#1 Göttliche Inspiration oder menschliche Transpiration?
Verfasst: Sa 31. Okt 2015, 15:18
Der Streit, ob die sog. "Heiligen Schriften" von Gott inpiriert sind oder lediglich von Menschen "geistig ausgeschwitzt" wurden, ist wahrscheinlich so alt wie die Schriften selbst.
Fundamentale Sekten wie die Zeugen Jehovas beharren besonders auf der irgendwie gearteten göttlichen Inspiriertheit der Bibelschreiber. Ein Trugschluss?
"Die neutestamentlichen Schriften galten bald nach ihrer Entstehung als vom Geist Gottes irgendwie inspiriert. Schon der Apologet Justin vertritt im zweiten Jahrhundert eine ausgebildetere Inspirationslehre. Und die Kirchenväter und Theologen des Mittelalters sind immer von einer Inspiration ausgegangen. Vorbild waren natürlich die alttestamentlichen Schriften, die seit der Erstellung des jüdischen Kanons ebenfalls als gottgewirkt galten. Vor allem mit zwei Bibelstellen
soll die Inspiriertheit der Heiligen Schriften bewiesen werden:
2. Tim 3,16: „Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.“
2. Petr 1, 20-21: „Und das sollt ihr vor allem wissen, dass keine Weissagung in der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist. Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern getrieben von dem Heiligen Geist haben Menschen im Namen Gottes geredet.“
Mit einer dieser Stellen werden die beiden Zeugen Jehovas oder andere Frömmler Sie überzeugen wollen. Hierzu sind drei Dinge anzumerken:
1. Das Argument ist natürlich ein Zirkelschluss. Mit einem biblischen Zitat soll die Geltung des biblischen Wortes beglaubigt werden. Das ist in etwa so, als wäre der Koran wahr, weil es so im Koran steht. Kein Gläubiger würde bei einer fremden Religion auf solch eine durchsichtige Argumentation hereinfallen. Sehr gläubige Christen merken die Zirkelstruktur bei der eigenen Heiligen Schrift jedoch nicht, Glaube ist hier wie anderswo mit der Logik nur flüchtig bekannt.
2. Zu der Zeit, als die beiden zitierten Briefe geschrieben wurden, gab es überhaupt noch kein Neues Testament. Bei dem Wort „Schrift“ hätten die beiden Autoren damit bestenfalls an alttestamentliche Texte gedacht.
3. Die beiden Zitate stammen aus einem Brief des Petrus und einem Brief des Paulus an Timotheus. Die kritische neutestamentliche Forschung ist sich einig, dass es sich dabei um Fälschungen (vornehm ausgedrückt: Pseudepigraphen) handelt. Weder stammen die Timotheusbriefe von Paulus noch die Petrusbriefe von Petrus. Es zeigt sich also der
pikante Umstand, dass mit gefälschten Zitaten die Wahrheit der biblischen Schriften belegt werden soll."
Kubitza, Dogmenwahn
Die angeblichen Belege für die Inspiriertheit der Bibel sind also Zirkelschlüsse, die dazu noch auf Fälschungen beruhen.
Fundamentale Sekten wie die Zeugen Jehovas beharren besonders auf der irgendwie gearteten göttlichen Inspiriertheit der Bibelschreiber. Ein Trugschluss?
"Die neutestamentlichen Schriften galten bald nach ihrer Entstehung als vom Geist Gottes irgendwie inspiriert. Schon der Apologet Justin vertritt im zweiten Jahrhundert eine ausgebildetere Inspirationslehre. Und die Kirchenväter und Theologen des Mittelalters sind immer von einer Inspiration ausgegangen. Vorbild waren natürlich die alttestamentlichen Schriften, die seit der Erstellung des jüdischen Kanons ebenfalls als gottgewirkt galten. Vor allem mit zwei Bibelstellen
soll die Inspiriertheit der Heiligen Schriften bewiesen werden:
2. Tim 3,16: „Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.“
2. Petr 1, 20-21: „Und das sollt ihr vor allem wissen, dass keine Weissagung in der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist. Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern getrieben von dem Heiligen Geist haben Menschen im Namen Gottes geredet.“
Mit einer dieser Stellen werden die beiden Zeugen Jehovas oder andere Frömmler Sie überzeugen wollen. Hierzu sind drei Dinge anzumerken:
1. Das Argument ist natürlich ein Zirkelschluss. Mit einem biblischen Zitat soll die Geltung des biblischen Wortes beglaubigt werden. Das ist in etwa so, als wäre der Koran wahr, weil es so im Koran steht. Kein Gläubiger würde bei einer fremden Religion auf solch eine durchsichtige Argumentation hereinfallen. Sehr gläubige Christen merken die Zirkelstruktur bei der eigenen Heiligen Schrift jedoch nicht, Glaube ist hier wie anderswo mit der Logik nur flüchtig bekannt.
2. Zu der Zeit, als die beiden zitierten Briefe geschrieben wurden, gab es überhaupt noch kein Neues Testament. Bei dem Wort „Schrift“ hätten die beiden Autoren damit bestenfalls an alttestamentliche Texte gedacht.
3. Die beiden Zitate stammen aus einem Brief des Petrus und einem Brief des Paulus an Timotheus. Die kritische neutestamentliche Forschung ist sich einig, dass es sich dabei um Fälschungen (vornehm ausgedrückt: Pseudepigraphen) handelt. Weder stammen die Timotheusbriefe von Paulus noch die Petrusbriefe von Petrus. Es zeigt sich also der
pikante Umstand, dass mit gefälschten Zitaten die Wahrheit der biblischen Schriften belegt werden soll."
Kubitza, Dogmenwahn
Die angeblichen Belege für die Inspiriertheit der Bibel sind also Zirkelschlüsse, die dazu noch auf Fälschungen beruhen.