicht bewährten Göttern, deren einseitige, unausgereifte bis kranke Lehren man übernimmt, und denen man in ihre aufgeklärte Hoffnungslosigkeit nachfolgt ... das nenne ich nicht "aufgeklärt", sondern -- unüberlegt, unklug. *freundlich ausgedrückt ist*
LG
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#69 Re: Sollen Christen und Atheisten gegenseitig missionieren?

Beitrag von Pluto » Di 4. Jun 2013, 01:30

Magdalena61 hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Das Problem: Erzeuger und Konsumer von Tittytainment würden sich beide als "aufgeklärt" bezeichnen.
Kann mir mal bitte jemand verraten, was unter "aufgeklärt" zu verstehen ist?

Die Weisheit der Alten zu verwerfen und sich im Supermarkt der Möglichkeiten ein eigenes Weltbild zusammen zu stellen, mit neuen, noch nicht bewährten Göttern, deren einseitige, unausgereifte bis kranke Lehren man übernimmt, und denen man in ihre aufgeklärte Hoffnungslosigkeit nachfolgt ... das nenne ich nicht "aufgeklärt", sondern -- unüberlegt, unklug. *freundlich ausgedrückt ist*
LG
Tittytainment bedeutet sinnleere Unterhaltung der Massen. Darunter verstehe ich Sendeungen wie Schlag den Raab oder Comedy mit Mario Barth im Fußball Stadion. Das sind Sendugen die di Absicht haben die Leute zu unterhalten und ruhig zu stellen auf niedrigstem Niveau, damit sie das Gefühl bekommen es läuft wieder mal was un nicht auf dumme Gedanken kommen (aus Sicht der Obrigkeit). Das hat mit Aufklärung aber auch gar nichts zu tun. Aufklärung ist das was wir hier im Forum betreiben, in dem wir im Gespräch von einander lernen.
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#70 Re: Sollen Christen und Atheisten gegenseitig missionieren?

Beitrag von closs » Di 4. Jun 2013, 01:37

Magdalena61 hat geschrieben:Was hat denn DSDS mit "Obrigkeitsgläubigkeit" zu tun?
Ein willkürliches Beispiel, wie über Regeln Hierarchien geschaffen werden. - Ob der vorne dann "Dieter" heißt oder "Heidi Klum", ist egal. - Würde man ein Känguruh hinsetzen, das hinreichend offiziell autorisiert wäre, würde man es auch als Autorität ansehen. - Eigenes Urteilsvermögen wird über Regel-Strukturen ersetzt durch Hierarchien - früher im Dorf haben diese Rolle der Pfarrer, der Lehrer und der Apotheker gespielt. - Heute sind es drei andere.

Magdalena61 hat geschrieben:Abends möchte man halt ein wenig abspannen... und nicht ständig auf Hochleistungsniveau laufen
Ich kann nicht abspannen, wenn ich sehe, dass da (meist) junge Leute auf gesellschaftlichem Hochleistungsniveau regelkonform eine gute Figur abgeben müssen. - Abspannung ist für mich eher "Mr. Bean" oder "Loriot".

Magdalena61 hat geschrieben:Unterhältst du dich noch mit "einfachen Leuten"?
Ja - sehr gerne sogar. - Weil viele davon noch am wenigsten abhängig sind von der Droge "Meinungs-Gesellschaft" - zumindest auf dem Dorf. - Auch das ist Erholung: Man will überhaupt nicht in Sachen mitmischen, die man nicht versteht - man ist bei einfachen Leuten eher authentisch. - Man weiß, was man kann, und tut, was man kann. - Gilt insbesondere übrigens für geistig Behinderte, mit denen ich manchmal zu tun habe - pure Erholung. Man muss nichts erklären.

Magdalena61 hat geschrieben:Dieser Artikel Tittytainment... wirkt auf mich reichlich zynisch bis menschenverachtend.
Fand ich nicht. - Was da beschrieben wird, entspricht meines Erachtens in großem Ausmaß der nackten Realität. - Ich habe lange im Marketing gearbeitet - da hat man vor 20 Jahren schon so gedacht. - Das ist Marken-Philosophie: Panem et Circenses.

Magdalena61 hat geschrieben:Kann mir mal bitte jemand verraten, was unter "aufgeklärt" zu verstehen ist?
Kurze Antwort: inzwischen eher das Gegenteil als das, wie es einmal gemeint war.

Die Aufklärung war ja ursprünglich ein christliches Gewächs (zumindest in Europa) und sollte (vereinfacht gesagt) dazu dienen, Gott besser zu verstehen. - Aus dem "Ich glaube, also denke ich" wurde ein "Ich denke, also glaube ich". - Insofern hat auch Descartes sein Werk verstanden als "Ad maiorem Gloriam Dei" - alles zum größeren Lob Gottes. - Nun führte die Aufklärung unwillkürlich zu einer stärkeren Betonung des Ich - was durchaus ok ist (man denke an christlich-aufgeklärte Größen wie Lessing und Herder). - Aber schon vorher hat Luther erkannt, dass Aufklärung zu einer Abkopplung von Gott führen kann - deshalb seine erbitterten Briefwechsel mit Erasmus von Rotterdam und Melanchthon.

Genau dies Abkopplung ist im 19. Jh. passiert und hat sich bis in den Existenzialismus eines Jean-Paul Sartre (Gott ist tot/Erfinde Dich selbst) hineinentwickelt. - Heute gilt Aufklärung als rein säkulare Errungenschaft als Gegenmodell zum Christentum.

Noch schlimmer ist, dass unter "Aufklärung" auch das übelste Massen-Meinungs-Geschwätz subsummiert wird - spontanes Beispiel: Die gelegentlich stattfindenden Pogrome gegen herausragende Personen der Gesellschaft (wertungsfrei gemeint) laufen heute unter "Aufklärung". - Man übersieht, dass etwa die (für die Medien einträgliche!) Wulff-Kampagne psychologisch (!) nichts anderes war als eine Reichskristallnacht im Miniformat. Historisch passt dieser Vergleich nicht, aber eben psychologisch. - Aufklärung als Opium fürs Volk. - Da gehören auch demokratie-faschistische Dinge dazu wie etwa das Nichtraucher-Schutz-Gesetz in Bayern, das deshalb durchkam, weil die Menschen gemeint haben, es ginge ausschließlich um den Schutz der Nichtraucher - bis man danach gemerkt hat, dass auch nichtraucher-freie Räume wie ausgewiesene Raucherkneipen davon betroffen waren.

Insofern ist die Frage, was "Aufklärung" ist, nur nach Beantwortung der Gegenfrage beantwortbar: Wie es ursprünglich gemeint war? Oder was zum Existentenzialismus geführt hat? Oder in der Vulgata-Form der Gegenwart? - Die Antworten werden jeweils unterschiedlich sein.

Magdalena61 hat geschrieben:Die Weisheit der Alten zu verwerfen und sich im Supermarkt der Möglichkeiten ein eigenes Weltbild zusammen zu stellen, mit neuen, noch nicht bewährten Göttern, deren einseitige, unausgereifte bis kranke Lehren man übernimmt, und denen man in ihre aufgeklärte Hoffnungslosigkeit nachfolgt ... das nenne ich nicht "aufgeklärt", sondern -- unüberlegt, unklug.
Da sind wir ganz arg auf derselben Linie.

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