Münek hat geschrieben:Jesus hat seinen Zeitgenossen weder seinen Tod noch seine Auferstehung als Beginn der Gottesherrschaft verkündigt.
Nach Klaus Hemmerle geht es im Katholizismus um "die Logik des Kreuzes, genauer der Gottesherrschaft im Kreuz" - geistig logisch ist das allemal. - WIE dies Jesus wörtlich formuliert hat, weiss ich auswendig jetzt auch nicht - aber nimm hin, dass es die Grundlage der RKK ist.
Münek hat geschrieben:Da kannst Deine Behauptung nicht belegen, dass von Seiten der RKK dem Konsens der Neutestamentler über Jesu Irrtum offiziell widersprochen wurde.
Es wird als EIN Nebenstrang der Theologie zur Kenntnis genommen, spielt aber keine theologische Rolle - siehe oben.
sven23 hat geschrieben:In der historischen Jesusforschung ist nur die historisch-kritische Methode zu gebrauchen.
Kann man so sehen - um den PReis, dass es EIN Versuch ist.
sven23 hat geschrieben: Insofern gibt es zwar eine Auseinandersetzung, aber keine auf wissenschaftlicher Ebene.
Das ist nur dann richtig, wenn man die HKM als einzige wissenschaftliche Disziplin in der Theologie verstehen möchte. - Diese (Selbst-) Isolierung wird aber nicht sondernlich ernst genommen.
sven23 hat geschrieben:Die Setzung der Irrtumslosgikeit ist ja schon mal von vorne herein ein ideologischer Fehltritt
Da sehe ich auch ein Problem - zumindestens ist es sehr missverständlich. - Selbstverständlich stellt es sich weit differenzierter dar, wenn man in die Tiefe geht, aber in jedem Fall ist es eine Steil-Vorlage, um es zu dieskreditieren.
sven23 hat geschrieben: Kommt dann noch Interesselosigkeit an der Primärbedeutung und Weiterentwicklung eines Textes hinzu, verabschiedet man sich von endgültig vom Anspruch eines umfassenden Textverständnisses.
Du hältst an Deinen Irrungen fest: Die kanonisches Exegese ist an der Primärbedeutung im Sinne Jesu sehr interessiert - es ist ihr Kerninteresse. - Sie sieht in der Tat die Rezeptions-Meinung als sekundär an, die wiederum für die HKM zentral ist, weil sie (methodenbedingt) nicht Jesus-Untersuchung, sondern Quellen-Untersuchung macht.
sven23 hat geschrieben:Man bewegt sich also ständig in zirkelreferenten Argumentationen.
Das macht aber eine HKM auch, sobald sie inhaltlich interpretiert - das bleibt sich unterm Strich gleich.
sven23 hat geschrieben:Ein Theißen macht das deshalb nicht, weil es Unsinn ist.
Also untersucht er nur den Fall, dass Jesus NICHT "Gottes Sohn"/Gott ist. - Und so stehen sich zwei Wissenschaften gegenüber, die komplett unterschiedliche Perspektiven einnehmen zur Frage "Wer ist Jesus". - SChön wäre es, wenn man dies in EINER Wissenschaft machen könnte - ich vermute, dass dies das Ziel Ratzingers war.
sven23 hat geschrieben:Sie <die kanonische Exegese> setzt Jesus als Sohn Gottes voraus, und findet diese Setzung in der Bibel bestätigt. Ein astreiner Zirkelschluss.
Die HKM setzt (nicht aussage-, jedoch) methodenbedingt Jesus als Nur-Wanderprediger voraus, und findet diese Setzung in der Bibel bestätigt. Ein astreiner Zirkelschluss.
sven23 hat geschrieben:Jesus hat den Irrtum der Naherwartung geteilt, aber auch überwunden.
Aha - interessanter Nebenbei-Satz: Jesus hatte also zumindestenes zum Ende seiner "Karriere" KEINE Naherwartung.
Davon abgesehen: In meiner Unkenntnis der Details ist es für mich sehr gut vorstellbar, dass Johannes der Täufer eine "äußere" Naherwartung hatte, denn man kann nicht erwarten, dass er schon Jesu Paradigmenwechsel vorempfunden hat - nur: Der Satz "Das Reich Gottes ist nah" taugt dazu nicht als Beleg - da müssten andere Kaliber her. - Denn wenn er diesen Satz genauso verstanden hätte wie Jesus, würde er auch dasselbe meinen wie Jesus - also anders (wenn man von der theologisch-spirituellen Seite herkommt).
sven23 hat geschrieben:"Auffällig ist, dass Matthäus den Täufer noch vor Beginn seiner Rede mit den programmatischen Worten zitiert: “Kehrt um! Denn nahegekommen ist die Königsherrschaft der Himmel (Mt 3,2)!†Das entspricht exakt jenen Worten, mit denen wenig später Jesus erstmals in Erscheinung treten wird (Mt 4,17; vgl. etwas volltönender Mk 1,15); ganz gleichlautend führen beide auch das Gerichtswort von dem unfruchtbaren Baum im Munde (Mt 3,10 / Mt 7,19). Matthäus macht durch diese strenge Parallelität deutlich: Der Täufer und Jesus ziehen sachlich an einem Strang. Ihre Botschaft stimmt vor allem darin überein, dass sie die nahe Gottesherrschaft ankündigen und zur Umkehr rufen."
Absolut ok - bis auf die Interpretation.
Meint Johannes der Täufer es alttestamentarisch oder neutestamentarisch - oder um es pointiert zu sagen:
Wenn J.d.T. es alttestamentarisch gemeint hat und Jesus im neutestamentarischen Paradigmenwechsel, bedeutet derselbe Satz ganz Unterschiedliches und ist somit als Beleg unbrauchbar.
sven23 hat geschrieben:Sie ist zirkelreferent und deshalb in der historischen Jesusforschung unbrauchbar.
Die HKM ist es auch mehrfach genannten Gründen auch.
sven23 hat geschrieben: Der Paradigmenwechsel durch die Kreuzestheologie von Paulus bestand doch lediglich darin, aus der Niederlage der Kreuzigung posthum noch einen Sieg zu konstruieren.
So kann man es säkular interpretieren, aber nicht theologisch.
sven23 hat geschrieben:Rudolf Bultmann brachte es auf den Punkt
Das war seine Meinung, der man sich anschließen kann, wenn man es genauso sieht.
sven23 hat geschrieben:Wer sagt das? Doch wohl nur die Glaubensdogmatiker.
Das sagt eine Theologie, die von der Existenz Gottes ausgeht. - Ist Dir eine Naturwissenschaft bekannt, die NICHT von der Existenz der Natur ausgeht?
sven23 hat geschrieben:wehe sie stört den exegetischen Tiefschlaf der Glaubendogmatiker.
Du überschätzt die Rolle der HKM - in heutiger interpretativ gearteten Gestalt wird die HKM eher als Geist verstanden, den man rief, aber nicht mehr loskriegt, weil er zauberlehrlinghaft die Rolle des MEisters übernehmen will.
sven23 hat geschrieben:Zenger betont ja ausdrücklich, dass Ratzinger einen Gegenentwurf zur historisch krititischen Methode beabsichtigt. Deshalb nehme ich Ratzingers Bekenntniss zur HKM auch nicht sonderlich ernst.
Ja - es ist ein Gegenentwurf, weil die HKM zunehmend ihr Kerngeschäft des Beobachtens und Beschreibens ausgeweitet hat in eine interpretative Disziplin - und dafür, meint Ratzi, müsse sie sich geistg öffnen, weil es sonst sinnlos sei. - Ratzis traditionelles Bekenntnis zur HKM bezieht sich dagegen auf deren beobachtendes und beschreibendes Kerngeschäft. - Insofern ist es ernst zu nehmen, weil er das wirklich so meint.