sven23 hat geschrieben:wenn die Quellen nichts über die Naherwartung berichten würden, hätte die Forschung auch keinen Grund, diese anzunehmen.
Das stimmt - allerdings gehört dann auch dazu: "Wenn man die Gesamtheit der Zitate über das Ende der "Weltzeit" seit dem AT verstehen würde, käme man nicht auf die Idee, eine zeitnahe Apokalypse als jesus-gemeint zu verstehen".
Das (zutreffende) Argument, AT und NT seien nicht autoren-seits als zusammenhängende Komposition zu verstehen, zieht nicht, weil es eben schon wieder um geistige Zusammenhänge geht, denen es wurscht ist, ob sie historisch-kritisch eingeordnet werden können oder nicht. - Immerhin hat man ein prima Argument, erst gar nicht die Gesamtheit der Zitate über das Ende der "Weltzeit" seit dem AT als organisch Zusammenhängendes verstehen zu müssen.
sven23 hat geschrieben:Welche zum Beispiel?
Bei Bultmann, Conzelmann, Theißen waren sehr differenzierte Töne zu hören, sobald man auf ein zusammenhängendes Zitat gestoßen ist. - Das Vorwort von Theißen hast nach meiner Erinnerung sogar Du eingestellt - das klang gar nicht fordernd.
Bei dem, was ich von Bultmann und Conzelmann gelesen habe (es ist wenig), hatte ich den Eindruck, dass die Zeit ihres Wirkens bestimmt war von konservativ-dumpfem Druck seitens der RKK - dem wollte man etwas dagegen halten. - Insofern war die HKM ein Kampfmittel zur Emanzipation - so ähnlich wie die 68er im gesellschaftlichen Kontext. - Und da hat man so formuliert, dass es plakativ war ("Ätsch, Jesus hatte eine Naherwartung") - dieser Hype ist genauso rum wie die 68er - und zwar schon lange.
Ich vermute gar, dass der heutige HKM-Ansatz im Sinne der Brights die Conzelmänner erschrecken würden ("die Geister, die ich rief"). - Im Grunde wäre es eine schöne wissenschaftlich-historische Dissertations-Arbeit: "Entstehung, Hintergründe und Entwicklung der HKM von Conzelmann bis Theißen".
Beispiele aus heutiger Zeit findet man natürlich bei Berger und Ratzinger, aber wirklich auch eher nebenbei bei anderen Profs - wenn ich rumblättere, kommt da immer wieder mal einer, der mit einem Satz wegwischt, warum ein HKM-Ansatz nicht für inhaltliche Exegese der Bibel geeignet ist - als wäre das längst gegessen. - Und das entspricht wirklich dem Eindruck meiner letzten 20 Jahre in meinem akademischen Umfeld.
Man kennt den Parusie-Streit aus der Vergangenheit und begründet, warum er Quatsch ist und längst entschieden ist. - Andere meinen ebenfalls, er sei längst entschieden - nämlich genau andersrum. - Und deshalb meine Sorge (meine ich ernst): Es wird eine Trennnung geben oder hat sie schon gegeben zwischen Bibel-Exegese innerhalb der Theologie und außerhalb der Theologie.
sven23 hat geschrieben:Und Jesus in der historischen Jesusforschung aus dem Spiel zu lassen, ist.....ein bißchen schwierig.
Als Objekt aus Sicht x ist er natürlich ein Thema - aber bitte sich nicht in seinen Kopf versetzen, wenn man gleichzeitig die Voraussetzungen dazu kategorisch von sich weist.
sven23 hat geschrieben: Manche rechnen, dass die Schuld schon in den 60-er Jahren bezahlt war.
O je - incl. Zins?
Es gab vor einigen Jahren ein Dotierungs-Versuch innerhalb des Bundestags. - Sogar die Linken kamen auf, ich meine, 29 Milliarden Euro - die CSU auf weit über 100 Milliarden. - Also irgendwo dazwischen muss es liegen.