Anton B. hat geschrieben:Dann lege die Zitate doch bitte vor.
Dann müsste ich seitenweise zurückscrollen - das ist mir zuviel Arbeit. - Es gibt diese von Foristen vorgelegten Zitate in diesem Thread oder im Parusie-Thread.
Anton B. hat geschrieben:Wissenschaftliche Aussagen bemängelst Du, weil sie auf "Setzungen" beruhen
Wissenschaftliche Aussagen habe ich noch nie bemängelt - solange deren Vertreter ihre Aussagen im Rahmen ihres Modells und nicht als universale Tatsachen-Aussagen dargestellt haben.
Anton B. hat geschrieben:zeigt man Dir aber das dazugehörige Fundament der Wissenserkennung, ist es auch nicht ok.
Immer noch dasselbe Missverständnis: Du sprichst von methodischen Fundamenten, die ich als solche gar nicht in Frage stelle - ich spreche von verschiedenen Perspektiven, die verschiedene Modelle haben.
Anton B. hat geschrieben:Wie hast Du denn seinerzeit wissenschaftlich gearbeitet?
Textkritik, wenn es bspw. um die Zuordnung unendlich vieler Notizen zu Schillers "Demetrius" ging (ein unvollendetes Werk - zu vollendeten Werken hat Schiller seine Notizen verbrannt). - Aber mehr historisch-kritische Arbeit, wenn es bspw. um Racine ging, der ohne Jansenismus (eine "Sekte" zu seiner Zeit) gar nicht verständlich sein kann - oder bei Shakespeare-Nachfolgern, die im klassizistischen Umfeld Shakespeares Werke charakteristisch verändert haben. - Oder Rezeptions-Geschichte ("Anthologie ungelesener Bestseller"

), wenn es um die Goethe-/SChiller-Rezeption im Bildungs-Bürgertum ging.
Allerdings muss ich gestehen, dass die Professoren damals keine Seminare zu Wissenschafts-Theorie gemacht haben - für die Aufgabenstellung war eine methodische Einführung ausreichend:
1) Zunächst Daten wertfrei sammeln.
2) Dann auslegen.
Im Grunde also die Trennung zwischen HKM und Hermeneutik.
Anton B. hat geschrieben: Die relevante Frage ist doch: Ist es eine wissenschaftliche Methode?
Nach naturwissenschaftlichem Denken, NEIN. - Denn je nach Hermeneutik (positivitisch, kanonisch, narrativ, etc.) kommt in aller Regel zur selben Frage und auf derselben wissenschaftlichen Basis Unterschiedliches raus.
Es ist NICHT so wie in der Geologie, dass der eine sagen könnte "Das ist ein Sandstein" und der andere "Nein, das ist ein Kalkstein". - Das ist der Unterschied zwischen Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft. - Wissenschaftlich bei der Geisteswissenschaft ist die objektiv nachvollziehbare Folgerichtigkeit einer Begründung - aber eben jeweils innerhalb der Prämissen, die JEDE Hermeneutik mit sich bringt.
Anton B. hat geschrieben:Den prinzipiellen Unterschied zu einer wissenschaftlichen Modellrekonstruktion der "Meinungen" von Marie-Antoinette und Jesus hast Du nicht begründen können.
Dann ist Dir ein Versuch von mir entgangen: Es ist ein Unterschied, ob man unterschiedliche und voneinander unabhängige Quellen dazu hat (Marie-Antoinette) oder auf Quellentexte angewiesen ist, die untereinander nur bedingt unabhängig sind. - Weiterhin gibt es (wahrscheinlich) bei Marie-Antoinette Texte von eigener Hand, was bei Jesus nicht der Fall ist.
Das wären zunächst mal zwei Unterschiede. - Worauf willst Du raus?
Unabhängig davon: Auch bei Marie-Antoinette sollte man unterscheiden zwischen Beobachtungen und Schlussfolgerungen. - Denn während Beobachtungen immer objektiv sind ("es gibt 5 Briefe von Marie-Antoinette an Ludwig XVI."), weisen Schlussfolgerungen immer auf das Subjekt zurück.