"Wir töten alle Nichtgläubigen" kann dann die beste (= einleuchtendste, wahrscheinlichste, überzeugendste, nachvollziehbarste, begreiflichste) Erklärung für etwas sein.Thaddäus hat geschrieben: wenn sie die beste (= einleuchtendste, wahrscheinlichste, überzeugendste, nachvollziehbarste, begreiflichste) Erklärung für etwas anbieten.
Warum nicht? - Natürlich will sie als Glaubensaussage plausibel im Sinne von heils-notwendig sein. - Kann etwas notwendig und gleichzeitig nicht plausibel sein?Thaddäus hat geschrieben:Die Aussage: "Jesus Christus ist leiblich von den Toten auferstanden" (weil Gott ihn hat von den Toten auferstehen lassen) ist NICHT plausibel, und vor allem will sie als Glaubensaussage auch gar nicht plausibel sein!
Ja - aber doch als Wunder ist es doch plausibel. - Es ist plausibel, dass es dieses Wunder gibt (bzw. ist es im gesamt-kanonischen Kontext - dem man ja nicht folgen muss). - Mit anderen Worten:Thaddäus hat geschrieben:Jeder Gläubige weiß auch, dass diese Glaubens-Aussage nicht plausibel ist, - und genau darum wird sie zum Bekenntnis zu einem Wunder.
"Plausibel" ist doch abgeleitet vom jeweils zugrundegelegten weltanschaulichen Maßstab - oder etwa nicht? - Naturalistisch ist die Auferstehung dementsprechend sehr unplausibel.
Eben - und deshalb ist es im christlichen Kontext plausibel.Thaddäus hat geschrieben:Diese Erklärung ist plausibler als eine Wundererklärung, aber gerade eine solche Erklärung ist für den christlichen Glauben völlig unbefriedigend, denn es soll ja gerade ein Wunder sein!
Ich beobachte hier etwas, was oft stattfindet:
Man bemisst etwas (hier: Plausibilität) aus einem anderen System mit den Maßstäben des eigenen Systems - das ist übrigens mein eigentlicher Vorwurf an die HKM. - Nicht deren Sacharbeit, sondern deren weltanschauliche Maßstäbe, die sie in andere - hier spirituelle - Bereich glaubt übertragen zu können.
Das passiert mir selber recht oft - gemessen an den gängigen Standards - und trotzdem: Hinter der Form sollte der Inhalt nicht vergessen werden.Thaddäus hat geschrieben:Wenn man sich allerdings auf dieses philosophische Feld begibt, muss man sich an fachphilosophischen Kriterien messen lassen und Rede und Antwort stehen und unter Umständen zugestehen, dass man sich philosophisch zu undifferenziert ausgedrückt hat.
1) UNSERE Wahrheit hängt in der Tat allein von den Maßstäben einer Weltanschauung/Methodik ab.Thaddäus hat geschrieben:Nein, denn dann hinge die Wahrheit einer Aussage allein von der Weltanschauung oder Methode ab und dann gibt es keine Wahrheit.
2) Dass wir Wahrheit lediglich perspektivisch (= weltanschaulich/methodisch) erfassen können, heisst nicht, dass es keine Wahrheit gibt. - Und schon sind wir wieder in meinem "Lieblings-"Thema "Wahrnehmung und Sein".
Nee - überhaupt nicht. - Bzw.: formal schon, aber eben nicht inhaltlich.Thaddäus hat geschrieben:Deshalb schrieb ich an anderer Stelle, du verträtest einen postmodernen oder radikalkonstruktivistischen Beliebigkeitsansatz, nach dem praktisch jede Ansicht gleich-wertig und gleich-wahr ist.
Inhalt und Form wird aus meiner Sicht inzwischen routiniert verwechselt. - Man kommt zu Inhalten/Ergebnissen und vergisst dabei, dass es nichts als Folge von Weltanschauungen/Methoden ist.
Finde ich prinzipiell auch - aber nur aufgrund MEINER Setzung/Prämissen/Axiomatik/Dogmatik (such Dir was Passendes ausThaddäus hat geschrieben:dieser theoretische Rahmen ist selbst wiederum nicht beliebig wählbar, wenn er plausibel sein soll.

Philosphie wäre aber aber aus meiner Sicht eben erstrangig nicht die Erfüllung einer Weltanschauung/Methodik, sondern die Vorstufe dazu: Was ist es, was mich (m)eine Weltanschauung/Methodik als geeignet erscheinen lässt. - Und schon wären wir wieder bei der Ontologie - im Sinne meines Verständnisses (ich bin nicht à jour, wofür dieses Wort heute sonst noch alles verwendet wird).
Ein gutes Beispiel. - Denn es zeigt, dass die euklidische Mathematik in EINEM System (salopp: Alltag) und die riemannsche Mathematik im ANDEREN System (salopp: RT) das Mittel der Wahl ist.Thaddäus hat geschrieben:Das euklidische Parallenaxiom stellt fest, dass sich zwei parallel laufende Geraden auch im Unendlichen nicht berühren. In der riemannschen Differenzialgeometrie (die Einstein für seine Feldgleichungen benutzte), gilt dieses Axiom nicht mehr. Sowohl der Rahmen der euklidischen Geometrie, als auch der Rahmen der riemannschen Geometrie sind aber in sich konsistent und schlüssig.
Der entscheidet also nicht unter absoluten Wahrheitskritierien (das eine ist "wahr", das andere ist "falsch"), sondern nach Opportunität/utilitaristischen Gesichtspunkten.
So formal ist der Satz richtig - wahrscheinlich sogar eine Tautologie. - Aber richtiger wäre doch zu sagen: "Wenn sich eine Aussage auf etwas bezieht, was man in seiner Weltanschauung/Methodik als "die Realität" meint, dann ...".Thaddäus hat geschrieben:Wenn sich eine Aussage auf "die Realität" bezieht und sie ist wahr, dann macht sie logischerweise eine wahre Aussage über die Realität (sonst wäre sie ja falsch).
Diese Konkretisierung ist deshalb wichtig, weil schnell irgendwelche Schlaumeier schlussfolgern: Wenn "das" DIE Realität "ist", dann ist alles, was dem nicht entspricht, keine Realität - und so wird aus einem methodischen Satz ganz schnell ein ontologischer Satz.
Richtig - aber das ändert doch nichts daran, dass es empirisch "sein" kann - und "ist", wenn es tatsächlich "Gott" ist.Thaddäus hat geschrieben: ist es keine empirisch zu beantwortende Frage, welche der Möglichkeiten zutrifft
Stimmt - wobei - das wäre aber ein anderes Thema - ein Mensch sich nicht selber transzendieren kann.Thaddäus hat geschrieben:Definiert er Gott als die menschliche Idee, dass es "etwas Höheres" als den Menschen gibt, dann spricht er vermutlich nicht mit Gott, sondern transzendiert sich selbst in einen übergeordneten Sinnzusammenhang.
Das ist durchaus nachvollziehbar - aber Du weisst, dass dies eine rein weltanschauliche Aussage ist, oder?Thaddäus hat geschrieben: ich schließe Jesu leibliche Auferstehung aus
Dazu kommt:
Wenn eine Theologie mit dieser Weltanschauung Bibel und Christentum untersucht: Ist Dir klar, dass dann DAS Theologie ist, was eine andere Weltanschauung als das Christentum selbst? - Ich behaupte nicht, dass Deine Anschauung falsch ist - aber ich halte diesen Ansatz für in sich verschoben.
Stelle Dir vor: Eine Weltanschauung, die NICHT christliche Weltanschauung ist, erklärt sich zum wissenschaftlichen Maßstab fürs Christentum. - Da stimmt doch was nicht.
Einerseits kann ich hier nicht widersprechen - andererseits tue ich es doch.Thaddäus hat geschrieben:Philosophie besteht zu vermutlich über 50% darin, Begrifflichkeiten zu differenzieren und sauber auseinander zu halten. Tut man das nicht, weiß keiner so recht, worüber eigentlich genau gesprochen wird.
Ich widerspreche Dir da nicht, wo es um wissenschaftliche Darstellung geht (also "innerbetriebliche" Darstellung eines Systems - wenn einer sagt, er habe "eine Philosophie", dann ist dies ja ein System). - Ich widerspreche Dir auch da nicht, wo es um saubere Begriffs-Verwendung geht - aber hier geht es schon los:
Ich habe nicht nur hier im Forum, sondern auch schon vorher oft genug festgestellt, dass Begriffe wie selbstverständlich im Sinne des eigenen Verständnisses verwendet werden. - So versteht man heute unter "Schuld" landläufig etwas ganz anderes, als was mit "Schuld" im Sinne etwa von "Erb-Schuld" gemeint ist.
Das selbe gilt für Begriffe wie "Bewusstsein" und eben auch "Geist". - Unter "Geist" verstehe ich in spiritueller Tradition das, was nur primär aus "Gott" kommen kann, aber auch im Menschen angelegt ist - das hat eigentlich nichts mit "geistlich" zu tun. - Du verstehst - vermutlich - unter "Geist" so etwas Ähnliches wie eine kognitive Fertigkeit.
Dahinter steht - und schon sind wir wieder bei der aus meiner Sicht (mit gutem Grund

Es nützt also nichts, wenn man Begriffe durchgehend sauber verwendet, sondern dass man vorab klärt, wie sie ontologisch verankert sind (bzw. welche weltanschauliche Setzung man diesbezüglich vornimmt). - Dazu kommt: Man kann bei einer materialistischen Definition von Geist (da ändern auch Qualia nichts, bis nicht geklärt ist, wie sie ontologisch verankert sind) überhaupt nicht Theologie betreiben, weil man dann die Texte gar nicht verstehen kann. - Was nützt es, mit Dir Gespräche über Argentinien zu führen, wenn ich meine, Argentinien sei eine Gegend auf Alpha Centauri?
Damit sind wir bereits im Bereich, in dem ich widersprechen würde (Du erinnerst Dich). - Mir scheint, dass die heutige Philosophie in sich super ausgearbeitet ist, sehr streng mit Begrifflichkeiten umgeht - aber der "1. SChritt", nämlich die ontologische Frage, was eigentlich Wahrnehmung im Verhältnis zu Sein ist, elegant ausgelassen wird.
Ich habe seit Heidegger dazu nichts Überzeugendes gehört - was durchaus an mir liegen kann. - Aber hier ist der Balken - die inner-systematischen Spreißelchen interessieren mich nur bedingt (was auch etwas mit Faulheit zu tun haben mag).
