closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Verstehen tust Du die Welt doch.
Anthropozentrisch/"cogito-entrisch" ja.
Aber nein! Du definierst das Sein, Du definierst Gott, Du definierst, was der Mensch ist und was er nicht ist, Du definierst, dass Wahrnehmung und Sein unterschiedliche Dinge sind.
Den anderen Menschen obliegt es nur noch, Dir entweder Recht zu geben - in dem Fall sind sie geistig - oder Dir nicht Recht zu geben - in dem Fall sind sie ungeistig und sehen alles nur aus ihrer eigenen Perspektive - ohne es zu wissen.
Dass Du genau dasselbe tust, ist Dir nicht gegeben zu erkennnen.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Du verfällst immer mehr dem de-facto-Solipsismus, dem Du doch gerade entrinnen willst.
Das ist doch gerade mein Vorwurf.
Was ist Dein Vorwurf - dass Du diesem Solipsismus de facto verfallen bist?
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Und das alles nur, weil Du nicht möchtest, dass man differenziert.
Gerade das möchte ich - nämlich die Welt nicht nur als Ich-Erlebnis-Welt verstehen, sondern in ihrem Sein selber.
Du weigerst Dich fast tollwütig dagegen, zu differenzieren.
closs hat geschrieben:Neulich kam mal eine interessante Sendung über einen unberührten Volksstamm, bei dem es das Wort "rechts" und "links" gibt. - Wenn ich Dir in Florenz im Café entsprechend gegenübersitze, ist für mich der Dom von Florenz rechts, für Dich links. - Warum? Weil es anthropozentrisch korrekt ist.
Dieser Stamm macht es anders: Bei ihm könnte die Aussage lauten "Der Dom ist zwischen den Appeninnen und dem Arno" - also völlig unabhängig vom zufälligen Standpunkt des Menschen - also un-anthropozentrisch. - Damit sind sie unreflektierend Galileo ("wir müssen die Erde aus Sicht der Sonne sehen") näher als der Kirche des Mittelalters ("wir sehen nicht, dass die Erde die Sonne umkreist, sondern dass die Sonne im Osten auf- und im Westen untergeht - also umkreist die Sonne die Erde").
Mein Argument, dass "Perspektive" erst mit dem Menschen entsteht, umgehst Du geflissentlich.
Stattdessen redest Du von ganz belanglosen Dingen, die nicht in die Tiefe gehen und mit der Substanz des Themas nichts zu tun haben.
Da möchte man fast sagen: "Mensch! Werde wesentlich!"
closs hat geschrieben:Wenn ich jetzt einige mühsamen Argumente weglasse führt dies zu meinem folgenden Verdacht:
Die heutige Philosophie scheint der mittelalterlichen Geozentrik näher zu sein als der galieischen Heliozentrik. - Natürlich wird dies der Naturalist vehement bestreiten - übersehend, dass sein system-objektives Weltbild im Grunde ein anthropozentrisches Weltbild geblieben ist (also in vor-galielischer Tradition steht). - Man reflektiert das nicht, weil man als Credo hat: Maßstab ist das in unserer Wahrnehmung Falsifizierbare.
Langsam habe ich den Verdacht, dass Du mich nicht auf dem Radar hast. Dass Du nur gegen Naturalisten diskutieren kannst und da Deine Sprüche loslassen kannst, dass Du aber nicht
grundsätzlich philosophieren kannst.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Aber die fundamentalistischen Naturalisten hast Du ja auf Deiner Seite.
Und deshalb stellr diese Aussage geradezu genial auf den Kopf, was ich die ganze Zeit sage.
Natürlich sagst Du das Gegenteil. Du sagst in der Tat die ganze Zeit das Gegenteil.
Trotzdem ist Deine Sicht die der fundamentalistischen Naturalisten.
Du merkst doch inzwischen schon selber, dass Du mit ihnen übereinstimmst.
closs hat geschrieben: - Denn es ist ja gerade mein Anliegen "individuelles Welt-Verständnis" kategorial von dem zu unterscheiden, was ein nicht-anthrozentrisches Welt-Verständnis sein könnte.
Das hat Münek Dir ja gerade bestätigt.
Und: Dein kategoriales Denken ist doch eben gerade naturalistisch.
Wer geistig ist, käme auf diese Idee nicht.
closs hat geschrieben:"Könnte" deshalb, weil wir es als anthropozentrisch Gebundene nicht wissen können, aber - wie ich meine - bei entsprechenden Fragestellungen indirekt erschließen könnten. - Genau DAS wäre aus meiner Sicht "Philosophie" - und eben nicht die selbst-verliebte Pflege von Anthropzentrismen.
Ich hätte mich nicht getraut, das so von mir aus zu sagen: aber genauso kommst Du mir vor: selbstverliebt in Deine Anthropzentrismen, die Du für nicht-anthropozentrisch hältst. Und alles tust, um diese Selbsterkenntnis zu verhindern.
Manchmal dachte ich, Du glaubst mehr an Dich als an Gott.
closs hat geschrieben:Dies "beweist"man durch System-Schlüssiges, entsorgt dann den Rest als "irrelevant" und hat sich damit der Mühe entledigt, grundlegende Fragen der menschlichen Position in der Welt zu stellen, geschweige denn zu beantworten. - Den Rest nennt man dann trotzdem Philosophie (das Wort ist offensichtlich zu schön, um es aussterben zu lassen

- was aber vielleicht fairer wäre).
Damit hast Du Dich wunderbar selber beschrieben.