sven23 hat geschrieben:An diesem Punkt herrscht jetzt Sprach- und Begriffsverwirrung.
Folgendes ist überhaupt nicht ironisch gemeint: Ja - Sprachverwirrung ist normal, weil sehr oft dasselbe Wort komplett unterschiedlich definiert (zumindestens konnotiert) ist.
sven23 hat geschrieben:Du meinst also, allein weil der Mensch Kraft seiner Hirnleistung fähig ist, über eine eventuelle Welt jenseits der Realität nachzudenken, sei das schon der Beleg für die Existenz einer jenseitigen Welt?
Ja.
- Nebenbei: War das nicht Popper, der mal gesagt hat, dass Dinge, die denkbar sind, allein deshalb mal irgendwann eintreten (oder so ähnlich)?
sven23 hat geschrieben:Und das bezeichnest du als "geistige Realität"?
Nein.
Denn Realität ist NICHT das, was man belegen (also wahrnehmen) kann, sondern das, was unabhängig davon "der Fall ist", ob es wahrgenommen/belegt oder nicht wahrgenommen/nicht belegt ist.
Ziel ist die Koinzidenz von Wahrnehmung und Realität, wenn sich also Belege und Realität überdecken. - Das macht die Naturwissenschaft am besten (aufgrund ihrer Methodik), aber eben nur im Rahmen dessen, was für sie erreichbar ist - und: Sie kann es sogar im Rahmen ihrer Grenzen beweisen, also Koinzidenz von Wahrnehmung und Realität nachweisen.
Das kann die geistige Wahrnehmung nicht (wobei hier wieder der Begriff der "ontologischen Differenz" fallen könnte). - Aber das gelingt nicht deshalb nicht, weil es keine Koinzidenz zwischen geistiger Wahrnehmung und (bspw. göttlicher) Realität geben könnte, sondern weil diese Koinzidenz im Dasein allenfalls plausibel gemacht werden kann, nicht aber im strengen Sinn des Wortes "bewiesen" werden kann. - "Bewiesen" werden kann erst dann, wenn man selbst erkennt, wie man bereits erkannt ist (1.Kor. 13,12).
Um gleich einem Einwand zu begegnen: Vor dem Hintergrund des Gesagten ist es wissenschaftlich gesehen NICHT möglich, zwischen Gott und einem Spaghetti-Monster zu unterscheiden. - Aus plausiblen Gründen würde ich persönlich zwar sagen, dass die Koinzidenz von Wahrnehmung von Gott annähernd 100% und beim Spaghetti-Monster annähernd 0% ist. - Aber im strengen Sinne ist beides NICHT beweisbar.
Da kommt in der Praxis was ganz anderes zum Zuge: Erkennt man es oder nicht - oder mit Goethe gesprochen: "Wenn Ihr's nicht fühlt/Ihr werdet's nicht erjagen".