Alles Teufelszeug? V

Pluto
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#81 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von Pluto » Mo 19. Dez 2016, 20:14

closs hat geschrieben:Sein Ansatz ging dahin, dass die QM im Grunde mit jeder Erkenntnis mehr verwirrender wird, so dass man im Grunde nichts wüsste.
Eine äußerst fragwürdige Behauptung, denn rund 70% der weltweiten Industrieproduktion nutzt quantenmechanische Effekte.
Es bestärkt meine Vermutung, dass du Lesch falsch verstanden hast.

Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#82 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von closs » Mo 19. Dez 2016, 20:25

sven23 hat geschrieben:Das reicht. Man muss nicht dran glauben.
Glauben muss man daran nicht - aber man sollte es verstehen. - Es ist ein Unterschied, ob man die litrugischen Bräuche der Apachen äußerlich beschreibt oder innerlich versteht. - Das eine ist Kulturwissenschaft (bestenfalls Religionswissenschaft) - das andere ist Theologie.

closs hat geschrieben:Theißen weiß sehr wohl, warum er sein Buch: "Der historische Jesus" genannt hat.
Die HKM-Branche möchte, dass in der Öffentlichkeit Wahrnehmungs-Methodik und Realität als identisch angesehen werden - man nennt das "Marketing". - Bzw: Man achtet nicht darauf, weil redliche Wissenschaftler den Unterschied kennen, und man es beim einfachen "historisch" belassen kann.

sven23 hat geschrieben:Ich würde hier Rodenbach zustimmen. Religiöse Texte haben keinen Anspruch auf Sonderbehandlung.
Zustimmung - aber die Untersuchungen gelten lediglich in ihrem äußeren Kontext.- Bzw.: Sie beanspruchen keinen theologischen Stellenwert, sondern den Stellenwert von: "Was wäre die Bibel, wenn es Gott nicht gäbe".

Kein Problem. - Man kann wirklich alles probieren - dafür ist die Wissenschaft frei. - Gefährlich wird es, wenn Wissenschaft und Weltanschauung vermischt werden - und das passiert in diesem Fall ständig. - Vermutlich sogar unbewusst, weil man nicht geschult ist, ontologisch zu denken.

sven23 hat geschrieben:"Der Theologieprofessor Werner Stenger nimmt Nietzsches Philippika als Ansporn für die bei ihm Studierenden, indem er warnend den Finger hebt, Nietzsche habe aufgedeckt, dass "Theologen in der Gefahr stehen, für ihre Auslegung der Bibel solche Privilegien zu beanspruchen"(6) Prinzipiell hat Stenger recht - insofern, als dass auch heute jede Denomination etwas anderes aus den Texten herausliest - pro domo.

Nur: Wo ist die Disziplin, die neutral ist UND geistig satisfaktionsfähig ist? Die HKM ist es sicherlich nicht. - Somit finde ich Ratzingers Weg nach wie vor fair, wenn er mit offenem Visier interpretiert ("Glaubensentscheid") - denn dann weiß man: Hier wird die Bibel wissenschaftlich unter der Setzung "Jesus ist Gott" ausgelegt.

Zeige mir jemanden, der genauso offen ist. - Die HKM ist es nicht.

sven23 hat geschrieben:Die sog. "jüdische Erwählungstradition" war in erster Linie ein Adelspradikät zur Abgrenzung gegenüber anderen Religionen und Göttern.
Ja und? - Natürlich haben heilsgeschichtliche Größen auch praktische Funktionen. - Denn sobald etwas Geistiges da ist, wird es automatisch weltlich verarbeitet und genutzt.

sven23 hat geschrieben:. Und weil du Zitate immer nur halb anführst, entsteht der Eindruck, ...
Es gibt EINE Feld, in dem das Christentum/NT NICHT tolerant ist - nämlich die Wahrheit selbst. - Ansonsten meine ich mich zu erinnern, dass im NT einige Beispiele sind, bei denen "Heiden" recht gut wegkommen. - Man sollte Kompromislosigkeit und Intoleranz nicht in einen Topf werfen.

Recht hast Du bei der Entwicklung der Kirche (siehe Kreuzzüge, etc.) - aber auch hier: Reden wir normativ oder deskriptiv?

sven23 hat geschrieben:Immer noch besser als Progromstimmungen gegen Andersgläubig und Andersdenkende zu erzeugen.
Wenn unsere Gesellschaft sich wertemäßig verabschieden zu müssen glaubt, um tolerant sein zu können, läuft was schief.

sven23 hat geschrieben:IÜbrigens zeigen die Karfreitagsfürbitten, die Ratzinger wieder eingeführt hat, nicht gerade, dass man etwas angenommen hat.
Das wäre jetzt wieder mal die Kategorie "Populismus" - denn Du weißt hoffentlich, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat.

closs
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#83 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von closs » Mo 19. Dez 2016, 20:28

Pluto hat geschrieben:Eine äußerst fragwürdige Behauptung, denn rund 70% der weltweiten Industrieproduktion nutzt quantenmechanische Effekte.
So blöde ist er auch nicht. - Er sprach von dem heutigen Stand der QM und deren Fragestellungen (da hat sich ja einiges in den letzten Jahrzehnten getan) - schade, dass ich die Sendung nicht gespeichert habe. - Aber sei nicht überrascht, wenn sie Dir mal vor die Flinte kommt.

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#84 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von Pluto » Mo 19. Dez 2016, 20:37

Pluto hat geschrieben:Eine äußerst fragwürdige Behauptung, denn rund 70% der weltweiten Industrieproduktion nutzt quantenmechanische Effekte.
Das st ein Fakt, denn kein Computer, kein Fernseher, kein Monitor und kein Smartphone würde ohne das technische Verständnis der QM funktionieren.

closs hat geschrieben:So blöde ist er auch nicht. - Er sprach von dem heutigen Stand der QM und deren Fragestellungen (da hat sich ja einiges in den letzten Jahrzehnten getan) - schade, dass ich die Sendung nicht gespeichert habe. - Aber sei nicht überrascht, wenn sie Dir mal vor die Flinte kommt.
Ich behaupte nicht, dass Lesch blöd ist, sondern lediglich, dass du ihn möglicherweise falsch verstanden hattest.

Nochmals...
Pluto hat geschrieben:Vermutlich meinte er damit, dass wir das untersuchen, was die Quantentheorie vorhersagt, um diese (skurrilen) Vorhersagen zu falsifizieren.
und...
Pluto hat geschrieben:Man sollte sehr vorsichtig sein, wenn man als Laie, Aussagen über die QM macht. Die meisten Menschen verstehen wirklich zu wenig davon.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#85 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von closs » Mo 19. Dez 2016, 20:41

sven23 hat geschrieben:Auf der Fiktion-Ebene kann man sich allem "annähern", das ist nicht das Problem.
Das ist exakt Dein Problem: Du meinst, dass etwas "Fiktion" (alias "nicht der Fall sein könnend") sei, wenn es nicht falsifizierbar ist.

Man kann das weltanschaulich meinen - aber man kann damit keine Theologie betreiben: "Ich untersuche einen Text unter der Voraussetzung, dass das, was im Text steht, Fiction ist. - Das nenne ich 'ergebnisoffen' ". 8-) 8-) :lol: :lol:

sven23 hat geschrieben:Wenigstens hast du jetzt eingesehen, dass sich kanonische Exegese nicht für den ursprünglichen Sinn der Texte und die Intention der Schreiber interessiert.
Davon haben wir schon einige Male gesprochen: Die kanonische Exegese ist mehr an der ursprünglichen Bedeutung interessiert als an deren rezeptionellen Deutung - also mehr am ursprünglichen Sinn des Gesagten als an der Interpretation des Rezipienten.

Halman hat geschrieben:Was hälst Du von diesem Absatz im Buchlink - Zenger/Lohfink? Da ist von kanonischer Bundestheolgie die Rede. Die gibt es ja tatsächlich in der Bibel, völlig unabhängig davon, ob man dergleichen glaubt oder nicht.
Finde ich gut. - Eines wird hier deutlich: Es bedarf einer Klammer, um multivalent sein zu können - in Deinem Textbeispiel ist es "der Bund".

"Klammer" heißt aber, dass man über das Induktiv-Historisch-Kritische (hier ein Puzzle, da ein Puzzle) hinaus, eine hermeneutische Vermutung stellen muss - hier vielleicht: "Torah und NT sind zwei geistige Bücher, die geistig verbunden/geklammert sind". - Diese Vermutung kann seitens der HKM nicht kommen, weil dort "geistig" ein leerlaufender Begriff ist.

Pluto hat geschrieben:Wenn die kanonische Exegese nicht von der Existenz Gottes ausgehen würde, würde der biblische Kanon wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzen.
So ist es. - Umgekehrt: Wenn es Gott gibt, fallen die säkularen HKM-Intepretationen wie ein Kartenhaus in sich zusammen.

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#86 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von Pluto » Mo 19. Dez 2016, 20:46

closs hat geschrieben:Umgekehrt: Wenn es Gott gibt, fallen die säkularen HKM-Intepretationen wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
Wieso das?
Die geschichtlichen Ereignisse sind doch von der Existenz Gottes unabhängig, oder nicht?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#87 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von sven23 » Mo 19. Dez 2016, 20:47

closs hat geschrieben: Man kann das weltanschaulich meinen - aber man kann damit keine Theologie betreiben:
Das ist schon klar. Ohne Fiktion und Fantasy keine Theologie. :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wenigstens hast du jetzt eingesehen, dass sich kanonische Exegese nicht für den ursprünglichen Sinn der Texte und die Intention der Schreiber interessiert.
Davon haben wir schon einige Male gesprochen: Die kanonische Exegese ist mehr an der ursprünglichen Bedeutung interessiert als an deren rezeptionellen Deutung - also mehr am ursprünglichen Sinn des Gesagten als an der Interpretation des Rezipienten.
Bist du jetzt völlig verwirrt? Das ist das exakte Gegenteil der Definition der kanonischen Exegese, die du selbst eingestellt hast. :roll:
So wirst du keine Erkenntnisfortschritte machen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#88 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von closs » Mo 19. Dez 2016, 22:01

Pluto hat geschrieben:Die geschichtlichen Ereignisse sind doch von der Existenz Gottes unabhängig, oder nicht?
Ja, sind sie. - Aber nicht die Interpretationen davon.

sven23 hat geschrieben:Das ist das exakte Gegenteil der Definition der kanonischen Exegese, die du selbst eingestellt hast.
Lies nochmal genau nach. - Ich meine eher, dass Du hier etwas auf den Kopf stellst.

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#89 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von Pluto » Mo 19. Dez 2016, 22:17

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Die geschichtlichen Ereignisse sind doch von der Existenz Gottes unabhängig, oder nicht?
Ja, sind sie. - Aber nicht die Interpretationen davon.
Kann es denn mehr als eine richtige Interpretation der Geschichte geben?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#90 Re: Alles Teufelszeug? V

Beitrag von closs » Mo 19. Dez 2016, 22:50

Pluto hat geschrieben:Kann es denn mehr als eine richtige Interpretation der Geschichte geben?
Kann es EINE Interpretation geben? - Schau Dir mal die geschichts-wissenschaftlichen Bücher über Bismarck oder Churchill durch - jedes interpretiert anders - manchmal peripher anders, manchmal fundamental anders.

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