Gott existiert nur in den Köpfen der Menschen?

SilverBullet
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#351 Re: Gott existiert nur in den Köpfen der Menschen?

Beitrag von SilverBullet » So 20. Mär 2016, 18:37

ThomasM hat geschrieben:Gott-
Eine Macht, die an der Basis des Universums, allen Geschehens und auch meiner eigenen Existenz liegt.
Eine Art Funktionsprinzip des Universums, aber personal, mit einem Willen, einem Ziel für mich (und andere).
Der Entscheider in den Zufallsprozessen.
Aber auch ein "jemand", an den ich mich wenden und an den ich mich anlehnen kann. Jemand, der da ist und mir hilft, mein Leben zu leben. Allerdings meistens so, dass er mir die Kraft und Weisheit gibt, meine eigenen Entscheidungen zu treffen.
Wie nimmt man eine „Macht“ an?

Ich kann mir einen 15m grossen Gorilla vorstellen, der mit einer halbnackten Frau auf der Handfläche durch den Dschungel hüpft, aber ich vermute das ist nicht unbedingt der „Gott“, auf den die „Gottes“-Religionen abzielen.

Ich kann mir auch mich selbst vorstellen, wie ich klein und winzig bin.
Vielleicht ist genau das der eigentliche Trick:
Man nimmt gar nicht „einen Gott“ an, sondern man stellt sich, sich selbst vor, wie man „irgendetwas Grösserem“ gegenübersteht.
Da wir alle schon mal klein waren, ist diese Perspektive noch gut erhalten.

Mit dem Wort „Macht“ nimmst man somit erst einmal nur deine eigene Position an.
=> Wie nimmst du konkret diese Macht an?

An was denkst du bei der Formulierung „personales Funktionsprinzip des Universums, mit Willen und Absicht rund um Menschen“?
Wie viele „personale Funktionsprinzipien“ sind dir schon begegnet?

Mit „Entscheider in den Zufallsprozessen“ nimmst du nicht den Entscheider an, sondern eine „Auswirkung auf Zufallsprozesse“ – Es ist nur versteckt formuliert, aber es läuft auf die Frage hinaus: Wer oder was soll dieser Entscheider sein?

Bei „jemand an den ich mich wenden kann…“ ist man auch sofort wieder bei der Frage: wer soll dieser „Jemand“ sein?

FAZIT:
Jede deiner Selbst-Beobachtungen, die du also bei dir selbst feststellst, wenn du annimmst, dass es „Gott“ gibt, läuft auf die Frage hinaus: „wer oder was soll Gott sein?“

D.h. du hast dich nicht von der Frage aus dem Anfangsverdacht wegbewegt.
Du behandelst lediglich die Frage wie eine Antwort.

Du bestätigst damit meine Version und es ist klar ersichtlich, dass du keinen „Gott“ annimmst, wenn du „Gott“ annehmen sollst.

ThomasM hat geschrieben:Das sind die Bilder, die bei mir entstehen, die viel mit Gefühlen, mit Empfindungen und wenig mit Logik zu tun haben.
Richtig, mit Logik hat es nichts zu tun, wenn man mit einer Frage umgeht, als sei sie eine Antwort.

ThomasM hat geschrieben:Gottesbilder kann man nicht widerlegen. Das sind persönliche Bilder, die jemand im Kopf hat.
Das ist nicht ganz korrekt.

Als wissenschaftlich orientierter Mensch muss dir klar sein, dass man zuerst einmal die „Gottesbilder“ identifizieren muss, bevor man sich mit „Widerlegen“ beschäftigt.

Wenn sich jemand einen „Panther als Gott“ vorstellt, dann kann man den „Gottesstatus“ sehr wohl widerlegen.
Genauso verhält es sich beim „Mann mit dem weissen Rauschebart, der auf einer Wolke sitzt“.

Wie ich aufgezeigt habe, hast du gar kein „Gottesbild“ geliefert, sondern du bezeichnest den Umgang mit der ungelösten Anfangsfrage, als „Gottesbild“.

Die Frage ist nun: gibt es zu dem „unsichtbaren Gott“ der Bücherreligionen überhaupt „Gottesbilder“?

Falls nicht, kann man schlicht nicht „annehmen, dass es einen Gott gibt“, weil man keine Ahnung hat, was man dabei machen soll.

ThomasM hat geschrieben:Das Bild, das ich selbst habe (und das auch nicht widerlegbar ist, genauso wenig wie deines), ist das des universellen, personalen Grundprinzips des Lebens
Du kennst das Grundprinzip des Lebens nicht.
„Universell und Personal“ sind hübsche Wörtchen, um zu verschleiern.

Mach den Selbstversuch und behandle irgendeine ungelöste Fragestellung in einer „personalen Form“, d.h. vergib einen Namen und versuche den Charakter dieser „Person“ zu erfühlen. Du wirst feststellen, es funktioniert genauso, wie in deiner „religiösen Aktivität“, obwohl es hier keinerlei religiöse Aktivität sein kann.

Was bedeutet das?

Ganz einfach, du bist hierbei aktiv und spielst eine Rolle, so als ob du einer „Person“ gegenüberstehen würdest.

Zitat-ThomasM: „Er redet mit mir, indem er die zufälligen Wechselwirkungen des Gehirns und des Lebens benutzt.

Stell dir einen Schauspieler vor, der eine Szene einstudiert, in der er kleine Sequenzen von ca. 10-20Sekunden übernehmen muss.
Er ist alleine, wodurch er die Anteile seines Partners irgendwie ausgleichen muss.
Seine eigenen Anteile spielt er in Echtzeit durch, d.h. sie dauern tatsächlich 10-20Sekunden.
Die Reaktionen seines Partners spielt er nicht durch, d.h. er wartet nicht 10-20Sekunden, bis er wieder dran ist, sondern er geht einfach vom Ergebnis aus und reiht seine eigenen Sequenzen direkt aneinander.

Können das nur Schauspieler?

Nein, jeder Mensch kann es und jeder Mensch führt dies auch durch, wenn er sich überlegt, wie er sich in einer zukünftigen Situation verhalten soll.
Schauspieler sind nur sehr gut optimiert und gehen ins Detail.

Wie ist das bei deinem „Gespräch“, wenn du also mit „Gott“ redest – wartest du dann 10-20Sekunden, bis er dir alles erklärt hat und nickst ab und zu verständnisvoll mit dem Kopf oder ist es nur eine kontinuierliche Folge deiner eigenen Reaktionen?

ThomasM hat geschrieben:Dass solche Überlegungen für jemand wie dich Unsinn ist, ist mir klar, aber es sind meine Bilder, meine Empfindungen.
Du hast keine Bilder, sondern du hast den emotionalen Wunsch, dass für die ungelöste Frage eine Antwort vorliegen soll (und zwar in deinem Sinne).

=> Du glaubst nur, dass du glaubst.

ThomasM hat geschrieben:Das kann ich dir erklären ohne die Behauptung aufzustellen, dass es in den Köpfen anderer Menschen (oder gar in deinem) genauso aussieht, klar?
Ist schon klar, du hast keine Ahnung, was die anderen „Gläubigen“ so machen, oder wie man es überhaupt „richtig“ macht.
Den anderen geht es genauso, wie dir:
=> sie glauben, dass sie glauben.

Insgesamt, behaupten die „Gläubigen“ allerdings, dass „ihr Glaube“ einen tollen Effekt haben soll.

Es wäre höchste Zeit, dass man ein „Gottesbild“ findet, das man nicht mit der Anfangsfrage gleichsetzen kann.

Ich habe „Halman“ so verstanden, dass er gerade dein Buch mit über 500 Seiten liest (er dachte vermutlich, das wäre ein „beeindruckendes Argument“ :-)).

Hast du bereits alle „Gottesbilder“ deines Buches hier aufgezählt oder setzt du in deinem Buch voraus, dass man die Anfangsfrage als Antwort behandelt?

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#352 Re: Gott existiert nur in den Köpfen der Menschen?

Beitrag von sven23 » So 20. Mär 2016, 19:04

Novalis hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wenn man wirklich an der Wahrheit interessiert ist[....]

Du meinst: wenn man wirklich an der Wahrheit interessiert ist, dann soll man sie sich gefälligst von Dir diktieren lassen.
Nö, ich habe keine Lust oder Macht, irgendwem was vorzuschreiben.
Ich kann nur Angebote machen und Denkanstöße geben.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#353 Re: Gott existiert nur in den Köpfen der Menschen?

Beitrag von ThomasM » Mo 21. Mär 2016, 12:06

sven23 hat geschrieben: Worauf ich eigentlich hinaus wollte, ist, dass die menschliche Psyche nun mal ein sehr komplexes Ding ist. Das Gehirn entwickelt manchmal unbewußte Selbstüberlistungsstrategien, die vom Betroffenen gar nicht als solche erkannt werden.
Stimmt, da gibt es sogar Menschen, die suggerieren sich selbst, es gäbe keinen Gott. :o
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#354 Re: Gott existiert nur in den Köpfen der Menschen?

Beitrag von sven23 » Mo 21. Mär 2016, 12:17

ThomasM hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Worauf ich eigentlich hinaus wollte, ist, dass die menschliche Psyche nun mal ein sehr komplexes Ding ist. Das Gehirn entwickelt manchmal unbewußte Selbstüberlistungsstrategien, die vom Betroffenen gar nicht als solche erkannt werden.
Stimmt, da gibt es sogar Menschen, die suggerieren sich selbst, es gäbe keinen Gott. :o
Diese benötigen aber keine Mythen und Märchen, um ihr Glaubenskonstrukt begründen zu können. Das ist gemäß Ockham schon mal ein entscheidender Vorteil. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#355 Re: Gott existiert nur in den Köpfen der Menschen?

Beitrag von ThomasM » Mo 21. Mär 2016, 12:42

SilverBullet hat geschrieben: Wie nimmt man eine „Macht“ an?
...
=> Wie nimmst du konkret diese Macht an?
Es ist eine der großen Errungenschaften der Physik, herausgearbeitet zu haben, dass es gewisse Grundprinzipien gibt, die schlicht und ergreifend gelten und aus denen man die gesamte Physik ableiten kann.
So lässt sich beispielsweise die gesamte klassische Physik (Energieerhaltung, Impulserhaltung, Newtonsche Gleichungen, klassische Elektromagnetismus usw.) allein aus dem Prinzip der minimalen Wirkung ableiten.

Dieses Prinzip kann nicht hergeleitet, nicht bewiesen werden, es gilt einfach und daraus lässt sich die klassische Physik ableiten und alles, was man in 200 Jahren damit gemacht hat. Damit bestimmt dieses Prinzip also z.B. meine Fähigkeiten, einen Fußball ins Tor zu schießen.
Dieses Prinzip - diese Macht - ist unpersonal, es hat keine persönlichen Varianten.

Nun gilt das Prinzip nicht mehr, wenn man die Quantenmechanik berücksichtigt. Hier können auch nicht-minimale Wirkungen auftreten, was man bei vielen Sitautionen durch ein statistisches Mittel (mit Gewichtung) ausrechnen lässt (anschaulich gemacht durch die Feynmansche Pfadintegral Methode).

In Situationen, in denen man keine große Mengen bilden kann (z.B. betrachte einen einzelnen radioaktiven Atomkern oder ein einzelnes Neuron) hat das zur Folge, dass das Ergebnis einer Messung nicht festgelegt ist, man muss Wahrscheinlichkeiten bilden. Irgendetwas, irgendwie im Universum entscheidet aber das Ergebnis dieses Einzelvorgangs, d.h. es kommt etwas ganz Bestimmtes heraus.

Man muss das Prinzip der minimalen Wirkung also ersetzen durch das Prinzip der statistischen Wirkung.
So weit ist das alles noch unpersonal und im Einklang mit bekannter Physik.

Ich ergänze jetzt in meinem Bild zwei Beobachtungen.
1. Die Wirkung des Prinzips ist persönlich, weil für einzelne Personen die Auswirkungen individuell unterschiedlich sind. Der Sprachgebrauch ist, dass mir "durch Zufall" etwas passiert. Es passiert aber MIR.
2. Ich kann von außen eine Zufallszahl nicht von einer Pseudo-Zufallszahl unterscheiden. Ich kann also nicht entscheiden, ob ein zufälliges Ereignis genuin zufällig ist oder ob dahinter nicht doch ein Entscheidungsprozess steckt, der genau dieses Ergebnis produziert hat.

Ich nehme an (und hier steckt die bildliche Vorstellung), dass hinter den zufälligen Ereignissen des Universums eine lenkende Kraft steckt, die - wie auch immer - dafür sorgt, dass ein zufälliges Ereignis so geschieht, wie es geschieht.

SilverBullet hat geschrieben: D.h. du hast dich nicht von der Frage aus dem Anfangsverdacht wegbewegt.
Du behandelst lediglich die Frage wie eine Antwort.
Ich habe mich sehr viel bewegt, aber bist du auch bereit zu sehen, wie ich mich bewege oder siehst du einfach weg?

SilverBullet hat geschrieben: Als wissenschaftlich orientierter Mensch muss dir klar sein, dass man zuerst einmal die „Gottesbilder“ identifizieren muss, bevor man sich mit „Widerlegen“ beschäftigt.
Als wissenschaftlich gebildeter Mensch weiß ich aber auch, dass ich eine Widerlegung nicht machen kann, wenn subjektive Einzelereignisse betroffen sind.
Ich brauche Objektivität, Wiederholbarkeit und Modellierbarkeit für Wissenschaft.

SilverBullet hat geschrieben: Wenn sich jemand einen „Panther als Gott“ vorstellt, dann kann man den „Gottesstatus“ sehr wohl widerlegen.
Genauso verhält es sich beim „Mann mit dem weissen Rauschebart, der auf einer Wolke sitzt“.
Nicht, wenn man das als Analogie, als Bild setzt.
Analogien sind keine wissenschaftlichen Modelle und können also auch nicht wissenschaftlich widerlegt werden.

Du hast vielleicht gesehen, dass ich meine Argumentation so lange wie möglich entlang wissenschaftlicher Kenntnisse bewegt habe.
Aber irgendwann muss ich diese verlassen (man kann sich auch weigern, wie Pluto). Dieser Punkt kennzeichnet aber auch die Grenze der Widerlegbarkeit.

SilverBullet hat geschrieben: Wie ist das bei deinem „Gespräch“, wenn du also mit „Gott“ redest – wartest du dann 10-20Sekunden, bis er dir alles erklärt hat und nickst ab und zu verständnisvoll mit dem Kopf oder ist es nur eine kontinuierliche Folge deiner eigenen Reaktionen?
Weder noch. Ich frage einfach und überlasse es Gott, wie und wann er antwortet.
Ich merke sehr wohl, wenn ich eine Reaktion bekomme oder wann ich selbst reagiere, ohne dass eine Antwort gekommen ist. Letzteres mache ich manchmal einfach, da ich ja Entscheidungen treffen muss.

SilverBullet hat geschrieben: => Du glaubst nur, dass du glaubst.
Es heißt "du denkst nur, dass du denkst".
Was ja auch für dich gilt.

SilverBullet hat geschrieben: Insgesamt, behaupten die „Gläubigen“ allerdings, dass „ihr Glaube“ einen tollen Effekt haben soll.
Ja, den gibt es in erstaunlichem Umfang.
Allerdings ist das Alltagswissen. Schau dich einfach mal um und beachte die vielen Aussagen von Politikern, Trainern, Motivatoren etc. die alle betonen, wie wichtig es ist "an sich zu glauben", "an die Fähigkeit zu glauben, etwas zu erreichen" usw.
Wenn du dich jemals mit dem Thema Motivation auseinandergesetzt hast, dann weißt du, welch gewaltigen Unterschied es macht, ob man an etwas glaubt oder nicht.

SilverBullet hat geschrieben: Hast du bereits alle „Gottesbilder“ deines Buches hier aufgezählt oder setzt du in deinem Buch voraus, dass man die Anfangsfrage als Antwort behandelt?
In meinem Buch ist mein Gottesbild nur nebenbei erwähnt, es dient dazu, verständlich zu machen, wie ich argumentiere.
Mein Buch behandelt die Abgrenzung von Wissenschaft und Glaube, insbesondere auch die Grenzen wissenschaftlichen Denkens und welche Fragen man mit Wissenschaft und welche man auf anderem Weg (z.B. dem Glauben) behandeln muss.
Nebenbei zeige ich dann auch, wieso Kurzzeit-Kreationismus einen vollkommen falschen Ansatz fährt, sowohl wissenschaftlich als auch theologisch.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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Savonlinna
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#356 Re: Gott existiert nur in den Köpfen der Menschen?

Beitrag von Savonlinna » Mo 21. Mär 2016, 14:48

Novalis hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Doch genau so, wie man die Sexualität verdrängen und unterdrücken kann, kann die Religiosität verdrängt und unterdrückt werden, denn das gehört offenbar ebenso zum menschlichen Wesen. Wer sie einfach als reine Illusion abqualifiziert, hat das wohl noch nicht begriffen.
Wenn Du bereit wärst, das Wort "Religiosität" neutraler zu fassen - denn viele sehen sich nicht als religiös an, wissen aber auch um Dinge, die zum menschlichen Erfahrungsbereich gehören, den Du ansprichst -, dann gäbe es endlich mal in diesem Forum die Bereitschaft zur Kooperation

Wie meinst Du das? Ich habe einen sehr offenherzigen Begriff von Religiosität und reduziere das keineswegs auf das Christsein.
Aber viellleicht reduzierst Du das auf das Gläubigsein?

Samantha

#357 Re: Gott existiert nur in den Köpfen der Menschen?

Beitrag von Samantha » Mo 21. Mär 2016, 15:35

sven23 hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Worauf ich eigentlich hinaus wollte, ist, dass die menschliche Psyche nun mal ein sehr komplexes Ding ist. Das Gehirn entwickelt manchmal unbewußte Selbstüberlistungsstrategien, die vom Betroffenen gar nicht als solche erkannt werden.
Stimmt, da gibt es sogar Menschen, die suggerieren sich selbst, es gäbe keinen Gott. :o
Diese benötigen aber keine Mythen und Märchen, um ihr Glaubenskonstrukt begründen zu können.
Doch, sie unterliegen auch ihren Einbildungen und Idealen.

SilverBullet
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#358 Re: Gott existiert nur in den Köpfen der Menschen?

Beitrag von SilverBullet » Mo 21. Mär 2016, 15:43

ThomasM hat geschrieben:Es ist eine der großen Errungenschaften der Physik…
…
Ich nehme an (und hier steckt die bildliche Vorstellung), dass hinter den zufälligen Ereignissen des Universums eine lenkende Kraft steckt, die - wie auch immer - dafür sorgt, dass ein zufälliges Ereignis so geschieht, wie es geschieht.
Du hast 20 Zeilen über Physik gesprochen, nur um am Ende, in zwei Zeilen auszudrücken, dass für dich hinter dem Zufall eine „lenkende Kraft“ steckt.
(wobei es nicht um eine physikalische Kraft, mit einem Ansatzpunkt, einer Richtung und einem Betrag, sondern um „irgendetwas Anderes“ gehen soll)

Ich erkenne darin das alte Schema: man behauptet eine Auswirkung indem man es so formuliert als sei klar, wer sie verursacht.
Bei der Auswirkung handelt es jedoch um eine reine Vermutung, wobei der Verursacher gar nicht Teil der Vermutung ist.

Es ist wieder nur die Anfangsfrage: „was soll diese lenkende Kraft sein?“

Letztlich vermutest du den Sinn des Wortes „Gott“, wie es alte religiöse Tradition zu sein scheint, in den unsichtbaren/unbekannten Zusammenhängen.
Über diese Zusammenhänge kannst du aber nichts annehmen, weil du gar nichts wissen kannst, sondern nur eine Frage aufstellen kannst.

Auf dieser Basis weist du nicht, was du machen sollst, um „anzunehmen, dass es Gott gibt“.

(Du wolltest mit deinem kleinen Physik-Exkurs lediglich beeindrucken und vom Thema ablenken –> es hat nicht funktioniert)

ThomasM hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:D.h. du hast dich nicht von der Frage aus dem Anfangsverdacht wegbewegt.
Du behandelst lediglich die Frage wie eine Antwort.
Ich habe mich sehr viel bewegt, aber bist du auch bereit zu sehen, wie ich mich bewege oder siehst du einfach weg?
Ich schaue auf die Frage und untersuche, ob eine Antwort vorliegt.

Aktuell schliesse ich aus deinen Angaben, dass du „Gott“ gar nicht annehmen kannst, sondern dir nur vorstellst, dass „Auswirkungen von einem Etwas sichtbar vorliegen müssten“.

In deiner „religiösen Aktivität“ behandelst du also lediglich die Frage wie eine Antwort.

Als Mensch, der sich für Wissenschaft interessiert, sollte dir auffallen, dass du keine der behaupteten „Auswirkungen“ als „verursachte Situation“ feststellen kannst und dass dir jegliche Idee fehlt, wer der Verursacher sein könnte und wie es zu den „Auswirkungen“ kommen soll.

Das ist viel zu viel Ahnungslosigkeit für „angenommen, dass es Gott gibt“.

ThomasM hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben: Wenn sich jemand einen „Panther als Gott“ vorstellt, dann kann man den „Gottesstatus“ sehr wohl widerlegen.
Genauso verhält es sich beim „Mann mit dem weissen Rauschebart, der auf einer Wolke sitzt“.
Nicht, wenn man das als Analogie, als Bild setzt.
Analogien sind keine wissenschaftlichen Modelle und können also auch nicht wissenschaftlich widerlegt werden.
Ich habe nicht davon gesprochen, dass man es wissenschaftlich widerlegt.

Wenn ein Mensch denkt, das ein Panther ein „Gott“ sein muss, dann kann man ihm einfach einen oder mehrere Panther zeigen und er wird langsam verstehen, dass es Tiere sind, die den gleichen Einschränkungen unterliegen, wie alle anderen auch.

Wenn ein Mensch denkt, „ein Mann sitzt auf einer Wolke“ und schaut herunter, kann man ihm klar machen, dass nicht immer Wolken vorhanden sind, dass sich Wolken auflösen, dass man weit oberhalb der Wolken sein kann, dass man auf einer Wolke nicht sitzen kann, dass man noch nie einen Mann auf einer Wolke beobachtet hat und dass man von einer Wolke aus gar nicht alles „sehen“ kann.

ThomasM hat geschrieben:Du hast vielleicht gesehen, dass ich meine Argumentation so lange wie möglich entlang wissenschaftlicher Kenntnisse bewegt habe.
Aber irgendwann muss ich diese verlassen (man kann sich auch weigern, wie Pluto). Dieser Punkt kennzeichnet aber auch die Grenze der Widerlegbarkeit.
Ich habe gesehen, dass du eine Frage wie eine Antwort behandelst, was absolut nichts mit Wissenschaft zu tun haben kann.

Wie soll ich es also deuten, dass du zuerst diesen „Wissenschaftseindruck“ vermitteln möchtest, um dann in die Täuschung abzutauchen?

Interessant ist auch dieses „Bestehen auf der Nicht-Widerlegbarkeit“ obwohl dir klar sein muss, dass du gar keine Antwort zu der Anfangsfrage lieferst.

Du willst den Status deiner Haltung festlegen, ohne eine entsprechende Leistung zu erbringen.

Einem Wissenschaftler würde so etwas nicht passieren.

ThomasM hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Wie ist das bei deinem „Gespräch“, wenn du also mit „Gott“ redest – wartest du dann 10-20Sekunden, bis er dir alles erklärt hat und nickst ab und zu verständnisvoll mit dem Kopf oder ist es nur eine kontinuierliche Folge deiner eigenen Reaktionen?
Weder noch. Ich frage einfach und überlasse es Gott, wie und wann er antwortet.
Ich merke sehr wohl, wenn ich eine Reaktion bekomme oder wann ich selbst reagiere, ohne dass eine Antwort gekommen ist. Letzteres mache ich manchmal einfach, da ich ja Entscheidungen treffen muss.
Und er „antwortet“ dir, indem du „seine“ Antwort in irgendwelche Umweltkonstellationen hineininterpretierst?

Wenn die Wolken aufreissen und ein Sonnenstrahl dich trifft, bist dann du „gemeint“?

Warum hast du es nicht besser erklärt? – hier wäre es angebracht gewesen.

ThomasM hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:=> Du glaubst nur, dass du glaubst.
Es heißt "du denkst nur, dass du denkst".
Warum lenkst du ab?
Als Religionsanhänger vertrittst gerade du eine spezielle Form des „Glaubens“.
In meinem Satz ist das erste „glauben“ das normale Alltagsglauben (das jeder kennt). Das zweite „glauben“ ist deine „religiöse Behauptung“.

Die „religiöse Behauptung“ eines „speziellen Glaubens“ kannst du jedoch gar nicht aufstellen, weil dir nicht klar ist, was du da machen sollst => du glaubst nur, dass du glaubst.

Vermutlich übst du dich lediglich darin dich „klein und winzig“ zu fühlen und dir so die Illusion einer „gegenüberliegenden Macht“ vorzuspielen.
In Wahrheit dreht sich jedoch alles nur um dich selbst und diese „Macht“ kannst du gar nicht denken, weil sie dir vollständig unbekannt und nie direkt begegnet ist.

ThomasM hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Insgesamt, behaupten die „Gläubigen“ allerdings, dass „ihr Glaube“ einen tollen Effekt haben soll.
Ja, den gibt es in erstaunlichem Umfang.
Allerdings ist das Alltagswissen. Schau dich einfach mal um und beachte die vielen Aussagen von Politikern, Trainern, Motivatoren etc. die alle betonen, wie wichtig es ist "an sich zu glauben", "an die Fähigkeit zu glauben, etwas zu erreichen" usw.
Wenn du dich jemals mit dem Thema Motivation auseinandergesetzt hast, dann weißt du, welch gewaltigen Unterschied es macht, ob man an etwas glaubt oder nicht.
Der „religiöse Glaube“ soll eine spezielle Handlung sein, durch die es zu „erlösenden Zusammenhängen für die Ewigkeit“ kommen soll.

„Motivation“ und das „An-Sich-Glauben“ haben damit nichts zu tun.

Dass du dies dennoch als Ablenkung auf diese Weise darstellst, ist lustig.

ThomasM hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Hast du bereits alle „Gottesbilder“ deines Buches hier aufgezählt oder setzt du in deinem Buch voraus, dass man die Anfangsfrage als Antwort behandelt?
In meinem Buch ist mein Gottesbild nur nebenbei erwähnt, es dient dazu, verständlich zu machen, wie ich argumentiere.
OK, da du gar kein „Gottesbild“ hast, setzt du also auch in deinem Buch voraus, dass man die Anfangsfrage wie eine Antwort behandelt.

Das entlarvt natürlich die Reaktion von „Halman“, als er mir schrieb, dass dein 500 seitiges Buch notwendig wäre, um meine Frage zu beantworten.

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#359 Re: Gott existiert nur in den Köpfen der Menschen?

Beitrag von sven23 » Mo 21. Mär 2016, 15:46

Samantha hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben: Stimmt, da gibt es sogar Menschen, die suggerieren sich selbst, es gäbe keinen Gott. :o
Diese benötigen aber keine Mythen und Märchen, um ihr Glaubenskonstrukt begründen zu können.
Doch, sie unterliegen auch ihren Einbildungen und Idealen.
Gegen Ideale ist doch nicht einzuwenden, oder?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Savonlinna
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#360 Re: Gott existiert nur in den Köpfen der Menschen?

Beitrag von Savonlinna » Mo 21. Mär 2016, 15:48

sven23 hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Worauf ich eigentlich hinaus wollte, ist, dass die menschliche Psyche nun mal ein sehr komplexes Ding ist. Das Gehirn entwickelt manchmal unbewußte Selbstüberlistungsstrategien, die vom Betroffenen gar nicht als solche erkannt werden.
Stimmt, da gibt es sogar Menschen, die suggerieren sich selbst, es gäbe keinen Gott. :o
Diese benötigen aber keine Mythen und Märchen, um ihr Glaubenskonstrukt begründen zu können. Das ist gemäß Ockham schon mal ein entscheidender Vorteil. ;)
Es macht Sinn, sich einmal mit der Mythenforschung und der Märchenforschung zu beschäftigen.
Dann könnte man so langsam verstehen, dass mythische Strukturen im Menschen angelegt sind und die jeweilige Weltsicht auf ganz ähnliche Weise strukturieren.

Roland Barthes, Semiologe, hat darüber sehr viel gearbeitet und zum Beispiel das Buch "Mythen des Alltags" geschrieben.
Anhand des Buches und insgesamt der Zeichentheorie wird dem, der keine Angst davor hat, sich selber zu hinterfragen, vielleicht irgendwann dann doch deutlich, dass der Ungläubige genau die gleichen Mythen benutzt wie der Gläubige.

Solange beide noch Menschen sind, können sie gar nicht anders als auf der gleichen mythischen Struktur hin ihren Alltag zu organisieren.

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