Descartes und Glaube

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#331 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von Münek » Fr 6. Mai 2016, 06:21

sven23 hat geschrieben:Ich fürchte, der gute closs wird das nie begreifen, oder noch schlimmer, er will es nicht begreifen. Denn dass dies einen durchschnittlich Gebildeten intellektuell überfordern würde, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Das muss rein ideologische Gründe haben.
Ich gehe davon aus, dass er es nicht begreifen WILL. Denn durch ein Eingeständnis würde er sein Glaubensfundament bedroht sehen. Die wissenschaftlichen Forschungsergebnisse der neutestamentlichen Theologie scheinen wie Dornen in seinem Fleisch zu stecken.

Dass es Jesus nach den eindeutigen Aussagen in den Evangelien selber war, der den unmittelbar bevorstehenden Anbruch der Gottesherrschaft landauf landab verkündigte und das Volk wegen des drohenden Gottesgerichts zur Umkehr aufrief, scheint er inzwischen völlig ausgeblendet zu haben.

Ein geradezu klassischer Fall von SELBSTTÄUSCHUNG.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#332 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von sven23 » Fr 6. Mai 2016, 06:33

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Das Überzeugendste wäre einfach gewesen, wenn sich die Naherwartung erfüllt hätte.
Dann würden wir nicht sitzen. ;) -
Genau so ist es, das wäre das überzeugendste Argument. So ist es aber nicht gekommen, weshalb man logischerweise von einem Irrtum ausgehen muss.

closs hat geschrieben: Und dann ist ja noch zu klären, ob Jesus WIRKLICH eine Naherwartung in Deinem Sinne hatte, wenn er sagt "Das Himmelreich ist nah". -
Das ist bereits mit großem Konsens innerhalb der Forschung geklärt. Daran gibt es nichts zu rütteln.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Zirkelschlüsse sind bei Gläubigen ein großes Thema
Das passiert in der Tat - aber hier geht es nicht darum. - Hier geht es darum, alle relevanten Wirklichkeits-Möglichkeiten in Betracht zu ziehen - was offenbar nicht geht.
Was erhoffst du dir davon? "Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen...." bedeutet das gleiche, egal ob Jesus nur ein Wanderprediger oder der Sohn Gottes ist.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#333 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von sven23 » Fr 6. Mai 2016, 06:36

Münek hat geschrieben: Dass es Jesus nach den eindeutigen Aussagen in den Evangelien selber war, der den unmittelbar bevorstehenden Anbruch der Gottesherrschaft landauf landab verkündigte und das Volk wegen des drohenden Gottesgerichts zur Umkehr aufrief, scheint er inzwischen völlig ausgeblendet zu haben.

Ein geradezu klassischer Fall von SELBSTTÄUSCHUNG.
Genau. Was wohl Sigmund Freud dazu sagen würde, der heute 160. Geburtstag hat? ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#334 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von closs » Fr 6. Mai 2016, 07:43

sven23 hat geschrieben:Das ist bereits mit großem Konsens innerhalb der Forschung geklärt.
Nein - es ist definitiv NICHT geklärt. - Du verwechselst "Klärung" mit "Interpretation".

sven23 hat geschrieben: "Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen...." bedeutet das gleiche, egal ob Jesus nur ein Wanderprediger oder der Sohn Gottes ist.
Da waren wir durch - Du weisst, dass es genug andere Zitate gibt, die genau auf das Gegenteil hinweisen.

Unzulässig verkürzt liegt folgende Antwort nahe:
WENN Jesus ein beliebiger Wanderprediger war, ist die HKM-Version mit großer Wahrscheinlichkeit richtig - WENN Jesus Gott war, dann das Gegenteil. - Wir hätten hier ein Beispiel dafür, dass die unterschiedlichen Setzungen "Jesus = Allerwelts-Mensch/Jesus = Gott" zu unterschiedlichen Antworten auf eine biblische Frage führen würden.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#335 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von sven23 » Fr 6. Mai 2016, 08:10

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: "Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen...." bedeutet das gleiche, egal ob Jesus nur ein Wanderprediger oder der Sohn Gottes ist.
Da waren wir durch - Du weisst, dass es genug andere Zitate gibt, die genau auf das Gegenteil hinweisen.
Es bringt nichts, einzelne Zitate herauszupicken, ohne den Gesamtkontext zu berücksichtigen. Dazu gehört auch zwingend die Berücksichtigung der zeitlichen Abfolge der Texte und der nachträglichen Ergänzungen, Änderungen und Fälschungen. Die Forschung tut dies natürlich mit großer Sorgfalt.
Wenn man dies alles außer Acht läßt, weil es sich angeblich um irrtumsfreie, inspirierte Texte handelt, brauchen wir erst gar nicht weiter zu diskutieren. Dann verlassen wir wissenschaftliches Niveau. Ist das dein Ziel?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Samantha

#336 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von Samantha » Fr 6. Mai 2016, 08:31

Wenn Jesus Gottes Sohn ist, dann ist es irrtumsfrei. Wäre er nur Mensch, gab es keine Naherwartung. Gott kann wissenschaftlich nicht erfasst werden, und deshalb kann ein Theologe auch keinen wissenschaftlichen Zusammenhang herstellen. Er muss Gott erst einmal verleugnen. Und dann wird Jesus zum Menschen und das Christsein zur Farce.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#337 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von closs » Fr 6. Mai 2016, 08:39

sven23 hat geschrieben:Dann verlassen wir wissenschaftliches Niveau. Ist das dein Ziel?
Vollkommen falsche Spur. - Die Frage wäre umgekehrt: Wäre Wissenschaft beleidigt, wenn Jesus Gott wäre?

sven23 hat geschrieben: Dazu gehört auch zwingend die Berücksichtigung der zeitlichen Abfolge der Texte und der nachträglichen Ergänzungen, Änderungen und Fälschungen.
Natürlich ist das so - wie auch gesamt-kanonische Aspekte dazu gehören. - So sind wir uns wenigstens einig, dass man nicht nur platt ein Zitat sehen darf, sondern auch das Umfeld.

Benutzeravatar
Queequeg
Beiträge: 1259
Registriert: Mi 13. Mai 2015, 14:08

#338 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von Queequeg » Fr 6. Mai 2016, 08:46

closs hat geschrieben:
Queequeg hat geschrieben:Und jetzt, jetzt stelle dich in die Ecke und schäme dich.
So geht Literatur-Wissenschaft nicht. - Deine Quelle ist doch nicht falsch, und trotzdem weiss ich, wovon ich spreche. - Gehe einfach tiefer in die Sekundär-Literatur und Du wirst herausfinden, was ich meine.

Doch, doch, genau so und nicht anders funktioniert Literaturwissenschaft und du weiß nicht, anscheinend schon lange nicht mehr, wovon du überhaupt sprichst. Im Fall der Literatur nicht, im Sachen HKM schon lange nicht mehr.

* editiert * (Pluto)


Ich gehe davon aus, dass er es nicht begreifen WILL. Denn durch ein Eingeständnis würde er sein Glaubensfundament bedroht sehen. Die wissenschaftlichen Forschungsergebnisse der neutestamentlichen Theologie scheinen wie Dornen in seinem Fleisch zu stecken.


* editiert * (Pluto)

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#339 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von Pluto » Fr 6. Mai 2016, 10:23

Samantha hat geschrieben:Wenn Jesus Gottes Sohn ist, dann ist es irrtumsfrei. Wäre er nur Mensch, gab es keine Naherwartung. Gott kann wissenschaftlich nicht erfasst werden, und deshalb kann ein Theologe auch keinen wissenschaftlichen Zusammenhang herstellen. Er muss Gott erst einmal verleugnen. Und dann wird Jesus zum Menschen und das Christsein zur Farce.
Die einzig redliche Herangehensweise ist es, die Existenz Gottes NICHT vorwegzunehemen. Tut man dies doch, muss man sich den Vorwurf eines Zirkelschlusses gefallen lassen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#340 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von sven23 » Fr 6. Mai 2016, 10:30

Samantha hat geschrieben:Wenn Jesus Gottes Sohn ist, dann ist es irrtumsfrei. Wäre er nur Mensch, gab es keine Naherwartung.
????
Gerade weil er Mensch war, konnte er sich irren. Die enttäuschte Naherwartung ist der Beleg dafür.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Antworten