closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Du kannst eben philosophisch nicht denken.
DAS ist ein Beispiel für keine Antwort.
Ja, doch. Ich hatte ja mndestens zweimal kürzlich erklärt, was eine notwendige Bedingung für das Philosophieren ist:
auch an den eigenen Überzeugungen zweifeln können.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Das, was ich blau gefärbt habe, ist Deine fixe Idee. Ich nehme an, Du brauchst sie, weil Du nicht wagst, weiterzudenken.
Bei Dir klingt es (nicht zum ersten Mal) so,
als würdest Du es als Fortschritt verstehen, wenn man "die Welt" rein als Projektion des Menschen versteht .
Ich habe keine Ahnung, ob das so ist oder nicht so ist.
Verstehst Du: Ich bin als Baby zur Welt gekommen. Ich bekam die und die Informationen, bekam andere Informationen, und ich machte mir aus allem einen Reim, nach Maßgabe meines jeweilig momentanen Vermögens.
"Die Welt" ist mir noch nie als Ganzes begegnet.
Alle meine "Intuitionen", meine "Offenbarungen" beim Schreiben und im Traum bezogen sich nie auf das, was die ganze Welt ist, sondern erleuchteten mir nur ein paar Schritte.
Ich erkannte, dass Begrifflichkeiten das verdunkelten, was los war.
Darum breche ich Begrifflichkeiten auf, um zu gucken, ob sie einen betrügen - durch ihre Schein-Sicherheit - oder ob sie mir etwas eröffnen, dem ich (im Dunkeln) nachspüren kann, mit meinem Instinkt und mit Intuition.
Ich gehe also, kurz gesagt, wie mit einer Taschenlampe durch eine dunkle Gegend, und dies und jenes wird als Fragment sichtbar, und der angeborene Verstand vervollständigt das, ohne dass es doch vollständig
ist.
Solange es mir genügt - erkennbar an meinem Zustand, ob ich glücklich bin oder nicht -, brauche ich nicht mehr.
Wenn alles reißt - meist, wenn mir jemand wegstirbt oder wenn ich die Qualen der anderen nicht mehr ertragen kann - , warte ich ab, ob sich alles wieder einpendelt und ich wieder glücklich werden kann.
Früher, als ich noch sehr verstandesorientiert war, war ich ein verzweifelter Mensch. Ich fand die "absolute Wahrheit" nicht. Mein Verstand widerlegte mir alle Antworten, die es gab.
Dann hat mich in einem Konzert ein Blitz getroffen; die - möglicherweise begnadete - Piansitin hat mir von einer Sekunde zur nächsten alle Verzweiflungen mit ihrem Spiel weggewischt. Ich spürte regelrecht, wie ihre spielenden Hände das alles aus mir raus wischten. Über zehn Jahre Verweiflung, und plötzlich wie ein Spuk alles weg.
Seitdem verfolge ich die Spuren der Kunst. Von ihr bekan ich alle existentiellen Antworten, die ich auf Grübelweg nicht habe finden können. Die Verzweiflung meiner Jugendzeit kam nie wieder zurück, ich wurde, und wusste nicht, warum, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt glücklicher.
Etwas begann mich langsam zu tragen, und seltsamerweise immer dann, wenn mir wieder mal jemand gestorben war, den ich um nichts in der Welt missen konnte.
Früher fühlte ich mich wie ein im Weltraum haltlos torkelnder Astronaut, ausgeliefert allem Schädigenden, was der Weltraum so ungeschützten Menschen antun kann.
Heute fühle ich mich geborgen, und ich weiß nicht, durch was. Dieses Tragende ist
da, und ich muss es nicht ergrübeln.
Manchmal verliere ich es, aber ein paar Töne Musik können es mir wieder zurechtrücken.
closs hat geschrieben:- Falls ich mich hier täuschen sollte: Welche Rolle spielt in Deinem Weltbild der Begriff "Entität"? - Also das, was unabhängig von Wahrnehmung ist, aus dem heraus man wahrnimmt. --- Oder gibt es aus Deiner Sicht keine Entitäten?
Ich habe eben kein Weltbild, und das ist etwas, was Du offenbar nicht verstehen kannst.
Der Begriff "Entität" kommt in dem, was ich tue, nicht vor.
Der Unterschied, der für Dich so wichtig ist - zwischen Wahrnehmung und dem von der Wahrnehmung Unabhängigen - ist für mich nicht vorhanden.
Ich kann einfach nicht nachvollziehen, wozu diese begrfffliche Unterscheidung gut sein soll. Es sind zwei Aspekte des Gleichen, möglicherweise.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben: Denn "sein" ist immer aus der Perspektive des Menschen so.
Die Thematisierung von "sein" ist immer anthropomorph. - „
Das Sein kommt auf der Ebene des Seienden ohne ein Seiendes nicht vor.“ (Heidegger)
Der Satz Heideggers drückt in etwa das aus, was ich in dem von Dir Zitierten meinte.