Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

closs
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#741 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von closs » So 2. Aug 2015, 15:15

sven23 hat geschrieben:Nicht nur durch die stille Post wurden unabsichtlich Fehler übertrage, sondern auch bewußt ganz absichtlich wurden Hinzufügungen, Ergänzungen, Weglassen und Fälschungen in Umlauf gebracht.
Das wird wohl so sein - es gibt dazu einige Beispiele aus den ersten Jahrhunderten, die ich leider vergessen habe :oops: , die aber wirklich das Christentum zum SChlechteren verfälscht haben.

Biblisch gesprochen beginnt mit dem Tod Jesu genau das, was er die "Macht des Fürsten (= Satan) nennt - die Kontaminierung Jesu beginnt im Grunde ab 1 Sekunde nach seinem Tod.

Salome23
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#742 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Salome23 » So 2. Aug 2015, 15:16

Halman hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:=Inneres Gottesreich
Lukas 17
20 Da er aber gefragt ward von den Pharisäern: Wann kommt das Reich Gottes? antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden;
21 man wird auch nicht sagen: Siehe hier! oder: da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.
Inwendig in den Pharisäern? Kann Jesus das so gemeint haben?
Wieso " in den Pharisäern " :?:
Jesus beantwortet lediglich eine Frage der Pharsiäer...
Zuletzt geändert von Salome23 am So 2. Aug 2015, 15:17, insgesamt 1-mal geändert.

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Halman
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#743 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Halman » So 2. Aug 2015, 15:17

Salome23 hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Lukas 17
20 Da er aber gefragt ward von den Pharisäern: Wann kommt das Reich Gottes? antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden;
21 man wird auch nicht sagen: Siehe hier! oder: da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.
Inwendig in den Pharisäern? Kann Jesus das so gemeint haben?
Wieso " in den Pharisäern " :?:
Jesus beantwortet lediglich eine Frage der Phariäer...
Okay, so kann man es auch sehen.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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sven23
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#744 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von sven23 » So 2. Aug 2015, 15:20

closs hat geschrieben:Dies hieße aber, dass die HKM nur die Rolle eines wissenschaftlichen Zuträgers spielen kann.
Wieso Zuträger und wofür? Sie kann nicht klären, ob es einen Gott gibt. Sie kann aber Licht ins Dunkel bringen, ob bei der Inallation Jesu als Sohn Gottes alle mit Rechten Dingen zuging. Soweit wir das überblicken, muß man das verneinen.

closs hat geschrieben: Also was willst Du jetzt? - Eine HKM, die Hermeneutik (nach meinem Verständnis: "Die Reflexion der Bedingungen des Auslegens, Deutens und Verstehens ... wird Hermeneutik genannt. ) beinhaltet, KANN diesen Nachweis nicht führen. - Eine HKM, die wissenschaftlicher Zuträger der Hermeneutik ist, DARF diesen Nachweis nicht führen (weil es dann nicht ihr Job ist). - Also was willst Du?
Was ich will, ist hier irrelevant. Hermeneutik ist ein Teilbereich der HKM, alles nachzulesen in Wiki und dem Link, den ich schon x-mal gepostet habe.


closs hat geschrieben: Oder weil es gar keine subjektive Fälschung ist, sondern gut gemeinte Fehl-Rezeption. - Spannendes Thema.
Rezeption ist auch ein Teilbereich der HKM.


closs hat geschrieben: Davon abgesehen bin auch ich der Meinung, dass die Bibeltexte nicht "Gottes Wort" in dem Sinne sind, dass jedes Wort wahr ist, sondern dass die Bibeltexte "gott-gewolltes" Wort ist - im Sinne von "Prüfet und behaltet das Gute".
Das würde bedeuten, daß Gott wollte, daß auch Schlechtes drin steht. Da Gott ja nicht lügen kann und gut ist, wäre das ein Knieschuß.


closs hat geschrieben: Gut nacfhvollziehbar. - Was schließen wir daraus?
Daß Jesus Jude war und nie die Absicht hatte, eine neue Religion zu gründen. Dazu haben ihn andere später instrumentalisiert.


closs hat geschrieben: Dementsprechend ist die Jesus-Rezeption durch Jünger und SChreiber kontaminiert.
Kontaminiert ist sie, aber anders als du wahrhaben willst. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#745 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von closs » So 2. Aug 2015, 15:24

Halman hat geschrieben:Deine Position zu vertreten schient mir daher semantisch möglich zu sein, doch im Zusammenhang vermag ich nicht zu glauben, dass Jesus dies so gegenüber seinen Gegnern gemeint hat.
Ich verstehe es NICHT so, dass Jesus meint, das Reich sei JETZT inwendig in den Pharisäern, sondern dass es dort zu suchen ist, weil es dort seinen Platz hat.

"Das Böse" nimmt Raum im Menschen und muss eliminiert werden, um Raum zu schaffen für das Wachsen des inneren Gottesreichs, dessen Samen schon immer im Inneren ist.

Halman hat geschrieben:Jeder verfolgt irgendwelche Absichten und vertritt gewissen Meinungen. Der völlig vorurteilsfreie Exeget gehört ebenso ins Reich der Fantasie, wie der völlig objektive Journalist und der Vogel Greif.
Aus irgendeinem Grund meinen gewisse Vertreter der HKM, dies betreffe sie nicht. - Es ist nicht erfolgreich vermittelbar, dass es neben der rein wissenschaftlich-methodischen Arbeit ein Vorher (Verständnishorizont) und ein Nachher (Interpretation der wissenschaftlich-methodischen Arbeit im Sinne des eigenen Verständnishorizonts) gibt. - Dies ist mir unverständlich.

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#746 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von closs » So 2. Aug 2015, 16:12

sven23 hat geschrieben:Sie kann aber Licht ins Dunkel bringen, ob bei der Inallation Jesu als Sohn Gottes alle mit Rechten Dingen zuging.
Nein - das kann sie wirklich nicht. - Die HKM kann wirklich viel Handwerkliches - aber sowas ist außerhalb ihres Jobs.

sven23 hat geschrieben:Hermeneutik ist ein Teilbereich der HKM
Da bin ich - wie gesagt - selber nicht firm. - Deshalb wäre es schön, wenn Du inhaltlich aufklären könntest, statt auf wiki zu verweisen.

WÄRE es so, wäre HKM nicht nur Methode, sondern auch "die Reflexion der Bedingungen des Auslegens, Deutens und Verstehens" - wäre es dann auch selbst Ausleger, Deuter und Verstehen. - Ist das so gemeint? - Wenn ja, wäre HKM eine philosophische Größe. - Wäre sie aber philosophische Größe, müsste sie über Technik/Methodik hinausgehen. - Also wat nu?

sven23 hat geschrieben:Rezeption ist auch ein Teilbereich der HKM.
Das meine ich aber auch. :!:

sven23 hat geschrieben:Das würde bedeuten, daß Gott wollte, daß auch Schlechtes drin steht.
Seit dem sogenannten "Sündenfall" ist die Dialektik aus "gut" und "böse" notwendig - es liegt in der Hand des Menschen (siehe auch: "Fürstentum der Welt"), wann er "Gutes" und wann er "Böses" tut.

sven23 hat geschrieben:Da Gott ja nicht lügen kann und gut ist, wäre das ein Knieschuß.
Vollkommen daneben - das hat damit nichts zu tun.

sven23 hat geschrieben:Daß Jesus Jude war und nie die Absicht hatte, eine neue Religion zu gründen.
Das ist nun wirklich bekannt - Jesus wollte den Paradigmen-Wechsel AT/NT INNERHALB des Judentums vollziehen und selbstverständlich keine neue Religion gründen.

sven23 hat geschrieben:Dazu haben ihn andere später instrumentalisiert.
Das hat sich daraus ergeben, dass die Juden nicht mitgemacht haben. - Es wäre interessant, ob Deine Argumentation auch die Argumentation der positivistischen Theologie ist - wenn ja, wird es langsam zappenduster.

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#747 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Catholic » So 2. Aug 2015, 16:22

Closs,es stimmt das Jesus keine neue Religion gründen wollte,aber er wollte auch nicht nur das Judentum reformieren,wie oft behauptet wird.
Jesus hat einen neuen -- oder genauer:den vollendeten -- Bund Gottes mit den Menschen begründet.

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#748 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Catholic » So 2. Aug 2015, 16:52

Halman hat geschrieben: Jeder verfolgt irgendwelche Absichten und vertritt gewissen Meinungen. Der völlig vorurteilsfreie Exeget gehört ebenso ins Reich der Fantasie, wie der völlig objektive Journalist und der Vogel Greif.

So ist es und es ist auch kein Geheimnis,dass die Evangelisten auch eine Absicht vertraten,denn sie wollten mit ihren Evangelien den auferstandenen Christus verkündigen.
Deswegen haben sie aber keineswegs - wie manch Kirchenkritiker anbringt/anbrachte - nur Legenden erzählt,im Gegenteil.

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sven23
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#749 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von sven23 » So 2. Aug 2015, 16:58

closs hat geschrieben:Nein - das kann sie wirklich nicht. - Die HKM kann wirklich viel Handwerkliches - aber sowas ist außerhalb ihres Jobs.
Da irrst du dich. "Absichtslose Dichtung" gehört ins Reich der Phantasie. Jesus ist mit gleicher Berechtigung der Sohn Gottes wie Herakles, Apollonius, Asklepios, Mithras, Dionysos oder sonst irgendwelche Vorlagen, oder eben auch nicht.

closs hat geschrieben: Da bin ich - wie gesagt - selber nicht firm. - Deshalb wäre es schön, wenn Du inhaltlich aufklären könntest, statt auf wiki zu verweisen.
Das ist die Aufklärung. Bitte mehr Eigenleistung erbringen, sonst ist die Versetzung gefährdet. :lol:


closs hat geschrieben: Das hat sich daraus ergeben, dass die Juden nicht mitgemacht haben. -
Ist das nicht verständlich, wenn man sich in die Situation der Juden hineinversetzt? Da kommt einer daher, und sagt ihnen, daß sie so ziemlich alles falsch machen, aber er weiß, wie es geht, denn er ist von Gott, seinem Vater auf die Erde gesandt worden.
Wie würde heute ein closs in ähnlicher Situation reagieren? Wie reagieren Religionen generell, die einen absoluten Wahrheitsanspruch haben, auf Abspaltungen und neue Auslegungen? Die Vergangenheit liefert ein beredtes Zeugnis.

"Die Wahrheit als Ergebnis kirchlich historischer Prozesse besteht aus einer Verfälschung des Judentums und dessen Heiliger Schrift, dem "Alte Testament", ist geschichtsbedingt obsolet und lässt sich nur unter Androhung und Exekutierung von Sanktionen durchsetzen."
Quelle

"Es ist nicht verwunderlich, dass sich gerade die freieren Geister... mit Grausen vom Christentum und von der Kirche insgesamt abwenden".
(Hermann Detering, Theologe)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#750 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von closs » So 2. Aug 2015, 17:14

sven23 hat geschrieben:Jesus ist mit gleicher Berechtigung der Sohn Gottes wie Herakles, Apollonius, Asklepios, Mithras, Dionysos oder sonst irgendwelche Vorlagen, oder eben auch nicht.
Das ist eine positivistische Deutung - das darf man ja, aber es hat nichts mit Wissenschaft zu tun.

sven23 hat geschrieben:Das ist die Aufklärung.
Deshalb wollte ich doch mal von Dir was hören außer Zitaten. - Ich weiss schon, was Hermeneutik in dem Sinne ist, wie wir es damals benutzt haben (H. wird sehr heterogen definiert, falls Du das nicht weisst). - Aber ich bin unsicher, wie Hermeneutik Teil einer Methodik sein könnte (ich kenne es nur so, dass Methodik ein Hilfsmittel für Hermeneutik ist) - irgendwas beißt sich da. - Deshalb wollte ich von Dir etwas Substantielles dazu hören.

sven23 hat geschrieben:Ist das nicht verständlich, wenn man sich in die Situation der Juden hineinversetzt?
Logisch.

sven23 hat geschrieben:Wie würde heute ein closs in ähnlicher Situation reagieren?
Entweder es würde es in meinem Kopf *blitz* machen (Paradigmen-Wechsel) oder nicht. - Aus den "Blitzern" entsteht dann eine neue Religion, wenn die anderen nicht mitziehen - das hat erstmal nichts mit "Fälschung" zu tun, sondern ist ein ziemlich normaler Vorgang.

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