Pluto hat geschrieben:Woher wollen wir das denn wissen?
Da sollten Kulturanthropologen etwas dazu zu sagen haben. - Mir fällt halt auf, dass a) Kinder überall gleich sind (bis zu einem gewissen Alter) und b) auch die Themen der großen Literatur überall sehr ähnlich sind (Liebe, Leid, Tragik, Komik, das Woher, das Wohin) - und das hat nichts mit "Abschreiben" zu tun, sondern entsteht offensichtlich autonom in jeder Kultur.
Pluto hat geschrieben:Was für den Einen gut, kann für den anderen Böse sein.
In der Praxis, ja. - Was für den Bankräuber gut ist, ist für die Bank schlecht. - Es wird von den Menschen aber auch transzendent ein Unterschied wahrgenommen zwischen gut und böse - man kann das am Kategorischen Imperativ festmachen, aber auch an religiösen Schriften. - Es steht zu vermuten, dass es da substantielle Parallelen gibt zwischen Christen, Moslems, Taoismus, Hinduismus, ...
Pluto hat geschrieben:Dieses Gerede um Dialektik wird mir langsam etwas zu hoch. Kann man das auch für Laien verständlich ausdrücken?
Das, was die Bibel "Sündenfall" nennt, ist eigentlich ein anderes Wort für den "Fall in die Dialektik", also der Fall vom Einen ins Getrennte, Zersplitterte, Un-Heile (Heil=holon=whole=ganz). Dialektik steht somit für das Nicht-Ganze, da polarisierte. Der "Hüter" der Dia-Lektik ist der Dia-Bolus, der das Heil, also das Ganze, also das Einssein nicht will.
Ausdrucksformen dieser Polarisierung/Dialektik sind ying/Yang oder Mann/Frau oder gut/böse oder Zeit/Überzeitlichkeit oder Krieg/Frieden oder Licht/Dunkelheit ... - Es ist ganz sicher KEIN Zufall, dass die Schaffung Evas UNMITTELBAR mit dem Sündenfall verknüpft ist (da sind gerade mal ein paar Zeilen dazwischen).
Das heißt NICHT, dass die Frau die Böse ist, sondern dass
das (!) geschlechtslose Adam durch die Entnahme der Rippe selbst getrennt wird in ying/Yang bzw. Mann/Frau - seit der Rippengeschichte gibt es potentiell Dialektik, die unmittelbar darauf am Baum der Erkenntnis in Aktion tritt.
Dialektik ist nötig für Entwicklung (die es im Überzeitlichen nicht gibt) - und Heilsgeschichte "ist" Entwicklung. - Übrigens sind auch Proton und Elektron Ausdruck von Dialektik - gäbe es nur Neutronen, würde kein Strom fließen. - Aus dem Gegensatz entsteht Bewegung/Entwicklung. - Aus diesem Grund ist es übrigens aus meiner Sicht komplett undenkbar, dass die Schöpfungsgeschichte physikalisch zu verstehen ist (denn dann hätte es vor dem Fall schon Elektronen und Protonen gegeben). - Vielmehr beschreibt (aus meiner Sicht) die Schöpfungsgeschichte im Gewand menschlicher Gleichnishaftigkeit das, was "vor" (eigentlich besser "über") dem geschah/geschieht, was wir Dasein/Welt nennen.
Soweit ein kleiner Ausflug in den Zusammenhang von Schöpfungsgeschichte, Heilsgeschichte und Dialektik - verständlich?