sven23 hat geschrieben:Damals hast du gegenüber Thaddäus geschrieben: Erstens: Du hast P1, P2 und S1 sehr gut wiedergegeben - hier besteht Einvernehmen.
Das war ontisch gemeint - im Sinne von "Auch ich glaube, dass es eine äußere Realität gibt". - Inzwischen weiß ich aber, dass Thaddäus damit gemeint hat: "Unsere Wahrnehmung und Interpretation dessen, was ist, ist Maßstab für jegliche Philosophie" - das hat sie wörtlich NICHT so geschrieben, aber an anderer Stelle gesagt, dass sie Gabriel darin folgt (nein, nicht dem Erzengel, sondern dem deutschen Philosophen gleichen Namens).
Auf dieser Ebene folge ich zwar pragmatisch (wenn ich das Frühstücksei verspeise, denke ich NICHT darüber nach, ob es Vorstellung oder "echt" ist), aber nicht prinzipiell - mit anderen Worten: Diese Prämissen sind philosophisch anfechtbar.
sven23 hat geschrieben:Closs: "Da würde ich Deiner Einschätzung zustimmen, dass diese Schlussfolgerung(S3), so wie Du sie formulierst, tatsächlich inkorrekt ist".
Richtig - es ist inkorrekt - denn sie unterstellt:
"S3 (aus P1, P2, S1,S2):
Da nie eindeutig und zweifelsfrei bestimmt werden kann, was WIRKLICH geschehen ist, ist jede Analyse eines faktischen (historischen) Ereignisses gleich wahr bezüglich der Rekonstruktion dessen, was WIRKLICH geschehen ist".
Natürlich ist
nicht jede (perspektivische) Analyse gleich wahr, nur weil sie formal/wissenschaftlich/methodisch möglich ist. - Meine Aussage war immer, dass unterschiedliche Perspektiven zu unterschiedlichen Ergebnissen in Bezug auf Dasselbe führen können.
Bezieht es sich auf dieselbe Ebene, kann nur eine richtig sein (Jesus hatte WIRKLICH entweder eine Naherwartung oder keine). - Bezieht es sich auf unterschiedliche Ebene, können beide richtig sein (Keine Teleologie in der Biologie (Schöpfung)/Teleologie in dem, aus dem Schöpfung ist (Gott)). - Das sollte intellektuell nachvollziehbar sein.
sven23 hat geschrieben:Hast du damals gelogen oder heute?
Weder noch, wie Du jetzt weißt.
sven23 hat geschrieben: Die Realtiät schert sich einen feuchten Kericht darum, ob du an sie glaubst oder nicht.
Bingo. - Aber damit, dass man verleugnet, dass die eigenen Wahrnehmung nur Vorstellung ist, ist man nicht der "Realität" näher.
sven23 hat geschrieben:Was soll das bringen, außer einer zirkelreferenten Bestätigig dieser Setzung?
Jetzt hast Du gerade erst gelernt, dass "Stockfehler-Zirkelreferenz" etwas anderes ist als "Schlussfolgerungen aufgrund einer Perspektive" - und fällst WIEDER zurück!!!
Aber bitte - dann heißt das, dass auch die HKM zirkelreferent bestätigt - warum läßt Du es darauf ankommen?
sven23 hat geschrieben:Das ist mein Reden seit 33.
Nein - das ist keine Antwort. - Die Frage lautet: Willst Du eine Wissenschaft, die ALLE historischen Möglichkeiten berücksichtigt? Oder willst Du Wissenschaft so definieren, dass sie es nicht kann?
sven23 hat geschrieben:die kanonische Exegese von der göttlichen Inspiriertheit und Irrtumslosigkeit der Schrift ausgeht
Das ist doch etwas ganz anderes - die kanonische Exegese sagt doch nicht, dass die Schrift DESHALB wahr ist, weil die Schrift es sagt. - Die kanonische Exegese sagt vielmehr, dass sie aus geistigen Gründen setzt, dass die Schrift von Gott inspiriert ist. - Das ist doch wieder mal was ganz anderes.
sven23 hat geschrieben:Thaddäus:"Die Anwendung der kanonischen Exegese erfordert die vorausgehende explizite Glaubensentscheidung, dass die biblischen Schriften als einheitlicher Kanon auf Jesus als Christus, also auf Jesus als Erlöser und Gottessohn, zu interpretieren sei. Erfolgt dieser Glaubensentscheid nicht, können die biblischen Schriften nicht adäquat interpretiert werden".
Recht hat sie - hinzuzufügen wäre, dass die HKM dasselbe andersrum macht - Stichwort: Zahrnt und Bultmann.
sven23 hat geschrieben: Thaddäus: "denn für alle Nicht-Christen wird methodisch von vornherein ausgeschlossen, dass sie eine sachgerechte Exegese der biblischen Schriften vorlegen können"
Eine parteiische Annahme - denn selbstverständlich kann man aus einer bekannten Perspektive sachlich darstellen (="Sachlich aus dieser Perspektive"). - Nebenbei: Deshalb kann ein Christ auch eine HKM-Darstellung nachvollziehen, weil sie deren Perspektive kennt - siehe Theißen: "Methodisches Ergebnis".
Mit anderen Worten: Spätestens ab hier ist Thaddäus' "Beweis" fürn Arsch, weil er rein parteilich-system-intern ist.
sven23 hat geschrieben:Thaddäus: "Dagegen ist die historisch-kritische Methode intersubjektiv nachvollziehbar bezüglich ihrer Plausibilitätskriterien".
Hier wird "Plausibilität" im Sinn einer eigenen Perspektive willkürlich universal erhöht - geht in der Philosophie nicht.
sven23 hat geschrieben:Dem ist nichts hinzuzufügen.
Doch: Selber nachdenken.
sven23 hat geschrieben:Trotzdem, nenne doch mal eine Aussage, die gleichzeitig wahr und unwahr ist.
"Naherwartung Jesu" ist wahr in der Logik von HKM-Prämissen und unwahr in der Logik theologischer Prämissen. - Merke: Logik baut IMMER auf Voraus-Setzungen auf.
Was ONTISCH wahr ist, steht auf einem anderen Blatt, also: "Hatte Jesus WIRKLICH eine Naherwartung?". - Da gibt es nur EINE Antwort, die aber nicht perspektivisch lösbar ist - da kann man nur "Seines" verfechten und hoffen, dass man an dem, was ist, nahe dran ist.
sven23 hat geschrieben:Es ging um deine Behauptung, ein Wissenschaftler könne tagsüber z. B. Geologe sein und nach Feierabend Kurzzeitkreationist.
Und ich habe Dir gesagt, dass es möglich ist, wenn er "die Schaffung des Menschen" auf die geistige Substanz bezieht: "Wann wurde der Mensch geistig geschaffen? - Also wann im Laufe der Evolution fand dieser 'Klick' statt, durch den erstmalig ein Mensch bewusst 'Ich' sagen konnte und durch den er in Folge davon transzendent denken konnte".
Aber um Dich zu befrieden: NATURALISTISCH gesehen gebe ich Dir in diesem Fall recht. - Ich schließe persönlich aus, dass man palänthologisch arbeitet und Menschenknochen in Kenia ausbuddelt, die älter als 1 Mio sind und gleichzeitig glauben kann, diese Knochen seien maximal 4000 Jahre alt. - Aber es gibt eben auch die geistige Ebene: Seit wann gibt es den Menschen als geistige, transzendenz-fähige Ich-Person? Vermutlich sind es weniger als 1 Mio Jahre.
sven23 hat geschrieben:Unfug, ich trenne sie ganz entschieden und habe schon 100 mal auf die Diskrepanz hingewiesen.
Tust Du bei der HKM ausdrücklich NICHT - dort meinst Du, deren Prämissen/Perspektive seien Teil der Wissenschaft selbst. - Du machst ein Ragout, das Du anderen vorwirfst.