sven23 hat geschrieben:Laut Bibel hat Gott den Israeliten das gelobte Land versprochen....
Es gab nur ein Problem. Das Land war schon durch andere Völker besiedelt und die besaßen die Unverschämtheit, das Land nicht freiwillig zu räumen.
Hier kommt nun Gott ins Spiel. Mit Hilfe seiners angeblichen Versprechens hat man nun eine Legitimation, die Ureinwohner zu dämonisieren, zu ermorden und sich ihr Land unter den Nagel zu reißen.
So wird der Grundstein gelegt für einen Konflikt, der mit der Gründung Israels Jahrtausende später erneut auflebt.
Das Problem ist m.E. das es den heutigen Glaubenden in sich spaltet, da er zeitgleich für zwei verschiedene moralische Normen steht. Entsprechend schwierig wird es hier auch eine rational greifbare Antwort zu bekommen.
In der Antike hat man religiös sehr naturrechtlich gedacht. Das Recht war auf der Seite des Stärkeren und den Sieg gab Gott (wenn es mal anders war, dann eben die Strafe Gottes für Fehlverhalten). Für uns ist das heute schwer nachzuvollziehen, für die war das damals so selbstverständlich. Insofern waren auch (Angriffs-)Kriege mit Landinbesitznahme oder selbst die Sklaverei (Zwangsrekrutierungen vom verlierenden Volk) letztlich gottgewollt.
Heute sind wir sehr stark humanistisch geprägt (selbst diejenigen, die den Humanismus als vermeintlich "gott-los" ablehnen). Angriffskriege sind verpönt und geächtet, Mensch als Besitz eines anderen Menschen etwas Gräueliches.
Das passt nun nicht zusammen. Die damals hatten das Problem nicht, deswegen wurde solche Aktionen auch gar nicht weiter begründet, bzw. auch nicht mit ethischen Abhandlungen legitimiert in den biblischen Darstellungen.
Die Rechtfertigung besteht in Befehlen und Zusagen Gottes das Land sei nun ihres. Mehr nicht.
Auch hier wieder muss der heutige normale Gläubige in sich gespalten werden. Einerseits bemüht, dies so zu akzeptieren, schließlich hat Gott dies gesagt, und der ist fehlerfrei. Andererseits würde man sofort gehässig gegen jeden vorgehen, der Landansprüche über einen Gott geltend macht. Das könne ja schließlich jeder sagen.
Nach dem 2. Weltkrieg haben die Allierten in Bezug auf Nahost so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Erst haben die britischen Kolonialherren versprochen, dass das, was kam, auf keinen Fall gemacht wird. Dann hat man den Israelis Land gegeben in der Form einer militärisch nicht haltbaren "Heuschrecke" (Staatsgebiet unmittelbar nach Gründung). Die Araber wollten sich den Diebstahl des Landes nicht gefallen lassen und "begannen einen Krieg", der genau genommen nur den vorherigen Zustand, nur ohne Kolonialmacht United Kingdom herstellen sollte. Auf einen gemeinsamen Staat unter israelischer Führung konnten sie sich auch kaum einlassen, weil die beabsichtigten millionenweisen Zuzüge von Juden überall aus der Welt, die Araber im "gemeinsamen Land" innerhalb Jahre und weniger Jahrzehnte zu einer Minderheit machen. Der Krieg, den formal die Araber anfingen, diente nun als Legitimation für die israelische Propaganda für weitere Landnahmen (die man aus deren Sicht sogar verstehen muss, da das Land militärisch in den unsprünglichen Grenzen zu anfällig für feindliche Aktionen war). Zügige Besiedlungen mit selbst von israelischer Seite zugegebenen harten Umsiedlungen der arabischen Bevölkerung (Militärisch und mit Planierraupen) konnten kein Vertrauen schaffen. Auch wird immer wieder konstatiert, dass die arabische Bevölkerung keinen gemeinsamen Staat gewollt hatte. Richtig. Wie auch, wenn man eine Minderheit im eigenen Land wird und der unbekannten Demokratie eh nicht traute und allenfalls von den "christlichen Besatzern" kannte.
Umgekehrt muss man die Israelis bewundern, unter welchen teils großen persönlichen Opfern sie das Land kultivierten und unter welch schwierigen und verängstigenden Bedingungen bis heute (und die dem Westen übrigens auch nicht trauen können aus ihrer Sicht). Wobei man damit keine Inbesitznahme eines Landes legitimieren kann. Das wäre so, als wenn jemand das Haus vom Nachbarn klaut, der Prozess sich in die Länge zieht und der neue "Eigentümer" dann argumentiert, er habe ein viel tolleres Haus daraus gemacht, als da ursprünglich stand.
Die arabische Welt wiederum macht die arabischen Bewohner Palästinas zur hilflosen Manövrirmasse ihrer eigenen politischen Interessen und nimmt die palästinensischen Flüchtlinge nicht in ihren Ländern auf. Womit letztere in eine Situation geraten, die man niemandem wünscht.
Die Situation, die durch die "göttlichen Gebietsansprüche" entstanden sind, ist gegenwärtig nicht vernünftig lösbar.
Das ganze wird eine jahrhundertlange Fehde wie der Nordirlandkonflikt war. Aber letzterer ist - wieder aller Hoffnung von vor 20 Jahren - mittlerweile (fast vollständig) gelöst.
Schwierig finde ich im Kontext religiös auch, dass man auf christlicher Seite einen Gott hat, der verlangt dass man nicht dem Mammon dient, aber dann vom gleichen Gott befohlen bekommen soll sich um das Mammon Land zu kümmern.
Für mich geht das nur um drei Ecken mit gekünstelt wirkenden Argumentationsfolgen auf.