Münek hat geschrieben:Nun lass`mal die Juden und Muslime weg. Deren Glauben spielt doch hier überhaupt keine Rolle.
Darum geht es nicht. - Es geht darum, dass man nicht Christ sein muss, um spirituell denken und die Bibel dementsprechend verstehen zu können.
Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Exegese soll bei ihrer Auslegung biblischer Texte KEINE Vorannahme als Setzung (Prämisse) treffen, dass ein Heilspläne schmiedender Gott existiert ODER nicht existiert.
1) Das ist eine methodische Vorgabe, die ok ist - diese Vorgabe gibt aber gleichzeitig den Korridor vor, in dem sie die Bibel verstehen KANN.
2) Davon abgesehen wird dieses Lippen-Bekenntnis dadurch apriori unterlaufen, dass man bei kritisch-rationaler Untersuchung der Bibel Jesus nur als Mensch annehmen kann, weil er nur das nachweislich ist. - Mit anderen Worten: Die Katze steht wieder auf den alten Füßen.
Münek hat geschrieben:Das ist für mich apriorifrei - und so und nicht anders hat es auch die "Päpstliche Bibelkommission" gemeint.
Richtig, . Die HKE soll in DEM Rahmen agieren, der ihr bleibt, wenn sie ihr Verständnis daran orientiert. - Das heißt AUCH: Die HKE ist aus Sicht der RKK NICHT als Sinnverständnis-Instanz vorgesehen, sondern nur als unverzichtbare Grundlage für das (spirituell folgende) Sinnverständnis. - Insofern ist die HKE die geistig interpretationsfreie Grundlagen-Exegese, der sich Verständnis im Sinne von Apg. 8,30 anschließt.
Münek hat geschrieben:aber gerade das lehnt die "Päpstliche Bibelkommission" ausdrücklich ab.
Nein - die HKE KANN nicht geistig interpretieren, wenn sie "Geist" apriorisch ausschließt.
Münek hat geschrieben:Der Großtheologe Bultmann war im Übrigen tiefgläubiger Christ, der sich nur nicht vorstellen konnte, dass es Gott nötig hat, mit übernatürlichen "Wundern" dann und wann in die Weltgeschichte einzugreifen.
So war das wohl. - Im Grunde hat er sich eine Exegese gebastelt, die seinem Glauben entspricht.
Münek hat geschrieben:Die HKM braucht keine "Vorschalte".
Aber nur dann, wenn sie NICHT interpretiert. - Jetzt rechne doch mal 1 und 1 zusammen:
1) Die Kommission unter Ratzingers Federführung bezeichnet die HKE als etwas, was durch Apriorifreiheit definiert sein soll.
2) Das damit verbundene Weglassen spiritueller Kompetenz läßt Interpretationen im Sinne von Apg. 8,30 nicht zu.
Ergo: Die Kommission/Ratzinger will nicht, dass die HKE über ihren apriorifreien Rahmen hinaus interpretiert. - Das ist doch der Grund, warum Ratzi im Jesusbuch darauf hinweist, dass sich die HKE alternativ fürs Geistige öffnen könne, sich als selbst damit in interpretative Kompetenz hineindefinieren könne. - Dies wird von der HKE abgelehnt - also zurück auf Los.
Das Problem: Man interpretiert trotzdem lustig weiter: "Ich will zwar keinen Führerschein machen, aber Autofahren will ich trotzdem".
Münek hat geschrieben:Man kann den Spreu vom Weizen auch ohne Vorannahmen trennen.
Auf einer gewissen Ebene geht das. - A behauptet, Text 1 sei aus dem Jahr 35 n.Chr. - die HKE weist apriorifrei nach, dass dies falsch ist. - Auf dieser Ebene widerspricht Dir keiner.
Münek hat geschrieben:es geht darum, was Jesus tatsächlich gesagt oder was ihm von der urchristlichen Gemeinde in den Mund gelegt worden ist.
Aber damit ist doch überhaupt nicht geklärt, was Jesus gemeint hat. - Im Extremfall kann das, was ihm "in den Mund" gelegt wird, inhaltlich jesus-naher sein als das, was er gesagt hat, was aber nicht verstanden wird.
Alos nochmals: Dass die HKE in der Lage ist, verschiedene Textschichten zu analysieren und zuzuordnen, bestreitet doch keiner. - Aber was nützt das, wenn wir nicht in der Lage sind, es zu verstehen, weil wir es so interpretieren, als sei Jesus denkerisch ein Teil des damaligen jüdischen Volks?
Münek hat geschrieben:Vorherige Schreiber gab es nicht.
Ach so - ich dachte, Du meinst mit "Urgemeinde" die Leute kurz NACH den Evangelien (= "vorherige SChreiber").
Münek hat geschrieben:Die Urgemeinde kann nicht näher an Jesus gekommen sein als dieser sich selbst.
Aber vielleicht näher als WIR!!! - Denn es sind doch WIR, die wir "Original-Worte" von Jesus interpretieren. - Zwar beanspruchen wir, sie im Sinne der Textverfasser zu interpretieren, nehmen diesen Anspruch aber gleichzeitig zurück, indem wir Jesus unterstellen, er habe so gedacht wie das Volk.
In einem anderen Thread hat ein Mitforist ein Jesus-Wort zitiert, nämlich "Warum sprecht Ihr meine Sprache nicht?". - Dieses Motiv, das sich wie ein roter Faden durch AT und NT zieht, bedeutet: "Die Textverfasser sprechen nicht die Sprache Jesu". - Mit anderen Worten: Sie sind selbst am ANFANG eines Verständnisprozesses dessen, was Jesus gemeint hat - und somit
beginnt mit den Evangelisten der hermeneutische Zirkel des Verständnisses dessen, was Jesus vor 2000 Jahren gemeint hat.
Anders ist es natürlich, wenn man Jesus so interpretiert, als sei er nur Mensch und im Denkrahmen seiner Zeitgenossen zu verstehen. Dann gibt es höchstens ein hermeneutisches Zirkelchen im Rahmen künftiger Forschungsergebnisse zum damaligen Volksglauben. - Trotzdem kann man es natürlich machen - aber das ist dann nicht mehr apriorifrei.
Münek hat geschrieben:Es ist die primäre Aufgabe der historisch-kritischen Exegese, die Intention, Aussageabsicht, den Glauben und die Theologie des Textverfassers für den Leser herauszuarbeiten, damit dieser versteht, was gemeint war.
Meinetwegen - aber damit ist lediglich deren damaliger Verständnis-Status-Quo abdeckbar. - Kann man machen - aber dann muss man streng genommen Jesus außen vor lassen. - Wenn das Volk und einige Schreiber meinen, Jesu habe eine Naherwartung im Volks-Sinne gehabt, kann dies auf Jesus bezogen grottenfalsch sein. - Es auf Jesus zu übertragen, ist eine hermeneutische Interpretation, zu der man das Apriorifreie verlassen muss.
Münek hat geschrieben:Der Inhalt des christlichen Glaubens ist für jedermann nachvollziehbar.
Das ist zu bezweifeln. - Das mag äußerlich gelten ("Gott - Sohn - Kreuz - ERlösung - etc.") - aber mit Verständnis im Sinne von Apg. 8,30 hat das überhaupt nichts zu tun.