Münek hat geschrieben:Die sog. "geistigen Texte" ("Heilige Schrift") enthalten überwiegend historisch-säkulare Aussagen und Beschreibungen. Nur auf Letztere richtet sich der Fokus der bibelwissenschaftlichen Exegese.
Das ist bzw. wäre ok. - Wer ist aus Deiner Sicht für die geistige Exegese der Bibel zuständig? (Du sagst selber, es seien "geistige Texte")
Münek hat geschrieben:Die neutestamentliche Exegese wird sich hüten, "faktische Aussagen im geistigen Sinne über Jesus" zu machen.
"Jesus HATTE eine Naherwartung" (in "Deinem" Sinne) ist eine solche.
Münek hat geschrieben: Die nahezu 100%ige Übereinstimmung innerhalb der neutestamentlichen Wissenschaft, was den Irrtum Jesu betrifft.
Diese Einschätzung kommt nur dann zustande, wenn man ausschließlich die HKM als Wissenschaft innerhalb der Theologie bezeichnet. - Dann kann es sein, dass 5% plötzlich fast 100% sind.
Münek hat geschrieben:Wissenschaft IST "sachlich", anders geht es nicht.
Innerhalb ihres Systems ist das gewiss so. - Mich dagegen interessiert "sachlich" in Bezug auf die Wirklichkeit - also hatte Jesus WIRKLICH eine Naherwartung. - Und da gibt es halt mit großer Wahrscheinlichkeit eine Spreizung zwischen methodischer Sachlichkeit und dem, was der Fall ist.
Münek hat geschrieben: Einen theologisch-wissenschaftlichen TÜV-Stempel erhält der Gottesglaube dagegen nicht.
Die Theologie fordert das auch nicht. - Sie möchte von säkular-sach-wissenschaftlichen ERgebnissen für ihre Auslegung geistiger Texte profitieren - mehr nicht.
sven23 hat geschrieben:Ja, der 2. Weltkrieg war nur eine Systemwahrnehmung.
War es aus Sicht der HKM in der Tat - eben weil die HKM nichts anderes kann. - Und selbstverständlich darf man in diesem Fall (zeitnah, von unabhängigen Quellen und sogar Zeitzeugen verbürgt) davon ausgehen, dass hier System-Ergebnis und "Was-der-Fall-war"-Ergebnis weitgehend koinzident sind.
Aber wenn Du schon dabei bist: Auch hier wird die HEUTIGE Beurteilung in die Vergangenheit hineingetragen. - Wenn man manchmal aus HEUTIGER Sicht die Empörungs-Kaskaden zum "einfachen Mann auf der Straße" in den Zeiten des Nationalsozialismus hört UND es damit vergleicht, was Zeitzeugen sagen, gibt es auch hier diesen Gap. - Es ist ein Irrtum, dass die HKM immer aus der Zeit heraus argumentiert, die sie untersucht.
sven23 hat geschrieben:Möglicherweise war er ganz anders, als die Evangelien uns glauben machen wollen.
Das lässt sich letztlich nicht ausschließen - dann hätten die Juden recht, die immer noch auf den Messias warten. - Allerdings müsste man dann fragen, wie es sein kann, dass der NT-Paradigmen-Wechsel sowie die Reihe an geistig genialen Aussagen stattfinden konnte - denn da ist WIRKLICH etwas Neues geplatzt.
sven23 hat geschrieben: auf Grund der Quellenlage müssen wir davon ausgehen, dass die Naherwartung seine zentrale, wenn auch irrige, Botschaft war.
Sie WAR die zentrale Botschaft und ist es heute noch.
sven23 hat geschrieben:Die Forschung bezieht sich auf die Quellen, und nicht auf nachträglich ausgebrütete Wunschvorstellungen.
Sie bezieht sich auf genau das, was ich sagte: Den Zeitgeist, das Umfeld, das (zwischenzeitliche) Verständnis der Textverfasser, etc. -
Insofern sind die Ergebnisse der HKM nachvollziehbar - aber aus ganz anderen Gründen, die die HKM nicht beurteilen kann, wahrscheinlich irrig.
sven23 hat geschrieben:Jesus hat gefälligst das zu glauben, was Theologen ihm nachträglich vorgeschrieben haben.
ODer die HKM. - Beide "schreiben vor".
sven23 hat geschrieben:Nur wenn man den gesunden Menschenverstand an der glaubensdogmatischen Garderobe abgegeben hat.
Das ist klassisch für die moderne Variante der sog. "Aufklärung": Man kann sich nicht vorstellen, dass etwas über anthropozentrische Selbst-Systeme hinaus wahr sein könnte.
sven23 hat geschrieben:Also wieder mal nichts gelesen.
Nee - nachgefragt. - Die Genesis ist genial, wenn man sie richtig durchdringt. - Warum sollte man deren Verfassern Mängel anhängen, die überhaupt nicht von Belang sind?
sven23 hat geschrieben:aber stellen sich zu keiner Zeit die Frage, wer denn Jesus historisch verantwortbar vermutlich gewesen ist und was er vermutlich gewollt hat?
Was Jesus "vermutlich gewollt hat", ist nur dann historisch-kritisch sinnvoll beantwortbar, wenn man vorher setzt, dass Jesus nichts anderes war als ein Wanderprediger.
Im Grunde haben wir das Problem bereits vor einem Jahr gelöst:
Der eine untersucht Jesus, als wäre er "Gott und Mensch" - der andere untersucht Jesus, als wäre er nur ein Wanderprediger. - Du stellst die HKM so dar (und wird von einigen aus der HKM so dargestellt), als könne man beides gleichzeitig untersuchen. - Das geht nicht. - DIESELBEN Texte/QUellen stellen sich interpretativ ganz unterschiedlich dar, ob man das eine (per "Glaubensentscheid") oder das andere (per methodischer Vorgabe) setzt.
Und dann passiert etwas, was typisch ist: Die moderne, anthropozentristische "Aufklärung" nimmt ihr eigenes Verständnis und Unverständnis zum Maß dafür, was ein spirituell denken-könnender Mensch sehen kann, aber man selbst nicht. - Kubitza ist darin ein Großmeister - übrigens auch Metzinger.