Alles Teufelszeug? VI

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sven23
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#831 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » Mo 31. Jul 2017, 07:24

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Von "methodischen Ergebnissen" spricht Theißen zwar nirgendwo
Steht das nicht wörtlich im Vorwort?
Nein, das ist closs-Sprech. :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das ist der Unterschied zu Glaubensdogmatikern.
Wenn Du damit die Theologie meinst: Falsche Aussage - auch die Theologie erzeugt "methodische Ergebnisse" auf wissenschaftlicher Basis.
Wenn du glaubst, dass Glaubensbekenntnisse irgendwas mit wissenschaftlicher Methodik zu tun haben, dann hast du ein seltsames Wissenschaftsverständnis.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Theißen sagt:„So stellt es sich uns auf dem Stand der Forschung dar."
Er meint damit SEINE Forschung - also die Forschung der HKM.
Natürlich meint er die historisch-kritische Forschung. Glaubensbekenntnisse haben in der historischen Forschung nichts verloren. Wenn dir das immer noch nicht klar ist, bist du ein ziemlich hoffnungsloser Fall. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Natürlich, einer zirkelreferenten Glaubenshermeneutik. Darauf habe ich oft genug hingewiesen.
Fälschlicherweise. - "Perspektive" ist IMMER a priori - auch die HKM-Perspektive. - Nach Deinen eigenen Worten wäre die HKM zirkelreferent - was albern ist.
Das wäre genau so albern, wie deine Behauptung, jeder mathematische Beweis sei ein Zirkelschluss. Weder das ein, noch das andere ist zutreffend.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Also eine rückwirkende, gewaltsame Anpassung des späteren kerygmatischen Christus an den historischen Jesus.
Nicht gewamltsam, sondern durch Erkenntnis. - Was ist dagegen einzuwenden, wenn man mit der Zeit erkennt, was Jesus damals mit großer Wahrscheinlichkeit wirklich gedacht und gemeint hat?
Was du "erkennen" nennst, ist in Wirklichkeit ein Glaubensentscheid, der diametal im Widerspruch zu den meisten Forschungsergebnissen steht.
Kann man machen, aber dann sollte man das Wort "Wissenschaft" im Zusammenhang mit historischer Forschung nicht in den Mund nehmen.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Forschung ist ergebnisoffen und hat nicht das Ziel, die Göttlichkeit des jüdischen Apokalyptikers zu beweisen oder zu widerlegen.
Das ist richtig - weder HKM noch Kanonik tun das - da sind sich beide Forschungszweige mal einig. - Sollte man sich im Kalender ankreuzen.
Kanonik setzt die göttliche Inspiriertheit und Irrtumslosigkeit der Schriften voraus. Auf dieser Basis findet sie sich dann in den Texten bestätigt. Zirkelschlüssiger kann man nicht vorgehen.

Die Bibel ist Gottes Wort, denn es steht geschrieben „alle Schrift ist von Gott eingegeben“.
Quelle: Wikipedia

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Der Punkt ist, dass eine von Legenden völlig überwucherte Figur mit allergrößter Wahrscheinlichkeit der historischen Wahrheit nicht näher kommt, sondern sich im Laufe der Zeit immer weiter von dieser entfernt.
Pure Spekulation. - Ist Dir noch nie passiert, dass Dir beim Älterwerden etwas klar geworden ist, was Du als jüngerer Mensch nicht kapiert hast?
Was hat das mit der wissenschaftlich arbeitenden historischen Jesusforschung zu tun?

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Entweder ist man Wissenschaftler oder Glaubensdogmatiker. Beides zusammen geht in der historischen Forschung nicht.
Dein Satz stimmt sogar - nur anders als Du denkst.- :lol: - Aber was hat das mit Theologen wie Ratzinger zu tun?
Weil er ein Glaubensdogmatiker ist, der den Glaubensentscheid einfordert. Wissenschaft ade.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Genau, er muss es sein, sonst fällt alles in sich zusammen.
Stimmt - damit würde das Christentum seiner Grundlage beraubt sein.
Und da nicht sein kann, was nicht sein darf, wehrt man sich mit Händen und Füßen. In der Wissenschaft dürfen solche Überlegungen keine Rolle spielen.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nur mit dem von Legenden überwucherten Christus der Kirche hat er nicht viel zu tun.
Genau um diese Frage kümmern sich historisch-kritische Forscher und Teile der Theologie.
Das sag ich doch schon gefühlte 1000 mal. Die Diskrepanz zwischen beiden Polen ist hinlänglich bekannt. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:So wie Jesus sich irrte, als er meinte, man dürfe kein Haus auf Sand bauen. Heute werden die höchsten Gebäude der Welt auf Sand gebaut.
Trotzdem weiß der verständige Mensch, was Jesus damit meint.
Seine Methapher war nur an Zeitgnossen gerichtet und damals sicher gültig. Heute nicht mehr.
Es ist ein genereller Fehler, jedes angeblich jesuanische Wort der Bibel zu ewig gültigen Wahrheiten stilisieren zu wollen.
Der jüdische Apokalyptiker war ein Kind seiner Zeit und richtete seine Botschaft an seine jüdischen Zeitgenossen. Mit heutigen Generationen hatte er nichts im Sinn, schon gar nicht mit nicht-Juden.
Die Projektion auf die ganze Menschheit ist vor allem Paulus zu verdanken. Kann man machen, man sollte dann aber so ehrlich sein, und aufhören zu behaupten, die sei der ursprüngliche Wille des jüdischen Apokalyptikers gewesen.
Dagegen sprechen alle Forschungsergebnisse.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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sven23
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#832 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » Mo 31. Jul 2017, 07:32

Münek hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das ist der Unterschied zu Glaubensdogmatikern.
Wenn Du damit die Theologie meinst: Falsche Aussage - auch die Theologie erzeugt "methodische Ergebnisse" auf wissenschaftlicher Basis.
Falsch - die Festlegung der kirchlichen Dogmen als absolute unumstößliche Wahrheiten basierte NICHT auf wissenschaftlichen Untersuchungen, sondern allein auf dem Glauben, dass die Bibelschriften das inspirierte "Wort Gottes" sind.

Keine Wissenschaft käme übrigens auf die Idee, ihre Forschungsergebnisse als ewig gültige Wahrheiten hinzustellen. Ein absolutes
No-Go.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer wie closs intektuell nicht in der Lage sein soll, das zu kapieren.
Inzwischen denke ich, dass er nur noch aus ideologischen Gründen dagegen hält, sonst bricht sein Weltbild zusammen. Inhaltlich kommt da sowieso schon lange nichts mehr.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#833 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Mo 31. Jul 2017, 09:55

Münek hat geschrieben:Wie willst Du Dir ein Bild von der Primär-Literatur machen, wenn Du deren Lektüre ablehnst?
Ähm - kann es sein, dass Du nicht weißt, was man mit "Primärliteratur" meint? - Kleine Hilfestellung: Die Primärliteratur kenne ich.

Münek hat geschrieben:Falsch - die Festlegung der kirchlichen Dogmen als absolute unumstößliche Wahrheiten basierte NICHT auf wissenschaftlichen Untersuchungen, sondern allein auf dem Glauben
Meine Aussage war:
Closs hat geschrieben:auch die Theologie erzeugt "methodische Ergebnisse" auf wissenschaftlicher Basis.
Warum gibst Du dann so eine Antwort?

Mit dem Rest Deiner Ausführungen kann ich noch weniger anfangen, weil sie jenseits von gut und böse sind.

sven23 hat geschrieben:Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer wie closs intektuell nicht in der Lage sein soll, das zu kapieren.
Wieder mal typisch: Du spiegelst eigene Schwachstellen und meinst, sie damit loswerden zu können.

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#834 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Mo 31. Jul 2017, 10:30

sven23 hat geschrieben:Nein, das ist closs-Sprech.
Guck halt noch mal bei Theißen nach.

sven23 hat geschrieben:Wenn du glaubst, dass Glaubensbekenntnisse irgendwas mit wissenschaftlicher Methodik zu tun haben, dann hast du ein seltsames Wissenschaftsverständnis.
Wenn ich so einen Blödsinn meinen würde, hätte ich in der Tat ein seltsames Wissenschaftsverständnis. - Meine Aussage war eine ganz andere:
Closs hat geschrieben:auch die Theologie erzeugt "methodische Ergebnisse" auf wissenschaftlicher Basis.

sven23 hat geschrieben:Natürlich meint er die historisch-kritische Forschung.
Bravo - danke für diese Präzisierung. - Und wenn es Dich interessiert, guckst Du Dich mal um und nimmst mal andere wissenschaftliche Disziplinen der Theologie zur Kenntnis.

sven23 hat geschrieben:Das wäre genau so albern, wie deine Behauptung, jeder mathematische Beweis sei ein Zirkelschluss. Weder das ein, noch das andere ist zutreffend.
DU bist doch derjenige, der ständig damit kommt - mein Beispiel mit der Mathematik sollte Dir vor Augen führen, was rauskommt, wenn man "Zirkelreferenz" so anwendet, wie Du es definierst.

sven23 hat geschrieben:Was hat das mit der wissenschaftlich arbeitenden historischen Jesusforschung zu tun?
Nichts - aber mit Bibelverständnis und Hermeneutik. - Das ist doch genau der Unterschied: Die HKM interpretiert die Bibel unter dem Aspekt "Was haben die Textverfasser/Rezipienten aus ihrer Zeit damals verstanden?" - im "Hermeneutischen Zirkel" fragt man: "Was entdecke ich mit wachsender Erkenntnis, was Jesus damals gedacht und gemeint hat". - Beide Disziplinen versuchen, der Wirklichkeit Jesu auf unterschiedlichen Wegen gerecht zu werden - und mal ist der eine vorne, mal der andere.

sven23 hat geschrieben:Weil er ein Glaubensdogmatiker ist, der den Glaubensentscheid einfordert. Wissenschaft ade.
Das ist Dein Drama. Du erkennst nicht, dass HKM-Interpretationen (ich spreche nicht von Beobachtungen) genauso a priori beeinflusst sind wie kanonische Interpretationen. - Und diesen Deinen Erkenntnis-Mangel verkaufst Du Dir und anderen als Überlegenheit - perfekte Immunisierung.

sven23 hat geschrieben:Und da nicht sein kann, was nicht sein darf, wehrt man sich mit Händen und Füßen. In der Wissenschaft dürfen solche Überlegungen keine Rolle spielen.
Und wieder verwechselst Du etwas - denn: WÄRE die wissenschaftliche Frage "Ist Jesus Gott?" UND die Theologie würde gleichzeitig sagen "Wir untersuchen unter der Prämisse, dass Jesus Gott ist", hättest Du recht. - Aber so ist es halt nicht.

Denn die Theologie stellt eine ganz andere Frage - nämlich: "Wie ist die Bibel anhand wissenschaftlicher Beobachtungen zu INTERPRETIEREN, wenn Jesus göttlich ist?". - Genauso wie es die HKM macht mit: "Wie ist die Bibel anhand wissenschaftlicher Beobachtungen zu INTERPRETIEREN, wenn Jesus nur menschlich ist?". - Du erinnerst Dich an die Prämisse von Zahrnt und Ähnliches von Bultmann.

Was zum Teufel bringt Dich dazu, im einen Fall von zirkelkreferent und im anderen Fall von ergebnisoffen zu sprechen?

sven23 hat geschrieben:Es ist ein genereller Fehler, jedes angeblich jesuanische Wort der Bibel zu ewig gültigen Wahrheiten stilisieren zu wollen.
Der jüdische Apokalyptiker war ein Kind seiner Zeit und richtete seine Botschaft an seine jüdischen Zeitgenossen.
Falsche Schlussfolgerung. - Denn man darf gewählte Bilder ("Wie sage ich's meinem Kinde?") nicht mit dem verwechseln, worauf sich diese Bilder beziehen. - Die Bilder sind Zeiterscheinungen - korrekt. - Aber doch nicht das, worauf sie sich beziehen.

Wie kann man geistige Texte verstehen wollen, wenn man diese Grunderkenntnis nicht hat?

sven23 hat geschrieben: Kann man machen, man sollte dann aber so ehrlich sein, und aufhören zu behaupten, die sei der ursprüngliche Wille des jüdischen Apokalyptikers gewesen. Dagegen sprechen alle Forschungsergebnisse.
Aber nicht theologische Forschungsergebnisse, sondern nur historisch-kritische. - Es gab hier immer wieder mal theologisch orientierte Foristen, die zum Verständnis dieser Frage versucht haben, AT und NT komplex darzustellen und zu erklären - natürlich gewohnt erfolglos. - In anderen Worten: Diese Frage kann man nicht mit HKM-Regeln beantworten.

Allenfalls kann man beobachten, dass es unterschiedliche Schwerpunkte bei Jesus und bei Paulus gibt, dann seine hermeneutische Perspektive zur Kenntnis geben und auf dieser kenntlich gemachten Basis interpretieren. - Und dann kommen andere, die andere hermeneutische Perspektiven haben - und dann vergleicht man.

Aber ständig von "DIE Forschung" zu sprechen und nur sich zu meinen, ist Kindergarten.

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#835 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » Mo 31. Jul 2017, 11:23

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wie willst Du Dir ein Bild von der Primär-Literatur machen, wenn Du deren Lektüre ablehnst?
Ähm - kann es sein, dass Du nicht weißt, was man mit "Primärliteratur" meint? - Kleine Hilfestellung: Die Primärliteratur kenne ich.
Du kannst sie aber nicht richtig interpretieren, weil du dich nicht für die neutestamentliche Forschung interessierst. Das Ergebnis sieht man. :roll:

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Falsch - die Festlegung der kirchlichen Dogmen als absolute unumstößliche Wahrheiten basierte NICHT auf wissenschaftlichen Untersuchungen, sondern allein auf dem Glauben
Meine Aussage war:
Closs hat geschrieben:auch die Theologie erzeugt "methodische Ergebnisse" auf wissenschaftlicher Basis.
Warum gibst Du dann so eine Antwort?
Seit wann sind Glaubensbekenntnisse eine Methode auf wissenschaftlicher Basis? Münek hat absolut Recht und du weißt das auch.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer wie closs intektuell nicht in der Lage sein soll, das zu kapieren.
Wieder mal typisch: Du spiegelst eigene Schwachstellen und meinst, sie damit loswerden zu können.
Nein, wir zeigen dir die Schwachstellen in deiner Argumentation auf.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#836 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » Mo 31. Jul 2017, 11:48

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, das ist closs-Sprech.
Guck halt noch mal bei Theißen nach.
Habe ich und es ist closs-Sprech.
Theißen sagt, dass die Forschungsergebnisse auf dem derzeitigen Stand des Wissens sich so darstellen. An dem ein oder anderen Punkt wird man sicher auch in Zukunft noch Feinjustierungen vornehmen, aber die wesentlichen Punkte sind seit 200 Jahren so geblieben. Es ist ähnlich wie bei der Evolutionstheorie. Alle ideologischen Bemühungen, sie zu widerlegen, sind gescheitert.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wenn du glaubst, dass Glaubensbekenntnisse irgendwas mit wissenschaftlicher Methodik zu tun haben, dann hast du ein seltsames Wissenschaftsverständnis.
Wenn ich so einen Blödsinn meinen würde, hätte ich in der Tat ein seltsames Wissenschaftsverständnis. - Meine Aussage war eine ganz andere:auch die Theologie erzeugt "methodische Ergebnisse" auf wissenschaftlicher Basis.
Die auf Glaubensbekenntnissen :roll: beruhen, sie oben.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Natürlich meint er die historisch-kritische Forschung.
Bravo - danke für diese Präzisierung. - Und wenn es Dich interessiert, guckst Du Dich mal um und nimmst mal andere wissenschaftliche Disziplinen der Theologie zur Kenntnis.
Glaubensdogmatiken interessieren mich weniger. Hier geht es um die historische Jesusforschung, falls du das noch nicht mitbekommen hast, und da spielen Glaubensbekenntnisse nun mal keine Rolle.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das wäre genau so albern, wie deine Behauptung, jeder mathematische Beweis sei ein Zirkelschluss. Weder das ein, noch das andere ist zutreffend.
DU bist doch derjenige, der ständig damit kommt - mein Beispiel mit der Mathematik sollte Dir vor Augen führen, was rauskommt, wenn man "Zirkelreferenz" so anwendet, wie Du es definierst.
Nein, dein Beispiel war grottenfalsch. Wenn du die Größe hättest, würdest du deinen Fehler auch mal eingestehen. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Was hat das mit der wissenschaftlich arbeitenden historischen Jesusforschung zu tun?
Nichts - aber mit Bibelverständnis und Hermeneutik. - Das ist doch genau der Unterschied: Die HKM interpretiert die Bibel unter dem Aspekt "Was haben die Textverfasser/Rezipienten aus ihrer Zeit damals verstanden?" - im "Hermeneutischen Zirkel" fragt man: "Was entdecke ich mit wachsender Erkenntnis, was Jesus damals gedacht und gemeint hat". - Beide Disziplinen versuchen, der Wirklichkeit Jesu auf unterschiedlichen Wegen gerecht zu werden - und mal ist der eine vorne, mal der andere.
Unsinn, dem historischen Jesus kommt man nur mit geignetem Werkzeug näher, und das ist nun mal die historische Forschung mit der historisch-kritischen Methode. Alles andere glaubendogmatische Zeug kannst du dir in der historischen Forschung abschminken.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Weil er ein Glaubensdogmatiker ist, der den Glaubensentscheid einfordert. Wissenschaft ade.
Das ist Dein Drama. Du erkennst nicht, dass HKM-Interpretationen (ich spreche nicht von Beobachtungen) genauso a priori beeinflusst sind wie kanonische Interpretationen.
Nein, die historische Forschung arbeitet ergebnisoffen, währen Kanonik zirkelreferent arbeitet.

Die Bibel ist Gottes Wort, denn es steht geschrieben „alle Schrift ist von Gott eingegeben“.
Quelle: Wikipedia

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und da nicht sein kann, was nicht sein darf, wehrt man sich mit Händen und Füßen. In der Wissenschaft dürfen solche Überlegungen keine Rolle spielen.
Und wieder verwechselst Du etwas - denn: WÄRE die wissenschaftliche Frage "Ist Jesus Gott?" UND die Theologie würde gleichzeitig sagen "Wir untersuchen unter der Prämisse, dass Jesus Gott ist", hättest Du recht. - Aber so ist es halt nicht.
Denn die Theologie stellt eine ganz andere Frage - nämlich: "Wie ist die Bibel anhand wissenschaftlicher Beobachtungen zu INTERPRETIEREN, wenn Jesus göttlich ist?". - Genauso wie es die HKM macht mit: "Wie ist die Bibel anhand wissenschaftlicher Beobachtungen zu INTERPRETIEREN, wenn Jesus nur menschlich ist?". - Du erinnerst Dich an die Prämisse von Zahrnt und Ähnliches von Bultmann.

Natürlich, denn ich habe sie in die Diskussion eingebracht. :roll:
Zahrnt betont, dass es den Sonderstatus für religiöse Texte nicht geben kann, den du immer wieder sinnloserweise und laienhaft naiv einforderst.

„Die Bibel ist von Menschen geschrieben, sie ist ein menschliches Buch, und darum kann sie nicht anders gelesen und verstanden werden und nicht nach anderen Methoden ausgelegt werden als jedes andere Buch.“
(Heinz Zahrnt, dt. Theologe, 1915-2003)

Der Theologieprofessor Werner Stenger nimmt Nietzsches Philippika als Ansporn für die bei ihm Studierenden, indem er warnend den Finger hebt, Nietzsche habe aufgedeckt, dass "Theologen in der Gefahr stehen, für ihre Auslegung der Bibel solche Privilegien zu beanspruchen"(6) und er meint mit Privilegien den Fehler, den mancher Theologe macht, wenn er "als Glaubender den Büchern der Bibel eine größere Autorität über sich einräumt als anderen Büchern" und dann versucht ist, "die biblischen Texte bei der Auslegung methodisch grundsätzlich anders zu behandeln als andere schriftliche Dokumente aus Vergangenheit und Gegenwart.""
Norbert Rodenbach

closs hat geschrieben: Was zum Teufel bringt Dich dazu, im einen Fall von zirkelkreferent und im anderen Fall von ergebnisoffen zu sprechen?
Ähm, weil es stimmt!


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Kann man machen, man sollte dann aber so ehrlich sein, und aufhören zu behaupten, die sei der ursprüngliche Wille des jüdischen Apokalyptikers gewesen. Dagegen sprechen alle Forschungsergebnisse.
Aber nicht theologische Forschungsergebnisse, sondern nur historisch-kritische. -
Deshalb weise ich doch ständig auf die Unterschiede von historischer Forschung und Glaubensdogmatik hin. Beides ist nicht miteinander vereinbar.

closs hat geschrieben: Aber ständig von "DIE Forschung" zu sprechen und nur sich zu meinen, ist Kindergarten.
Nein, es ist von ganz entscheidender Bedeutung, auf den Unterschied zwischen historischer Forschung und Glaubendogmen/Glaubensbekenntnissen hinzuweisen. Letztere haben in der historischen Forschung nichts verloren.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#837 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Münek » Mo 31. Jul 2017, 13:32

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wie willst Du Dir ein Bild von der Primär-Literatur machen, wenn Du deren Lektüre ablehnst?
Ähm - kann es sein, dass Du nicht weißt, was man mit "Primärliteratur" meint?
Vertan, vertan, sprach der Hahn und stieg von der Ente. :oops:

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Falsch - die Festlegung der kirchlichen Dogmen als absolute unumstößliche Wahrheiten basierte NICHT auf wissenschaftlichen Untersuchungen, sondern allein auf dem Glauben
Meine Aussage war:
Closs hat geschrieben:auch die Theologie erzeugt "methodische Ergebnisse" auf wissenschaftlicher Basis.
Warum gibst Du dann so eine Antwort?
Weil die Prämisse (Bibel = ewiggültiges "Wort einer transzendenten Allmacht") nun mal nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht.

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#838 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Mo 31. Jul 2017, 13:40

sven23 hat geschrieben:Du kannst sie aber nicht richtig interpretieren, weil du dich nicht für die neutestamentliche Forschung interessierst.
Du meinst die historisch-kritische Forschung - ja diesbezüglich hast Du teilweise recht. - Denn geistiges Verständnis hängt nicht von HKM-Forschung ab, weil geistige Zusammenhänge nicht davon abhängen, in welcher Zeit sie welcher Rezipient niedergeschrieben hat - konkret:

Wenn irgendwann in den ersten Jahrhunderten das Thema "Trinität" aufkommt, interessiert mich das, was geistig dahintersteckt, und nicht, dass es dieses Wort erst später gab. - Es geht nicht um die Rezeptions-Abfolge und deren Bewertung, sondern was im Lauf der Erkenntnis authentisch ist zu dem, was Jesus "ist".

sven23 hat geschrieben:Seit wann sind Glaubensbekenntnisse eine Methode auf wissenschaftlicher Basis?
Und wieder verwechselst Du "Perspektive" mit "Methodik".

sven23 hat geschrieben:Theißen sagt, dass die Forschungsergebnisse auf dem derzeitigen Stand des Wissens sich so darstellen.
Das sowieso - hier ging es - traditionell :lol: - um etwas anderes: Nämlich das wissenschaftliche Ergebnisse immer nur methodische Ergebnisse sind - guck mal Seite 5(?) bei Theißen.

sven23 hat geschrieben:Es ist ähnlich wie bei der Evolutionstheorie. Alle ideologischen Bemühungen, sie zu widerlegen, sind gescheitert.
Du siehst den Feind am falschen Ort - es liegt keiner kirchlichen Theologie daran, die sachlichen Beobachtungen und Beschreibungen von Evolutionstheorie und HKM zu widerlegen.

sven23 hat geschrieben: Wenn du die Größe hättest, würdest du deinen Fehler auch mal eingestehen.
Natürlich mache ich auch Fehler, aber doch nicht, wenn ich Dich auf Deine Eierei in Bezug auf "Zirkelreferenz" und "historisch"/"historisch-kritisch" und "Perspektive/Methodik" hinweise. - Nochmals: Das ist 1. Semester.

sven23 hat geschrieben:Unsinn, dem historischen Jesus kommt man nur mit geignetem Werkzeug näher, und das ist nun mal die historische Forschung mit der historisch-kritischen Methode.
Wenn man "geistig-wirklichen Jesus" mit "historischem Jesus" gleichsetzt, ist Deine Aussage falsch. - Die HKM bringt ein wichtiges äußeres Gerüst, aber keine Antwort auf Fragen wie etwa "Ist Jesus als trinitarische Größe zu verstehen?" - dazu kann die HKM SACHLICH nichts sagen.

sven23 hat geschrieben:Nein, die historische Forschung arbeitet ergebnisoffen, währen Kanonik zirkelreferent arbeitet.
Siehe oben - Du verwechselst halt "Perspektive eines wissenschaftlichen Ansatzes" mit "Methodik der Wissenschaft". - Und aus diesem Stockfehler heraus leistest Du Dir intellektuell indiskutable und weltanschaulich ideologische Sprüche. - Die Wahrheit ist, dass alles "Wissenschaft" ist, was gewissen methodischen Regeln folgt - und dass sowohl HKM als auch Kanonik INNERHALB ihrer Perspektive ergebnisoffen sind.

sven23 hat geschrieben:Zahrnt betont, dass es den Sonderstatus für religiöse Texte nicht geben kann
Und Bultmann fügt hinzu, dass es einen naturalistischen Wirkungszusammenhang der Historie gibt, Wunder also nicht real sein können. - Mit diesen Prämissen tritt man dann an (das darf man - das tut die Kanonik auch), behauptet aber, man habe keine Prämissen (das ist unredlich). - Nochmals: Theißen weiß das, weshalb er ausdrücklich von methodischen Ergebnissen im Sinne von "Ergebnisse nicht mit faktischem Anspruch, sondern im Rahmen der speziellen Vorgehensweise" spricht.

sven23 hat geschrieben:Deshalb weise ich doch ständig auf die Unterschiede von historischer Forschung und Glaubensdogmatik hin.
Diese falsche Gegenüberstellung ist in Dir ideologisch eingebrannt und falsch - richtig wäre: Unterschied zwischen unterschiedlich-perspektivischen Forschungs-Zweigen.

sven23 hat geschrieben:Nein, es ist von ganz entscheidender Bedeutung, auf den Unterschied zwischen historischer Forschung und Glaubendogmen/Glaubensbekenntnissen hinzuweisen. Letztere haben in der historischen Forschung nichts verloren.
Letztere haben auch nichts in theologischen Forschungen zu suchen. - Die theologische Forschung hat zwar andere Vorannahmen, arbeitet aus ihrer Perspektive genauso ergebnisoffen wie die HKM unter ihrer anderen Perspektive. - Immer wieder: Du bist ideologisch extrem verbockt.

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#839 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von closs » Mo 31. Jul 2017, 13:44

Münek hat geschrieben:Vertan, vertan, sprach der Hahn und stieg von der Ente.
Das finde ich bei Dir sympathisch - ich kann mir vorstellen, dass mit Dir eine Radtour ohne jegliche theologische Diskussion sehr angenehm sein könnte.

Münek hat geschrieben:Weil die Prämisse (Bibel = ewiggültiges "Wort einer transzendenten Allmacht") nun mal nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht.
Das ist nicht nur keine wissenschaftliche Erkenntnis, sondern noch mehr überhaupt nicht Gegenstand der Wissenschaft. - Du wirst keine theologische Forschungsdisziplin finden, die wissenschaftlich nachzuweisen versucht, ob die Bibel das "Wort einer transzendenten Allmacht" ist.

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#840 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Pluto » Mo 31. Jul 2017, 14:47

closs hat geschrieben:es liegt keiner kirchlichen Theologie daran, die sachlichen Beobachtungen und Beschreibungen von Evolutionstheorie und HKM zu widerlegen.
Warum tun sie es dann?
Schönborn hat geschrieben:Die Evolution im Sinn einer gemeinsamen Abstammung (aller Lebewesen) kann wahr sein, aber die Evolution im neodarwinistischen Sinn – ein zielloser, ungeplanter Vorgang zufälliger Veränderung und natürlicher Selektion – ist es nicht. Jedes Denksystem, das die überwältigende Evidenz für einen Plan in der Biologie leugnet oder weg zu erklären versucht, ist Ideologie, nicht Wissenschaft
Er bezichtigt damit Evolutionsbiologen der Ideologie. Wenn es nicht so ernst wäre, wäre das eine Lachnummer.

closs hat geschrieben:Die Wahrheit ist, dass alles "Wissenschaft" ist, was gewissen methodischen Regeln folgt - und dass sowohl HKM als auch Kanonik INNERHALB ihrer Perspektive ergebnisoffen sind.
Wessen Wahrheit? Deine?
Ergebnisoffen, und eine Perspektive haben, widersprechen sich hier.

closs hat geschrieben:Die theologische Forschung hat zwar andere Vorannahmen, arbeitet aus ihrer Perspektive genauso ergebnisoffen wie die HKM unter ihrer anderen Perspektive.
Das ist falsch.
Die systematisch theologische Forschung hat nicht andere Vorannahmen sondern im Wesentlichen die Vorannahme, Jesus sei göttlich.
Die HKM hingegen verzichtet auf jegliche Vorannahmen. Ich weiß, das ist für Jemand der gewohnt ist immer mit Vorannahmen zu arbeiten, schwer zu verstehen, aber so ist es nun mal.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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