Aus Ägypten rief ich meinen Sohn...
#81 Re: Aus Ägypten rief ich meinen Sohn...
Natürlich kann das Thema noch vertieft werden. Worauf es aber m.E. letztendlich ankommt, ist die Relationalität des Gottesbildes, das seine Entsprechung in der Relationalität der Person wiederfindet. Eine Person im christlichen Sinn ist eben nicht eine monolithische, starre Einheit, sondern ist relational gedacht. Die Kurzformel lautet für eine Person: Selbstand in Relation. Heisst: der Mensch ist umso eigenständiger, je mehr er sich von Gott abhängig weiss. Starker Tobak!
#82 Re: Aus Ägypten rief ich meinen Sohn...
Genau mit diesem scheinbaren Widerspruch tut sich eine aufgeklärt-individualistische Zeit schwer.dagegen hat geschrieben: Heisst: der Mensch ist umso eigenständiger, je mehr er sich von Gott abhängig weiss. Starker Tobak!
#83 Re: Aus Ägypten rief ich meinen Sohn...
Servus closs
Gerade kam mir im Wartesaal einer Arztpraxis eine Sterntitelgeschichte unter die Augen: Wie wir unsere Bindungsangst überwinden oder so ähnlich. Ich habe sie nicht lesen können, weil ich dann dran war, aber es wundert mich nicht, dass die Bindungsangst zum Thema wird in einer Illustrierten. Der aufgeklärte Mensch sieht sich substantiell als Einzelkämpfer. Und ein solcher Einzelkämpfer kann in der Tat an der Seite des anderen nur verlieren: Die Freiheit, so zu leben wie er es immer getan hat. Daher geht der Einzelkämpfer auch lieber Partnerschaften, Allianzen oder sonstige win-win-Situationen ein, die ihren Niederschlag irgendwo in der Spieltheorie finden. Alles fragile, da unverbindliche Beziehungsmuster.
Der "gottlose" Mensch definiert sich nicht als Beziehungswesen, also als ein Wesen, das ohne Beziehung gar nicht existiert, sondern als ein eigenständiges Wesen, das Beziehungen zu anderen Wesen unterhalten kann, aber nicht zwangsläufig muss. Ein solcher Mensch versucht sich seiner selbst durch seine eigene Leistungen zu versichern: mein Haus, meine Yacht, mein Universitätsabschluss, meine Bildung, meine Ziele. Über die wacht er dann eifersüchtig, dass sie ihm keiner nimmt. Hat er denn nie gehört: "Du sollst keine anderen Götter neben mir haben; denn ich bin ein eifersüchtiger Gott"? Nur Gott darf eifersüchtig sein.
closs hat geschrieben:Genau mit diesem scheinbaren Widerspruch tut sich eine aufgeklärt-individualistische Zeit schwer.
Gerade kam mir im Wartesaal einer Arztpraxis eine Sterntitelgeschichte unter die Augen: Wie wir unsere Bindungsangst überwinden oder so ähnlich. Ich habe sie nicht lesen können, weil ich dann dran war, aber es wundert mich nicht, dass die Bindungsangst zum Thema wird in einer Illustrierten. Der aufgeklärte Mensch sieht sich substantiell als Einzelkämpfer. Und ein solcher Einzelkämpfer kann in der Tat an der Seite des anderen nur verlieren: Die Freiheit, so zu leben wie er es immer getan hat. Daher geht der Einzelkämpfer auch lieber Partnerschaften, Allianzen oder sonstige win-win-Situationen ein, die ihren Niederschlag irgendwo in der Spieltheorie finden. Alles fragile, da unverbindliche Beziehungsmuster.
Der "gottlose" Mensch definiert sich nicht als Beziehungswesen, also als ein Wesen, das ohne Beziehung gar nicht existiert, sondern als ein eigenständiges Wesen, das Beziehungen zu anderen Wesen unterhalten kann, aber nicht zwangsläufig muss. Ein solcher Mensch versucht sich seiner selbst durch seine eigene Leistungen zu versichern: mein Haus, meine Yacht, mein Universitätsabschluss, meine Bildung, meine Ziele. Über die wacht er dann eifersüchtig, dass sie ihm keiner nimmt. Hat er denn nie gehört: "Du sollst keine anderen Götter neben mir haben; denn ich bin ein eifersüchtiger Gott"? Nur Gott darf eifersüchtig sein.

Zuletzt geändert von dagegen am Fr 8. Nov 2013, 17:00, insgesamt 1-mal geändert.
#84 Re: Aus Ägypten rief ich meinen Sohn...
Stimme Dir im Prinzip zu. - Allerdings ist hinzuzufügen, dass viele Glaubensgemeinschaften dieses Denken fördern, indem sie aus dem Christentum eine Meritokatie gemacht haben. Das universale Gnadendenken scheint fremd zu sein - und vor allem der Grund dafür.dagegen hat geschrieben:Ein solcher Mensch versucht sich seiner selbst durch seine eigene Leistungen zu versichern: mein Haus, meine Yacht, mein Universitätsabschluss, meine Bildung, meine Ziele.
#85 Re: Aus Ägypten rief ich meinen Sohn...
closs hat geschrieben:Das kommt drauf an, woher die Setzungen kommen. - Ich hatte meine, BEVOR ich die Bibel aufgeschlagen habe.sven23 hat geschrieben: Wer zuviele Setzungen hat, unterliegt zwangsläufig Selbsttäuschungen.
Ich auch.

Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
George Orwell
#86 Re: Aus Ägypten rief ich meinen Sohn...
closs hat geschrieben:
Der Unterschied: "Wort Gottes" klingt so, als sei jedes Wort göttlicher Natur. - "Gottgewolltes Wort" heißt dagegen, dass Gott will, dass der Mensch (auch) an der Bibel lernen soll, gut und böse zu unterscheiden.
Und ließ deshalb Fehler und Widersprüche einbauen?
Damit Exegeten ein Hobby haben?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
George Orwell
#87 Re: Aus Ägypten rief ich meinen Sohn...
sven23 hat geschrieben:closs hat geschrieben:
Der Unterschied: "Wort Gottes" klingt so, als sei jedes Wort göttlicher Natur. - "Gottgewolltes Wort" heißt dagegen, dass Gott will, dass der Mensch (auch) an der Bibel lernen soll, gut und böse zu unterscheiden.
Und ließ deshalb Fehler und Widersprüche einbauen?
Damit Exegeten ein Hobby haben?
Ja, unser lieber Kurt scheint einen direkten Draht zum "Gott der Juden und Christen"
zu haben. Wie sonst käme er zu der Gewissheit, Gott will, dass der Mensch (auch) an
der Bibel lernen soll, gut und böse zu unterscheiden?
Ausgerechnet an der mit unglaublichen Mängeln behafteten, von fehlbaren Menschen ge-
schriebenen und zusammengestellten Bibel!?

len! Im Übrigen widerspricht Kurts Behauptung Gottes eigener eindeutigen Erkenntnis
in Gen. 3, 22:
"Seht, der Mensch ist geworden wie wir; er erkennt Gut und Böse!"
Wozu dann noch der Lernprozess? Nee, mir scheint, Kurt hat doch keinen "direkten
Draht" zu Jahwe.

Gruß
Münek
#88 Re: Aus Ägypten rief ich meinen Sohn...
Die Bibel ist von Menschen geschrieben - da passiert das automatisch.sven23 hat geschrieben:Und ließ deshalb Fehler und Widersprüche einbauen?
Weil aus meiner Sicht nur so im Gesamtzusammenhang die Bibel erklärbar ist.Münek hat geschrieben: Wie sonst käme er zu der Gewissheit, Gott will, dass der Mensch (auch) an der Bibel lernen soll, gut und böse zu unterscheiden?
Das kann nur grundsätzlich gemeint sein im Sinne von "Im Paradies war es anders - jetzt erkennt der Mensch die Existenz des Dialektischen".Münek hat geschrieben:"Seht, der Mensch ist geworden wie wir; er erkennt Gut und Böse!"
Weil sich nur aus dieser Dialektikk von gut und böse Selbst-Erkenntnis entwickeln kann - und das dauert. Der Sündenfall bringt lediglich die Voraussetzung für die Entwicklung von Eigen-Erkenntnis. Sonst gäbe es doch keine Heilsgeschichte.Münek hat geschrieben:Wozu dann noch der Lernprozess?
#89 Re: Aus Ägypten rief ich meinen Sohn...
Gibt es denn überhaupt einecloss hat geschrieben:Sonst gäbe es doch keine Heilsgeschichte.

e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
#90 Re: Aus Ägypten rief ich meinen Sohn...
In der Logik des Christentums schon - sowohl eine historische Heilsgeschichte (Alpha bis Omega), als auch eine individuelle Heiulsgeschichte (Geburt bis Tod). - Beides führt dazu, dass man am Ende erkennt, wie man erkannt ist.Zeus hat geschrieben:Gibt es denn überhaupt eine