Demian hat geschrieben:Das wahrhaft Gute ist das Gute in sich selbst, völlige Einheit von der nichts mehr ein Gegenteil sein kann.
Das wäre meine Definition von "Gott". - Da aber "gut" als dialektisches Gegenstück zu "böse" definiert ist, ist "gut" ungleich "Gott". - Gott ist - streng genommen - nicht "das Gute" (sondern die Liebe), weil "gut" als dialektische Größe (in seiner Eigenschaft als Gegenstück zu böse) eine teleologische Größe ist.
Trotzdem: Ich spüre, dass wir uns einig sind - das hat mehr was mit definitorischen Dingen, also mit Sprache, zu tun.
Demian hat geschrieben:gibt es überhaupt einen derart freien Willen, tut der Mensch das Böse wirklich mutwillig oder ist es nicht einfach die Anhaftung an seinen unrichtigen, trennenden Vorstellungen, die ihn das Böse tun lassen?
Auch da sind wir uns einig - wenn die Deine Frage als rhetorische verstehe.
Genau deshalb spielt doch der Wille (entgegen der - aus meiner Sicht - kontaminierten Exegese des Abendlandes) in der Bibel selbst so gut wie keine Rolle. - Dort geht es nicht um wertende Dinge ("Du Böser, warum willst Du nicht? - Selber schuld - jetzt wirst Du aber bestraft"), sondern um Phänomene und deren Entwicklung zur Erkenntnis. - "Transportmittel" dieser Erkenntnis ist das Leid ("den Menschen durch Not zu Gott hin beugen" (vgl. 5.Mose)).
Das ist doch der Grund, warum Jesus den Tod ERLEIDET - wäre der Wille das entscheidende gewesen, hätte das "Dein Wille geschehe" gereicht (wie bei Abraham), um die Welt zur Erkenntnis hin zu erlösen.
Demian hat geschrieben:In gewisser Weise erschaffen wir Trennung, in dem wir unsre Aufmerksamkeit auf die trennenden Gedanken richten und uns mit ihnen identifizieren.
Wie kann man etwas erschaffen, wenn man gleichzeitig an Trennendes angehaftet (Passiv!) ist?
Demian hat geschrieben: Wir können das Böse nicht abschaffen, weil es das Böse an sich gar nicht gibt.
Ja - man kann das Böse als die Negierung des Guten verstehen - macht, meine ich, Augustinus schon - und ist sehr stimmig. - Wir können begnadet sein, den Gap zwischen Ist- und Soll-Zustand zu verringern. - Schließen können wir ihn nicht aufgrund seiner unvermeidbaren Ich-Orientierung (also Trennungs-Orientierung) - das kann nur ein Wesen, das Gott und Mensch ist, also die Klammer an BEIDEN Seiten dieses Gaps (zwischen Gott und Mensch) ansetzen kann. Das ist die eigentliche Bedeutung von Jesus - mit Alleinstellung im Christentum gegenüber allen anderen Religionen.