Warum läßt Gott so viel Leid zu?

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Münek
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#951 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von Münek » Mo 30. Dez 2013, 00:58

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:auch mit Geschlecht übersetzt steht das Ende immer noch unmittelbar bevor
Nein - das sieht man bei der D.Stern-Übersetzung: "Ich sage Euch, dass dieses Volk mit Sicherheit nicht vergehen wird, bevor nicht alle diese Dinge geschehen"

Mit dieser Übersetzung dürfte der Übersetzer wohl
allein auf weiter Flur stehen. Sie macht nicht nur
keinen Sinn, sondern steht auch in krassem Wider-
spruch zu anderen neutestamentlichen Aussagen.

Ein Beispiel unter vielen:

"Denn nur noch eine kleine Weile, so wird kommen,
der da kommen soll, und wird nicht lange ausblei-
ben." (Hebr. 10,37)

closs
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#952 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » Mo 30. Dez 2013, 01:47

Münek hat geschrieben:"Denn nur noch eine kleine Weile, so wird kommen,
der da kommen soll, und wird nicht lange ausblei-
ben." (Hebr. 10,37)

Stern: "Es ist wenig Zeit! Der Eine, der kommt, wird wahrhaftig kommen, er wird nicht säumen".

Im Grunde ist es eh verfehlt, Dinge des Seins im Maß der Zeit zu messen. Spirituell macht es überhaupt keinen Sinn, irgend eine Stoppuhr laufen zu lassen.

Viele der "verdächtigen" Bibelstellen kann man ja relativ schmerzlos (in Hinblick auf Parusie) entschärfen - manche nicht. - Und da wäre aus meiner Sicht interessanter, warum da ein Zeitaspekt überhaupt erst erscheint. - Pädagogisch gemeint? - Wird "bald" mit "plötzlich" verwechselt (der Tod kommt oft sehr überraschend).

Aber das Entscheidende bleibt für mich: Es macht keinen Sinn, in Fragen des Seins über die Zeit zu gehen.

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sven23
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#953 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von sven23 » Mo 30. Dez 2013, 07:37

closs hat geschrieben:
Stern: "Es ist wenig Zeit! Der Eine, der kommt, wird wahrhaftig kommen, er wird nicht säumen".

Man muß sich nur weit genug vom Orginal entfernen, dann wirds schon passen. :lol:

closs hat geschrieben: Im Grunde ist es eh verfehlt, Dinge des Seins im Maß der Zeit zu messen. Spirituell macht es überhaupt keinen Sinn, irgend eine Stoppuhr laufen zu lassen.

Der Vorwurf geht an die Bibelschreiber, incl. Jesus.

closs hat geschrieben: Viele der "verdächtigen" Bibelstellen kann man ja relativ schmerzlos (in Hinblick auf Parusie) entschärfen - manche nicht. - Und da wäre aus meiner Sicht interessanter, warum da ein Zeitaspekt überhaupt erst erscheint. - Pädagogisch gemeint? - Wird "bald" mit "plötzlich" verwechselt (der Tod kommt oft sehr überraschend).

Aber das Entscheidende bleibt für mich: Es macht keinen Sinn, in Fragen des Seins über die Zeit zu gehen.

Ohne die Aussicht auf eine schnelle Wiederkunft wären wohl die meisten Anhänger von der Fahne gegangen. Wer kann sich denn für ein Ereignis begeistern, das womöglich noch tausende von Jahren in der Zukunft liegt, wenn er im hier und jetzt eine Verbesserung seiner Lebensumstände erwartet?
Denn gerade die Unzufriedenen sind seine Anhänger, nicht die Satten und Zufriedenen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#954 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » Mo 30. Dez 2013, 09:13

sven23 hat geschrieben:Man muß sich nur weit genug vom Orginal entfernen, dann wirds schon passen.
Erfahrungsgemäß sind die jüdischen Übersetzung der Bibel die originalsten und am wenigsten kontaminierten.

sven23 hat geschrieben:Der Vorwurf geht an die Bibelschreiber
Soweit sie nicht falsch interpretiert werden - JA.

sven23 hat geschrieben:Ohne die Aussicht auf eine schnelle Wiederkunft wären wohl die meisten Anhänger von der Fahne gegangen.
Ja - das meinte ich mit "pädagogisch" - obwohl das für den geistig Denkenden ein Gräuel-Argument ist.

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#955 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von sven23 » Mo 30. Dez 2013, 10:01

Münek hat geschrieben:
Ein Beispiel unter vielen:

"Denn nur noch eine kleine Weile, so wird kommen,
der da kommen soll, und wird nicht lange ausblei-
ben." (Hebr. 10,37)

So ist es." Eine kleine Weile" läßt sich beim besten Willen nicht mit 2000 Jahren übersetzen, spirituell hin oder her, so viel Vergewaltigung wird auch ein Herr Stern dem Text nicht antun. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#956 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » Mo 30. Dez 2013, 11:24

sven23 hat geschrieben:." Eine kleine Weile" läßt sich beim besten Willen nicht mit 2000 Jahren übersetzen,
Versucht doch mal, den Sinn zu erkennen. - Es geht in erster Linie darum, dass sich der Einzelne bewusst ist, dass "wenig Zeit ist", dass also jeder zu jeder Zeit sterben kann und es deshalb an der Zeit ist, das geistige Haus in einem selbst so schnell wie möglich zu bestellen.

Ob Paulus das nicht kapiert hat, kann ich nicht beurteilen (es wäre untypisch, wenn er es nicht kapiert hätte). - Aber das darf doch nicht am Kern vorbei führen.

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#957 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von sven23 » Mo 30. Dez 2013, 11:33

closs hat geschrieben:
Ob Paulus das nicht kapiert hat, kann ich nicht beurteilen (es wäre untypisch, wenn er es nicht kapiert hätte). - Aber das darf doch nicht am Kern vorbei führen.

Es ist doch nicht nur Paulus, der die Naherwartung propagierte, das war fester Bestandteil des Glaubensalltags, ob man das jetzt wahrhaben will oder nicht.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#958 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » Mo 30. Dez 2013, 11:37

sven23 hat geschrieben: das war fester Bestandteil des Glaubensalltags
Kann ich echt nicht beurteilen - das wäre jetzt ein Feld der historisch-kritischen Disziplinen.

Beurteilen kann ich, dass dieser Glaubensalltag hirnrissig war (falls er so war). - Geht voll am Kern vorbei.

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#959 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von sven23 » Mo 30. Dez 2013, 11:42

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: das war fester Bestandteil des Glaubensalltags
Kann ich echt nicht beurteilen - das wäre jetzt ein Feld der historisch-kritischen Disziplinen.

Beurteilen kann ich, dass dieser Glaubensalltag hirnrissig war (falls er so war). - Geht voll am Kern vorbei.

Münek hatte zu diesem Thema schon einige sehr interessante Beiträge geschrieben:

http://4religion.de/viewtopic.php?f=12&t=615&start=30
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#960 Re: Warum läßt Gott so viel Leid zu?

Beitrag von closs » Mo 30. Dez 2013, 11:51

sven23 hat geschrieben:Münek hatte zu diesem Thema schon einige sehr interessante Beiträge geschrieben
Ja - da hat sich aber herausgestellt, dass die meisten Bibel-Belege recht schmerzlos entkräftbar sind. - Ich meine, dass dann 2 oder 3 Belege übrig geblieben sind, die schwer entkräftbar waren. - Dann ist halt was schief gelaufen (bei wem auch immer - ob bei den Autoren selbst oder bei frühen Transkriptionen).

Es ändert nichts daran, dass diese Version der Parusie (als wäre es von irgend welchem Belang, dass Jesus innerhalb von wenigen Jahrzehnten endgültig wiederkäme) geistig vollkommen unnötig ist. Es ist keine relevante Aussage und ist nur als daseins-orientierter Fehlgriff interpretierbar.

Allerdings tun sich da logischerweise Christen schwer, die die Bibel unfehlbares Buch halten. - Dieses Problem habe ich halt nicht.

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