Thaddäus hat geschrieben:Wenn etwas plausibel ist, dann bietet es immer auch eine beste rationale Erklärung.
Wer sagt das? - Stelle Dir vor, es gäbe eine göttliche Vernunft über der unseren - da könnten ganz andere Sachen plausibel sein.
Thaddäus hat geschrieben:Deshalb ist sie aber nicht schon plausibel, denn sie gibt keinerlei nachvollziehbare Erklärung dafür, warum Ungläubige überhaupt getötet werden sollen.
Aus meinem Weltbild sicherlich nicht - aber es gibt auch andere Weltbilder. - Bist Du Dir eigentlich bewusst, dass Du wichtigen Begriffen wie eben "rational" und jetzt "nachvollziehbar" als absolute Größen besetzt - als würde unser Status darüber entscheiden, was "rational" und was "nachvollziehbar" ist, VERBINDLICH für alle definieren könnte?
Thaddäus hat geschrieben:denn diese Aussage wird von den meisten Islam-Gelehrten nicht geteilt, sondern sogar verurteilt.
Auf dieser Ebene sind wir uns einig - mir geht es um Verabsolutierung von Weltanschauungen, manchmal auch Methoden und Perspektiven. - Und genau das ist ja der wunde Punkt, den ich auch bei der HKM sehe, WENN sie weltanschaulich (manchmal hat man tatsächlich den Eindruck: eher nolens als volens) eingespannt wird.
Thaddäus hat geschrieben: Plausibilität appelliert immer an die Vernunft und wirft damit die übergeordnete Frage auf
Was ist Vernunft? - Kant hat dazu viel gesagt - sehr Schlaues zudem. - Aber auch er kann nur Maßstab sein im Rahmen der menschlichen Vernunft-Möglichkeiten. - Und auch hier: Was wäre, wenn es eine göttliche Vernunft ÜBER der unseren gäbe?
Thaddäus hat geschrieben:So ist ein berechtigter und vernünftiger Einwand, dass man durch solche terroristischen Aktionen der Sache des Islam mehr schadet als nützt
Sehe ich im konkreten Fall genauso - aber nicht absolut gesehen ("Ich folge DER Vernunft"), sondern aufgrund meiner Weltanschaaung/meinem Koordinatensystem/meine Kalibrierungs-Instanz. - Aber ich mache kenntlich, dass es weltanschaulich ist und tue nicht so, als sei es wissenschaftlich un-widersprechbar - als sei meine Weltanschauung "objektiv".
Thaddäus hat geschrieben:Die Ablehnung der Evolutionslehre durch Kreationisten ist rational innerhalb ihrer fundamentalistischen Glaubenslogik, aber sie ist nicht plausibel, weil die Evolutionstheorie eine der bestbestätigten naturwissenschaftlichen Theorien ist, die es überhaupt gibt. Usw.
Davon abgesehen, dass ich den (Kurzzeit-) Kreationismus ablehne, ist es schon wieder eine weltanschauliche Einstreuung Deinerseits, wenn Du meinst, dass Naturwissenschaft eine letztlich verbindliche Instanz sei. - Ontologisch wissen wir das nicht - wir wissen es aus unserer Erfahrung hier im Dasein.
Deshalb vermische ich nie Daseins-Sachen und spirituelle Sachen - beides interferiert nicht. - Gefährlich wird es, wenn es insofern interferiert, wenn man glaubt, bspw. Transzendenz via Wissenschaft falsifizieren zu können (gab's hier auch schon). - "Was des Kaisers und was Gottes ist" gilt auch für unsere Wahrnehmungs-Systeme - suum cuique.
Thaddäus hat geschrieben:Wenn Wunder plausible Erklärungen für Ereignisse der natürlichen Welt wären, wären es keine "Wunder" mehr. Sie verlören ihren Status des Besonderen, der gerade darin besteht, völlig unplausibel zu sein.
OK - dann haben wir unterschiedliche Verständnisse von "plausibel" - für mich ist etwas "plausibel", wenn es innerhalb seines Systems nachvollziehbar und logisch widerspruchsfrei ist.
Insofern - insofern gebe ich Dir recht - ist die Auferstehung nach Daseins-Maßstäben nicht plausibel - aber vielleicht nach göttlichen Maßstäben. - Wobei wir wieder beim Thema "menschliche und göttliche Vernunft" wären.
Thaddäus hat geschrieben:Das Besondere des Glaubens an eine kontrafaktische leibliche Auferstehung Jesu besteht doch gerade darin, dass dieser Glaube völlig unplausibel ist
Lassen wir es so stehen - damit kann man bei semantischer Klärung leben.
Jetzt kommt aber der eigentliche Hammer:
Denn die HKM scheint ja "Plausibilität" und "Analogie" als festen Bestandteil ihrer Beweisführung zu verwenden - so: Welchen Sinn macht es, ein Geschehen, das in seiner göttlichen Natur für unsere Maßstäbe unplausibel sein muss, nach eben unseren Maßstäben der Plausibilität zu beurteilen? - Und am Ende daraus gar den Satz zu machen: Aus folgenden Analogie- und Plausibilitäts-Untersuchungen kommen wir zum Schluss, dass Jesus NICHT leiblich auferstanden ist.
Um es einmal ziemlich platt zu sagen:
Das läuft heraus auf den Satz "Es ist unplausibel, dass Pinguine nicht fliegen können, also ist ein Pinguin kein Vogel". - Aus meiner Sicht ist dies kein qualitatives Kriterium.
Wie bereits erwähnt:
Das, was von manchen exklusiv als "forschende Theologie" und somit unter Ausschluss der systematischen Theologie als Wissenschaft verstanden, wird, kann aus inhärent-methodischen Gründen nur zum Schluss kommen, dass Jesu Auferstehung rein mythisch und nicht historisch ist - weil der historische Fall als Möglichkeit gar nicht vorkommen kann - es ist methodisch ausgeschlossen. - Begründung siehe oben.
Und deshalb auch nochmals:
Das ist (vermutlich) der Grund, warum es jetzt eine gesamt-kanonische Exegese als Reaktion (!) darauf gibt und gar vom "Antichrist" innerhalb der HKM die Rede ist. - Was würdest Du als Papst sagen, wenn eine Wissenschaft mit dem inhärenten Ergebnis
antritt, dass Jesus nicht leiblich auferstanden sein KANN? - Und dieses Ergebnis auch noch als Ergebnis einer ergebnisoffenen Forschung ausgibt (vermutlich, weil sie es selber glaubt), obwohl sie gar nicht zu einem anderen Ergebnis kommen KANN?