Alles Teufelszeug? II

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#881 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Sa 2. Apr 2016, 18:13

II

Thaddäus hat geschrieben: wenn sie die beste (= einleuchtendste, wahrscheinlichste, überzeugendste, nachvollziehbarste, begreiflichste) Erklärung für etwas anbieten.
"Wir töten alle Nichtgläubigen" kann dann die beste (= einleuchtendste, wahrscheinlichste, überzeugendste, nachvollziehbarste, begreiflichste) Erklärung für etwas sein.

Thaddäus hat geschrieben:Die Aussage: "Jesus Christus ist leiblich von den Toten auferstanden" (weil Gott ihn hat von den Toten auferstehen lassen) ist NICHT plausibel, und vor allem will sie als Glaubensaussage auch gar nicht plausibel sein!
Warum nicht? - Natürlich will sie als Glaubensaussage plausibel im Sinne von heils-notwendig sein. - Kann etwas notwendig und gleichzeitig nicht plausibel sein?

Thaddäus hat geschrieben:Jeder Gläubige weiß auch, dass diese Glaubens-Aussage nicht plausibel ist, - und genau darum wird sie zum Bekenntnis zu einem Wunder.
Ja - aber doch als Wunder ist es doch plausibel. - Es ist plausibel, dass es dieses Wunder gibt (bzw. ist es im gesamt-kanonischen Kontext - dem man ja nicht folgen muss). - Mit anderen Worten:

"Plausibel" ist doch abgeleitet vom jeweils zugrundegelegten weltanschaulichen Maßstab - oder etwa nicht? - Naturalistisch ist die Auferstehung dementsprechend sehr unplausibel.

Thaddäus hat geschrieben:Diese Erklärung ist plausibler als eine Wundererklärung, aber gerade eine solche Erklärung ist für den christlichen Glauben völlig unbefriedigend, denn es soll ja gerade ein Wunder sein!
Eben - und deshalb ist es im christlichen Kontext plausibel.

Ich beobachte hier etwas, was oft stattfindet:
Man bemisst etwas (hier: Plausibilität) aus einem anderen System mit den Maßstäben des eigenen Systems - das ist übrigens mein eigentlicher Vorwurf an die HKM. - Nicht deren Sacharbeit, sondern deren weltanschauliche Maßstäbe, die sie in andere - hier spirituelle - Bereich glaubt übertragen zu können.

Thaddäus hat geschrieben:Wenn man sich allerdings auf dieses philosophische Feld begibt, muss man sich an fachphilosophischen Kriterien messen lassen und Rede und Antwort stehen und unter Umständen zugestehen, dass man sich philosophisch zu undifferenziert ausgedrückt hat.
Das passiert mir selber recht oft - gemessen an den gängigen Standards - und trotzdem: Hinter der Form sollte der Inhalt nicht vergessen werden.

Thaddäus hat geschrieben:Nein, denn dann hinge die Wahrheit einer Aussage allein von der Weltanschauung oder Methode ab und dann gibt es keine Wahrheit.
1) UNSERE Wahrheit hängt in der Tat allein von den Maßstäben einer Weltanschauung/Methodik ab.
2) Dass wir Wahrheit lediglich perspektivisch (= weltanschaulich/methodisch) erfassen können, heisst nicht, dass es keine Wahrheit gibt. - Und schon sind wir wieder in meinem "Lieblings-"Thema "Wahrnehmung und Sein".

Thaddäus hat geschrieben:Deshalb schrieb ich an anderer Stelle, du verträtest einen postmodernen oder radikalkonstruktivistischen Beliebigkeitsansatz, nach dem praktisch jede Ansicht gleich-wertig und gleich-wahr ist.
Nee - überhaupt nicht. - Bzw.: formal schon, aber eben nicht inhaltlich.

Inhalt und Form wird aus meiner Sicht inzwischen routiniert verwechselt. - Man kommt zu Inhalten/Ergebnissen und vergisst dabei, dass es nichts als Folge von Weltanschauungen/Methoden ist.

Thaddäus hat geschrieben:dieser theoretische Rahmen ist selbst wiederum nicht beliebig wählbar, wenn er plausibel sein soll.
Finde ich prinzipiell auch - aber nur aufgrund MEINER Setzung/Prämissen/Axiomatik/Dogmatik (such Dir was Passendes aus ;) ).

Philosphie wäre aber aber aus meiner Sicht eben erstrangig nicht die Erfüllung einer Weltanschauung/Methodik, sondern die Vorstufe dazu: Was ist es, was mich (m)eine Weltanschauung/Methodik als geeignet erscheinen lässt. - Und schon wären wir wieder bei der Ontologie - im Sinne meines Verständnisses (ich bin nicht à jour, wofür dieses Wort heute sonst noch alles verwendet wird).

Thaddäus hat geschrieben:Das euklidische Parallenaxiom stellt fest, dass sich zwei parallel laufende Geraden auch im Unendlichen nicht berühren. In der riemannschen Differenzialgeometrie (die Einstein für seine Feldgleichungen benutzte), gilt dieses Axiom nicht mehr. Sowohl der Rahmen der euklidischen Geometrie, als auch der Rahmen der riemannschen Geometrie sind aber in sich konsistent und schlüssig.
Ein gutes Beispiel. - Denn es zeigt, dass die euklidische Mathematik in EINEM System (salopp: Alltag) und die riemannsche Mathematik im ANDEREN System (salopp: RT) das Mittel der Wahl ist.

Der entscheidet also nicht unter absoluten Wahrheitskritierien (das eine ist "wahr", das andere ist "falsch"), sondern nach Opportunität/utilitaristischen Gesichtspunkten.

Thaddäus hat geschrieben:Wenn sich eine Aussage auf "die Realität" bezieht und sie ist wahr, dann macht sie logischerweise eine wahre Aussage über die Realität (sonst wäre sie ja falsch).
So formal ist der Satz richtig - wahrscheinlich sogar eine Tautologie. - Aber richtiger wäre doch zu sagen: "Wenn sich eine Aussage auf etwas bezieht, was man in seiner Weltanschauung/Methodik als "die Realität" meint, dann ...".

Diese Konkretisierung ist deshalb wichtig, weil schnell irgendwelche Schlaumeier schlussfolgern: Wenn "das" DIE Realität "ist", dann ist alles, was dem nicht entspricht, keine Realität - und so wird aus einem methodischen Satz ganz schnell ein ontologischer Satz.

Thaddäus hat geschrieben: ist es keine empirisch zu beantwortende Frage, welche der Möglichkeiten zutrifft
Richtig - aber das ändert doch nichts daran, dass es empirisch "sein" kann - und "ist", wenn es tatsächlich "Gott" ist.

Thaddäus hat geschrieben:Definiert er Gott als die menschliche Idee, dass es "etwas Höheres" als den Menschen gibt, dann spricht er vermutlich nicht mit Gott, sondern transzendiert sich selbst in einen übergeordneten Sinnzusammenhang.
Stimmt - wobei - das wäre aber ein anderes Thema - ein Mensch sich nicht selber transzendieren kann.

Thaddäus hat geschrieben: ich schließe Jesu leibliche Auferstehung aus
Das ist durchaus nachvollziehbar - aber Du weisst, dass dies eine rein weltanschauliche Aussage ist, oder?

Dazu kommt:
Wenn eine Theologie mit dieser Weltanschauung Bibel und Christentum untersucht: Ist Dir klar, dass dann DAS Theologie ist, was eine andere Weltanschauung als das Christentum selbst? - Ich behaupte nicht, dass Deine Anschauung falsch ist - aber ich halte diesen Ansatz für in sich verschoben.

Stelle Dir vor: Eine Weltanschauung, die NICHT christliche Weltanschauung ist, erklärt sich zum wissenschaftlichen Maßstab fürs Christentum. - Da stimmt doch was nicht.

Thaddäus hat geschrieben:Philosophie besteht zu vermutlich über 50% darin, Begrifflichkeiten zu differenzieren und sauber auseinander zu halten. Tut man das nicht, weiß keiner so recht, worüber eigentlich genau gesprochen wird.
Einerseits kann ich hier nicht widersprechen - andererseits tue ich es doch.

Ich widerspreche Dir da nicht, wo es um wissenschaftliche Darstellung geht (also "innerbetriebliche" Darstellung eines Systems - wenn einer sagt, er habe "eine Philosophie", dann ist dies ja ein System). - Ich widerspreche Dir auch da nicht, wo es um saubere Begriffs-Verwendung geht - aber hier geht es schon los:

Ich habe nicht nur hier im Forum, sondern auch schon vorher oft genug festgestellt, dass Begriffe wie selbstverständlich im Sinne des eigenen Verständnisses verwendet werden. - So versteht man heute unter "Schuld" landläufig etwas ganz anderes, als was mit "Schuld" im Sinne etwa von "Erb-Schuld" gemeint ist.

Das selbe gilt für Begriffe wie "Bewusstsein" und eben auch "Geist". - Unter "Geist" verstehe ich in spiritueller Tradition das, was nur primär aus "Gott" kommen kann, aber auch im Menschen angelegt ist - das hat eigentlich nichts mit "geistlich" zu tun. - Du verstehst - vermutlich - unter "Geist" so etwas Ähnliches wie eine kognitive Fertigkeit.

Dahinter steht - und schon sind wir wieder bei der aus meiner Sicht (mit gutem Grund ;) ) vernachlässigten ontologischen Frage, woher eigentlich Geist kommt: Ist Geist Ursprung der Materie (wie ich meine) oder ist Materie Ursprung des Geistes (was wohl heute der weltanschauliche Konsens ist). - Und schon sind wir wieder in der Sprachverwirrung.

Es nützt also nichts, wenn man Begriffe durchgehend sauber verwendet, sondern dass man vorab klärt, wie sie ontologisch verankert sind (bzw. welche weltanschauliche Setzung man diesbezüglich vornimmt). - Dazu kommt: Man kann bei einer materialistischen Definition von Geist (da ändern auch Qualia nichts, bis nicht geklärt ist, wie sie ontologisch verankert sind) überhaupt nicht Theologie betreiben, weil man dann die Texte gar nicht verstehen kann. - Was nützt es, mit Dir Gespräche über Argentinien zu führen, wenn ich meine, Argentinien sei eine Gegend auf Alpha Centauri?

Damit sind wir bereits im Bereich, in dem ich widersprechen würde (Du erinnerst Dich). - Mir scheint, dass die heutige Philosophie in sich super ausgearbeitet ist, sehr streng mit Begrifflichkeiten umgeht - aber der "1. SChritt", nämlich die ontologische Frage, was eigentlich Wahrnehmung im Verhältnis zu Sein ist, elegant ausgelassen wird.

Ich habe seit Heidegger dazu nichts Überzeugendes gehört - was durchaus an mir liegen kann. - Aber hier ist der Balken - die inner-systematischen Spreißelchen interessieren mich nur bedingt (was auch etwas mit Faulheit zu tun haben mag). ;)

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#882 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Sa 2. Apr 2016, 18:15

Münek hat geschrieben:Mittlerweile dürfte sich herumgesprochen haben, dass der Mensch nicht von einem omnipotenten Geistwesen aus einem Erdenkloß geformt wurde, sondern ein Produkt der Evolution ist.
Ein wundervolles Beispiel, weil Du damit geradezu genial deutlich machst, dass Du "Plausibilität" als Folge Deines weltanschaulichen Maßstabs verstehst. - Genau mein Punkt.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#883 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Sa 2. Apr 2016, 18:26

sven23 hat geschrieben:Man kann auch wissenschaftlich forschen ohne sich über "System-Prämissen" den Kopf zu zerbrechen.
Wissenschaft IST ein System und hat seine Prämissen. - Und diese Prämissen/Axiomatik/etc sind selbst NICHT wissenschaftlich, sondern weltanschaulich/perspektivisch.

sven23 hat geschrieben:besonders wenn man auch noch behauptet, dieser oder jener habe dieses oder jenes gesagt.
Dann ja. - Ich zitiere oft aus dem Gedächtnis, weil ich nicht als Plagiator dastehen will - aber ich kann das künftig auch als "meines" ausgeben, wenn es hier besser gefunden wird.

sven23 hat geschrieben: dass man Behauptungen auch belegen kann
Behauptungen sollten nicht mit Testimonials, sondern mit Argumenten und Logik belegt werden. - Was nützt es, wenn Du Kubitza feinsäuberlich zitierst, weil er Deine Behauptungen stützt. - Er ist für mich keine inhaltliche Überzeugungs-Größe - er meint es halt auch.

sven23 hat geschrieben:Diese Aussage ist aber durch empirische Beobachtung um ein vielfaches wahrscheinlicher als Mirakel in alten Mythen.
"Empirie" im wissenschaftlichen Sinne ist eine inner-naturalistische Größe - mit anderen Worten: Dein Satz ist eine indirekte Tautologie, aber kein qualitatives Argument.

sven23 hat geschrieben:Sie sind niemals Ersatz, aber wenn sie das eigene Gedachte und Erarbeitete unterstützen können, ist es doch um so erfreulicher.
Genau so sehe ich es auch - ich zitiere in der Regel dann, wenn "mein" Inhalt besonders schön rübergebracht wird - halt von einem anderen. - Wobei es mir wurscht ist, ob der andere Einstein, Zahnstein oder Feuerstein heisst.

sven23 hat geschrieben:Und wer kann schon von sich behaupten, alle Forschungsergebnisse zu kennen
Forschungs-Erkenntnisse sind System-Erkenntnisse. - Wenn ich sehe, dass eine spezielles System aus meiner Sicht falsch eingestielt ist, ist es für mich keine Instanz.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#884 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von sven23 » Sa 2. Apr 2016, 19:35

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Man kann auch wissenschaftlich forschen ohne sich über "System-Prämissen" den Kopf zu zerbrechen.
Wissenschaft IST ein System und hat seine Prämissen. - Und diese Prämissen/Axiomatik/etc sind selbst NICHT wissenschaftlich, sondern weltanschaulich/perspektivisch.
Welche Weltanschuung braucht man denn, um Atome zu spalten?

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: dass man Behauptungen auch belegen kann
Behauptungen sollten nicht mit Testimonials, sondern mit Argumenten und Logik belegt werden. - Was nützt es, wenn Du Kubitza feinsäuberlich zitierst, weil er Deine Behauptungen stützt. - Er ist für mich keine inhaltliche Überzeugungs-Größe - er meint es halt auch.
Kubitza und andere behaupten ja nicht irgendwas, sondern begründen dies auch, und können sich dabei auf Forschungsergebnisse stützen.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Diese Aussage ist aber durch empirische Beobachtung um ein vielfaches wahrscheinlicher als Mirakel in alten Mythen.
"Empirie" im wissenschaftlichen Sinne ist eine inner-naturalistische Größe - mit anderen Worten: Dein Satz ist eine indirekte Tautologie, aber kein qualitatives Argument.
Die "Qualität" bezieht das Argument aus der Tatsache, dass so etwas wie Totenauferstehung noch nie in der realen Welt beobachtet worden ist, eben nur in alten Mythen. Und bei Milliarden von "Probanden" ist das schon ein schweres Pfund.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und wer kann schon von sich behaupten, alle Forschungsergebnisse zu kennen
Forschungs-Erkenntnisse sind System-Erkenntnisse. - Wenn ich sehe, dass eine spezielles System aus meiner Sicht falsch eingestielt ist, ist es für mich keine Instanz.
Wenn du ein System kennst, in dem man keine Atome spalten kann, dann lass es uns wissen. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#885 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von sven23 » Sa 2. Apr 2016, 19:39

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Die Aussage: "Jesus Christus ist leiblich von den Toten auferstanden" (weil Gott ihn hat von den Toten auferstehen lassen) ist NICHT plausibel, und vor allem will sie als Glaubensaussage auch gar nicht plausibel sein!
Warum nicht? - Natürlich will sie als Glaubensaussage plausibel im Sinne von heils-notwendig sein. - Kann etwas notwendig und gleichzeitig nicht plausibel sein?
Warum soll die Auferstehung plausibel sein, wenn sie gar nicht notwendig war? Die Notwendigkeit war doch gerade das nachträgliche, künstliche Konstrukt, um aus der Not eine Tugend zu machen, sprich, um aus der offensichtlichen Niederlage doch noch einen Sieg zu machen. Und wie man sieht, ist es ja auch gelungen, da sich genügend fanden, die daran glauben wollten.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Anton B.
Beiträge: 2792
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 16:20

#886 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von Anton B. » Sa 2. Apr 2016, 19:43

sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Man kann auch wissenschaftlich forschen ohne sich über "System-Prämissen" den Kopf zu zerbrechen.
Wissenschaft IST ein System und hat seine Prämissen. - Und diese Prämissen/Axiomatik/etc sind selbst NICHT wissenschaftlich, sondern weltanschaulich/perspektivisch.
Welche Weltanschuung braucht man denn, um Atome zu spalten?
closs braucht für alles 'ne Weltanschauung. Selbst "Glauben" geht nicht ohne. Alles wird auf Weltanschauungen, Setzungen und Prämissen rückgeführt. Nur so kehrt Ordnung, Orientierung und Beschaulichkeit in des clossens Welt ein.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

SilverBullet
Beiträge: 2414
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

#887 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von SilverBullet » Sa 2. Apr 2016, 19:44

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: dass man Behauptungen auch belegen kann
Behauptungen sollten nicht mit Testimonials, sondern mit Argumenten und Logik belegt werden. - Was nützt es, wenn Du Kubitza feinsäuberlich zitierst, weil er Deine Behauptungen stützt. - Er ist für mich keine inhaltliche Überzeugungs-Größe - er meint es halt auch.
Welcher „religiöse Experte“ hat jemals eine religiöse Aussage nicht „nur gemeint“ und welches sind die, von dir akzeptierten „Belege“ dafür?

Hast nicht du, mir gegenüber, „Augustinus“ und „Descardes“ angebracht, mit dem Hinweis, dass es doch „analytisch scharfe Köpfe“ waren?
In wie fern handelt es sich bei den Aussagen dieser Leute nicht „nur um Meinungen“?

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#888 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Sa 2. Apr 2016, 19:52

sven23 hat geschrieben:Welche Weltanschuung braucht man denn, um Atome zu spalten?
Keine - das ist eine pragmatische Handlung, die nichts mit Philosophie zu tun hat. - Wenn ich Würste esse, überlege ich auch nicht, nach welchem Weltbild ich Würste esse.

sven23 hat geschrieben: und können sich dabei auf Forschungsergebnisse stützen.
Welche so sind, wie sie sind, weil ihnen eine Weltanschauung unterlegt wird. - Denn mit "Forschungsergebnissen" meinst Du ja nicht rein sachliche Aussagen wie "Im Jahr 14 n.Chr. gab es ein Erdbeben in Nahost" oder "Diese Quelle stammt aus dem Jahren 120 - 140 n.Chr.", sondern weltanschauliche Aussagen - also die weltanschauliche Interpretation von Sacherkenntnissen.

Oft wird übersehen, dass methodische Prämissen bereits selbst weltanschauliche Prämissen sind - etwa: "Plausibel = wenn etwas mit unserer Alltagserfahrung übereinstimmt" -, nach denen dann Singularitäten beurteilt werden: "Jesu Auferstehung ist nicht plausibel, weil sie nicht mit unserer Alltagserfahrung übereinstimmt". - Und dann folgt schnell der Schluss: Also ist es unwahrscheinlich, dass ... . --- Das ist Weltanschauung.

sven23 hat geschrieben:Die "Qualität" bezieht das Argument aus der Tatsache, dass so etwas wie Totenauferstehung noch nie in der realen Welt beobachtet worden ist
Als hätte ich es geahnt - s.o. - q.e.d. :lol:

sven23 hat geschrieben:Wenn du ein System kennst, in dem man keine Atome spalten kann, dann lass es uns wissen.
Kein Problem. - Bspw. in der Chemie - in der Biologie - in der Musik - usw.

sven23 hat geschrieben:Warum soll die Auferstehung plausibel sein, wenn sie gar nicht notwendig war?
Woher willst Du wissen, dass sie nicht notwendig war? - Möglicherweise ist doch der Sinn der Auferstehung, dass Gott im Menschen zeigt, dass der Daseins-Tod nur eine Schwelle ist und kein Abschluss.

Ich müsste Dich jetzt fragen:
Welches Weltbild erlaubt es, Deine Behauptung als plausibel zu verstehen? - Und da gibt es welche. - Aber es ist eben eine Weltbild-Ausssage und sonst nichts.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#889 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von closs » Sa 2. Apr 2016, 19:54

SilverBullet hat geschrieben:In wie fern handelt es sich bei den Aussagen dieser Leute nicht „nur um Meinungen“?
Auch der Existenzialismus von Sartre ist insofern "Meinung", dass Sartre eine System entwickelt hat, zu dem er auch persönlich zustimmend steht. - Insofern haben sicherlich auch Augustinus und Descartes persönlich geglaubt, dass das von ihnen jeweils entwickelte System ok ist.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#890 Re: Alles Teufelszeug? II

Beitrag von sven23 » Sa 2. Apr 2016, 20:09

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Welche Weltanschuung braucht man denn, um Atome zu spalten?
Keine - das ist eine pragmatische Handlung, die nichts mit Philosophie zu tun hat. -
Und kommt die Philosophie zu dem Ergebnis, dass es gar nicht möglich ist, Atome zu spalten?

closs hat geschrieben: Wenn ich Würste esse, überlege ich auch nicht, nach welchem Weltbild ich Würste esse.
Da liegst du defnitiv falsch. Das Weltbild kann ganz entscheidend sein, ob man überhaupt Würste ist. Vegetarier werden dir das bestätigen.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: und können sich dabei auf Forschungsergebnisse stützen.
Welche so sind, wie sie sind, weil ihnen eine Weltanschauung unterlegt wird. - Denn mit "Forschungsergebnissen" meinst Du ja nicht rein sachliche Aussagen wie "Im Jahr 14 n.Chr. gab es ein Erdbeben in Nahost" oder "Diese Quelle stammt aus dem Jahren 120 - 140 n.Chr.", sondern weltanschauliche Aussagen - also die weltanschauliche Interpretation von Sacherkenntnissen.
Wenn man Text als Fälschungen entlarvt, hat das nichts mit Weltanschauung zu tun, es ist einfach so.

closs hat geschrieben: Oft wird übersehen, dass methodische Prämissen bereits selbst weltanschauliche Prämissen sind - etwa: "Plausibel = wenn etwas mit unserer Alltagserfahrung übereinstimmt" -, nach denen dann Singularitäten beurteilt werden: "Jesu Auferstehung ist nicht plausibel, weil sie nicht mit unserer Alltagserfahrung übereinstimmt". - Und dann folgt schnell der Schluss: Also ist es unwahrscheinlich, dass ... . --- Das ist Weltanschauung.
Man kann das ja auch ausklammern, weil mit keiner Methode der Welt nachweisbar oder widerlegbar ist, ob Jesus auferstanden ist. Dass er eine Naherwartung hatte, läßt sich dagegen an Hand der Texte rekonstruieren, unabhängig davon, wer er nun war, oder ob er nur eine mythologische Gestalt war.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wenn du ein System kennst, in dem man keine Atome spalten kann, dann lass es uns wissen.
Kein Problem. - Bspw. in der Chemie - in der Biologie - in der Musik - usw.
Nun, wenn ein Musiker versucht, Atome zu spalten, dann hat er wohl seinen Beruf verfehlt. :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Warum soll die Auferstehung plausibel sein, wenn sie gar nicht notwendig war?
Woher willst Du wissen, dass sie nicht notwendig war? - Möglicherweise ist doch der Sinn der Auferstehung, dass Gott im Menschen zeigt, dass der Daseins-Tod nur eine Schwelle ist und kein Abschluss.
Ich müsste Dich jetzt fragen:
Welches Weltbild erlaubt es, Deine Behauptung als plausibel zu verstehen? - Und da gibt es welche. - Aber es ist eben eine Weltbild-Ausssage und sonst nichts.
Eben, es gibt keine Notwendigkeit, sondern nur einen Glauben an die Notwendigkeit.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Antworten