#41 Re: Der gefälschte Paulus
Verfasst: Fr 28. Aug 2015, 07:26
Detering vertritt in Bezug auf die Authentizität von Paulus sicher eine Außenseiterposition. Selbst der Theologe Gerd Lüdemann oder die Giorano Bruno Stiftung können ihm da nicht folgen, obwohl es auch für Deterings Position Argumente gibt.
"Doch auch an der Echtheit dieser verbliebenen Briefe sind schon im 18. Jahrhundert Zweifel aufgetaucht.
Warum etwa schreibt Paulus an die römische Gemeinde einen langen Brief, wenn er anschließend gleich selbst nach Rom reist?
Warum wendet er sich an das Bergvolk der Galater in so komplizierten Worten, dass ihn dort bestimmt keiner verstanden hat?
Warum spielt er zwischen 50 und 60 schon auf die Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 an?
Und warum tauchen die Briefe erst im 2. Jahrhundert auf?
Weshalb erwähnt ihn sonst nur die Apostelgeschichte und keine andere zeitgenössische Quelle, wenn er angeblich doch so eine überragende Persönlichkeit war?"
...
"Und so ist es nicht zu weit gegriffen, wenn man behauptet, dass der Verfasser der Apostelgeschichte, wie auch die Verfasser der Evangelien, uns unbekannte kirchliche Schriftsteller aus dem 1. und 2. Jahrhundert sind, die einen Apostel namens Paulus nicht persönlich kannten. Das, was Lukas uns über ihn und sein Wirken berichtet, sind keine Nachrichten aus erster Hand. Das gesteigerte Interesse des Verfassers an mirakulösen, wunderbaren Erzählungen, Heilungs-, Befreiungs- und Strafwundern, das „Überwiegen der Personallegende“ erweckt vielmehr den Eindruck, dass es hier um eine retrospektive Konstruktion geht, deren Form weitgehend der Rhetorik des griechischen Romans entlehnt ist und deren Absichten die moderne Kritik unzweideutig aufgedeckt hat."
Quelle
"Doch auch an der Echtheit dieser verbliebenen Briefe sind schon im 18. Jahrhundert Zweifel aufgetaucht.
Warum etwa schreibt Paulus an die römische Gemeinde einen langen Brief, wenn er anschließend gleich selbst nach Rom reist?
Warum wendet er sich an das Bergvolk der Galater in so komplizierten Worten, dass ihn dort bestimmt keiner verstanden hat?
Warum spielt er zwischen 50 und 60 schon auf die Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 an?
Und warum tauchen die Briefe erst im 2. Jahrhundert auf?
Weshalb erwähnt ihn sonst nur die Apostelgeschichte und keine andere zeitgenössische Quelle, wenn er angeblich doch so eine überragende Persönlichkeit war?"
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"Und so ist es nicht zu weit gegriffen, wenn man behauptet, dass der Verfasser der Apostelgeschichte, wie auch die Verfasser der Evangelien, uns unbekannte kirchliche Schriftsteller aus dem 1. und 2. Jahrhundert sind, die einen Apostel namens Paulus nicht persönlich kannten. Das, was Lukas uns über ihn und sein Wirken berichtet, sind keine Nachrichten aus erster Hand. Das gesteigerte Interesse des Verfassers an mirakulösen, wunderbaren Erzählungen, Heilungs-, Befreiungs- und Strafwundern, das „Überwiegen der Personallegende“ erweckt vielmehr den Eindruck, dass es hier um eine retrospektive Konstruktion geht, deren Form weitgehend der Rhetorik des griechischen Romans entlehnt ist und deren Absichten die moderne Kritik unzweideutig aufgedeckt hat."
Quelle