Pluto hat geschrieben:Eine "atheistisch-hermeneutische" Interpretation gibt es nicht. Wir reden von einem auf wissenschaftlicher Grundlage bauenden Naturalismus, der besagt, dass die Welt nur auf eine Weise funktioniert.
Bereits das ist eine knallharte Hermeneutik mit knallhartem Glaubensrang.
Pluto hat geschrieben:Ganz klar: Die wissenschaftliche.NB: In der Wissenschaft wird Hermeneutik nicht verwendet, weil viel zu ungenau.
"IN" der Wissenschaft natürlich nicht. - Wir sollten zur Erkenntnis kommen, dass "Hermeneutik" nicht INNERHALB der Wissenschaft ist, sondern Wissenschaft auf Basis von unterschiedlichen Hermeneutiken arbeitet.
Pluto hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Meinst Du dass U. Ranke-Heinemann die Texte ignoriert hat, als sie zu ihrem anderslautenden Ergebnis kam?
Sie stellt eine Ausnahme dar, in dem sie von der Kanonik verwendete Dogmen ablehnte.
Trotzdem kommt sie frontal zu anderen Ergebnissen, als diejenige, die Sven vorgestellt hat.
Pluto hat geschrieben:Die Wissenschaft hat ihre eigene Methodik: Nennt sich kritischer Rationalismus. Dieser ist die heute weltweit anerkannte Methode, um sich der Wahrheit zu nähern.
Unbenommen. - Aber aus meiner Sicht ist das Problem erkannt: Du scheinst zu meinen, dass "Hermeneutik" eine Alternative zu "Wissenschaft" sei - das ist falsch. - "Hermeneutik" ist GRUNDLAGE einer wissenschaftlichen Vorgehensweise - und da sagt die HKM eben "Wir arbeiten wissenschaftlich nach 'dieser' Hermeneutik" und andere Exegeseformen arbeiten nach "jener" Hermeneutik wissenschaftlich.
sven23 hat geschrieben:Nein, die historisch-kritische Methode findet in der gesamten historischen Jesusforschung Anwendung und ist nicht aus glaubensideologischen Gründen auf bestimmte Themen beschränkt.
Das war jetzt keine Antwort auf meinen Punkt. - Im übrigen will keiner der HKM ihren Platz bei der Erforschung der Wirklichkeit Jesu streitig machen - aber die HKM hat mit ihrer Hermeneutik ganz sicher kein Monopol, wenn es um die Wirklichkeit Jesu geht.
Du schreibst immer "historischer Jesus" und meinst dies methodisch - es gibt aber auch auf anderer Ebene den "Jesus, wie er der Fall war, ob wir es methodisch hinkriegen oder nicht". - Dadurch, dass Du beide Bedeutungen vermanschst, kommst Du ständig ins Schleudern.
sven23 hat geschrieben:Der Korridor ist höchsten der, die biblischen Texte wie jeden anderen Text zu untersuchen. Wo ist das Problem?
An sich ist das kein Problem - es wird erst ein Problem, wenn man in Anspruch nimmt, dies sei der einzige Weg zur Ermittlung des wirklichen Jesus.
sven23 hat geschrieben:Also hast du doch nicht verstanden, warum die historisch-kritische Methode die Standardauslegungsmethode ist. Ich habe es fast befürchtet.
Du solltest lieber nachdenken, statt zu befürchten. - DIE HKM ist in der Tat auf analytisch-sachlicher Ebene die Standardauslegungsmethode und wird als solche geschätzt - das habe ich ziemlich genau wörtlich heute morgen geschrieben. - Dabei bleibt es.
sven23 hat geschrieben:Welche?
Sie interpretiert dann (nach Deiner Vorstellung) bspw. unter der Setzung, dass ein naturalistischer Wirkungszusammenhang der Geschichte zugrunde läge. - Kann man machen - aber das ist eine extrem scharfe Hermeneutik.
Roland hat geschrieben:Die Forschung/Wissenschaft hat keine Setzungen, die die Ergebnisoffenheit in irgendeiner Form beeinträchtigen würde.
WENN man Sätze wie "Jesus HATTE eine Naherwartung" (in Deinem Verständnis) als "wissenschaftlich" bezeichnet, hat Wissenschaft Setzungen.
sven23 hat geschrieben:Vor allem hat sie das Dogma der Jungfräulichkeit in Frage gestellt und wurde dafür mit dem Entzug der Lehrerlaubnis bestraft.
Auch das müsste man genauer anschauen - davon abgesehen: In Deinem Punkt ("Geschwister") "widerlegt" sie Dich.
sven23 hat geschrieben: Die Geschwister Jesu zu leugnen, entspringt wohl eher dem späteren kirchlichen Jungfräulichkeitsdogma, an das die wenigsten der heutigen Theologen überhaupt noch glauben.
Dann sprich mal mit Heinemann - sie begründet, warum Jesus KEINE Geschwister hat und wie Deine Zitate zu verstehen sind.
sven23 hat geschrieben:Google kennt den Typen nicht, und das ist schon sehr verdächtig. Hast du den selbst erfunden?
Nicht nötig - wir haben über ihn mehrmals gesprochen - ein Video von ihm wurde ebenfalls hier eingestellt.
sven23 hat geschrieben:Spätere Generationen haben ihm seinen jüdischen Glauben unterm Hintern weggezogen.
ODER sie haben erkannt, was er damals seine AT-Leute eigentlich sagen wollte.
sven23 hat geschrieben:Was das "los" gewesen ist, mußten sie sich auch erst durch die Schreiber erklären lassen.
ODer sie waren selber Textverfasser. - Wie auch immer: Man fängt langsam an zu checken, was da eigentlich war.
sven23 hat geschrieben:Ohne die Behauptung der Historizität wären die Verfolgungen doch gar nicht begründbar gewesen.
Du übergehst jedesmal kunstvoll den Umstand, dass man damals "geistige Wirklichkeit" und "Historizität im heutigen Sinne" nicht getrennt hat. - Die Behauptung war, dass hier irgendetwas Substantielles "der Fall war", was als das verstanden wurde, was man heute "historisch" nennt. - Aber dieses Wort "historisch" im heutigen Sinne gab es damals doch noch gar nicht.
sven23 hat geschrieben:Ich denke schon, denn was ein Zirkelschluss ist
Zu Unrecht - Du vermanschst nach wie vor "handwerklich Beweisfehler" mit "hermeneutischen Ergebnissen".
sven23 hat geschrieben:Sorry, aber von Statik hast du auch keine Ahnung, wie dir Thaddäus mal bescheinigt hat. Weder von Philosophie, Wissenschaftstheoretik, historischer Jesusforschung noch vom katholischen Katechismus.
Ich werde sicherlich diese Provokation nicht zum Anlass nehmen, Dir das Gegenteil beweisen zu wollen - das geht gar nicht. - Geh mal davon aus, dass ich bei arrivierten Akademikern weit weniger Probleme habe als hier auf dem Forum.
Thaddäus möchte ich dabei in Schutz nehmen. - Sie ist wirklich gut gebildet, aber sehr leidenschaftlich für ihre Hermeneutik eingenommen und neigt dazu, ungern

über ihre weltanschauliches Bild hinauszuschauen. - Aber sie hat in der Tat gute Grundlagen.
sven23 hat geschrieben:Für die historische Jesusforschung ist halt nur eine wissenschaftliche Methode zulässig.
Meine Aussage war nicht methodisch, sondern ontisch zu verstehen: Also nicht "methodisches Ergebnis", sondern "was war wirklich?".
sven23 hat geschrieben:Im übrigen hinkt der Vergleich. Die Kirche, die sich im Besitz der Wahrheit wähnte, verfolgte Andersdenkende.
Der säkulare Staat verfolgt keine Menschen wegen ihres Glaubens, im Gegenteil garantiert er Glaubensfreiheit.
Davon abgesehen, dass mein Vergleich ganz sicher nicht "deshalb" hinkt: Unterschätze nicht die Unterwerfung der Menschen, die heute nicht mit Schwert und Folterkammer, sondern durch eine Orwellisierung ("Gehirnwäsche") geschieht. - Dir scheint die Manipulation des menschlichen Denkens durch materialistisch fundierte Philosophien nicht bewusst zu sein - was eben Teil dieser Gehirnwäsche/Orwellisierung ist.