Halman hat geschrieben:Das was Kurt meint ist ein methodisches Sammeln von Erkenntnissen.
So ist es - und das scheint mir in etwa das zu sein, was Ratzinger unter HKM versteht.
Halman hat geschrieben:Unter Allgemeines zur HKM heißt es: "Wissenschaftliches Arbeiten ist dadurch gekennzeichnet, dass es sich nicht über seine Ergebnisse definiert, sondern darüber, dass alle in Frage kommenden Fakten mit intersubjektiv nachvollziehbaren Methoden geprüft werden und gegebenenfalls falsifiziert werden können".
Was wäre falsifizierbar über ein methodisches Sammeln von Erkenntnissen hinaus? - Nicht viel, meine ich. - Denn:
Feststellen, dass der 2. Petrusbrief dann oder dann entstanden ist oder es vor 2000 Jahren die Essener gab, ist das eine (= HKM). - Daraus zu schließen, dass Jesus eine eigene Naherwartung hatte, ist das andere (= Hermeneutik).
Halman hat geschrieben:Jedenfalls vermag ich diesen Anspruch, die Bibelexegese und die Bibelhermetneutik hier korrekt abzugrenzen und in Beziehung zu setzen und darüber hinaus in ihrer fachlichen "Breite und Tiefe" zu erfassen, nicht zu erfüllen
Ich auch nicht. - Es heisst zwar, man müsse beides unterscheiden, aber wie das im Einzelfall gehen soll, ist mir ebenfalls schleierhaft.
Halman hat geschrieben:In diesen beiden hermeneutischen Methoden, welche die Grundlage der historisch-kritischen Exegse bilden, vermag ich noch keine Weltanschauung zu erkennen.
Aber nur dann, wenn man (siehe Anton) ständig darauf hinweist, dass es sich hierbei um Modell-Aussagen handelt: "Im Sinne unseres (VORHER!!!) definierten Modells hatte Jesus eine Naherwartung". - Also eine Modell-Aussage und keine Wirklichkeits-Aussage.
Nun kann selbstverständlich beides übereinstimmen, aber diese Übereinstimmung kann nicht postuliert werden ("Wir definieren, dass unser Modell nicht nur Modell ist, sondern die Wirklichkeit gepachtet hat"

).
Halman hat geschrieben:Das Gegenteil davon ist die Eisegese.
Man muss dann aber aufpassen, dass nicht jegliche Auslegung außer derjenigen, die von der HKM modell-haft beansprucht wird, als Eisegese gelten muss. - Eigentlich ist aus Sicht der HKMler jegliche Auslegung, die nicht dem eigenen Modell entspricht, als Eisegese zu verstehen - sonst könnte man es nicht als Eisegese bezeichnen, wenn eine andere Bibel-Hermeneutik zum Ergebnis kommt, dass Jesus KEINE Naherwartung hatte. - Und daher kommt mein Vorwurf der Ideologisierung der HKM.
Halman hat geschrieben: narrativen Exegese
Guter Hinweis

- das scheint mir der Bibel-Realität sehr nahe zu kommen.
Münek hat geschrieben:Man spricht auch von historisch-kritischer Exegese. Nun rate mal, was "Exegese" bedeutet? Richtig: Die Auslegung von Texten.
Wenn damit gemeint ist, dass man aus dem methodischen Sammeln von Erkenntnissen enge Schlussfolgerungen zieht ("eng" im Sinne von unmittelbar mit den Erkenntnissen verbundene), ist es ok. - Aber das ist eben noch keine Hermeneutik.
Hermeneutik braucht man aber, um die Bibel zu VERSTEHEN bzw. um sie verstehen zu KÖNNEN. - Ratzinger scheint den Weg zu gehen, HKM in der Rolle des methodischen Sammelns von Erkenntnissen zu sehen, um auf dieser Basis seine Hermeneutik zu entwickeln. - Stell Dir's mal arg verkürzt so vor:
Die HKM ist der Mechaniker, der dem Fahrer erzählt, wie das Fahrzeug aufgebaut ist - aber der Mechaniker sitzt nicht selbst am Steuer. - Der Fahrer (Hermeneutik) ist umgekehrt auf den Mechaniker angewiesen, lässt ihn aber nicht ans Steuer. - Bei der ideologisch verwendeten HKM sitzt der Mechaniker am Steuer.