Alles Teufelszeug? III

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#911 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » Sa 30. Jul 2016, 20:53

sven23 hat geschrieben:Ratzinger soll sogar mal versucht haben, die Trinitätslehre aus dem alten Testament herzuleiten.
Die Dualität aus un-wahrnehmbaren Gott und wahrnehmbarer Gottes-Offenbarung gibt es bereits im AT. - Auch das Warten auf eine Figur auf Erden, die den Weg ins "himmlische Reich" bereitet, ist meines Wissens thematisiert (da bräuchten wir jetzt einen richtig guten Alt-Testamentarier).

Insofern ist die Basis dessen, was man später unter dem Begriff "Trinität" zusammenfasst, schon da. - Allerdings kann ich nichts mit Zahlen-Spielchen anfangen ("heilig, heilig, heilig") - das ist zu wenig. - Im Grunde läuft es immer wieder aufs Selbe raus: Versteht man die Grundlagen eines geistigen Weltbildes oder nicht. - Wenn nicht, sollte man die Bibel überhaupt nicht in die Hand nehmen.

Wenn man nicht weiß, was eine schöne Frau ist, nützt es nichts, ersatzweise ihre Milz intersubjektiv nachweisbar zu vermessen. - Wenn man nicht weiß, was geistige Substanz ist, nützt es nichts, ersatzweise intersubjektiv nachweisbare Puzzles zusammen zu tragen.

sven23 hat geschrieben:Die Forschung gab ihm Recht.
Und schon ist man sich einig. :devil: - Auch hier wieder die Präjudizierung, dass man Interpretationen Jesu als "Fälschung" bezeichnet.

sven23 hat geschrieben: Meilenweit war jener Jesus, der Bauhandwerker oder Kleinbauer aus der galiläischen Provinz, entfernt von jenem Paulus, dem studierten Theologen
Stimmt - Paulus hat intellektuell transponiert.

sven23 hat geschrieben: Es führt fast kein Weg vom Denken und Glauben des Jesus von Nazareth zum Denken und Glauben des Paulus. Eigentlich gehören sie zwei verschiedenen Religionen an.
Sprachlich stimmt das - aber doch nicht inhaltlich. - Jesus sprach "zum Volk", das sicher nicht gebildeter war als ein durchschnittlicher RTL-II-Konsument oä. - Paulus sprach intellektuell.

sven23 hat geschrieben:Hätten sie sich gekannt, sie hätten sich sicher nicht verstanden.
Doch schon. - Nimm nur 1.Kor. 13. - Das haut geistig nicht hin.
Historisch-kritisch kann es hinhauen - aber Sprachkritik oä. ist kein inhaltliches Kriterium für Inhalt. - Ich habe Paulus immer als intellektueller Übersetzer Jesu verstanden - auch in den Zeiten großer Bibel-Distanz.

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#912 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Münek » Sa 30. Jul 2016, 21:22

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Mir scheinen die Forschungsergebnisse der historischen Wahrheit am nächsten zu kommen.
Auf rein sachlicher Ebene stimme ich Dir zu - auf weltanschaulicher nicht.
Die sachlichen Feststellungen der Exegeten als Auslegungsexperten (wissenschaftliche Forschungsergebnisse) genügen mir völlig, um mir ein klar strukturiertes Bild vom historischen Jesus zu machen. Simple persönliche Glaubensannahmen sind für mich mangels jeglicher Evidenz und Plausibilität bedeutungslos. Das mögen Gläubige anders sehen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Du scheinst nicht zu wissen, was das Wort "Kerygma" bedeutet
Doch - deshalb verwende ich es doch. - Kerygma ist (auch) die Weitergabe von Glaubensaussagen - darum geht es mir.
Nee - Deine Entgegnung beweist mir, dass Du den Unterschied zwischen dem "historischen Jesus der HKM" und dem "kerygmatischen Christus des Glaubens" offensichtlich nicht verstanden hast. Zwischen beiden liegen Welten.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#913 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » Sa 30. Jul 2016, 21:34

Münek hat geschrieben: dass Du den Unterschied zwischen dem "historischen Jesus der HKM" und dem "kerygmatischen Christus des Glaubens" offensichtlich nicht verstanden hast.
Ähm - erstens, doch - zweitens, hier geht es um etwas ganz anderes.

Meine Aussage ist, dass die HKM einen methodisch-kerygmatischen Jesus verkündet, der nicht viel mit dem wirklichen Jesus zu tun haben muss.

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#914 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Münek » Sa 30. Jul 2016, 22:43

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: dass Du den Unterschied zwischen dem "historischen Jesus der HKM" und dem "kerygmatischen Christus des Glaubens" offensichtlich nicht verstanden hast.
Ähm - erstens, doch - zweitens, hier geht es um etwas ganz anderes.

Meine Aussage ist, dass die HKM einen methodisch-kerygmatischen Jesus verkündet, der nicht viel mit dem wirklichen Jesus zu tun haben muss.
Nee - wieder daneben. Mach Dich mal bei Wiki schlau, was unter "kerygmatischer Christus" zu verstehen ist.

Unter dem Begriff "historisch-kerygmatisch" wirst Du mit Sicherheit nicht fündig werden.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#915 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » Sa 30. Jul 2016, 23:15

Münek hat geschrieben:Unter dem Begriff "historisch-kerygmatisch" wirst Du mit Sicherheit nicht fündig werden.
Natürlich nicht - aber die Analogie passt.

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#916 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Münek » Sa 30. Jul 2016, 23:57

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Unter dem Begriff "historisch-kerygmatisch" wirst Du mit Sicherheit nicht fündig werden.
Natürlich nicht - aber die Analogie passt.
Ganz sicher nicht. Zwischen dem "historischen Jesus der HKM" und dem "kerygmatischen Christus des Glaubens" befindet sich ein garstig breiter Graben.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#917 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von closs » So 31. Jul 2016, 00:11

Münek hat geschrieben: Zwischen dem "historischen Jesus der HKM" und dem "kerygmatischen Christus des Glaubens" befindet sich ein garstig breiter Graben.
Du hast meine Aussage immer noch nicht verstanden: Der historisch-kritische Jesus ist selbst ein kerymatischer Jesus.

Benutzeravatar
Josi
Beiträge: 666
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:13

#918 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von Josi » So 31. Jul 2016, 03:48

So, liebe 2Elena, do bin i wieder! :D

Nach meinem letzten "Urlaubszeitforenlochstopfbeitrag", darin ich meinen Gedanken auf Deine 3-in1-Frage bezogen freien Lauf ließ, gehe ich nun auf deine weiteren Fragen und Ausführungen ein. :lol:
2Elena hat geschrieben:Letztendlich ist das Wort wie von lateinisch religio‚ gewissenhafte Berücksichtigung, ‚Sorgfalt, zu lateinisch relegere ‚bedenken', ‚achtgeben'.
Hmm, jo - um genau zu sein: lat. Gottesfurcht / Binden bzw. Getrenntes wieder verbinden / Rückbindung.
:angel:
2Elena hat geschrieben:Ist es Tradition, gemeinsame Übereinkunft, irgendwas Dahergeplaudertes?
Nach Stand heutiger Erkenntnisse fürchte ich: Ja.
Vor Jahrtausenden war es den Menschen nicht möglich, die Welt in dem Umfang objektiv zu erkunden, wie das heutzutage möglich ist.
Das kann und sollte man keinem Vorfahren verübeln, soweit nicht deutlich wird, dass vorsätzlich gelogen und betrogen worden ist.
Und selbst wenn Vorsätzlichkeiten nachgewiesen werden können, kann es nicht darum gehen, jemanden zu verurteilen, weil sie ohnehin längst tot sind, lassen sich aber Rechtsfragen stellen und bestmöglichst klären (zumindest theoretisch). :lol:
Ich selbst halte Begriffe wie "Tradition" für überaus bedenklich, weil man damit etwas Bestimmtes unveränderlich zu machen versucht.
Deshalb neigen nicht einzig nur theistische Bewegungen zum Dogmatismus.
2Elena hat geschrieben:Die Religion hatte von jeher die Aufgabe, ein Volk "regierungsfähig" zu machen
In gewisser Weise schon, aber nicht nur, weil Angehörige einer Religion von wenigen Religionsführer regiert - daher "fremdbestimmt" werden.
Vermutlich meintest Du aber eigentlich, ein Volk "überlebensfähig" zu machen.
Sollte meine Annahme stimmen, so hättest Du absolut recht damit, denn viele Religionen haben bislang recht beachtliche Zeiträume überlebt.
2Elena hat geschrieben:Wie will man sonst mit sehr unterschiedlichen Gruppen einheitliches bewirken?
Eine TOP Frage!
Leonard Nimoy würde wahrscheinlich in der Rolle des Mr. Spock meinen: "Logik vereinheitlicht!"
Menschen denken und handeln aber nicht immer logisch - was ja auch schlimm wie "unlogisch" wäre, würden demnach keine erlebenswerte Todesurteile (z. B. sterbliche LogikerInnen) mehr gezeugt. :lol:
Aber Du sprichst auf eine andere Variante zur Vereinheitlichung an, nämlich die der Norm / Normation - s. Konformismus, Jura und im Weiteren "Normative Wissenschaften".
Recht drastisch bin ich nicht alleinstehend der Auffassung, dass "Normative Wissenschaften" allesamt Pseudowissenschaften sind, weil echte Lösungen für Problemstellungen eh nur naturwissenschaftlich arbeitend gefunden werden können.
Juristische Gesetzgebungen hingegen können nur übergängig hilfreich sein, dazu gehört, überflüssige Antriebsmotive möglichst abzuschaffen, als auch nach technologischen Lösungskonzepten zu suchen und ggf. anzuwenden, womit sich dann Gesetzesauflagen eh erübrigen.
2Elena hat geschrieben:Leider gab es auch genügend Beispiele von Negativem. Die Motivation "für Gott und Vaterland", dürfte wohl allen noch hinlänglich bekannt sein (besonders aus Geschichten vom 1. Weltkrieg).
Oh ja, so besonders mit der formulierten Motivation: "Gott mit uns"
Zwar gab es auch zu ungleich früheren Zeiten grausame Kriege, die man durch Götter gestützt glaubte, sahen sich "Gottesmänner" im Falle verlorener Schlachten obendrein dazu angehalten, auch diesen Ausgang mit göttlichen Entscheidungen zu rechtfertigen (s. Immunisierung gegen jegliche Kritik).
Die Zeit wurde nicht gut genutzt. Ich bin immer wieder erstaunt, wie weit die Forscher, gerade auch wegen den vielen archäologischen Funden, in jener Zeit schon Forschungen gemacht haben
Nun ja, Pluto verwies ja bereits auf noch recht junge Wissenschaftsgebiete (Stichwort: Archäologie).
Recht hast Du aber in sofern, dass "wissenschaftliches Agieren" einem menschlichen Wesensmerkmal entspricht.
Und mehr noch, sind auch recht viele Tiere überaus neugierig, daher experimentierfreudig und relativ funktional lebenserfahren. :)
Es wäre hier zu aufwändig so Vieles zu zeigen.
Genau so sehe ich das auch.
Es seidenn, Magdalena61 und Pluto möchten mit 4religion.de Wikipedia und darüber hinaus sonstige angelegten Enzyklopädien zusammenführen. :lol:
Trotzdem habe ich noch nichts an Büchern darüber gefunden, welche Gesetze in der Bibel vorkommen, von denen bei den Juden die Rede ist (war).
Hm, ja, die meisten Inhalte im AT beziehen sich auf das Judentum, beginnend mit der Volksgründung, Volksbenennung (Jakob soll von nun an Israel heißen) u.s.w. u.s.f..
Nur haben wir es mit dem AT mit einer "abgespeckten" bzw. auch zensierten sowie oft verfälschten Geschichtssammlung zu tun, darin auch Plagiate enthalten sind, so mitunter "sumerische Überlieferungen" und sonstige Gerüchtesammlungen (sehr gut belegt die abstruse Story von Jericho, weil diese Stadt nicht von Gott zerstört wurde, sondern als verlassener Ort zerfiel).
Lest IHR darin vielleicht ein Gesetz?
Ich meine, man findet so was im AT und schüttelt arg den Kopf. Was Mose damals in der "Bildersprache" den Menschen beibrachte, lautet in unseren Wortbegriffen so ziemlich anders
Oh ja, dazu auch die irrige Idee der Beschneidung gehört.
Nix gegen Bildersprache, aber wenns um körperliche Verhunsungen geht, ist Schluss mit Lustig.
Mir blieb auch ein bestimmter Rabbie sehr anstößig in Erinnerung, der als Gast bei Maischberger meinte, die Beschneidung nach jüdischer Tradition sei ein Geschenk.
Was er nicht zu erklären vermochte, war, in wiefern ein Babie um den Sinn eines Geschenkes begreifen, als auch an- und ablehnen kann und darf.
Seinen Namen zu nennen lohnt nicht, zumal ungleich mehr Leute unter "erlernter Schizophrenie" leiden, daher auch versucht sind, diesen Umstand zu tradieren.
Damals waren natürliche Begriffe annähernd gleich den philosophischen. [...] Es ist nichts von Gesamtüberblick mehr vorhanden, wie ihn die alten Ägypter noch kannten (und eine unglaubliche Kultur schufen, die noch heute erstaunt).
Ja, niemand bestreitet, was eh kaum übersehbar ist.
Aber trotz beeindruckender Arbeitsleistungen sollten weniger beeindruckende Erkenntnistheorien nicht verschwiegen werden, so z. B. die Annahme, das Herz sei das Denkorgan des Menschen.
Josi, du meinst, alle Religionen begründen sich durch unbelegbare Behauptungen.
Dieser Satz ist FALSCH.
Recht hast Du, denn ich hätte mich nicht am Wörtchen "Alle" vergreifen dürfen, gibt es schließlich auch nicht-theistische Religionen, die sich empirisch ausgerichtet begründen.
Nicht zustimmen kann ich Deinen Begründungen, warum ich FALSCH liege, denn dafür weiß ich zu viel über logische Zirkel und sonstige nur zu menschliche Fehleranfälligkeiten.
Aber gehen wir mal Deine Einwände durch:
[...] die Grundlage des NT ([...]) sind UNUMSTÖSSLICHE WERTE.
Oh, oh, hier rate ich Dir mit Empfehlung der Reaktion von Pluto zustimmend, zur äußersten Vorsicht, zumal nur eine Letztbegründung mit höchster Wahrscheinlichkeit gültig sein könnte, nämlich dem bereits erwähnten "ewigen Wandel".
Oder um es umfänglicher zu sagen: Jeder Zustand, egal, ob nur in gedachter Form, oder in Form physikalischer Aggregatzustände, kann sich dauerhaft nicht erhalten, und erst recht keine Werttheorien, die, wenn man das Universum mit einem 24stündigen Tag vergleicht, kaum eine halbe Quantenfluktuation überdauern.
Das NT mag durchaus überdenkenswerte Werttheorien beinhalten, aber unumstößlich kann wohl einzig nur das Nichts, oder - wie gesagt - der ewige Wandel sein.
Es ist ständig die Rede von "Beweisen".
Als ob man die Bibel archäologische "beweisen" müsste, oder [...]
Auch hierzu hat Pluto bereits eine gut nachvollziehbare Antwort gegeben, darum ich nur hinzufügen möchte, wie ungleich gewisse Spielregeln gehalten werden, denn immer, wenn wissenschaftlich agierende Leute was erklären, soll dies stets bewiesen werden.
Verlangt man Selbiges von Menschen, die positiv zu irgendeiner Gottesthese stehen, wird fluchs diese Regel aufgehoben.

Darum zum Schluss dieses Urlaubszeitforenlochstopfbeitrags (m)eine Empfehlung an Dich, die gesamte Welt stets kritisch zu hinterfragen, ganz so, wie Du das zum Thema "Impfung" im Thread "Aufklärung" bereits zum Ausdruck gebracht hast (Ich fand das einfach klasse!). :)

In diesem Sinne ... :wave:
Wer propagiert, es sei nicht schlimm wenn Menschen - einschließlich Kinder - getötet werden, da sie bei Gott weiter leben würden, gehört selbst auf der Stelle mit der Begründung getötet: "DIES SEI AUCH DIR GEGÖNNT!!!"

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#919 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von sven23 » So 31. Jul 2016, 06:58

Münek hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: dass Du den Unterschied zwischen dem "historischen Jesus der HKM" und dem "kerygmatischen Christus des Glaubens" offensichtlich nicht verstanden hast.
Ähm - erstens, doch - zweitens, hier geht es um etwas ganz anderes.

Meine Aussage ist, dass die HKM einen methodisch-kerygmatischen Jesus verkündet, der nicht viel mit dem wirklichen Jesus zu tun haben muss.
Nee - wieder daneben. Mach Dich mal bei Wiki schlau, was unter "kerygmatischer Christus" zu verstehen ist.

Unter dem Begriff "historisch-kerygmatisch" wirst Du mit Sicherheit nicht fündig werden.
Ich habe das Gefühl, die Liste der Begriffe, die closs nicht versteht oder falsch anwendet, wird immer länger. :o
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#920 Re: Alles Teufelszeug? III

Beitrag von sven23 » So 31. Jul 2016, 07:15

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ratzinger soll sogar mal versucht haben, die Trinitätslehre aus dem alten Testament herzuleiten.
Die Dualität aus un-wahrnehmbaren Gott und wahrnehmbarer Gottes-Offenbarung gibt es bereits im AT.
Was haben Phantasien über Gott mit Dualität zu tun?

closs hat geschrieben: Allerdings kann ich nichts mit Zahlen-Spielchen anfangen ("heilig, heilig, heilig") - das ist zu wenig. - Im Grunde läuft es immer wieder aufs Selbe raus: Versteht man die Grundlagen eines geistigen Weltbildes oder nicht. - Wenn nicht, sollte man die Bibel überhaupt nicht in die Hand nehmen.
Dann sag das mal Ratzinger. :lol:
Aber dieses Muster, sich alles so zurecht zu biegen, wie man es gerne hätte, zieht sich in der Theologie wie ein roter Faden durch.
Dass die Trinität schon im AT angelegt sein soll, darüber können Juden nur den Kopf schütteln. Darüber würde wohl selbst der Jude Jesus den Kopf schütteln.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Forschung gab ihm Recht.
Und schon ist man sich einig. :devil: - Auch hier wieder die Präjudizierung, dass man Interpretationen Jesu als "Fälschung" bezeichnet.
Nicht die Interpretation ist die Fälschung, sondern der Text, die Basis der Interpratation, ist schon eine Fälschung. Ignoriert man das, wie die kanonische Exegese, wird man immer falschen Spuren hinterher laufen.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Meilenweit war jener Jesus, der Bauhandwerker oder Kleinbauer aus der galiläischen Provinz, entfernt von jenem Paulus, dem studierten Theologen
Stimmt - Paulus hat intellektuell transponiert.
Es geht nicht um Transponieren, sondern ums Verfälschen seiner Lehre.
Nietzsche hat das mal sehr schön zusammengefasst, was die historische Jesusforschung schon damals ermittelt hat.

"Der "frohen Botschaft" folgt auf dem Fuß die allerschlimmste: die des Paulus. In Paulus verkörpert sich der Gegensatz-Typus zum "frohen Botschafter", das Genie im Hass, in der Vision des Hasses, in der unerbittlichen Logik des Hasses. Was hat dieser Dysangelist alles dem Hasse zum Opfer gebracht! Vor allem den Erlöser: er schlug ihn an sein Kreuz. Das Leben, das Beispiel, die Lehre, der Tod, der Sinn und das Recht des ganzen Evangeliums - nichts war mehr vorhanden, als dieser Falschmünzer aus Hass begriff, was allein er brauchen konnte. Nicht die Realität, nicht die historische Wahrheit! ... er strich das Gestern, das Vorgestern des Christentums einfach durch, er erfand sich eine Geschichte des ersten Christentums. Mehr noch: er fälschte die Geschichte Israels nochmals um, um als Vorgeschichte für seine Tat zu erscheinen: alle Propheten haben von seinem "Erlöser" geredet ... Die Kirche fälschte später sogar die Geschichte der Menschheit zur Vorgeschichte des Christentums ..."
(Nietzsche, dt. Philosoph, 1844-1900)

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Es führt fast kein Weg vom Denken und Glauben des Jesus von Nazareth zum Denken und Glauben des Paulus. Eigentlich gehören sie zwei verschiedenen Religionen an.
Sprachlich stimmt das - aber doch nicht inhaltlich.
Natürlich inhaltlich. Hast du dich überhaupt schon mal mit der Theologie des Paulus beschäftigt?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Gesperrt