Münek hat geschrieben:Der Kreuzestod Jesu steht in keinem Zusammenhang mit seiner zentralen Botschaft an das Volk und seiner (Jesu) Naherwartung.
NAtürlich tut er das - es ist die Erfüllung des AT, es ist die Zeit des Paradigmenwechsels.
"Der zentrale Inhalt des „Evangeliums“ lautet: Das Reich Gottes ist nahe. Es wird eine Markierung in der Zeit gesetzt, Neues geschieht. Und es wird eine Antwort der Menschen auf dieses Geschenk verlangt: Bekehrung und Glaube. Das Zentrum dieser Ansage ist die Botschaft vorn Nahesein von Gottes Reich. Diese Ankündigung bildet tatsächlich die Mitte von Jesu Wort und Wirken" (Ratzinger/Jesus).
Meinst Du, die "Markierung in der Zeit" bezöge sich auf eine angebliche Naherwartung Jesus: "Ich bin da, um zu sagen, dass demnächst Gottes Reich kommt - mit Glanz und Gloria" ---???--- - Nein, das Kreuz ist der Paradigmen-Wechsel, ab dem das Reich Gottes endgültig nah ist.
Natürlich muss man das als Säkularer so nicht sehen - aber versuche es doch mal aus Sicht Jesu zu sehen, WENN er "Gottes Sohn"/Gott ist.
Münek hat geschrieben:Eine offizielle negative Stellungnahme der RKK zum wissenschaftlichen Konsens der Neutestamentler kannst Du nicht vorlegen, weil
es sie nicht gibt.
Die methodische Eigenlogik der HKM-Forschung ist doch bekannt - man anerkennt deren setzungs-bedingten Ergebnisse. - Sagt aber gleichzeitig, dass dies nicht für eine substantielle Beurteilung des wirklichen (und damit auch historischen) Jesus geeignet ist.
Wie oft gesagt:
HKM ist gewünscht und geschätzt als wichtiger Lieferant zur Vorbereitung substantiell-geistiger Interpretation des wirklichen Jesus - aber nicht als eigen-gesetzlicher Interpret geistiger Kontexte.
Pluto hat geschrieben:Kannst du Beispiele nennen, wo die HKM unsachlich interpretiert?
Gar nicht (gibt es vielleicht - aber darum geht es mir nicht). - Die HKM interpretiert korrekt im Sinne ihrer Voraus-Setzungen - genau das tut die kanonische Exegese auch.
Pluto hat geschrieben:Das wäre in der Tat falsch. Aber welcher HKM-ler tut denn so was?
Es ist die Regel, weil es gar nicht anders sein KANN.
Folge bitte einmal rein logisch:
1) Relevant ist nur, was nachweisbar ist. - Jesus als Mensch ist nachweisbar, Jesus als "Gottes Sohn"/Gott ist NICHT nachweisbar (da nicht falsifizierbar). - Ergo ist diese Variante methodisch irrelevant.
2) Da sie methodisch irrelevant sein muss, kann man sie nicht als Grundlage einer Interpretation hernehmen - also bleibt nur die säkulare Version = Jesus ist nur eine Wanderprediger.
3) Wenn man aber die Quellen nur nach dieser Version (Jesus ist nur eine Wanderprediger) interpretieren kann, kann man Jesus nicht für den Fall interpretieren, dass er "Gottes Sohn"/Gott war.
4) Nun macht die Bibel aber nur Sinn, wenn es Gott gibt. - Wie kann man die Bibel ausschließlich für den Fall intepretieren, dass sie keinen Sinn macht?
Pluto hat geschrieben:Ihre Aufgabe ist es, ergebnisoffen zu forschen, NICHT irgendetwas über die Existenz Gottes anzunehmen.
Wie Du eben gelesen hast, ist sie NICHT ergebnisoffen, weil sie NUR den Fall annehmen kann, dass Jesus NICHT "Gottes Sohn"/Gott ist. - Das heisst nämlich: Die mögliches Historizität Jesu als "Gottes Sohn"/Gott wird methodik-bedingt von vorne herein ausgeschlossen (= methodisches Dogma).