lovetrail hat geschrieben: Ja, auch das ist die Bibel.
Kaum ein Christ würde es heute gutheißen, unliebsame Feinde im Namen des Herrn niederzumetzeln.
Doch was machen wir mit dieser Brutalität im AT? Diese Verse sind ja immer noch in der Bibel und die beschriebenen Begebenheiten sind wohl auch damals passiert.
Die Problematik mit dem "auch-brutalen-Gott" im AT ist so alt wie das Christentum. Die antiken Gnostiker (eine Strömung verschiedener Richtungen, teils Jahrhunderte im erbitterten Streit mit dem späteren Mehrheitschristentum) hatten eine Lösung, die auf uns heute eigenartig bis abstrus wirkt, aber in sich total konsequent durchdacht war.
Der Gott des AT ist nicht der Wahre Gott, sondern ein arrogantes unbeherrschtes Wesen, der in seiner Halbwissenheit die Welt geschaffen hatte. Und die Gnostiker hätten die gleichen Bibelstellen zitiert wie Sven.

Der Schöpfer ist also nicht der Wahre Gott, sondern der "Demiurge", zwar nicht grundsätzlich ein böses Wesen, aber eine durchaus passende Reflektion des Menschen der in seinem Bild geschaffen wurde. Halb gut, halb böse und ein wenig dumm. Wenn auch sehr mächtig und ein astrales Gottwesen.
Der Wahre Gott hat nun die Schaffung des Unversums durch den Demiurgen mitbekommen und ist seither dabei die Schäden zu reparieren. Er fing damit an - zuerst ohne das Wissen des Demiurgen - in die Menschen den "göttlichen Funken" einzuflanzen, aus dem heraus sich das Gute und Wahre entwickeln kann.
Jesus war vom Wahren Gott geschickt und ein Gegenspieler des Demiurgen, wie dieser ihn in der Wüste versuchte.
Dem Demiurgen geht es um Macht und Beherrschung für das, was er als gut sieht. Er hat durchaus auch Ideale, so ist nicht. Der Demiurge und der Wahre Gott sind zwei verschiedene Götter (man kann trotzdem im Monotheismus bleiben, man macht es wie das Christentum: nur einer wird Gott genannt, die anderen Engel, oder Halbgötter), die jeweils eine ganz eigene "Psychologie" haben, an der man sie auch erkennen kann.
In dem Moment, wo man den reinen Monotheismus verlässt und weitere Gottwesen ortet, die in das Weltgeschehen eingreifen, ist es kein Problem mehr (wie in den polytheistischen Religionen) das oftmals sehr kontrovers wirkende Naturgeschehen (z.B. der Stärkere setzt sich durch und sei es ein Krokodil gegen Mensch) zu erklären.
Es war der andere, aber nicht Gott. Der Monotheismus ist nicht einfach eine Höherentwicklung gegenüber den primitiven Religionen, sondern er hat ganz eigene systemimmanente Probleme.
Das Christentum ist nun - obwohl dies immer verdrängt wird - gnostisch eingefärbt, teils sogar erheblich. Im Laufe der Auseinandersetzungen wurde so einiges übernommen.
Der jüdische Glaube, auf den Jesus aufbaut (m.E.) war jedoch nicht dualistisch konzipiert wie es das Christentum gnostisch beienflusst veranstaltete in dem altbewährten Spiel "die Guten Kräfte gegen die Bösen Kräfte", sondern der EINE Gott ist wirklich für alles verantwortlich. Das Böse (!) wie das Gute kommen von Gott höchstselbst. Womit das Böse jedoch nicht wirklich böse ist, sondern dem Guten dient zu dessen Verherrlichung.
Konkret: wenn mir was Böses geschieht, ist dies auch von Gott. Aber in dem ich richtig damit umgehe, dient es dem Guten.
Genaugenommen geht Deine Erklärungsrichtung in Deinem Beitrag in diese Richtung. Wir mögen nicht immer verstehen, wie das Böse zum Guten führt, aber im Gottvertrauen wissen wir als im Wissen begrenzte Menschen, dass dem so ist.
Eigentlich kenne ich nur diese zwei Hauptwege das angesprochene Problem zu lösen.
Jeder dieser Wege ist IN SICH schlüssig und konsequent vertretbar.
Das Christentum eiert aber herum und kann sich für keine der beiden einzigen Lösungen wirklich entscheiden.