Errettung? Vor was eigentlich?

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sven23
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#31 Re: Errettung? Vor was eigentlich?

Beitrag von sven23 » So 19. Mai 2013, 14:51

Josi hat geschrieben:
In diesem Sinne möchte ich hoffen, dass über die hier gestellte Frage ein wenig tiefgründiger nachgedacht wird.

LG, Josi ;)

Epikur hat da wirklich etwas sehr Kluges gesagt. Es besteht überhaupt kein Grund für den Menschen, Angst vor dem Tod zu haben, weil es danach zu Ende ist.
Aber mit weniger als dem ewigen Leben wollen sich die Christen nicht zufrieden geben. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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dvdk
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#32 Re: Errettung? Vor was eigentlich?

Beitrag von dvdk » So 19. Mai 2013, 18:56

Josi hat geschrieben:Hallo zusammen,

den bisher gebotenen Antworten möchte ich folgende Überlegung entgegen stellen:
...
Diese Einstellung ist eine Altbekannte.

Jesaja 22:13 hat geschrieben:Doch was sieht man: Freude und Frohsinn, Rindertöten und Schafeschlachten, Fleischessen und Weintrinken, (und ihr sagt:) Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot.
Sie wird deswegen nicht richtiger
Windhauch ...

barbara
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#33 Re: Errettung? Vor was eigentlich?

Beitrag von barbara » So 19. Mai 2013, 20:37

Josi hat geschrieben:Hallo zusammen,

immer wieder sprechen Gottgläubige von Errettung.
Aber was genau bzw. konkret ist damit gemeint?

Erlösung von der Identifikation mit dem Ego; die Erkenntnis, dass ein Mensch nicht in erster Linie sein Körper ist, sondern viel mehr.

Das relativiert so manche Quelle von Angst und Sorgen.

grüsse, barbara

R.F.
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#34 Re: Errettung? Vor was eigentlich?

Beitrag von R.F. » So 19. Mai 2013, 21:04

sven23 hat geschrieben: - - -
Es besteht überhaupt kein Grund für den Menschen, Angst vor dem Tod zu haben...
- - -
Du scheinst Dich auf den Tod ja richtig zu freuen. Worauf wartest Du noch, lieber Sven, gönn' Dir doch die Freude...

Pluto
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#35 Re: Errettung? Vor was eigentlich?

Beitrag von Pluto » Mo 20. Mai 2013, 11:38

barbara hat geschrieben:Erlösung von der Identifikation mit dem Ego; die Erkenntnis, dass ein Mensch nicht in erster Linie sein Körper ist, sondern viel mehr.

Das relativiert so manche Quelle von Angst und Sorgen.
Was du beschreibst, sind fromme Wünsche und Träume, liebe Barbara.
Der Gedanke, dass der Tod nicht das Ende bedeutet, ist ein starker Trost, mehr aber auch nicht.

Erkenntnis ist aber was ganz anderes.
Erkenntnis entsteht durch intersubjektives beobachten und entspringt niemals dem Wunschdenken allein.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

barbara
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#36 Re: Errettung? Vor was eigentlich?

Beitrag von barbara » Mo 20. Mai 2013, 11:48

Pluto hat geschrieben:Was du beschreibst, sind fromme Wünsche und Träume, liebe Barbara.

Für dich mag es ein Wunsch und Traum sein, Pluto. Für mich ist es alltägliche Realität. Ich kann diese REalität genauso wenig leugnen wie die Tatsache, dass ich zwei Beine haben.


Der Gedanke, dass der Tod nicht das Ende bedeutet, ist ein starker Trost, mehr aber auch nicht.

Es geht nicht um den Tod, es geht um das Leben hier und jetzt.

Erlöst ist zum Beispiel, wer nicht aus Existenzangst in einer Arbeitsstelle bleibt, die ethisch fragwürdig ist - wo zB Mobbing und unlauteres Geschäften die Tagesordnung sind. Erlösung ist, eine solche Stelle zu verlassen und klar nur noch eine solche Arbeit zu akzeptieren, in der die Menschen fair, korrekt und freundlch sind, und dies durchzuziehen und sich mit nichts weniger zufrieden zu geben, trotz aller Schwierigkeiten, die ein solches Verfahren mit sich bringt.

Erkenntnis ist aber was ganz anderes.
Erkenntnis entsteht durch intersubjektives beobachten und entspringt niemals dem Wunschdenken allein.

Die Interpretation von Fakten ist sehr stark von Wünsche, Hoffnungen und Ängsten geprägt. Du kennst sicher das halb voll und das halb leere Glas - de facto genau dasselbe, die Interpretation macht aber je nach dem etwas Positives oder etwas Negatives daraus. NUR die Interpretation.

grüsse, barbara

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#37 Re: Errettung? Vor was eigentlich?

Beitrag von R.F. » Mo 20. Mai 2013, 12:44

barbara hat geschrieben: - - -
Es geht nicht um den Tod, es geht um das Leben hier und jetzt.

Erlöst ist zum Beispiel, wer nicht aus Existenzangst in einer Arbeitsstelle bleibt, die ethisch fragwürdig ist - wo zB Mobbing und unlauteres Geschäften die Tagesordnung sind. Erlösung ist, eine solche Stelle zu verlassen und klar nur noch eine solche Arbeit zu akzeptieren, in der die Menschen fair, korrekt und freundlch sind, und dies durchzuziehen und sich mit nichts weniger zufrieden zu geben, trotz aller Schwierigkeiten, die ein solches Verfahren mit sich bringt.
- - -
Die Menschheit wird es als Erlösung empfinden, von solchen Verhältnissen befreit zu werden. Auch wenn dies bei Intensiv-Christen nicht im Vordergrund ihrer Erwartungen stehen mag, so ist der Sturz des gegenwärtigen Systems eben doch das in der Schrift vorhergesagte Groß-Ereignis...

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sven23
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#38 Re: Errettung? Vor was eigentlich?

Beitrag von sven23 » Mo 20. Mai 2013, 13:26

R.F. hat geschrieben: Du scheinst Dich auf den Tod ja richtig zu freuen. Worauf wartest Du noch, lieber Sven, gönn' Dir doch die Freude...

Du bist mir ja vielleicht ein Kollege, rätst mir zum Freitod, wohlwissend, daß ich dafür ewig in der Hölle schmore. :devil:
Trotzdem besteht noch ein Unterschied zwischen keine Angst vor dem Tod zu haben und dem was danach angeblich kommt und sich auf den Tod freuen. Das wird nur auf einen unheilbar Kranken zutreffen, für den der Tod eine Erlösung von Leiden ist.

Was hast du denn verbrochen, lieber Erwin, daß du dich so sehr vor dem Ende fürchtest und dem was danach kommt? :engel:

Aber du hast schon recht: der Tod hat so was endgültiges. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Josi
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#39 Re: Errettung? Vor was eigentlich?

Beitrag von Josi » Mo 20. Mai 2013, 13:32

sven23 hat geschrieben:Du bist mir ja vielleicht ein Kollege, [...]
:mrgreen:

Ja. Folgt man den bisher theistischen Ausführungen, müsste jeder tödliche Unfall als erlösender Glücksfall aufgefasst werden.

LG, Josi :chapeau:
Wer propagiert, es sei nicht schlimm wenn Menschen - einschließlich Kinder - getötet werden, da sie bei Gott weiter leben würden, gehört selbst auf der Stelle mit der Begründung getötet: "DIES SEI AUCH DIR GEGÖNNT!!!"

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Kingdom
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#40 Re: Errettung? Vor was eigentlich?

Beitrag von Kingdom » Mo 20. Mai 2013, 19:30

Josi hat geschrieben:Hallo zusammen,

den bisher gebotenen Antworten möchte ich folgende Überlegung entgegen stellen:

Epikur hat geschrieben:Gewöhne dich daran zu glauben, dass der Tod keine Bedeutung für uns hat.
Denn alles, was gut, und alles, was schlecht ist, ist Sache der Wahrnehmung.
Der Verlust der Wahrnehmung aber ist der Tod.
Daher macht die richtige Erkenntnis, dass der Tod keine Bedeutung für uns hat, die Vergänglichkeit des Lebens zu einer Quelle der Lust, indem sie uns keine unbegrenzte Zeit in Aussicht stellt, sondern das Verlangen nach Unsterblichkeit aufhebt. […]
Das schauerlichste aller Übel, der Tod, hat also keine Bedeutung für uns; denn solange wir da sind, ist der Tod nicht da, wenn aber der Tod da ist, dann sind wir nicht da.

In diesem Sinne möchte ich hoffen, dass über die hier gestellte Frage ein wenig tiefgründiger nachgedacht wird.

LG, Josi ;)

Josi, Epikur hat richtig erkannt, der Verlust der Wahrnehmung ist der Tod.

Nur mal angenommen Epikur ist aber die Wahrnehmung für das Leben, schon hier auf Erden abhanden gekommen, sagen wir mal teilweise, dann könnten seine Schlussfolgerungen aus dem Tod entstanden sein, aus dem Tod entsteht aber kein Leben. So gesehen bestünde die Möglichkeit, das er am Schluss als um das Leben betrogener dasteht, mal angenommen Ihm würde der Tag der Wahrnehmung nicht erspart bleiben.

Von was man unter solchen Umständen erettet werden müsste, darüber sollte man tiefgründig nachdenken.

LG, Kingdom

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