Pluto hat geschrieben:Das ist sicher nicht böse gemeint, zeugt aber von Unwissen,über die wissenschaftliche Methodik. Denn außer der Methodik selbst, die man befolgen sollte, gibt es weder Grenzen noch Regeln.
Ich weiss, dass es nicht böse gemeint ist - es ist eine unterschiedliche Sicht auf Wissenschaft.
Du siehst die Wissenschaft als Methodik, findest diese Methodik gut und vor allem bewährt - und hast damit recht. - Ich sehe das 1) genauso, verbinde es aber (übrigens wie Popper!) 2) NUR mit Methodik/Wissenschaft und erstmal NICHT mit "Realität". - Natürlich verbinde ich es im zweiten SChritt sehr wohl mit Realität - nämlich im Sinne von: "Welche Realität kann ich mit dieser Methode abbilden?". - Die Antwort beim kritischen Rationalimus (alias Naturwissenschaft): Diese Methodik ist super für materielle Fragestellungen - sogar alternativlos.
Insofern würde ich nie reinreden, wenn ein Physiker von naturwissenschaftlichen Ergebnissen spricht - da kann ich gar nicht mitreden. - Bei Schlussfolgerungen daraus rede ich dann aber schon mit. - Eine dieser Schlussfolgerungen wäre bspw.: "Biologische Teleologie und geistige/metaphysische Teleologie finden auf derselben Ebene statt". - Diese Schlussfolgerung steht der Naturwissenschaft nicht zu - weil sie hier nicht mitreden kann.
Ein anderes Beispiel ist unser Naherwartungs-Thema (es geht längst nicht mehr um "Naherwartung", sondern um die philosophischen/wissenschafts-theoretischen/etc. Aspekte): Ich würde nie reinreden, wenn ein HKM-ler von Beobachtungen an der oder rund um die Quelle spricht - da kann ich gar nicht mitreden. Bei Schlussfolgerungen daraus rede ich dann aber schon mit. - Denn WENN es Gott gibt, sind die Aussagen Jesu in einem ganz anderen Kontext zu interpretieren, als wenn Jesus nur ein Wanderprediger wäre.
Da aber die HKM qua Methodik säkular denken MUSS, kann sie nur in einem säkularen Kontext (= Jesus war nur ein Wanderprediger) interpretieren (ich bin zwar der Meinung, dass HKM trotzdem verschiedene Realitätsmöglichkeiten durchspielen MÜSSTE - aber lassen wir das hier für einen Moment). - Und somit entstehen zwei Exegesen:
Eine säkular deutende Exegese namens HKM - wenn Du willst: Ein methodischer Glaubens-Entscheid. - Und eine spirituell deutende Exegese namens Kanonische Exegese: Ein theologischer Glaubens-Entscheid.
Glaube mir: Wir haben zu meiner wissenschaftlichen Zeit viel deutlicher zwischen objektiver Beobachtung ("Diese Quelle entstand aus folgenden Gründen zwischen 80 und 120 n.Chr.) und Interpretation ("Jesus hatte selbst eine Naherwartung") unterschieden. - Und gerade WEIL wir es unterschieden haben, hat die HKM bei uns überhaupt nichts im Interpretativen zu suchen gehabt - sie war Hilfs-Wissenschaft, die für die folgende Interpretation von großem Nutzen war.
Pluto hat geschrieben:Vergiss nicht: Wir allen haben Dogmen.
Eben - und das gilt eben auch für Wahrnehmungs-Systeme. - Eigentlich ist "Dogma" und "Definition" dabei ziemlich dasselbe.
Pluto hat geschrieben:Das Schlimme ist, sie sind Vorreiter der katholischen Glaubens-Ideologie.
Unter "Ideologie" würde ich verstehen, wenn man andere Ansätze nicht anerkennt. - Das tut aber die RKK, indem sie sagt: "Eure Schlussfolgerungen innerhalb Eures säkularen Gottverständnisses sind im besten Falle methodik-bezogen korrekt, haben aber nichts in der Theologie zu suchen. Denn wir untersuchen Fragen zu Gott ausschließlich unter der Setzung, dass es Gott gibt".
So, wie die HKM sagt "Wir untersuchen, als gäbe es Gott NICHT", sagt die RKK "Wir untersuchen, als gäbe es Gott". - Bei identischer Quellenlage sind die Ergebnisse unterschiedlich, weil sie dann ganz anders interpretiert werden müssen.