Alles Teufelszeug? VIII

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Janina
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#701 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Janina » Di 16. Jan 2018, 15:34

closs hat geschrieben:Ist Theologie/Geisteswissenschaft nach Deiner Ansicht nun "Wissenschaft" oder nicht?
Mathematik ist eine Geisteswissenschaft, von der ich weiß dass sie eine Wissenschaft ist. Man kann auch etwas Neues herausfinden und auch hin und wieder echt überrascht werden. Falsifikation ist dort quasi zuhause. Über Theologie weiß ich nicht genug. Aber historische Quellen mit Ausgrabungen abgleichen ist sicher auch empirisch, oder nicht?

closs
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#702 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Di 16. Jan 2018, 17:41

Janina hat geschrieben:Aber historische Quellen mit Ausgrabungen abgleichen ist sicher auch empirisch, oder nicht?
NAtürlich - deshalb mein diesbezügliches Beispiel. - Aber das sind geisteswissenschaftliche eventuell wichtige, aber nie interpretativ entscheidende Dinge - also Periphärie.

Janina hat geschrieben:Mathematik ist eine Geisteswissenschaft, von der ich weiß dass sie eine Wissenschaft ist. Man kann auch etwas Neues herausfinden und auch hin und wieder echt überrascht werden.
Überraschungen gibt es auch in der Theologie - da kann man bspw. anhand einer neuen Quelle feststellen, dass (erfundendes Beispiel) sich Markus weit mehr als bisher gedacht kontemplativ geäußert hat und deshalb dem Johannes näher ist, als man jemals geahnt hat.

Allerdings wird man in der christlichen Theologie nicht zum Ergebnis kommen, dass Jesus lediglich ein Wanderprediger war und keine göttliche Person - das untersucht man genau so wenig wie die Mathematik das Axiom „Jede natürliche Zahl n hat genau einen Nachfolger n+1“ untersucht.

Und jetzt die Frage: Ist wissenschaftliches Arbeiten auf Basis von Setzungen wissenschaftlich? - Ich meine "ja", aber es wird oft bestritten.

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Münek
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#703 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Di 16. Jan 2018, 19:34

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Richtig - und da stehen den Exegeten nur die als authentisch eingestuften Worte Jesu SOWIE alttestamentliche, insbesondere prophetische Aussagen zur "Königsherrschaft Gottes auf Erden" - und sonst NICHTS zur Verfügung.
Das ist doch nicht die Frage!!!
Für Glaubensdogmatiker sicher nicht - aber die Berücksichtigung ALLER relevanten Fakten sind für eine sachgemäß durchgeführte historisch-kritische Exegese eine Selbstverständlichkeit und unerlässlich. Das Ausblenden missliebiger Fakten und Rosinenpickerei
stellen für seriöse Textinterpretation absolut KEINE Option dar.


closs hat geschrieben:Die Frage ist, wie man das interpretiert.
Über die Interpretationsfähigkeiten braucht Du Dir bei der universitären Standardexegese, die sich ausschließlich der historisch-kritischen Auslegungsmethode verpflichtet weiß, keinerlei Sorgen zu machen. Diese Leitexegese steht im Übrigen auch nicht der Versuchung, Bibeltexte um des Glaubens willen EISEGETISCH zu interpretieren.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nein - das ist keine hermeneutische Interpretation, sondern eine historisch-kritische Auslegung
Das ist doch dasselbe.
Nö - Du kannst doch nicht im Ernst eine glaubensgesteuerte, an kirchliche Dogmen gefesselte Auslegung und eine freie undogma-
tische wissenschaftlich-historische Exegese in einen Topf werfen. Naja - immerhin hat die glaubensdogmatische "Ratzinger-Exege-
se" an den theologischen Fakultäten aus gutem Grund KEINEN Fuß fassen können.


Dieses Unvermögen besagt eigentlich schon alles.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Zu den relevanten Fakten gehören auf keinen Fall Äußerungen der biblischen Textverfasser, soweit sie deren persönlichen Glauben an Gott und dessen irdisches Eingreifen widerspiegeln.
WAS gehört denn dazu?
Lege Dir endlich ein Lehrbuch der Exegese zu. Da findest Du die Antwort.

Auf keinen Fall haben biblische Glaubenszeugnisse der Textverfasser zu göttlichen Eingriffen ins Weltgeschehen wissenschaftlich-historische Relevanz.

closs
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#704 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Di 16. Jan 2018, 19:52

Münek hat geschrieben:Für Glaubensdogmatiker sicher nicht - aber die Berücksichtigung ALLER relevanten Fakten sind für eine sachgemäß durchgeführte historisch-kritische Exegese eine Selbstverständlichkeit und unerlässlich. Das Ausblenden missliebiger Fakten und Rosinenpickerei stellen für seriöse Textinterpretation absolut KEINE Option dar.
Richtig - warum betonst Du das ständig? - Das gilt doch genauso mehr oder wenig sowohl für theologische wie auch für historisch-kritische Auslegung. - Im übrigen: Definiere "relevant".

Münek hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Die Frage ist, wie man das interpretiert.


Über die Interpretationsfähigkeiten
Es geht nicht um "Fähigkeiten", sondern das "WIE".

Münek hat geschrieben:Du kannst doch nicht im Ernst eine glaubensgesteuerte, an kirchliche Dogmen gefesselte Auslegung und eine freie undogma-
tische wissenschaftlich-historische Exegese in einen Topf werfen.
Davon abgesehen, dass Dein Vergleich unrichtig ist: Du verwechselst "Hermeneutik" mit "Dogmatik" - das sind zwei vollkommen unterschiedliche Größen. - Auch die HKM hat eine Hermeneutik, sobald sie interpretiert.

Münek hat geschrieben:Auf keinen Fall haben biblische Glaubenszeugnisse der Textverfasser zu göttlichen Eingriffen ins Weltgeschehen wissenschaftlich-historische Relevanz.
Moment:
1) HKM interpretiert die Bibel aus Sicht der Verfasser (dieser Satz kam nicht von mir :angel: )
2) Aussagen der Textverfasser haben KEINE HKM-Relevanz

:?: :?: :?:

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Andreas
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#705 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Andreas » Di 16. Jan 2018, 20:10

Münek hat geschrieben:Nicht irgendeine Hermeneutik, sondern die überlieferten Worte Jesu zur unmittelbar bevorstehenden Gottesherrschaft bilden die Grundlage für die wissenschaftliche Jesusforschung (Textinterpretation).
Jetzt lass dich halt nicht dauernd bei deiner UNREDLICHEN, weil völlig verzerrenden Darstellung der Jesus-Forschung ertappen! :lol:

Jeder bis auf einer der 16 Paragraphen in Theißens Standardwerk der wissenschaftlichen Jesus-Forschung "Der historische Jesus" endet mit HERMENEUTISCHE REFLEXION oder mit ZUSAMMENFASSUNG UND HERMENEUTISCHE REFLEXION oder mit HERMENEUTISCHE ÜBERLEGUNGEN oder mit ZUSAMMENFASSENDE DARSTELLUNG UND HERMENEUTISCHE REFLEXION.

Das elfte Gebot vergessen? Du sollst dich nicht erwischen lassen! :thumbdown:

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Münek
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#706 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Di 16. Jan 2018, 22:14

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Du kannst doch nicht im Ernst eine glaubensgesteuerte, an kirchliche Dogmen gefesselte Auslegung und eine freie undogmatische wissenschaftlich-historische Exegese in einen Topf werfen.
Davon abgesehen, dass Dein Vergleich unrichtig ist.
Da zwischen kirchlich gebundener und autoritätsfreier Exegese ein Riesenunterschied besteht, ist mein Vergleich natürlich RICHTIG.

closs hat geschrieben:Du verwechselst "Hermeneutik" mit "Dogmatik" - das sind zwei vollkommen unterschiedliche Größen.
Nö - die Ratzinger-Exegese setzt die Übernahme der katholischen Glaubenslehre durch die Exegeten voraus. Diese kirchlichen Dogmen bilden die Basis für die Hermeneutik der "Kanoniker". So einfach ist das.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Auf keinen Fall haben biblische Glaubenszeugnisse der Textverfasser zu göttlichen Eingriffen ins Weltgeschehen wissenschaftlich-historische Relevanz.
Moment:1) HKM interpretiert die Bibel aus Sicht der Verfasser (dieser Satz kam nicht von mir :angel: )
Das ist richtig. Sie versucht das für den heutigen Leser verständlich herauszuarbeiten, was der Verfasser zum Ausdruck bringen wollte.

closs hat geschrieben:2) Aussagen der Textverfasser haben KEINE HKM-Relevanz.
Richtig - Glaubensaussagen der biblischen Autoren haben für die wissenschaftlich-geschichtliche "REKONSTRUKTION HISTORISCHER GESCHEHNISSE" keine Relevanz.

Bei der Kommentierung eines Paulusbriefes beispielsweise spielt die historische Komponente nur eine Nebenrolle.

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#707 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Di 16. Jan 2018, 23:00

Münek hat geschrieben:Da zwischen kirchlich gebundener und autoritätsfreier Exegese ein Riesenunterschied besteht, ist mein Vergleich natürlich RICHTIG.
Du bist voll im ideologischen Denken drin. - JEDE Hermeneutik und Methodik ist insofern "autoritär", dass man sich an sie zu halten hat.

Münek hat geschrieben:Nö - die Ratzinger-Exegese setzt die Übernahme der katholischen Glaubenslehre durch die Exegeten voraus. Diese kirchlichen Dogmen bilden die Basis für die Hermeneutik der "Kanoniker". So einfach ist das.
Auch wieder ideologisch gedacht:
1) Dogmen sind FOLGE der Auslegung und nicht Voraussetzung.
2) Es gibt kein Dogma, das historisch-kritisch falsifiziert werden könnte. - Da gibt es keine Berührungspunkte.

Münek hat geschrieben:Sie versucht das für den heutigen Leser verständlich herauszuarbeiten, was der Verfasser zum Ausdruck bringen wollte.
Das ist ok, wenn man es so sagt. - Andere Exegesen nehmen Jesus selbst in den Fokus - sie nehmen als den Verfasser ernst, machen ihn aber nicht zum Entscheider.

Münek hat geschrieben: Glaubensaussagen der biblischen Autoren haben für die wissenschaftlich-geschichtliche "REKONSTRUKTION HISTORISCHER GESCHEHNISSE" keine Relevanz.
Davon abgesehen, dass ich Dir insofern zustimme, dass auch da andere Exegesen den Verfasser zwar ernst nehmen, ihn aber nicht zum Entscheider machen: Worauf bezieht sich dann die HKM, wenn nicht auf die Verfasser?

Münek hat geschrieben:Bei der Kommentierung eines Paulusbriefes beispielsweise spielt die historische Komponente nur eine Nebenrolle.
Richtig.

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#708 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Di 16. Jan 2018, 23:06

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Für Glaubensdogmatiker sicher nicht - aber die Berücksichtigung ALLER relevanten Fakten sind für eine sachgemäß durchgeführte historisch-kritische Exegese eine Selbstverständlichkeit und unerlässlich. Das Ausblenden missliebiger Fakten und Rosinenpickerei stellen für seriöse Textinterpretation absolut KEINE Option dar.
Das gilt doch genauso mehr oder wenig sowohl für theologische wie auch für historisch-kritische Auslegung.
Die "theologische Auslegung" hat damit gewiss NICHTS am Hut. Wer schießt sich schon gern selbst ins Knie?

Die Ausführungen von Klaus Berger in seinem Buch "Die Bibelfälscher" und von Joseph Ratzinger in seinem Jesusbuch zeigen deren Unredlichkeit auf. Berger ignoriert 99 Bibelstellen und führt nur EINE Bibelstelle auf, um den Konsens der Exegeten über Jesu Irrtum zu widerlegen. Das Dumme ist nur, dass die von ihm angeführte Bibelstelle ("Wahrlich, es stehen einige hier, die den Tod nicht schmecken werden, bis...") genau Jesu Irrtum bestätigt.

Ratzinger scheut die sachliche Auseinandersetzung mit den Exegeten und zieht sich mit folgendem feigen und unehrlichen Spruch aus der Affäre: "Das sieht man daran, dass die Vertreter der apokalyptischen Auslegung von Jesu Reichsbotschaft (im Sinne der Naherwartung) ihm einfach von ihrem Maßstab her einen Großteil seiner Worte zu diesem Thema absprechen und andere gewaltsam zurechtbiegen müssen." (Bd. 1, S 87,88)

Ratzinger lügt.

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Münek
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#709 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Di 16. Jan 2018, 23:10

Andreas hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nicht irgendeine Hermeneutik, sondern die überlieferten Worte Jesu zur unmittelbar bevorstehenden Gottesherrschaft bilden die Grundlage für die wissenschaftliche Jesusforschung (Textinterpretation).
Jetzt lass dich halt nicht dauernd bei deiner UNREDLICHEN, weil völlig verzerrenden Darstellung der Jesus-Forschung ertappen! :lol:

Jeder bis auf einer der 16 Paragraphen in Theißens Standardwerk der wissenschaftlichen Jesus-Forschung "Der historische Jesus" endet mit HERMENEUTISCHE REFLEXION oder mit ZUSAMMENFASSUNG UND HERMENEUTISCHE REFLEXION oder mit HERMENEUTISCHE ÜBERLEGUNGEN oder mit ZUSAMMENFASSENDE DARSTELLUNG UND HERMENEUTISCHE REFLEXION.

Das elfte Gebot vergessen? Du sollst dich nicht erwischen lassen! :thumbdown:
Nun reg´Dich mal wieder ab und versuche herauszufinden, was der Begriff "Hermeneutik" eigentlich bedeutet.

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Andreas
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#710 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Andreas » Di 16. Jan 2018, 23:29

Mir schlafen gleich die Füße ein, vor lauter Aufregung. Nee, ich amüsiere mich grad köstlich.
Münek hat geschrieben:Nicht irgendeine Hermeneutik, sondern die überlieferten Worte Jesu zur unmittelbar bevorstehenden Gottesherrschaft bilden die Grundlage für die wissenschaftliche Jesusforschung (Textinterpretation).
Das wird dir bestimmt auch gefallen:
Conzelmann/Lindemann, deine anderen wissenschaftlichen Vorzeige-Neutestamentler schreiben doch tatsächlich im "Arbeitsbuch zum Neuen Testament":
Ziel der Exegese ist das Verstehen des Textes. Dem vorausgehen muss jedoch die Frage, welchen Bedingungen Verstehen grundsätzlich unterworfen ist. Die allgemeine Lehre vom Verstehen heißt Hermeneutik. Die Hermeneutik als Methode ist notwendig, weil Text und Leser einander niemals unmittelbar begegnen, sondern immer durch einen zeitlich oder sachlich bedingten Abstand von einander getrennt sind.
Und das schon auf Seite 1 des so oft von dir zitierten Buches. Peinlich, peinlich.

Wie war das noch? Was hast DU verzapft? Ach ja:
Münek hat geschrieben:Seriöse Textauslegung hat nichts mit dem Glauben und der Hermeneutik des Exegeten zu tun.
Au, weia. Weit gefehlt!

Glaub mir, ich kann noch lange so weitermachen ... Hier bei mir steht noch so einiges rum, an wissenschaftlicher Literatur zur Jesus-Forschung, zur Historisch-Kritischen Methode HKM, zur wissenschaftlichen Bibel-Exegese und zur Hermeneutik, und weil all das so anders ist, wie du das fälschlicherweise immer darstellst, um es für deine ideologischen Zwecke zu missbrauchen, gibt es auch noch so vieles, was ich zitieren kann, um deine Unredlichkeit zu beleuchten ...

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