sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben: …die von unterschiedlichen weltanschaulichen Vorannahmen ausgeht. In der Theologie, also der Lehre von Gott, kann der Glaube, dass es denselben gar nicht gibt, kein Monopol beanspruchen. Wie dieser Glaube mE auch in der Frage nach unserem Ursprung kein Monopol beanspruchen kann. "Intelligente Planung" oder "geistlose Zufallsentstehung", beides Vorannahmen die wahr sein können. Und sie können parallel existieren und führen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Und BEIDE Vorannahmen sind nicht falsifizierbar.
Die Nicht-Existenz des Spaghettimonsters ist auch nicht falsifizierbar. Erhöht das seine Wahrscheinlichkeit um einen Deut?
Nein. Nichtfalsifizierbarkeit erhöht die Wahrscheinlichkeit nie. Und die Nichtfalsifizierbarkeit eines Univerums, das sich wie ein Supermünchhausen am eigenen Schopf aus dem Urchaos gezogen haben soll, erhöht auch nicht dessen Wahrscheinlichkeit.
Ich glaube aber weder an ein Spaghettimonster, noch an ein sich selbst erschaffendes Universum. Ich glaube an eine Intelligenz, die alles hervorgebracht hat - und halte das für sehr plausibel.
sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Eine Absicht schickten antike Schreiber ihren Texten immer voraus, wie wir gesehen haben. Das hat aber eben überhaupt nichts mit "Lügenpropaganda" zu tun, wie du es gerne darstellen würdest.
Dafür gibt es keine Belege.
Wer spricht denn von
Lügenpropaganda. Es waren
Glaubenspropagandaschriften, bzw. Glaubenschriften, die Glauben wecken sollten.
Naja, wenn es deiner Meinung nach keine Lügen sind, dann ist ja alles gut!

Natürlich ist letztlich der Glaube entscheidend. Etweder der Glaube an "das heillose, trostlose, sinnlose Nichts" (Schmidt-Salomon) – oder der Glaube an einen intelligenten Schöpfer, den Gott der Liebe.
sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Nee, die "alberne Zufallstheorie" (wie Jakob von Uexküll sie nannte) kann vielmehr gar nicht als wissenschaftliche Theorie gelten (wie der Wissenschaftstheoretiker Kurt Hübner richtigerweise schrieb) weil sie in den entscheidenden Bereichen Erklärungen vermissen lässt.
Aha, die Evolutionstheorie ist also nach Roland keine wissenschaftliche Theorie.
Nee, nach Meinung des rennomierten Wissenschaftstheoretikers Kurt Hübner:
"Fassen wir zusammen: Die ET hat nicht den Rang einer echten wissenschaftlichen Theorie, weil sie für die Erscheinungen ihres Bereiches nur in sehr begrenztem Maße Erklärungen liefert (Selektion), gerade in ihrem wesentlichen Teil aber, der Entstehung des makrobiologisch Neuen, also der Evolutionsrichtung, solche vermissen lässt." (Kurt Hübner, Glaube und Denken: Dimensionen der Wirklichkeit 2004, S.56)
sven23 hat geschrieben:Roland hat geschrieben: Der Mensch steht also über allem. Obwohl er unbeabsichtigt und zufällig aus dem Nichts entstand - und doch nichts ist als schiere Materie - schuf er in seinem Geiste selbst Götter nach seinem Bilde. Welch wundersames Wesen, welch seltsame Kunde…
Wo siehst du da einen Widerspruch? Der Mensch kann durch Zufall enstanden sein, und sich dank seiner Vorstellungskraft ein Bild von der Welt machen. Und zu diesem Bild gehörten früher nun mal Götter, Geister und Dämonen.
Den Widerspruch sehe ich darin, dass dem angeblichen Ergebnis eines doofen Ellenbogen-Zufallsprozesses, das nichts weiter sein soll als pure Materie, Intelligenz und Moral so wichtig erscheint. Und dass es sich nach nichts mehr seht, als nach Liebe. Deshalb glaube ich: das ist unser Ursprung. "Gott ist Liebe" (1. Joh. 4,8).
sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Und immer wieder die Theorie, dass alles nur Lug und Trug sei,...
Nee, die Forschung hat gezeigt, dass es Unterschiede in der Authentizität gibt.
Es hilft ja nix, wenn man einen atheistisch- glaubensbasierten Exegesetypus "die Forschung" nennt. Es bleibt eben ein atheistisch- glaubensbasierter Exegesetypus. Authentisch ist hier nur, was methodisch-atheistisch ins Bild passt.
sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben: sven23 hat geschrieben: Ist nicht die Story, dass ein allwissender Gott den sündigen Menschen erschafft und zu seiner Rettung auf die Idee kommt, seinen unehelichen Sohn von denen, die errettet werden sollen, umbringen läßt, absurd?
Ja. Diese Story ist tatsächlich ein absurdes Zerrbild des christlichen Glaubens, an dem so gut wie alles falsch ist.
Aber im Grunde trifft dieser Plot den Kern des NT.
Er schießt vielmehr meilenweit vorbei. Und das weißt du auch, wenn du ehrich bist, sehr gut.
sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben: sven23 hat geschrieben: Auch Jesus stellte seinen unterpriviligierten Anhängern eine Belohnung in der neuen Ordnung in Aussicht. (Die Letzten werden die ersten sein...)
In Mt. 20, 16 geht’s aber gerade nicht um Lohn für unser Tun. Gerade dieses Wort von den Letzten und Ersten zeigt doch die Entkoppelung von Handeln und Lohn. Alle erhalten das Gleiche, unabhängig von der Leistung, die sie erbracht haben. Es gilt nur, DASS sie dabei waren im Weinberg.
Egal, ob durch Tun (verkaufe deinen Besitz und gib ihn den Armen) oder durch Glauben, die Belohnung wird in Aussicht gestellt.
Der reiche Jüngling wollte durch sein eigenes Tun vollkommen werden. Und Jesus sagt ihm: "Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!" Mt. 19, 21.
Aus eigener Kraft kann man zu Gott nur gelangen durch Vollkommenheit. "Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist." Mt. 5, 48
Dass das unmöglich ist, das zeigt Jesus dem Jüngling. All seine Moral bleibt letztlich doch unterm Strich. Deshalb sind wir allein auf Gottes Gnade angewiesen und die Motivation Gutes zu tun ist
Dankbarkeit für diese unverdiente Gnade.
sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben: sven23 hat geschrieben: Die Kirche hat dann zeitweise den Akzent auf die Bestrafung gelegt, weil sich mit der Angst davor gute Geschäfte machen ließen.
"DIE Kirche" hat das nicht getan. Obwohl es solche eigennützigen Falschauslegungen in der Geschichte zweifellos gegeben hat.
Die Kirche war nicht für den Ablasshandel verantwortlich?
Doch, das war so eine eigennützige Falschauslegung. Ich wehre mich nur gegen deine Pauschalierung. Die Christenheit, also die Kirche, ist nicht allein die mittelalterliche katholische Papst-Kirche. Der Ablasshandel hat ja, wie du weißt, Widerspruch in der Kirche hervorgerufen.
sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Er ist weder so entstanden, noch bezieht er einen humanistischen Wertekompass von seiner angeblichen Schöpferin, der Evolution. Sondern der heutige Mensch zehrt noch von der christlich/jüdischen Substanz, wie Habermas richtig sagt. Und je mehr diese zurückgedrängt wird, desto übler wird es werden. Bisher sind nur Ungeborenen vogelfrei, bald werden es dann die Alten und Schwachen sein. Nietzsches Konsequenz aus seinem Atheismus: "Die Schwachen und Mißratenen sollen zugrunde gehen, das ist der erste Satz unsrer Menschenliebe."
Das wäre dann eher der Rassenideologie der Nazis geschuldet. Davon haben wir uns doch, so hoffe ich, emanzipiert.
Die Rassenideologie der Nazis gründet eindeutig auf dem Darwinismus. Hab's dir ja neulich gezeigt:
Charles Darwin in "Die Abstammung des Menschen":
"Bei Wilden werden die an Körper und Geist schwachen bald beseitigt und die welche leben bleiben, zeigen gewöhnlich einen Zustand kräftiger Gesundheit. Auf der anderen Seite tun wir zivilisieten Menschen alles nur mögliche um den Prozess dieser Beseitigung aufzuhalten. Wir bauen Zufluchtsstätten für die Schwachsinnigen, für die Krüppel und Kranken. Hierdurch geschieht es, dass auch die schwächeren Glieder der zivilisierten Gesellschaft ihre Art fortpflanzen. Niemand, welcher der Zucht domestizierter Tiere seine Aufmerksamkeit gewidment hat, wird daran zweifeln, dass dies für
die Rasse des Menschen im höchsten Grade schädlich sein muss."
Folgerichtige Gedanken, wenn man glaubt, dass der Mensch nur ein bedeutungsloses Tier in einem gleichgültigen Universum ist, das sich in einem Prozess der Höherentwicklung befindet.
sven23 hat geschrieben: Roland hat geschrieben: Der Satz des Grundgesetzes "Die Würde des Menschen ist unantastbar" ist unmittelbar christlichen, nicht darwinistischen Ursprungs. Im Darwinismus macht er überhaupt keinen Sinn. Da ist der Mensch ein Tier, wie jedes andere, dem keine besondere Bedeutung zukommt.
Da liegt ein grundsätzliches Mißverständnis vor. Das Anerkennen der Evolution bedeutet doch nicht automatisch, das Recht des Stärkeren zur Geltung kommen zu lassen. Dank unserer kognitiven und sozialen Fähigkeiten sind wir in der Lage, diese Mechanismen ein Stück weit auszuhebeln.
Diese kognitiven und sozialen Fähigkeiten greifen eben auf absolute Werte zurück, die der Atheismus nicht generieren kann und der Darwinismus zweimal nicht. Und die im atheistischen Weltbild auch nicht garantiert werden können. Denn wenn man nur einpaar Jahrzehnte zur Verfügung hat und es am Ende völlig egal ist, wie man gelebt hat, dann ist das Naheliegenste und Logischste: Nützlichkeit, Pragmatismus und Genuss. Folgerichtig ist dann nur der Egoismus.
Ungeborene, die ungelegen kommen, Alte, Schwache, Kranke - all das ist nicht nützlich und dient nicht dem Genuss. Es gibt eigentlich nix, was in diesem Denken "die Würde des nutzlosen Menschen" garantiert - es sei denn, man sieht ihn als Geschöpf Gottes an.